Re: Gesucht: die häufigsten Mißverständnisse zu Freier Software

2016-02-26 Diskussionsfäden Florian Weimer
* RA Stehmann:

>> Gerade im GNU-Bereich gibt es zahlreiche geheime Mailinglisten, auf
>> die gewöhnliche Entwickler keinen Zugriff haben. Das hat sich in den
>> letzten zehn, zwanzig Jahren sicherlich gebessert, und die
>> undemokratischen Prozesse sind auch zu einem gewissen Grad
>> nachvollziehbar: Wir wollen nicht, daß die GPL irgendwann per
>> Mehrheitsentscheid den Copyleft-Status endgültig verliert. Trotzdem
>> ist es mitunter ärgerlich.
>
> Wie Software durch eine bloße "Mehrheitsentscheidung" den Copyleftstatus
> "endgültig" verlieren kann, ist mir nicht klar.

Wäre die FSF ein deutscher Verein mit passender Satzung, könnte die
Mitgliederversammlung einen Vorstand wählen, der dann die
Voraussetzungen dafür schufe, einen neue Version der GPL zu erstellen,
die kein Copyleft mehr durchsetzt. Wegen “any later version“ wirkte
sich das dann unmittelbar auf sehr viel Software aus.

> Zunächst einmal ist die Entwicklung Freier Software für Außenstehende
> sehr transparent, denn sie können meist jeden einzelnen
> Entwicklungsschritt, bis hin zu jedem Commit verfolgen.

Das ist in dieser Allgemeinheit falsch, siehe Oracle Berkeley DB.
(Das hat nichts mit Oracle zu tun, das war schon zu Sleepycat-Zeiten
so.)

> Ein Projekt andererseits, welches nicht hinreichend transparent macht
> (oder machen kann), was es von seinen Committern erwartet, dürfte in
> ernste Schwierigkeiten geraten.

Es gibt manchmal eine unglaubliche Trägheit, sowohl bei den Nutzern
als auch bei den Entwicklern. So wirklich vorhersehbar ist das nicht.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de

Re: Gesucht: die häufigsten Mißverständnisse zu Freier Software

2016-02-26 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Matthias Kirschner:

> Danke Stef.
>
> * Stef  [2016-02-22 20:21:51 +0100]:
>
>> - bei FOSS kann ich nicht wissen, ob jemand die von mir (bzw. meiner
>> Firma) genutzte Software weiterentwickeln wird
>
> Ich hatte mal eine Liste von großen proprietären IT-Unternehmen gesehen,
> die es nicht mehr gibt und für deren Lösungen es danach auch keinen
> Support und Weiterentwicklung mehr gibt. Allerdings finde ich die Liste
> nicht mehr.

“In Search of Excellence”? Es waren einige Firmen darunter, die heute
als »IT« gelten würden.

Und die Firma muß ja nicht mal komplett weg sein, es kann auch sein,
daß sie ihren Geschäftsbetrieb umkrempelt und Wartungsverträge nicht
verlängert.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de

Re: Gesucht: die häufigsten Mißverständnisse zu Freier Software

2016-02-26 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Matthias Kirschner:

> Diese Mißverständnisse habe ich schon angegeben
> :
> - Freie Software ist kostenlos. 
> - Mit Freier Software kann man kein Geld verdienen.

- Mit Freier Software kann man Geld verdienen.

Das ist wohl auch nicht so ganz einfach, da es nur wenige Unternehmen
gibt, bei denen fast alles zumindest im Quellcode zum Selberbauen nach
draußen gegeben wird.

- Bei Freier Software kann jeder mitmachen.

Einige Projekte sind absichtlich oder de facto so aufgestellt, daß nur
wenige sich daran beteiligen können (z.B. Angestellte einer bestimmten
Firma). Klar kann jeder für sich Änderungen machen, aber das beleiben
dann immer Insellösungen.

- Die Entwicklung Freier Software ist transparent.

