Am 15.08.2017 um 16:58 schrieb WoRomey: > Hallo, > > Univention hat kürzlich eine aus meiner Sicht sehr sinnvolles Konzept zur > Digitalisierung der Bildung vorgestellt: > > https://www.univention.de/2017/08/univention-stellt-konzept-zur-digitalisierung-der-bildung-vor/ > > Das Konzept bezieht sich allerdings auf die Infrastruktur. Eine > "Digitalisierung der Bildung" gibt es nicht, es geht vielmehr um Lernen mit > digitalen Werkzeugen. > > Dennoch lohnt diese Initiative vielleicht die erneute Diskussion darüber, > warum der Einsatz Freier Software im Bildungsbereich sinnvoll oder sogar > notwendig ist.
Was bedeutet im Kern eine medienkritische Bildung Viele Ausbilder im Lehrerberuf unterscheiden für die Arbeit in Schule und Ausbildung den Gegenstand von einem oder vielen möglichen zugehörigen Themen. An einem Beispiel erklärt: Alle Bildungspolitiker jedweder Couleur stimmen vermutlich sofort darüber überein, dass Medien Gegenstand von Bildung sein sollten. Aber welche *Themen* an diesem Gegenstand fest gemacht werden sollten, darüber herrscht nahezu grundsätzliche Uneinigkeit. Würde man dieser Frage nämlich nachgehen, müsste die viel diskutierte Frage nach der Rolle von Software, auch Freier Software in den Bildungseinrichtungen ungefähr so lauten: Was genau ist an konkret welcher Software (im Prinzip - redet man über Nachhaltigkeit/Obsoleszenz - auch an welcher Hardware) "bildsam oder bildungswürdig"? Welche Eigenschaften genau qualifizieren sie als THEMA für welches Fach, welche Schulstufe. Und für uns darüber hinaus interessant: Was genau ist das "plus X" FÜR *Freie* Software? (NB: Hier helfen allgemein politische Aussagen über die Werthaftigkeit und mögliche Vorzüge Freier Software solange nichts, als es keine politisch verantwortete Konzepte gibt, die für mich derzeit bei keiner der politischen Parteien erkennbar ist.) Wir erinnern uns: Die Organisation für "wirtschaftliche" Zusammenarbeit (OECD) mussten den Schulen sagen, was sie tun sollten. Wir kennen diese "Mitteilungen" als PISA-Studien. Die Überheblichkeit wirtschaftsorientierter Vorgaben für die Schulen hat die Industrie- und Handelskammern sicherlich erfreut, zur Themenfindung für den Gegenstand Medien hat sie nichts beigetragen. Versuchen wir mal ein Beispiel: Politisch und gesellschaftlich gesehen besteht *ein* Nutzen Freier Software in seiner Quelloffenheit. Jeder, der kann und will darf die Quellen nach Belieben studieren, daran lernen und auch ändern. (Mal nebenbei: Stellen wir uns mal kurz vor, die Steuersoftware zur Abgasthematik in den PKWs wäre quelloffen gewesen). Für welches Fach, welche Stufe könnte darin ein Thema liegen. Alle Fächer, die mit gesellschaftlichen und politischen Fragestellungen (etwa Geschichte, Soziologie, Religion) zu tun haben, könnten davon Gewinn ziehen. Im Fach Deutsch könnte die sprachlichen Glättungsversuche (Beispiel Dieselabgase und ihre öffentliche Besprechung) interessant werden. Und schon sehen wir: Nicht die Quelloffenheit ist hier das Entscheidende, sondern die Perspektive, mit der sie im Unterricht didaktisch aufgearbeitet wird. Folgerung: Solange die Verfechter Freier Software nicht lernen, sich dieser Thematik unter der Perspektive der Didaktik anzunehmen, werden alle Forderungen - so richtig und wichtig sie auch sein mögen - an Bildungseinrichtungen ins Leere laufen. Hier lauert Arbeit! -- Freundliche Grüße | Diese Nachricht wurde mit Wolf-Dieter Zimmermann | Freier Software gesendet E: wd.zimmerm...@posteo.de | U: netzwerk-bildung.net _______________________________________________ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de