# Jan P. [2017-03-29 11:16 +0200]:
Um auch mal auf deine eigentliche Frage einzugehen: Meiner Meinung nach ist es immer dann legitim, wenn dadurch mehr Menschen Nutzen ziehen als Schaden nehmen. Beispielsweise erzwingt die GPL ja eine Offenlegung von verändertem Quellcode (sofern das Programm veröffentlicht wird). Das ist ja bereits eine Einschränkung meiner Freiheit. Ich habe Code geschrieben und MUSS ihn veröffentlichen. Frechheit! Da hier aber »parasitärem« Verhalten ein Riegel vorgeschoben wird, ist diese Einschränkung meiner Freiheit legitim.

Naja, so einfach ist das nicht. Wenn Du bestehenden GPL-Code veränderst,
bist Du nach der GPL keineswegs dazu gezwungen, den Code offenzulegen.
Erst wenn Du das veränderte Programm veröffentlichst (auch wenn Du es
nur einem Freund weitergibst), musst Du die tradierte Freiheit des
Empfängers, den Code einzusehen, respektieren.

Ein anderes Beispiel wäre ein Verbot zur militärischen Nutzung von Code. Auch wenn mir die FSF (und vielleicht auch die FSFE) hier nicht zustimmen mag, meiner Meinung nach wäre auch das eine weitere legitime Einschränkung der Freiheit.

Die vielmals diskutierte "military use clause" ist in der Theorie
vielleicht gut begründbar, aber praktisch extrem heikel umzusetzen. Wie
kann man militärischen Nutzen definieren, ohne sich etwa in die recht
stabile GPL eine riesige Backdoor einzupflanzen. Ist
Verschlüsselungstechnik nicht militärisch? GPS-Funktionen? Auch
genaues Kartenmaterial war bereits im Kalten Krieg ein hochsensibles
militärisches Gut.
Ich kann dazu einen Podcast mit Matthias und den begleitenden Blogpost
empfehlen: https://wiki.fsfe.org/Advocacy/Audio#A2015 (erster Punkt).

Viele Grüße
Max

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Max Mehl - Free Software Foundation Europe - Program Manager
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