Gerade im GNU-Bereich gibt es zahlreiche geheime Mailinglisten, auf
die gewöhnliche Entwickler keinen Zugriff haben. Das hat sich in den
letzten zehn, zwanzig Jahren sicherlich gebessert, und die
undemokratischen Prozesse sind auch zu einem gewissen Grad
nachvollziehbar: Wir wollen nicht, daß die GPL irgendwann per
Mehrheitsentscheid den Copyleft-Status endgültig verliert. Trotzdem
ist es mitunter ärgerlich.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Neues Urteil zur GPLv3

2015-10-10 Diskussionsfäden Florian Weimer
* RA Stehmann:

> On 08.10.2015 19:38, Florian Weimer wrote:
>> * Matthias Kirschner:
>> 
>>> Michael hat zu einem neuen Urteil zur GPLv3 geschrieben:
>>> http://blogs.fsfe.org/stehmann/?p=1543
>
>> Das Problem für die Hochschule ist, daß sie ja keine zentrale
>> Vorabkontrolle durchführt, welche Inhalte durch nicht selbst
>> rechtsfähige Unterorganisationen im Netz publiziert werden. Das wäre
>> m.E. auch nicht wünschenswert. Dadurch kann die Hochschule eigentlich
>> keine Unterlassungserklärung abgeben, weil sie sie organisatorisch gar
>> nicht umsetzen kann (bzw. gar darf).
>
> DU willst also behaupten, die Universität sei rechtlich außerstande,
> Straftaten ihrer Mitglieder zu unterbinden?

Natürlich. Das gehört in dieser Allgemeinheit sicherlich nicht zu den
Aufgaben einer Hochschule.

> s. http://www.gesetze-im-internet.de/urhg/__106.html
>
> "Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung."

Geht es auch eine Nummer kleiner?

> Abgesehen davon hat die Universität "interessante" Argumente
> vorgebracht, aber gerade nicht, dass sie rechtlich außerstande sei, das
> beanstandete Verhalten zu unterbinden. Das wäre nämlich tatsächlich
> relevant gewesen ("ultra posse nemo obligatur").

Wir wissen nicht, wovon die »Rechtsausführungen« der Erklärung vom
2015-07-20 handeln.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Freie Software und deutsche Arbeitsverträge

2015-08-23 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Philip Gillißen:

 Danke für deine Einschätzung! So weit ich das Urheberrecht verstehe,
 ist es jedoch nicht so, dass meinem Arbeitgeber die Software gehört
 (Urheberrecht erlangt), sondern er sie nur exklusive nutzen darf.

Korrekt, er allein kann das Werk wirtschaftlich verwerten.

 Daher frage ich, ob nur ich dann die Software veröffentlichen kann
 oder die Interpretation der GPL auch diese Nutzungsrechte verwenden kann
 .

Eine Veröffentlichung unter der GPL greift ganz wesentlich in die
wirtschaftliche Verwertung ein, so daß der Inhaber der Nutzungsrechte
auf jeden Fall zustimmen muß.

Grundsätzlich würde ich an Deiner Stelle darauf hinarbeiten, daß der
Arbeitgeber das Werk veröffentlicht.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Freie Software und deutsche Arbeitsverträge

2015-08-23 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Michael Kesper:

 Tobias Platen tob...@platen-software.de schrieb:
 Verändere ich ein Programm das unter
der GPL steht so ist es mir erlaubt diese zu veröffentlichen, der
Arbeitgeber hat dann keine ausschließlichen Nutzungsrechte.

