Moin, danke für die Gedanken. Derzeit sehe ich indes nicht, wo Deine Weltsicht optimistischer ist als meine:
Am Donnerstag, den 10.10.2019, 18:44 +0200 schrieb Ilu: > gezwungen werden, obwohl sie das nicht wollen. Letztens ein ganzes > Barcamp voller Sozialarbeiter, die an Whatsapp verzweifeln - keiner > will das nutzen (es ist auch strafbar!), aber anders sind die > Klienten ncht zu erreichen. Das Problem ist allen bewußt, aber es > gibt kein Geld und kein Personal für Lösungen. Richtig. An Leuten, die grundsätzlich Freie Software nutzen *wöllten*, herrscht auch in meinem Umfeld kein Mangel. Aber am Ende ist es hier wie bei Deinem Umfeld: Es gelingt nicht. Jeder hat irgendein Stück proprietärer Software, auf das zu verzichten unmöglich ist. Im schlimmsten Fall zieht das Kreise: Funktioniert etwa ein Tool wie WhatsApp auf einem Android-Gerät ohne Google-Apps / Play Services? > > Gerade in dem Bereich kann die Lösung nur vom Staat kommen. Es > fehlen freie, kostenlose Serverdienste. In SH bewegt sich etwas, > solange wir die derzeitige Regierung behalten, aber es geht nicht > schnell genug. > Freie *und* kostenlose Serverdienste sind je nach Perspektive eine Erfindung der werbe- und trackinggetriebenen Industrie oder eine Illusion und leider etwas, dem die SoftwareLibre-Community aus meiner Sicht durch unsauberen Umgang mit den Begrifflichkeiten ("gratis" vs. "libre", wir kennen das ja) eher Vorschub leistet. Siehe f-droid: Kern- Argument sollte sein, daß die Apps "Frei" (Libre) sind, aber im Endeffekt erscheint in jedem zweiten Bericht f-droid als ein App-Store voller Software, die "frei" (gratis) und zudem tracking-frei ist. Das, was Du meinst, sind Server bzw. ist Infrastruktur die bereitzustellen oder zumindest zu unterstützen der Staat als seine Aufgabe betrachten sollte. Wäre ich sofort dafür - aber Du hast ja zu Recht festgestellt: Zu langsam, zu wenig. > > Gerade das Handy bietet Möglichkeiten. Free your Android war > richtig, aber für den Einzelnen ist das zu kompliziert - Reparatur- > Cafes zB müßten sowas als Service mit anbieten. Oder Secondhand- > Shops. > Und dann? Dann hast Du Android-Devices. Ob Android "Libre" ist, darüber kann man, glaube ich, trefflich streiten, ebenso über die Frage, ob ein Android ohne Google-Dienste auch nur annähernd die Leistungsfähigkeit wie mit ebendiesen bieten kann. Am Ende des Tages bleibt Hardware, auf die nur mit viel Aufwand (und explizit gegen Sicherheitsmechanismen des Herstellers) teils recht wackelige, teils massiv mit unfreien Blobs beladene Alternativ-Software aufgespielt werden kann, immer unter dem Risiko, das Gerät eventuell so zu beschädigen, daß es teilweise oder vollständig irreparabel unbrauchbar wird. Und selbst wenn Du diese Hürde erfolgreich genommen hast, hast Du unter dem Android noch ein Baseband-System, das komplett proprietäre Blackbox und gänzlich außerhalb Deines Einflussbereichs ist. Mobilgeräte, die sich ausschließlich mit Software Libre betreiben lassen, sehe ich derzeit nicht, zumindest nicht in größerer Verbreitung. Am Ende kann ich an der Oberfläche etwas mit "Freier Software" herumspielen, was aber nicht wirkungsvoller oder nachhaltiger ist als ein cooler Linux-Desktop, auf dem letztlich Google- oder Microsoft-Webanwendungen in Chrome laufen. :/ Viele Grüße, Kristian _______________________________________________ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de Diese Mailingliste wird durch den Verhaltenskodex der FSFE abgedeckt. Alle Teilnehmer werden gebeten, sich gegenseitig vorbildlich zu behandeln: https://fsfe.org/about/codeofconduct