Am 13.05.20 um 00:22 schrieb JokerGermany:
Totgesagte Leben länger und sie sind ja nicht dumm.
Sie wollen bei SaaS ihre EIGENEN Kosten drücken, aber doch nicht beim
Kunden ihre eigenen Lizenzgelder überflüssig machen.


Ich erlebe das anders: MS geht mit Azure und den Online-Diensten in einen Markt, in dem sie eher kleineren und mittleren RZ-Providern und Systemhäusern das Wasser abgraben. Wenn ich Azure nutze, mit AD, Exchange-Server, virtualisierten Windows- Arbeitsplätzen und virtualisierten Linux-Servern in der Cloud, dann brauche ich noch weniger eigenes Blech oder Menschen im eigenen Zugriff, die dieses Blech betreiben - und bekomme das zwar sehr sicher etwas teurer, dafür aber "dynamischer" im Blick auf die Kosten (sprich ich kann nach oben *und* nach unten skalieren).

Das *ist* ein Problem, auch weil es für Unternehmen rein wirtschaftlich sehr wenig wirkliche Argumente gegen dieses Modell gibt. Insofern wäre es *noch* wichtiger, vergleichbare Offerten von lokalen (DE, EU), unabhängigen Dienstleistern zu bekommen, aber in derselben Qualität und derselben einfachen Zugänglichkeit (Account registrieren, Firma anlegen, Kreditkartendaten hinterlegen und los - die halbe Stunde, die im Corona-Lockdown etliche Firmen in meinem Umfeld "in die Cloud gebracht" hat). Deswegen hat man derzeit auch, wenn man Datenschutz, digitale Unabhängigkeit, ... propagiert, einen eher schlechten Stand.



Habe die Frage letztens in einer Behörde gestellt, da wurde mir gesagt:
"Dann nenn mir doch mal ein Programm mit dem man unter Linux vernünftig
die Clients managen kann."
Gut Frage, aber nicht mein Gebiet...


Ja. Genau das.

Und dort bin ich ehrlich gesagt extrem resigniert. Diese Diskussion ist so alt wie die Nacht, die habe ich mit unseren Kunden schon zu Windows NT - Zeiten diskutiert: Gruppenrichtlinien. Wir wollen einmal zentral für alle Nutzer konfigurieren, wie die Clients aussehen, was sie auf ihren Desktops (nicht) dürfen, wann der Rechner bei Inaktivität gesperrt wird, welche Netzlaufwerke verfügbar sind, ... . Das geht in aktuellen Windows-Umgebungen recht gut und integriert (wenig überraschend natürlich umso besser, je mehr der Stapel "rein Microsoft" ist - einen Firefox etwa kannst Du auch unter Windows auf diese Weise schlecht administrieren, weswegen er in vielen Microsoft-Umgebungen schlicht nicht verfügbar ist). Auf Linux geht es "auch irgendwie", aber bislang habe ich noch keine Umgebung gesehen, die es annähernd mit der Integration und dem Tooling einer "Microsoft-only" - Welt aufnehmen kann. :|


Um das Problem zu lösen, bräuchte es wohl sehr viel mehr Commitment zu "public money, public code" - bis hin zu Client- und Server-Systemen für die öffentliche Hand. Aber es bräuchte auch in der FLOSS-Community endlich mal ein Commitment, solche (wie gesagt seit langem immer wieder vorgetragenen) Argumente wegzubekommen. Das wäre bedeutend wichtiger, als zwei Dutzend marginal verschiedene Linux-Distributionen, ein halbes Dutzend mehr oder weniger gute Linux-Desktop-Umgebungen, ... zu haben.

Viele Grüße,
Kristian
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