 Das würde ich nicht ohne Weiteres stehenlassen.  Der Arbeitnehmer
 ist in diesem Fall aus meiner Sicht nicht der Lizenznehmer und hat
 daher auch keine Rechte.  Der Lizenznehmer hat wiederum keinerlei
 Verpflichtung, Code zu veröffentlichen

Oh, das hatte ich übersehen. Ja, es ist zutreffend, daß man nicht
einfach so Code veröffentlichen darf, nur weil er von anderem Code
abgeleitet ist, der der GPL unterliegt. Das gilt selbst für den Fall,
daß mit der Weitergabe des Quellcodes eine GPL-Verletzung geheilt
würde (weil dadurch eine neue Urheberrechtsverletzung begründet
wird). Die Zustimmung der Rechteinhaber ist erforderlich.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Freie Software und deutsche Arbeitsverträge

2015-08-14 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Tobias Platen:

 Ist der Arbeitgeber eine Universität so sind die Chancen in Deutschland
 häufig besser freie Software zu entwicklen, so hat z.B. der Professor
 welcher meine Bachelorarbeit betreut hat, freie Software unter der
 BSD-Lizenz veröffentlicht.

Die Frage ist, ob die Hochschule als Dienstherr die Lizenzierung in
dieser Form genehmigt hat.

Tun sich Hochschulen immer noch so schwer, jedermann ein einfaches
Nutzungsrecht einzuräumen? In der Vergangenheit gab es regelmäßig
Probleme, weil die Sorge vorherrschte, daß auf diese Weise Drittmittel
verlustig gehen könnten.

In der Privatwirtschaft kann das viel einfacher sein (muß aber nicht).
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: hat proprietäre SW NSA-Backdoors?

2014-12-30 Diskussionsfäden Florian Weimer
* c. buhtz:

 Schönes aktuelles Beispiel ist dieser Artikel über eine Rede von
 Stallman. http://heise.de/-2507190

 Dort wird behauptet:
 Die Redmonder klärten zudem zunächst die NSA über Sicherheitslücken
 auf, bevor sie diese abdichteten.

Er hat vermutlich etwas verwechselt.

Microsoft gibt Vorabinformationen an Bedarfsträger heraus:

  Microsoft Active Protections Program
  http://technet.microsoft.com/en-us/security/dn467918.aspx

  Coordinated Vulnerability Disclosure
  http://technet.microsoft.com/en-us/security/dn467923.aspx

Bei freier Software ist das auch nicht anders. Es gibt i.d.R. vor der
Veröffentlichung einen Austausch zwischen den Distributionen,
Upstreams und ggf. anderen Betroffenen, damit bei Veröffentlichung die
Nutzer tatsächlich in der Lage sind, Gegenmaßnahmen zu treffen (sei es
ein Software-Update oder eine Konfigurationsänderung). Bei freier
Software gibt es auch den Fall (vermutlich häufiger als bei
proprietärer Software), daß direkt Regierungsorganisationen oder deren
Mitarbeiter beteiligt sind.

Die letzten ntpd-Schwachstellen (in der ntp.org-Implementierung)
wurden zum Beispiel erst an CERT (ob US-CERT oder CMU SEI CERT/CC ist
nicht ganz klar) gemeldet und gar nicht vorab an betroffene
GNU/Linux-Distributionen.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Freie Software und alte Hardware

2014-12-30 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Erik Albers:

 ich beschäftige mich momentan mit der Frage inwieweit mit Hilfe Freier
 Software IT-Ressourcen geschont werden können. Ein Argument wäre, mit Hilfe
 Freier Software auch ältere Hardware sinnvoll zum Laufen zu bringen. Dadurch
 erhöht man letztendlich die Lebenszeit von Hardware.

Grundsätzlich gibt es noch alte Distributionen, die noch gepflegt
werden, z.B. CentOS 5. Support-Zyklen von dreizehn Jahren sind aber
utopisch. Niemand wird freiwillig an dieser alten Software arbeiten,
und Unternehmen, die das gegen Geld machen, wirst Du auch lange
suchen.

Wenn es um Desktops geht, hast Du auch das Problem, daß die Nutzer den
aktuellen Firefox und diverse Webseiten nutzen wollen, die in
Kombination ziemlich viel RAM fressen. (Selbst Apple bekommt es nicht
hin, daß der Safari-Browser stabil mit 1 GB RAM läuft, für die
Apple-Webseiten, wohlgemerkt).

