[Neo] Ergonomiekriterien der Hardware (was: Die Zahlenreihe)

2010-03-16 Diskussionsfäden Karl Köckemann
Am Mon, 15 Mar 2010 23:16:47 +0100
schrieb Andreas Borutta boru...@gmx.de:

 Florian Janßen schrieb:
 
  • enges Tastenfeld ohne Winkel ergibt ungünstigen Winkel in den
Handgelenken. Besser: Deltaform, anpassbarer Winkel und Abstand
 
 Dazu habe ich auch viele Jahre positive Erfahrung mit einer Siemens
 KBPC-E.

Bei der Siemens KBPC-E handelt es sich um eine sogenannte
Deltatastatur. Damit erfüllt sie für eine Tastatur der Bauart das wohl
wichtigste Kriterium.

 Ob sich das mit einer physiologisch-medizinischen Studie fundieren
 lässt, ist mir nicht bekannt.

Ja, es gibt (sogar seit langem) Studien, aus denen die Deltaform als
ergonomisch sinnvoll hervor geht.

  • Versetzte Zeilen. Die waren bei der Schreibmaschine noch für die
Hebel nötig, sind aber mittlerweile unsinnig.
 
 Klingt vernünftig. Neugierig auf Belege von Mediziner/Ergononomen
 bliebe ich dennoch.

Dazu habe ich nie über die Existenz womöglicher wissenschaftlicher
Belege erfahren. Unterschiedliche, sogar widersprüchliche Bewertungen
kursieren von Anwendern, die Standardtastaturen und Matrixtastaturen
gewohnt sind.
Vielleicht sind die Unterschiede auf die Tastenabmessungen
zurückzuführen. 19,05 mm (0,75 Zoll) beträgt der übliche
Tastenmittenabstand, was verglichen zu anthropometrischen Daten ein zu
hohes Maß darstellt. Da nicht alle Matrixtastaturen sich an den bei
Standardtastaturen üblichen historisch zustande gekommenen
Tastenmittenabstand halten, wundern mich die sich unterscheidenden
Anwendermeinungen nicht.

  • nach hinten ansteigendes Tastenfeld. Besser: nach hinten
  abfallendes Tastenfeld 
 
 Interessant. Das ist ein für mich neuer Gedanke. Interessant. Gibt es
 da Prototypen?

Es gibt Tastaturen, deren Neigung auch negativ einstellbar ist.
Die negative Neigung war einmal ein Trend, der inzwischen als überholt
gilt. Dennoch ging daraus eine Erkenntnis hervor: Die Tastaturneigung
hängt davon ab, ob die Tastatur sich relativ zum Anwender hoch oder
niedrig befindet. Liegt die Tastatur z. B. auf dem Schoß des Anwenders,
dann ist eine negative Tastaturneigung angebracht.
Zudem hängt die Tastaturneigung von weiteren Kriterien ab, z. B. ob die
Tastatur delta- und/oder dachförmig aufgestellt ist.
Zwar hängt es von mehreren Faktoren ab, jedoch mag - grob betrachtet -
in vielen Fällen eine (in Spaltenrichtung) ungeneigte Aufstellung
empfehlenswert sein.

  und Handballenablage

Eine Handballenauflage wird dann empfohlen, wenn der Abstand zwischen
der Unterlage der Tastatur und den Tastenoberseiten 13 bis 20 mm
überschreitet - insbesondere bei negativer Tastaturneigung. Ansonsten
soll es gesünder sein, wenn die Hände (eine gesunde Körperhaltung
vorausgesetzt) nicht aufliegen.
Je nachdem, an welcher Stelle Teile der Hände bzw. Unterarme durch eine
Unterlage Druck entsteht, könnten dadurch andere gesundheitliche
Probleme entstehen.

 Kann man eigentlich aus Sicht der Forschung etwas Objektives zum Hub
 sagen?
 Sind Flach-Hub-Tasten wie z.B. bei der Apple Wireless oder bei
 typischen Notebooks nachweislich besser?
 Oder im Gegenteil?

Ein wie großer Tastenhub bei Computertastaturen ergonomisch am
sinnvollsten ist, darüber ist mir bislang keine Untersuchung bekannt.
Kurzhubtasten haben ihren Urspung vermutlich in der Verkleinerung von
Notebooks, d. h. um die Geräte flacher zu bekommen, wurde der Hub
verringert. Ein nicht zu hoher Hub (genau genommen das Maß bis zum
Auslösen des Tastenkontakts) erfordert weniger Energie für jeden
Tastendruck, was ergonomisch betrachtet sinnvoll sein dürfte.

Für die Ergonomie kommt es auf die Betätigungscharakteristik an, d. h.
der Anwender soll eine taktile Rückmeldung erhalten; er soll fühlen
können, ab welcher Eindrücktiefe der elektrische Kontakt ausgelöst ist.
Der Kraftaufwand zum Betätigen von Tasten der Grundposition soll 40 bis
50 cN nicht überschreiten. Die Anwender der DataHand wissen ganz
besonders die geringe Andruckkraft von knapp über 20 cN zu schätzen.

Die zusätzliche akustische Rückmeldung (Klick) war vor sehr vielen
Jahren üblich - und hat besonders in den USA weiterhin begeisterte wie
betagte Anhänger. Angesichts des Geräuschpegels (=Stresspegel (auch
unbewusst)), den das fließende Tippen auf Tastaturen mit zusätzlichem
Klick erzeugt, können sie nicht als ergonomisch eingestuft werden.
Das Tippen auf Tastaturen ist auch ohne zusätzlichen Klick auf den
meisten Tastaturen hinreichend laut hörbar, d. h. die akustische
Rückmeldung ist fast immer gegeben, obschon bei taktiler Rückmeldung
ohnehin überflüssig.

Unter den gängigen Tastenmodulen bleibt somit nur die Cherry MX mit
ergonomischer Betätigungscharakteristik (brauner Tastenstößel) übrig,
wobei es wünschenswert wäre, wenn neben der einzig erhältlichen
45-cN-Auslösekraft auch eine Variante mit z. B. 24 cN gäbe. Deren Hub
bis zum Auslösepunkt des Tastenkontakts dürfte gering genug sein.

 Oder sind das Bereiche zu denen zu wenige Belege vorliegen um ein
 fundiertes Fazit ziehen zu können?

Es scheint nicht zu allen Fragen genug 

Re: [Neo] Ergonomiekriterien der Hardware (was: Die Zahlenreihe)

2010-03-16 Diskussionsfäden Arne Babenhauserheide
Karl Köckemann wrote:

 Die Datahand ist sie ganz anders aufgebaut, als obige
 Ergonomiekriterien erwarten lassen. Dennoch gilt sie (auch mit
 Dvorak-Belegung erhältlich) als die ergonomisch beste Tastatur. Leider
 kostet sie knapp 1.000 US-Dollar. Nachbauten der DataHand habe ich nie
 gefunden. http://www.datahand.com

Die sieht verdammt gut aus! 

Vielleicht mal, wenn ich sehr viel Geld habe…

Danke für die Info!

LG, 
Arne