Hallo Kristian,

> - Computer (auch Laptops, noch mehr aber "Desktops") sind uncool.
In meinem Umfeld haben alle Familien mindestens einen Laptop. Der dient als Zweitfernseher, Schreibmaschine und Spielgerät. Smartphones und Konsolen gibt es natürlich auch.

> Diejenigen, die zocken, tun das auf Smartphones oder auf
> Spielekonsolen, vorrangig Nintendo Switch und PS4.
Es gibt Spiele, da kannst Du an der Konsole nicht mithalten und kein Kind will ständig verlieren. Viele triple-A Spiele erscheinen auch nur für den PC. Das gilt jedenfalls für Jungs. Mit einem top ausgestatteten Spielerechner wird angegeben. Bei Mädchen könnte das anders sein, für deren Spielbedürfnisse reicht möglicherweise ein Smartphone oder Tablet.

> ... Schule ...
Hier in SH ist Iserv stark. Die verwenden im Server-Bereich FOSS, was man derzeit deutlich merkt (BBB statt Zoom). Das default OS ist natürlich Windows, aber Anwendungssoftware kann die Schule wählen und LO ist billiger. Linux wird auch unterstützt, aber aus Angst und Bequemlichkeit der Lehrer bisher wenig genutzt. Hier gilt das Kompetenz-Mangel-Argument und in der Lehrerbildung könnte die FSFE noch mehr tun.

> ich auch manchmal erheblich nervös in der Wahrnehmung, wie sehr
> Cloud-Dienste und (noch extrem viel proprietärere) Mobil-Geräte einen
> Markt schaffen, in dem Nutzung von "Full-Stack-FLOSS" schwierig bis
> unmöglich ist.....
Ich bin fest davon überzeugt, dass MS genau diesen Weg auch mit Windows gehen wird. Ein eingesperrter Client mit begrenzten Ressourcen an der Cloud mit Abomodell ist die dort geplante Zukunft. Windows als allround-OS werden sie sterben lassen. Ich bin gespannt, ob die derzeit übliche PC-Hardware dann noch produziert wird.

Gruß
Ilu

Am 19.05.20 um 06:47 schrieb Kristian Rink:
Moin;

Am 19.05.20 um 01:26 schrieb Ilu:

Meine Erfahrung mit Privathaushalten (zugegebenermaßen überwiegend Familien) ist eine etwas andere:


Interessant... wäre spannend zu sehen, worin die Unterschiede bei Dir und mir begründet sind. Bei uns hier, mal nur auf die Privathaushalte konzentriert, sieht das eher so aus:


- Es wird mehrheitlich auch hier genutzt, was vorinstalliert ist.

- Computer (auch Laptops, noch mehr aber "Desktops") sind uncool. Im Rahmen von COVID-19, Home-Office und Home-Schooling haben mehr als früher solche Geräte mit nach Hause genommen oder kostengünstige Ausrüstung gekauft. Ausnahme: Die Apple-Niche mit dem MacBook.

- Die absolut überwiegende Mehrheit nutzt Tablets oder Smartphones, auch hier mit dem, was vorinstalliert kommt (wobei hier die Hürde davon weg auch merklich höher ist), im Moment auch mal improvisiert mit Bluetooth-Keyboard und MS Office für Android zum Lernen / "Arbeiten. Das - konkret dabei Smartphones - sind auch die Dinge, über die Status und "Coolness" definiert wird, vorrangig dabei die Oberklasse der Android-Geräte.

- Diejenigen, die zocken, tun das auf Smartphones oder auf Spielekonsolen, vorrangig Nintendo Switch und PS4. Ich kenne nur eine sehr kleine Handvoll von Leuten, die auf PCs spielt, und die passen eher in die "Nerd-Schublade". Was ich im Übrigen auch spannend finde: Die Kinder gucken immer mal irgendwelchen YouTube-Gamern mit sehr schwerem Equipment zu, aber Ambitionen, so eine Kiste zu Hause stehen zu wollen, ist zumindest in meinem Umfeld extrem gering, warum auch immer.

- Schulen und Firmen sind hier nahezu ausnahmslos sehr fest in der Hand von Microsoft. Windows ist sowieso gesetzt, die Kinder lernen Word, Excel, PowerPoint zu bedienen und begrifflich als Synonym für die jeweilige Art von Werkzeug zu verwenden. FLOSS passiert *allenfalls* mal in Nischenbereichen (Notepad++ für den knappen Kontakt mit HTML, kdenlive und audacity in Multimediaprojekten oder, wenn die Lehrer sehr pfiffig sind, auch mal Python für Scripting...). Firefox bildet an einigen Stellen noch eine Ausnahme als das FLOSS-Tool, das am ehesten als "Vorgabe" installiert ist, allerdings auch mit Microsoft Edge zunehmend an Boden verliert.

- Wartung und Pflege wird auch hier nicht als notwendig erachtet bzw. gelegentlich durch den "Wissenden" in der Familie erledigt. Ansonsten rangieren Laptops, Tablets, Smartphones in der Wahrnehmung in einer Schublade mit dem TV oder dem Radio, die im Allgemeinen auch keiner Wartung bedienen, sondern die man einschalten und nutzen will. Diesen Ansatz erlebe ich insgesamt *extrem* häufig und der passt auch zu dem hier:



"Mangelnde Kompetenz" ist eine Ausrede für "Keine Zeit" und "ich oder meine Kinder zocken". Und das sind zwei ernstzunehmende sachliche Gründe, gegen die es derzeit kein Argument gibt.



Ich verstehe Deinen Punkt, erlebe das aber nicht als Ausrede. Ich kenne Leute, deren Hobby schon immer Auto-Tuning war, auf Hardware- und jetzt teilweise auf Software-Ebene. Die fassen in ihren Fahrzeugen Dinge an, von denen ich gar nicht wüsste, dass sie existieren (und die mich auch überhaupt nicht interessieren, so lang sie tun, was sie sollen). Das erlebe ich bei digitalen Werkzeugen sehr häufig genau so: Die Erwartungshaltung ist "Einschalten und Nutzen". Dort ist für die "Innereien" (Technik, Betriebssystem oder Lieferant der vorinstallierten Software) ebensowenig Interesse vorhanden wie bei mir für die Frage, wer meine Zündspule hergestellt hat. Deswegen haben Smartphones und Tablets hier Leute digitalisiert, die früher Computer bestenfalls im Büro verwendet und das auch nur zähneknirschend getan haben. Und deswegen bin ich auch manchmal erheblich nervös in der Wahrnehmung, wie sehr Cloud-Dienste und (noch extrem viel proprietärere) Mobil-Geräte einen Markt schaffen, in dem Nutzung von "Full-Stack-FLOSS" schwierig bis unmöglich ist.....

Viele Grüße,
Kristian
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