 Mit proprietärer Software hingegen ist eventuell das Gegenteil der Fall:
 Millionen von öffentlich verwendeten Computern die mit WindowsXP betrieben
 wurden mussten mit dem Ende des Microsoft Supports auf Windows 7 oder 8
 umgestellt werden. Eine solche Umstellung ist allerdings für viel alte
 Hardware gar nicht möglich/sinnvoll. Dadurch wird neue Hardware gekauft und
 alte verschrottet.

Wobei schwierig zu sagen ist, ob das unter dem Strich so schlecht ist,
weil einige der alten Geräte extreme Stromschlucker waren.

Meine Erfahrungen mit alter Hardware sind eher durchwachsen. Das Wifi
in meinem Thinkpad T40p funktioniert mit aktuellen Kerneln z.B. nicht
mehr (wobei es schon wieder ein Jahr her ist, daß ich das
ausprobierte, und zwischenzeitlich ist auch der Lüfter tot). Die
Hardware stammt aus dem Jahr 2003.

Aus ca. 2007 habe ich auch noch Systeme im Einsatz, die problemlos mit
aktuellen Distributionen laufen (auch mit GNOME 3). Im Geschäftsumfeld
wäre das sicherlich jenseits von gut and böse, aber die Hardware ist
auch nicht wirklich alt (und war 2007 auch eher am oberen Ende
angesiedelt).

Wenn der Betrieb von Mid-Range-Systemen aus dem Jahr 2002 und früher
das Ziel ist, dann sehe ich eher schwarz, weil sie schlicht zu wenig
RAM haben.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Android ein FS Erfolg! (Re: Das sagen Anwender zu Limux)

2014-10-27 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Bernhard Reiter:

 Ja, Android ist ein riesen Erfolg für Freie Software, weil das 
 Microsoft-Quasimonopol gebrochen hat, weil es viel Freiheit in den 
 Bereiche mit eingebetteten Anwendungen gebracht hat. Den Erfolg können wir 
 loben und feiern!

Trotz Microsoft-Quasimonopol konnte man vor zehn Jahren auf nahezu
allen im Handel verkauften Computern relativ problemlos eine
GNU/Linux-Distribution installieren. Für die Computer, die dem
Microsoft-Quasimonopol unterliegen, gilt das heute immer noch. Rein
stückzahlenmäßig sind sie aber inzwischen unterlegen, und die
Installation von GNU/Linux ist auf den Konkurrenzprodukten nicht mehr
ohne weiteres möglich bzw. in einigen Fällen faktisch unmöglich.

Ich sehe keinen Gewinn für die Nutzer.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Android ein FS Erfolg! (Re: Das sagen Anwender zu Limux)

2014-10-27 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Bernhard Reiter:

 Schau Dir im Vergleich mal iOS/iPhones und die Windows Phone Welt an.
 Da geht für die Nutzer deutlich weniger, bzw. die Entwicklungswerkzeuge
 haben eine starken Drang dazu Freie Software zu werden, weil jeder eine
 Entwicklungsgemeinschaft haben möchte.

Huch? Das Android SDK ist auch nicht freie Software. Es gibt im EULA
so lustige Klauseln wie:

| You agree that you will not take any actions that may cause or
| result in the fragmentation of Android, including but not limited to
| distributing, participating in the creation of, or promoting in any
| way a software development kit derived from the SDK.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Das sagen Anwender zu Limux

2014-10-21 Diskussionsfäden Florian Weimer
* walter harms:

 Im Embedded Bereich sind es bei Smartphones (mit Android) 85%

Wollen wir wirklich, daß Android der Maßstab ist, nach dem sich
zukünftige freie Software richtet? Beim Nutzer kommt schließlich (je
nach Gerätehersteller) erschreckend wenig Software-Freiheit an.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Takedown von dyndns-Anbieter durch Microsoft

2014-07-03 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Paul Hänsch:

 Offenbar hat die Firma Microsoft per Gerichtsbeschluss die DNS Zonen an
 sich gerissen. Eine Vorgehensweise, von der ich im
 privatwirtschaftlichen Bereich noch nie vorher gehört habe.

