MORGENWELT NACHRICHTEN ------------------------------------------------------- MORGENWELT gibt es nur im Internet unter http://www.morgenwelt.de ------------------------------------------------------------------- MorgenWelt HEUTE vom 17.7.2001 ------------------------------------------------------------------- 1. Simputer: PDA fuer indische Analphabeten 2. Echos aus der Steinzeit 3. Vitamin C aus dem T-Shirt 4. Gefilmt: Jupiters Stuerme ------------------------------------------------------------------- ------------------------------------------------------------------- Simputer: PDA fuer indische Analphabeten Die so genannten "Persoenlichen Digitalen Assistenten", kurz PDAs, sind eigentlich fuer Menschen gedacht, die ihr Notizbuch aus Papier ins digitale Zeitalter uebertragen wollen. Indische Ingenieure und Wissenschaftler haben jetzt eine ganz neue Zielgruppe fuer die Computer-Winzlinge entdeckt: Sie wollen Analphabeten, die noch dazu kaum Geld haben, mit einem speziell auf sie zugeschnittenen PDA ausstatten. Der so genannte Simputer ist Internet-tauglich und und versteht die Sprachen Hindi, Kannada und Tamil. Damit bekommen potentiell ueber 400 Millionen Menschen die Gelegenheit, sich in ihrer Muttersprache auszutauschen. Fuer Analphabeten sollen die Informationen in Symbole und Bilder uebersetzt werden. Derzeit gibt es in Indien nur etwa zwei Millionen Computer - vergleichsweise wenig bei einer Bevoelkerung von rund einer Milliarde Menschen. Dr. Swami Manohar und seine Entwickler glauben, mit dem Simputer breiten Bevoelkerungsschichten die digitale Welt erschliessen zu koennen. Rein aeusserlich sieht das Geraet wie ein dicker PDA aus, verfuegt aber ueber mehr Arbeitsspeicher und einen schnelleren Prozessor. Mit Hilfe der "Information Markup Language" (IML) kann der Simputer Webseiten lesen und sie in groben Zuegen in eine der drei bekanntesten Muttersprachen Indiens uebersetzen. Eine Zielgruppe des Projektes sind Bauern, fuer die die indische Regierung bereits spezielle Informationen via Internet anbietet. Ob sich die Geraete bei Preisen zwischen 400 und 500 Mark etablieren koennen, bleibt abzuwarten. Die Entwickler hoffen noch auf Unterstuetzung seitens der indischen Regierung. Erste praktische Erfahrungen mit dem Simputer sollen jedenfalls ab August gesammelt werden; ab 2002 soll das Geraet dann fuer jedermann erhaeltlich sein. Vom preiswerten PDA fuer jedermann traeumen nicht nur die Inder: In Japan gibt es ein aehnliches Projekt unter dem Namen "Morphy One", in Brasilien heisst die in der Entwicklung befindliche Variante treffend "VolksComputer". ------------------------------------------------------------------- Echos aus der Steinzeit Verblueffende Klangeffekte haben englische Wissenschaftler in einer steinzeitlichen Grabkammer in Irland entdeckt. Wie die "Sunday Times" berichtet, stiessen die Forscher in dem 5000 Jahre alten Grabhuegel auf unwirklich anmutende Lautstaerkeschwankungen und Echos. Diese Effekte koennten fuer rituelle Handlungen genutzt worden sein, glauben die Forscher. Der Grabhuegel im irischen Newgrange besteht aus Steinmauern und aufgeschuettetem Erdreich. Die Anlage ist ueber 13 Meter hoch und hat einen Durchmesser von 85 Metern. In ihrem Inneren finden sich enge Gaenge und mehrere Grabkammern. Mit verschiedenen Klaengen von Summgeraeuschen bis hin zu zerplatzenden Ballons testeten Aaron Watson und David Keating von der Universitaet Reading die akustischen Eigenschaften im Inneren des Huegels. Dabei entdeckten sie, dass ein Summton immer leiser wurde, wenn man auf seine Schallquelle zu ging. Bog man dagegen in eine seitliche Kammer ab und entfernte sich so von der Schallquelle, wurde der Ton wieder lauter. Aehnliche Effekte beobachteten die Forscher fuer Trommelschlaege. Noch koennen Watson und Keating nicht genau erklaeren, wie die akustischen Effekte in den Gewoelben entstehen. Sie halten es aber fuer unwahrscheinlich, dass die Effekte von den Erbauern der Anlage geplant waren. Mit Sicherheit haetten Priester und Druiden sie jedoch schnell bemerkt und in ihre rituellen Handlungen integriert, glauben die Forscher. Bei einer Zeremonie in der zentralen Kammer haetten die Priester beispielsweise nur leise summen muessen. Fuer einen entfernt stehenden Beobachter haette dies so gewirkt, als kaemen die Geraeusche aus den seitlichen Grabkammern, wo die Toten ruhten. Der Grabhuegel von Newgrange ist nicht das erste Objekt, das die Neugier des Wissenschaftler-Duos geweckt hat. In frueheren Untersuchungen haben die zwei Forscher sie sich bereits