Am 31.08.2017 um 15:56 schrieb WoRomey:
> > Da hat sich was geändert. Früher (wenn der Senator erzählt) waren Ziel der > Allgemeinbildenden Schule Bildung und Mündigkeit und nicht > Berufsvorbereitung. Da würde ich Dir widersprechen wollen. "Leben" war historisch viel stärker "Berufsleben" als heute. Schulen heißen nur deshalb "allgemeinbildend", weil diese Schulen nicht auf einen speziellen Beruf vorbereiten (wie die "Berufsschulen"), sondern die Kompetenzen vermitteln sollen, die in allen Berufen (der jeweiligen "Stufe") tunlich sind. "Lernen" wurde noch nie als zweckfreier Erkenntnisgewinn staatlich gefördert. "Alternative" Schulen erhalten staatliche Förderung nicht, weil die Kinder dort "glücklicher" sind, sondern nur dann, wenn sie bessere "Ergebnisse" erzielen. Demgemäß werden Methoden, die dort entwickelt worden sind, nur sehr selektiv in das staatliche Schulsystem übernommen. Ein schönes Beispiel ist der Zweck der Einführung der allgemeinen Schulpflicht in Preussen. Da ging es nicht um "Mündigkeit" (vor allem nicht gegenüber "Thron und Altar"), sondern darum, die männlichen Kinder aus Fabriken und Bergwerken fernzuhalten, weil dies die Tauglichkeitsquote erheblich minderte. Hinsichtlich der Mädchen spielte dann eher die Geburtenquote eine Rolle, die eben auch "strategische Bedeutung" hatte. Und "Mündigkeit" kann eben unschwer auch als Berufstauglichkeit verstanden werden, denn vor allem der, der nicht in der Lage ist, einem Erwerb nachzugehen, ist auf staatliche oder soziale Hilfe und Unterstützung existentiell angewiesen. Lehrer wollen auch nicht unbedingt mündige Schüler, denn die sind anstrengender. "Erziehung zur Mündigkeit" ist ein ziemlich altruistisches Ziel (aus Sicht der Erziehenden), wobei man die dazugehörige geistige Verfassung leider nicht (mehr) allgemein voraussetzen kann. Im Übrigen: Vertiefte Bildung und Mündigkeit sind auch die > beste Vorbereitung auf die Berufstätigkeit. > Diese Erkenntnis hat wohl aber noch nicht alle Arbeitgeber erreicht. > > Es geht ja nicht nur um Freiheit. Es geht, wie Du ja auch weißt, auch um > Soziale Gerechtigkeit (Hallo Herr Schulz) und Gleichartigkeit der > Lebensverhältnisse, die man nur mit Freier Software fördern kann. Schule muß > daran aktiv arbeiten. > <ironie>Wer will denn schon soziale Gerechtigkeit?</ironie> Die herrschenden Kreise doch sicherlich nicht, denn dann müssten sie teilen. Eltern auch nicht, denn sie wollen "nur das Beste" für _ihr_ Kind und da ist der "Mit-"Schüler nur ein Konkurrent. "Soziale Gerechtigkeit" fordern nur die Marginalisierten, und die werden nur beachtet, wenn sie entweder stören oder man ihre Unzufriedenheit instrumentalisieren kann und will. Solidarität in einer Leistungsgesellschaft, wo gesellschaftlich akzeptiert "fördern und fordern" in einem Atemzug genannt werden, ist eine ziemlich romantische Erwartung. Aktivisten Freier Software sind sicherlich auch, jede(r) in einem gewissen Maße, romantische Altruisten. Konfrontiert mit einem Wirtschafts- und Gesellschaftsystem, das sich auch in seinen "Bildungseinrichtungen" aktualisiert und welches eben anders geartet ist, führt dies zu enormen Stress. Wenn jetzt kein Widerspruch kommt ... Gruß Michael
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