Das ist nicht das erste Mal, mit vergleichbaren Nebenwirkungen:

http://www.circleid.com/posts/20120917_microsoft_takedown_of_3322_org_a_gigantic_self_goal/

 Warum sie das nicht über die browserbasierten Malwarechecks machen
 die in Firefox, Chromium und IE standardmäßig verwendet werden sagen
 sie allerdings nicht.

Deren Sperrlisten werden natürlich nicht von der Schadsoftware
ausgewertet, die diese Domains zu Koordinierungszwecken verwendete.

 Interessant finde ich eher, die Vorwürfe seitens einiger Nutzer, dass
 Microsoft auf diese Weise versucht häuslich betriebene Homeserver
 unattraktiv gegenüber der eigenen Azure-Cloud zu machen.

Das ist ziemlich an den Haaren herbeigezogen, dazu sind diese Dienste
zu unterschiedlich. Microsofts Vorgehen ist einfach irgendwo zwischen
Inkompetenz (no-ip.biz? nie gehört) oder Arroganz (dort gibt es eh
nichts wichtiges) einzuordnen.

Es gibt Anbieter für Kopien des weltweiten DNS-Verkehrs, d.h. es ist
technisch kein Problem, vorher die Auswirkungen solcher Sperren zu
prüfen.

 Ich wollte das mal auf die Liste werfen, weil ich gerade ziemlich
 empört bin und mich Meinungen dazu interessieren.

Die Kehrseite ist, daß viele Anbieter im DNS-Bereich einen Dreck darum
scheren, welchen Flurschaden ihre Dienste indirekt anrichten.

Die Kehrseite der Kehrseite ist, daß diese Anbieter, wollen sie denn
gegen Mißbrauch vorgehen, sich in einem rechtlichen Niemandsland
bewegen, letztlich eine Art Inhaltskontrolle durchführen müssen und
wahrscheinlich Fehler machen, die genau wie diese Microsoft-Aktionen
zu völlig unberechtigten und vermeidbaren Ausfällen führen, nur eben
in kleinerem Maßstab.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Dokumentation unter GPL?

2014-06-05 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Bernhard Reiter:

  Die GNU FDL hat selbst zahlreiche Probleme. Deshalb würde ich
  persönlich für nichts verwenden!

 Michael, welche denn?

Werke, die der GNU FDL unterliegen, sind keine freie Software, so daß
man nicht beliebig zwischen (Kommentaren im) Quellcode und der
Dokumentation hin- und herkopieren kann. Das ist in Zeiten von
Javadoc, Doxygen usw. schon eine gewisse Einschränkung.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Update: Routerzwang

2013-11-04 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Matthias Kirschner:

 * Florian Weimer f...@deneb.enyo.de [2013-10-21 21:32:33 +0200]:

  AVM scheint das Gefühl zu haben, dass die Bundesnetzagentur sich auf die
  Seite der ISPs stellt:
 
  Bundesnetzagentur bewegt sich in Richtung Routerzwang
  http://www.golem.de/news/router-bundesnetzagentur-bewegt-sich-in-richtung-routerzwang-1310-102206.html
 
 Das gilt nur bei DSL, oder? Bei Broadcast-Medien wie Breitbandkabel
 oder Mobilfunk wird es aus Sicherheitsgründen keine offenen Endgeräte
 geben, oder? (Weil die Anbieter sonst den ganzen Datenverkehr
 ordentlich verschlüsseln müßten.)

 Ich bin mir nicht sicher ob ich die Frage ganz verstehe. Das Thema
 Routerzwang ist nicht nur bei DSL, sondern auch bei Kabel. 

 Als wir https://blogs.fsfe.org/mk/?p=1124 vorbereitet hatten, bekamen
 wir viele Beispiele von Kabelanbietern,

Sicher, das Problem ist aber technisch unterschiedlich, je nachdem, ob
der Kunde wirklich eine eigene Leitung bekommt (mit der er anstellen
kann, was er will), oder ob auf derselben Leitung andere Kunden sind,
dessen Datenverkehr er nicht lesen können soll und schon gar nicht
beeinträchtigen.