der Akustik von Stonehenge gewidmet. Selbst in steinzeitlichen Anlagen auf den Orkney-Inseln haben sie nach - moeglicherweise rituell eingesetzten - Klangeffekten geforscht. ------------------------------------------------------------------- Vitamin C aus dem T-Shirt Um genuegend Vitamin C aufzunehmen, genuegt schon bald das Tragen eines T-Shirts. Die japanische "Fuji Spinning Company" hat eine Faser vorgestellt, die mit einem kuenstlichen Provitamin angereichert ist. Durch Kontakt mit der menschlichen Haut soll das Provitamin zu Vitamin C umgewandelt werden. Jedes T-Shirt aus der neuen Faser "V-up" enthaelt nach Aussage des Unternehmens den Vitamingehalt von zwei Zitronen. Rund dreissigmal soll man die Textilien waschen koennen; danach ist die Vitamindosis aufgebraucht. Nach Firmen-Angaben sollen bald weitere Vitamin-Varianten folgen. Gegenueber der BBC sagte Firmensprecher Makoto Suzuki, speziell fuer die weibliche Kundschaft werde bereits an einer textilen Alternative zu Hautcremes gearbeitet. Im Angebot haben die japanischen Entwickler schon eine Faser, die Koerpergeruch beseitigen und antibakteriell wirken soll. Dafuer werden Substanzen aus den Schalen von Krebsen und Garnelen in den Stoff integriert. Die Vitamin-T-Shirts sollen Anfang naechsten Jahres in den Handel kommen. Auch eine entsprechende Unterwaesche ist geplant. ------------------------------------------------------------------- Gefilmt: Jupiters Stuerme Die Atmosphaere des Planeten Jupiter ist von langlebigen Stuermen und stabilen Wolkenbaendern gepraegt. Lediglich in den polaren Regionen zeigt sich ein chaotisches Durcheinander ohne stabile Strukturen - so dachten die Planetenforscher zumindest bisher. Ein aus 1200 Einzelbildern zusammengesetzter Film zeigt nun, dass dieser Eindruck taeuscht. "Wir haben auf Grund des chaotischen Erscheinungsbildes auch chaotische Bewegungen erwartet - aber das ist nicht das, was wir jetzt sehen", erlaeutert Ashwin Vasavada vom California Institute of Technology (Caltech) in Pasadena. "Der Film zeigt vielmehr, dass auch dort einzelne Stuerme lange andauern und sich in organisierter Weise bewegen." Der Film, dessen Aufnahmen von der Raumsonde Cassini stammen, zeigt die Wetterentwicklung in Jupiters Nordpol-Region ueber einen Zeitraum von 70 Tagen. Er zeigt Tausende von Stuermen, die sich wie in den mittleren Breiten des Planeten zumeist in geordneten Baendern bewegen. Die meisten der Stuerme lassen sich ueber den gesamten Zeitraum des Films verfolgen. Den Forschern ist es ein Raetsel, warum die Stuerme auf Jupiter eine so lange Lebensdauer haben. "Aber vielleicht sollten wir die Frage umdrehen und fragen, warum die Stuerme auf der Erde so kurzlebig sind", meint Andrew Ingersoll, ein Mitglied des Cassini-Teams. "Wir haben das am wenigsten vorhersagbare Wetter im ganzen Sonnensytem und wissen nicht warum!" ------------------------------------------------------------------- Weitere Tages-Meldungen der MorgenWelt-Redaktion finden Sie online unter http://www.scienceticker.de Die MorgenWelt gibt es auch in einer englischen Ausgabe: http://www.futureframe.de ------------------------------------------------------------------- ------------------------------------------------------------------- MORGENWELT, alle Rechte - auch der auszugsweisen Verwertung - vorbehalten. ------------------------------------------------------------------- Redaktion: Stefan Jacobasch, Carsten Meinke Astronomie und Raumfahrt: Rainer Kayser ------------------------------------------------------------------- Homepage: http://www.morgenwelt.de Wissenschaft: http://www.morgenwelt.de/wissenschaft Kultur: http://www.morgenwelt.de/kultur Presseschau: http://www.morgenwelt.de/presseschau Archiv: http://www.morgenwelt.de/archiv ------------------------------------------------------------------- MorgenWelt wird herausgegeben von: Volker Lange MorgenWelt Media GmbH Alstertwiete 3 20099 Hamburg Tel. 040-386 13 582 Fax. 040-386 13 583 eMail: [EMAIL PROTECTED] ------------------------------------------------------------------- ------------------------------------------------------------------- Wenn Sie den Newsletter abbestellen moechten, dann schicken Sie einfach eine leere eMail unter Ihrer Empfaengeradresse an [EMAIL PROTECTED] Moechten Sie Ihr Abo auf eine neue eMail-Adresse ummelden oder haben Sie Fragen und Probleme, wenden Sie sich bitte an [EMAIL PROTECTED] ---- Anzeige --------------------------------------------------------- Kein Mensch schreibt Ihnen? 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