Hallo froehliche diskutanten,

ich adressiere im CC auch Luc, weil so frei die FSFde doch nicht ist, wie sie vorgibt. Er koennte dann einfach in einer antwort meine antwort weitergeben.

Nach wie vor stimme ich Luc zu, dass es nur um die konstruktion von "privatem geistigen Eigentum" geht. Unabhaengig von den konkreten ausformungen. Auch das "Markenrecht" ruht darauf.

Der hinweis von Michael Kesper ist voellig richtig, dass eine gewuenschte einschraenkung der anwendung notwendig erstmal einen privaten Besitzanspruch vorraussetzt, der ueber staatskonstrukte gewaehrt wird, um dann selektiv nutzungsrechte zu verteilen.

Bjoern schreibt:
"Ganz abgesehen davon denke ich dass das Urheberrecht durchaus positive Aspekte hat, z.B die Autorschaft."

Da sollten wir aber schon genau hinsehen, wer alles zur autorenschaft gehoert. Und da bleibt fuer den jeweiligen "letzten autor" nicht mehr viel uebrig.

Ganz abschweifig wird es, wenn ich den text einer software trenne von seiner konkreten anwendung auf einer bestimmten ISA (Instruction Set Architecture). Das mag ja fuer manche wichtig sein, ist aber in diesem zusammenhang voellig irrelevant. Weil zur anwendung kommen die inneren strukturen und algorithmen, die im text enthalten sind und kein eigenleben fuehren. Und wer nun da alles zur autorenschaft gehoert, zeigt uns, wie wenig wir eigentlich dazu beitragen. Ausser vielleicht, von diesem und jenem etwas miteinander zu vermischen.

Und da unser text, auch Source Code oder Quellen Code genannt, sich immer auf eine allgemeine architektur der datenverarbeitung bezieht, um sie zu nutzen, dann sind ploetzlich alle die hiwi's schon von John Neumann, derer er sich bediente, auch teil. Und es findet kein ende.

Auf der resultatebene der symptome laesst sich nicht stabil aufsetzen. Deswegen wird auch so eine riesige propagandaschlacht um "geistiges Eigentum" gefuehrt. Waere es so eindeutig nachvollziehbar waere, gaebe es diesen aufwand nicht.

mit lieben gruessen, willi


Am 24/7/2018 um 10:07 schrieb Bjoern Schiessle:
Hallo,

On Tue, 24 Jul 2018 12:20:27 +0300 Luc Saffre wrote:

Stallman sagt ja eigentlich auch
<https://www.gnu.org/philosophy/not-ipr.html.en>, dass geistiges
Eigentum eine Illusion ist.

Ich glaube hier liegt ein Irrtum vor. Richard Stallman spricht sich in
dem von dir genannten Artikel gegen den Sammelbegriff "Geistiges
Eigentum" aus, da es sehr viele sehr unterschiedliche Monpolrechte
(Urheberrecht, Patentrecht, Markenrecht, Geschmacksmuster,...)
vermischt und es so unmöglich macht über diese sehr unterschiedlichen
Rechte differenziert nachzudenken und zu diskutieren.

Dieses Problem sieht man auch an deiner Petition, da es zumindest für
mich schwer zu sagen ist was du genau abschaffen willst. Vom Text und
der Diskussion hier würde ich auf Urheberrecht und Patentrecht
schließen. Willst du auch das Markenrecht abschaffen? Kann man das
alles in einer Petition und unter einem so generischen Begriff
überhaupt sinnvoll diskutieren?

Dass solche weltweiten Monopole entstehen konnten und
kaum mehr kontrollierbar sind, liegt vor allem daran, dass geistiges
Eigentum als Kapitalanlage genutzt werden kann. Deshalb ist m.E. das
Konzept des geistigen Eigentums die Wurzel des Übels, während die
Diskussion um Freie Software eher ein Symptom ist.

Das Urheberrecht, nenne wir es ruhig beim Namen, ist sicher etwas das
diese Monopolbildung Unterstützt. Wie Michael Stehmann aber in einer
seiner Mails in diesem Thread sehr schön ausgeführt hat, ist Software
ein Sonderfall unter allen urheberrechtlich geschützten Werken. Die
Möglichkeit den Quellcode und den ausführbaren Code zu trennen, sprich
nur den Binärcode, nicht aber den Quellcode zu veröffentlichen ist ein
wesentlicher Bestandteil dessen was eine Monopolbildung möglich macht.

Genau diese Möglichkeit würde aber ohne Urheberrecht weiter bestehen.
Ja, man könnte die Software beliebig kopieren und bis zu einem gewissen
Grad mittels Reverse Engineering versuchen Schlussfolgerungen auf den
Quellcode zu ziehen. Die Abhängigkeit was die Weiterentwicklung,
Korrektur von Fehlern und Sicherheitslücken und große Teilen des
Supports angeht wäre aber mit oder ohne Urheberrecht ähnlich groß. Von
daher glaube ich das man Freier Software einen Bärendienst erweisen
würde, wenn man das Urheberrecht komplett abschaffen würde.

Ganz abgesehen davon denke ich dass das Urheberrecht durchaus positive
Aspekte hat, z.B die Autorschaft. Das ich als Autor also ein Recht habe
mit meinem Werk in Verbindung gebracht zu werden, auch wenn ich es als
Freie Software oder unter einer Creative Commons Lizenz veröffentliche.
Ich denke das ist ein wichtiges Mittel um sowohl eine Reputation
aufzubauen als auch um Verantwortlichkeiten klar darzustellen.

Viele Grüße,
Björn

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