Natürlich existiert im zweiten Fall die Schwachstelle auch dann, wenn
der Kunde kein anderes Modem anschließen darf, aber es ist immer noch
ein Unterschied, ob man per Regulierung einen Markt für Modems schafft
auf die der Kunde i.d.R. weitreichenderen Zugriff hat.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Update: Routerzwang

2013-10-21 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Matthias Kirschner:

 AVM scheint das Gefühl zu haben, dass die Bundesnetzagentur sich auf die
 Seite der ISPs stellt:

 Bundesnetzagentur bewegt sich in Richtung Routerzwang
 http://www.golem.de/news/router-bundesnetzagentur-bewegt-sich-in-richtung-routerzwang-1310-102206.html

Das gilt nur bei DSL, oder? Bei Broadcast-Medien wie Breitbandkabel
oder Mobilfunk wird es aus Sicherheitsgründen keine offenen Endgeräte
geben, oder? (Weil die Anbieter sonst den ganzen Datenverkehr
ordentlich verschlüsseln müßten.)
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Diskrimierung von OpenJDK durch Heise?

2013-01-20 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Volker Grabsch:

 Der Heise-Artikel differenziert in keiner Weise zwischen dem
 offiziellen Java (von Oracle) und unabhängigen Implementierungen
 wie OpenJDK.

OpenJDK ist nicht unabhängig, da Oracle die Markenrechte hält (nicht
daß das an sich ein Problem wäre, das Adjektiv ist schlicht
unangebracht).

 Das heißt, mir als OpenJDK-Nutzer wird erzählt, ich sollte Java
 deaktivieren, obwohl nur Oracle Mist gebaut hat - und nicht das
 OpenJDK-Team.

Oracle hat den Fehler in OpenJDK eingebaut und dann aus OpenJDK ins
proprietäre JDK übernommen.

 Habe ich etwas falsch verstanden, oder ist die Sicherheitslücke
 so fundamental, dass davon auch andere Implementierungen wie
 OpenJDK betroffen sind?

OpenJDK ist keine andere Implementierung. Im Vergleich zum Oracle-JDK
fehlen lediglich einige Komponenten, u.a. das Browser-Plugin.

Die Schwachstelle ist aber troztdem verhanden. Theoretisch kann man
z.B. auch JEE-Anwendungen mit einen Security-Manager laufen lassen,
der sich mit dieser Schwachstelle aushebeln läßt.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Nettter Kommentar von Monty zu FSFE

2012-12-05 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Matthias Kirschner:

 http://www.pro-linux.de/news/1/19196/mariadb-foundation-gegruendet.html

   Monty sagt über die Stiftung folgendes: »MariaDB existiert dank der
   Stärke der GPL und den Bemühungen der Organisationen, die sie
   verteidigen, wie unsere Freunde von der Software Freedom Conservancy
   und der Free Software Foundation Europe. Die MariaDB-Foundation will
   im Interesse der gesamten Gemeinschaft führend in technologischen,
   rechtlichen und politischen Angelegenheiten werden.«

Ahem. Montys Firma hatte jahrelang mehr oder weniger direkt behauptet,
gewerblicher Einsatz von GPL-Software wäre nicht zulässig.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Software [X] ist Freie Software geworden

2012-11-20 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Frank Lanitz:

 Am 2012-11-19 21:53, schrieb Florian Weimer:
 * Volker Grabsch:

 Schließlich ist die OSD ja fast 1:1 von den Debian Free Software
 Guidelines abgeschrieben. Und die DFSG (abgesehen davon, dass
 sie Free Software schon im Namen tragen) sind lediglich eine
 Konkretisierung der 4 Freiheiten gedacht, die für Juristen
 leichter zu handhaben ist.

 Ich glaube, die DFSG sind älter als die 4 Freiheiten (von RMS, nicht
 von Roosevelt).

