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MorgenWelt HEUTE vom 23.8.2001
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1. Einzigartige Augen bei Schlangensternen entdeckt
2. Torfmoore setzen vermehrt Kohlenstoff frei
3. Los Angeles reitet auf Grundwasser-Wellen
4. Republikanische Praesidenten fuellen US-Gefaengnisse
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Einzigartige Augen bei Schlangensternen entdeckt

Israelische und amerikanische Forscher haben auf dem Hautskelett von Schlangensternen 
Augen entdeckt, die aus vielen hundert Einzellinsen bestehen. Damit koennen die 
kleinen Verwandten der Seesterne herannahende Feinde erkennen und einem Angriff aus 
dem Weg gehen. Dieses komplexe visuelle System ist bei lebenden Tierarten einzigartig.

Joanna Aizenberg von den Bell Laboratories in Murray Hill, New Jersey, und ihre 
Kollegen fanden die kleinen Kristall-Linsen auf den Skelettplatten der 
Schlangensternart Ophiocoma wendtii. Die Platten werden jeweils von einem grossen 
Kalzit-Kristall gebildet. Direkt unter den Mikrolinsen sind Nervenbuendel 
positioniert. Allerdings war zunaechst unklar, ob der Fokus der kleinen Linsen 
tatsaechlich auf die Lichtrezeptoren trifft.

Daher machten die Forscher die Brennpunkte mit einem lithographischen
Verfahren auf photosensitivem Material sichtbar. Tatsaechlich stimmte der Fokus jeder 
winzigen Linse exakt mit der Position einer Nervenendung ueberein, berichten sie in 
"Nature".

Jede Kristall-Linse ist nur ein zwanzigstel Millimeter gross und erfasst nur ein 
winziges Sehfeld. Die kleinen Kristall-Linsen alleine erzeugen daher noch kein 
brauchbares optisches Bild. Damit Schlangensterne die Bewegungen von Objekten in ihrer 
Naehe orten koennen, muessen sie erst die optische Information eines groesseren 
Linsenfeldes auswerten.

Die Stachelhaeuter koennen sogar den Lichteinfall ueber ihren Komponentenaugen 
regulieren, entdeckten Aizenberg und ihre Kollegen. Dazu stuelpen die Tiere 
Pigmentzellen ueber die Kristall-Linsen. Durch Farbveraenderungen koennen diese 
Chromatophoren die Lichtmenge beeinflussen, die auf die Linsen faellt. Fuer Beobachter 
sind diese Farbwechsel des Hautskeletts gut sichtbar.

Die Entdeckung der Wissenschaftler gilt in Forscherkreisen als kleine Sensation. Bis 
heute war keine lebende Tierart mit Komponentenaugen aus kristallinen Mikrolinsen 
bekannt. In der Erdgeschichte besassen nur Trilobiten solche visuellen Systeme. Diese 
urzeitlichen Meerestiere starben vor 250 Millionen Jahren aus.

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Torfmoore setzen vermehrt Kohlenstoff frei

Aufgrund der globalen Erwaermung geben Torfmoore immer schneller 
Kohlenstoffverbindungen an die Ozeane ab. Zu diesem Schluss kommen britische 
Wissenschaftler nach der Auswertung von Langzeitmessungen. Demnach ist der Gehalt an 
geloesten Kohlenstoffverbindungen in britischen Gewaessern in den letzten zwoelf 
Jahren um zwei Drittel gestiegen.

Chris Freeman von der University of Wales in Bangor und seine Kollegen konnten eine 
deutliche Korrelation zwischen dieser vermehrten Auswaschung und dem Temperaturanstieg 
der letzten Jahrzehnte aufzeigen. Der Anstieg sei unabhaengig vom Saeuregehalt des 
Bodens, schreiben die Forscher in "Nature". Veraenderungen der Landnutzung oder der 
Wasserfuehrung der Fluesse koennten ihn ebenfalls nicht erklaeren.

Einem im Boden enthaltenen Enzym namens Phenol-Oxidase wird eine wichtige Rolle fuer 
die Kohlenstoffspeicherung der Torfmoore zugeschrieben. Diesem Zusammenhang gingen die 
Forscher nach, indem sie Bodenproben erwaermten und dann die Aktivitaet des Enzyms 
sowie die Auswaschung von Kohlenstoffverbindungen bestimmten. Beide Parameter stiegen 
bei Erwaermung an, vor allem die Freisetzung von Phenolverbindungen. Solche Phenole 
hemmen normalerweise Stoffwechselvorgaenge im Torf. Ihre vermehrte Auswaschung koennte 
daher wiederum die Freisetzung anderer Kohlenstoffverbindungen verstaerken, glauben 
die Forscher.

