Hallo, * Gerhard Kugler <g.w.kug...@posteo.de> [2017-01-04T17:06+0100]:
> Bis jetzt leider nicht. Vielleicht deshalb, weil der Artikel und dein > ergänzender Beitrag schon den Konsens hier darstellt. Ich seh das anders. Eine Vergesellschaftung wie im Artikel vorgeschlagen ist bestimmt nicht die Lösung, sondern verschlimmert das Problem nur. Implementation bzw. Zentralisierung von Kontroll-/ Überwachungsmechanismen, und nichts anderes ist das Ziel des Autors, verbilligt Mißbrauchsmöglichkeiten und erhöht die Sollbruchstellen. Wer überwacht die Wächter? Betrachtet man existierende Beispiele, ist es ja nicht so, dass diese übermäßig effizient sind, bzw. sich auch nur annähernd wie in linken Theorien verhalten. Die UN-Organisationen haben zwar im internationalen System eine wichtige Funktion, aber eben nicht als Weltregierung, sondern sie stellen das Forum bereit, in dem sich die Staaten dieser Welt friedlich über ihre verschiedenen Ansichten austauschen können. Die EZB versenkt mit vollen Händen das Geld anderer Leute und drückt einen ganzen Kontinent an den Rand des wirtschaftlichen Ruins - Entscheidungen einer kleinen Anzahl an Menschen. Die EU (Kommission, EUParl) fühlt sich ebenso verantwortlich für die Geschicke des Kontinents und bietet so Interessengruppen jeglicher Coleur den Service, nur auf ein paar wenige Menschen "in Brüssel" einwirken zu müssen um in der Fläche präferierte Konstellationen zu bewirken. Landtage, Kreistage und andere für den Bürger deutlich greifbarere Organisationsformen für res publica bleibt schon seit Jahren nur noch das Durchwinken der Brüsseler Entscheidungen. Es ist noch nichtmal ein Geheimnis, dass in den Bundesministerien teilweise Referentenstellen extern durch einen z.Bsp. Industrieverband finanziert werden, bzw. Gesetzesvorlagen via outsourcing von Anwaltskanzleien vorbereitet werden (im Rahmen von Gutachten z.Bsp.). Dort, wo sich Macht konzentriert, wird auch der Hebel angesetzt werden, diese Macht für die eignenen Interessen nutzbar zu machen. Warum sollte es einer "Daten-UNO" / "internationale[n] Daten-Überwachungsagentur" anders ergehen? Noch dazu, wenn diese Zugriff auf den Suchalgorithmus von Google hätte? (Das ist doch der heilige Gral der IT-Branche und mindestens jeder Mitbewerber würde alles für einen Zugriff darauf geben, von verschiedenen Staaten gar nicht zu sprechen). Umverteilungsprobleme. Da wo Geld ist, kommt auch Geld weg. Selbst in .de geht die öffentliche Hand sehr locker mit den "Einnahmen" um, wie man jedes Jahr den Berichten des Bundesrechnungshofes, Bund der Steuerzahler etc. entnehmen kann. EU-weit sieht es noch finsterer aus und mit Griechenland will ich da gar nicht erst anfangen. Ein slowakischer EU-Parlamentarier hat vor einiger Zeit mal einen Zusammenhang zwischen EU-Fördermitteln und Korruption in seinem Land aufgezeigt, da es sich faktisch um herrenloses Geld handelt, welches von oben auf die Hierarchie im Land gegossen wird. Und dabei bleibt halt an vielen Ecken viele kleine Summen hängen und Korruption wird erst ermöglicht. Im übrigen auch sehr gut nachzuvollziehen am Entwicklungshilfe vs. direkte Rücküberweisungen von Migranten. In jeder größeren Organisation, I(N)GO etc, gibt es Verteilungskämpfe, die erstmal aufgelöst werden müssen, bevor es dann zur Sache geht. Die FAZ hat dazu unlängst mal einen Blick auf den mühsamen Weg hin zu einer UN-Resolution geworfen [1]. Warum sollte es einer globalen Daten-Überwachungsagentur anders ergehen? Kosten. Ich habe kein Problem mit den polemisch als "Steuertricks" bezeichneten Strategien der Unternehmen, ihre Produkte dem Verbraucher möglichst günstig zur Verfügung zu stellen. Jede weitere Abgabe werden die Unternehmen an die Konsumenten weitergeben, abgesehen davon, dass es sicherlich auch Möglichkeiten geben wird, diese ganz zu umgehen (siehe "Steuertricks"). Abgesehen davon werden ja generell schon jede Menge Einnahmen von Unternehmen indirekt via Arbeitgeber an den Staat abgedrückt (Lohnsteuer, Mineralölsteuer, Mehrwertsteuer etc. etc.). Zentralisierung schafft mehr Probleme als sie vorgibt zu lösen und Kollektivierung war noch nie eine gute Idee - da bleibt der Mensch als Individuum auf der Strecke und wird zum austauschbaren Rad in den großen Maschinen der "allgemeinwohlverpflichteten" Organisationen. Die vom Autor vorgeschlagenen Lösungen haben darüber hinaus in zahlreichen anderen Kontexten immer und immer wieder nicht so funktioniert, wie er sich das für diesen Fall ausmalt. mfg Thomas [1] http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/diplomatensprache-bei-der-un-14598214.html PS. Darüber hinaus ist die Argumentationskette Kartell doch sehr stark verkürzt und hat ein bischen was von Verschwörungstheorie ala Rothschild - alle diese Unternehmen stehen im Konkurrenzkampf miteinander und würden kaum eine Gelegenheit verstreichen lassen, sich einen Vorteil gegenüber den Mitbewerbern zu verschaffen. (Analog zum Bierkartell, das ja krachend auseinander geflogen ist, weil AB Inbev als Kronzeuge die Konkurrenz eiskalt auflaufen lassen hat.) _______________________________________________ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de