 Laut Wikipedia nur zum Teil:
 http://de.wikipedia.org/wiki/DFSG#Geschichte
 oder
 http://en.wikipedia.org/wiki/Debian_Free_Software_Guidelines#History

Die DFSG lassen sich gut datieren, nicht aber die Four Freedoms.

Ich vermute, daß die Four Freedoms das erste mal 2001 aufgetaucht
sind, wie sich hier http://www.gnu.org/philosophy/fsfs/rms-essays.pdf
nachlesen läßt.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Software [X] ist Freie Software geworden

2012-11-19 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Volker Grabsch:

 Schließlich ist die OSD ja fast 1:1 von den Debian Free Software
 Guidelines abgeschrieben. Und die DFSG (abgesehen davon, dass
 sie Free Software schon im Namen tragen) sind lediglich eine
 Konkretisierung der 4 Freiheiten gedacht, die für Juristen
 leichter zu handhaben ist.

Ich glaube, die DFSG sind älter als die 4 Freiheiten (von RMS, nicht
von Roosevelt).
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Software [X] ist Freie Software geworden

2012-11-12 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Andreas K. Foerster:

 On Sat, Nov 10, 2012 at 08:08:37PM +0100, Florian Weimer wrote:

 has been freed mag ich nicht, weil m.E. zunehmend das Kriterium
 einer offenen Entwicklergemeinde wichtig wird, d.h. Software, die zwar
 nominell frei ist, aber bei denen der Hersteller nur alle paar Monate
 eine neue Version über den Zaun wirft, ist für meine Zwecke nicht
 sonderlich brauchbar.

 Hmmm, du meinst so, wie es das GNU-Projekt macht?

Für welche Teilprojekte?

Das war bei Emacs  Co. früher in der Tat ein Problem.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Software [X] ist Freie Software geworden

2012-11-10 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Alexander Kahl:

 Schon eine Weile plage ich mich mit der Frage herum, die sich Freie
 Software in der oeffentlichen Wahrnehmung (wieder?) bekannter und
 attraktiver machen laesst. Dabei ist mir aufgefallen, dass x has been
 open sourced zu einem Schlagwort geworden ist, bisweilen hoerte ich
 sogar open source everything.

Meist wird die bloße Ankündigung, irgendwelche Quellen zu einem
späteren Zeitpunkt veröffentlichen zu wollen, in den Medien als X ist
nun Open Source dargestellt, d.h. das ist nicht einmal im Sinne der
Open-Source-Fraktion korrekt.

has been freed mag ich nicht, weil m.E. zunehmend das Kriterium
einer offenen Entwicklergemeinde wichtig wird, d.h. Software, die zwar
nominell frei ist, aber bei denen der Hersteller nur alle paar Monate
eine neue Version über den Zaun wirft, ist für meine Zwecke nicht
sonderlich brauchbar.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Linux vs Windows und das leidige Thema mit den Studien...

2012-01-29 Diskussionsfäden Florian Weimer
* JokerGermany:

 http://www.heise.de/newsticker/meldung/Studie-Linux-ist-teurer-als-Windows-2000-71345.html

Das ist richtig, richtig alt.

 http://www.golem.de/1105/83405.html

Das ist ein IT-Großprojekt der öffentlichen Verwaltung und insofern
mit wenig anderem vergleichbar. Sie wollten z.B. laut Medienberichten
vom Februar 2011 zu Windows XP migrieren.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Ansprechpartner für Funktionelle Obsoleszenz

2011-11-17 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Matthias Kirschner:

 Hat mir jemand von euch einen Ansprechpartner für dieses Thema? Ich
 hatte mit einer Journalistin über Antifeatures gesprochen, sie will
 aber noch ein paar Infos dazu haben:

 http://de.wikipedia.org/wiki/Obsoleszenz#Geplante_Obsoleszenz

 Funktionelle Obsoleszenz [Bearbeiten]