Aus Torfmooren freigesetzte Verbindungen gelangen ueber Baeche und Fluesse ins Meer. 
Dort koennen sie zu Kohlendioxid umgesetzt werden, das wiederum an die Atmosphaere 
abgegeben und den Treibhauseffekt verstaerken kann. Da Torfmoore zu den bedeutendsten 
Kohlenstoffspeichern auf dem Land zaehlen, koennte ihr Abbau schwerwiegende Folgen 
haben, warnen Freeman und seine Kollegen.
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Los Angeles reitet auf Grundwasser-Wellen

Das alljaehrliche Leeren und Wiederauffuellen der Grundwasserspeicher laesst die Stadt 
Los Angeles absinken und wieder ansteigen. Dadurch wird die Erdbebenvorhersage in der 
tektonisch aktiven Region erschwert, berichten amerikanische Geowissenschaftler.

Gerald Bawden vom Geologischen Dienst der USA und seine Kollegen analysierten Daten 
eines Messnetzes, das mit Hilfe des Globalen Positionssystems (GPS) Verformungen der 
Erdkruste erfasst. Das Netz war Anfang der 90er Jahre installiert worden, nachdem zwei 
schwere Erdbeben den Raum Los Angeles erschuettert hatten. Zusaetzlich werteten die 
Forscher auch Hoehenmessungen aus, die Radar-Satelliten durchgefuehrt hatten.

Im Einzugsbereich von Oelfeldern fanden sie starke Hoehenveraenderungen von bis zu 
drei Zentimeter pro Jahr. Besonders deutlich aber machte sich die Leerung von 
Grundwasserspeichern im Sommer und ihre Auffuellung waehrend der Wintermonate 
bemerkbar: So hob und senkte sich das Santa-Ana-Bassin, eine Region mit vielen 
Grundwasserquellen, jaehrlich um bis zu fuenfeinhalb Zentimeter.

Diese durch menschliche Aktivitaet ausgeloesten Oszillationen ueberdecken die 
tektonischen Bewegungen des Untergrundes, schreiben Bawden und seine Kollegen in 
"Nature". Rund die Haelfte der GPS-Messstationen sei von diesem Effekt betroffen. 
Ironischerweise laegen die meisten dieser Stationen ueber den Verwerfungsfalten, die 
man mit dem Messnetz studieren wolle.
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Republikanische Praesidenten fuellen US-Gefaengnisse

In den USA hat die Politik einen erheblichen Einfluss auf die Inhaftierungsraten. 
Unter republikanischen Praesidenten stieg die Zahl der Gefaengnisinsassen deutlich 
schneller an als unter demokratischen Regierungen. Einzige Ausnahme war die Amtszeit 
Bill Clintons, berichtet der amerikanische Forscher David Jacobs von der Ohio State 
University. Clinton hatte sich mit einer straffen "Law and Order"-Politik profiliert.

Jacobs untersuchte mit seinem Kollegen Ronald Helms von der Western Washington 
University die Entwicklung der Haeftlingszahlen in der zweiten Haelfte des 20. 
Jahrhunderts. In den letzten 35 Jahren  vervierfachte sich die Anzahl der Haeftlinge 
in den USA auf 461 Gefangene pro 100.000 Einwohner. Zu diesem Zeitpunkt sassen in 
US-amerikanischen Staats- und Bundesgefaengnissen knapp 1.3 Millionen Haeftlinge 
hinter Gittern. In Deutschland waren 1999 etwa 52.000 Straftaeter inhaftiert. 

Vor allem im jeweils ersten Jahr nach den amerikanischen Praesidentschaftswahlen 
stiegen die Inhaftierungsraten besonders stark. Die Arbeitslosenrate oder der Anteil 
von ethnischen Minderheiten in den USA habe dabei keine wesentliche Rolle gespielt, so 
die Wissenschaftler. Allerdings wuchs die Zahl der US-Haeftlinge, wenn sich die 
Einkommensschere zwischen Arm und Reich vergroesserte.

Hauptverantwortlich fuer die steigenden Gefangenenzahlen war aus Sicht der Soziologen 
der Kampf um Waehlerstimmen. Vor allem die republikanische Partei warb in der 
Vergangenheit mit Gesetzesvorhaben zur haerteren Bestrafung von Straffaelligen. 
"Frueher waren die Demokraten gegenueber solchen Wahlkampfstrategien immun," erklaert 
Jacobs, "aber nun muessen auch sie haertere Strafen fordern, um eine Wahl zu gewinnen".
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