Hallo zusammen,

Am Dienstag, den 24.07.2018, 08:57 +0300 schrieb Luc Saffre:
> Danke für die Ausführungen und sorry dass ich nicht selbst auf diesen
> Aspekt gekommen war. Oje, jetzt erst wird mir der Umfang des Problems
> bewusst. Stimmt, deshalb können viele nicht mit meiner Petition
> einverstanden sein! Deshalb habe ich als Software-Entwickler letzten
> Endes die BSD und nicht die GPL gewählt! 
> 
> Ja, das ist der Punkt, wo ich aufhöre, mit Richard Stallmann
> einverstanden zu sein : ich habe im Gegensatz zu ihm nicht das
> Bedürfnis, andere daran zu hindern, mein Werk potentiell auch für
> Dinge zu benutzten, die mir nicht passen. Das ist Sache der anderen
> Benutzer und ggf die der Polizei.  Aber ich als Autor fühle mich
> nicht verantwortlich für potentielle unmoralische Nutzung meiner
> Arbeit durch andere. 

Das ist bei Software unter schützenden Lizenzen (GPL & Co.) nicht
anders. Immer wieder gibt es Versuche, "freie" Lizenzen zu kreieren,
bei denen Atomwaffentests, Tierversuche, Menschenhandel o.ä.
ausgeschlossen werden sollen. Das passt nicht zusammen.

> Mir ist es egal, wenn es auch unfreie Software gibt. 

Vielen anderen nicht. Siehe unten.

> Mein Problem ist, dass diese unmoralische Tätigkeit sogar noch vom
> Staat unterstützt wird.

?

> Und ich finde auch nicht, dass die Situation der Nutzer arg
> verschlechtert wird, wenn sie nur eine kompilierte Variante eines
> ursprünglich freien Werks bekommen. Das ist wie mit der Wurst : Kein
> Endbenutzer einer Wurst will beim Konsumieren derselben wissen, wie
> die gemacht worden ist.

Das geht am Kern der Sache vorbei.
Wenn mir die Wurst bei Metzger A nicht schmeckt (oder ich vermute, dass
die Herstellung mir nicht passt), hole ich sie von Metzger B, kein
Problem.
Bei Software ist die Sachlage anders:
Wenn ich mein Unternehmen von einer Software abhängig mache, bin ich
auf Gedeih und Verderb darauf angewiesen, dass ich diese weiter
beziehen kann. Es gab schon X erfolgreich vermarktete Programme, die
dann plötzlich von Mitbewerbern aufgekauft und eingestellt worden sind.
Bei Freier Software habe ich in diesem Fall immer noch die Möglichkeit,
mich mit anderen Unternehmen zusammenzutun um diese weiter zu
entwickeln. Bei proprietärer Software besteht diese Möglichkeit nicht.

>  Wenn alle relevanten Details über das Produzieren von Würsten
> bekannt wären, würden viele Leute Vegetarier. Bei Facebook ist das
> wahrscheinlich nicht anders.
> 
> Ja, ohne Copyright gibt es kein Copyleft mehr. Viele Anwälte müssen
> dann neue Tätigkeitsbereiche wählen. Aber keine Sorge, es wird immer
> genug Arbeit geben.

Da Unternehmen, die ihr Wissen schützen möchten, dies weiterhin tun
werden, würde dann die Patentschiene viel ausgiebiger gefahren werden.
Ich zumindest möchte das nicht.
Das soll nicht bedeuten, dass ich das Copyright-Wesen für ideal halte,
aber man sollte sich über Konsequenzen von Alternativen klar sein.

Meine 2 ¢
Michael

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