   Durch neue Anforderungen (wie durch Komplementärprodukte) kann das
   Produkt nicht mehr in vollem Umfang genutzt werden. Diese Form tritt
   vor allem in der Computerbranche auf (z. B. Anforderungen
   verschiedener Computerspiele an bestimmte Versionen des
   Betriebssystems). Als Konsequenz reagieren die Konsumenten meist
   verunsichert und überspringen eine oder mehrere Versionen (Leap
   Frogging). Weitere Ursache kann die Abkündigung von (meist
   elektronischen) Bauteilen oder die Aufkündigung von Upgrades der
   Software sein. Insbesondere langfristige Projekte und langlebige
   Wirtschaftsgüter sind zunehmend durch solche nur bedingt vorhersehbare
   Nichtverfügbarkeit gefährdet.  Im Obsoleszenz-Management werden
   Lösungsansätze für diese Problematik entwickelt, unter anderem:
   rechtzeitige Information der Kunden gemeinsame Erarbeitung von
   Substituten Lageraufbau für den geschätzten gesamten künftig
   erwarteten Bedarf.

[Citation needed]

Mir scheint das ziemlich an den Haaren herbeigezogen zu sein Dafür
gibt's ja nicht erst seit gestern Configuration Management.
Leapfrogging ist im wirtschaftlichen Zusammen auch etwas anderes.

Das hat aber nichts mit Anti-Features zu tun oder besser: Funktionen,
die man nicht entfernen darf. (Bei geplanter Obsoleszenz im selben
Wikipedia-Artikel geht es auch um etwas anderes.)
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Bruch von GPL?

2011-10-18 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Frank Lanitz:

 Achso. Ja. Also sie schreiben explizit in den Bedingungen zur Teilnahme,
 dass man die Geräte nicht anfassen darf und nicht erforschen. Knackpunkt
 wird hier wohl der Eigentumsübergang vs. Besitz sein. Aber da bin ich
 ein zu großer juristischer Leihe an dem Punkt.

 Wie auch immer. Nach meinem Verständnis ist eine solche Einschränkung
 nicht 100% sauber bei der Nutzung von GPL-Software - aber deswegen fragt
 ich ;)

In der aktuellen GPL steht zu diesem Thema:

| You may convey covered works to others for the sole purpose
| of having them make modifications exclusively for you, or provide you
| with facilities for running those works, provided that you comply with
| the terms of this License in conveying all material for which you do
| not control copyright.  Those thus making or running the covered works
| for you must do so exclusively on your behalf, under your direction
| and control, on terms that prohibit them from making any copies of
| your copyrighted material outside their relationship with you.

provide you with facilities for running those works ist hier wohl
einschlägig. Und ohne Kopien gibt es auch kein Ausforschen.

In der alten Version 2 war das noch nicht explizit
enthalten. Angeblich wird dieselbe Erlaubnis in dieser Version
implizit erteilt. Ich glaube eher, daß die Version 3 dies neu
einführte und deswegen nur noch eine schwache Copyleft-Lizenz ist.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Freie Software im Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg

2011-05-05 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Volker Grabsch:

 | You may convey covered works to others for the sole purpose of
 | having them [...] provide you with facilities for running those
 | works, provided that you comply with the terms of this License in
 | conveying all material for which you do not control copyright.
 | Those thus [...] running the covered works for you must do so
 | exclusively on your behalf, under your direction and control, on
 | terms that prohibit them from making any copies of your copyrighted
 | material outside their relationship with you.
 
 Das ist der Passus aus der GPL, Version 3, der ausdrücklich gestattet,
 GPL-Programme in the cloud auszuführen, sogar wenn sie mit
 proprietären Änderungen versehen sind. Ich finde diese Klausel
 reichlich überraschend.

 Wieso? Das ist doch nur konsequent. Die GPL erlaubt es seit je her,
 die Software für eigene Zwecke anzupassen, ohne irgendwelche Bedingungen.
 Die Bedingungen greifen erst, wenn man diese angepasste Software an
 andere weiter gibt.

Das macht man aber, wenn man die Software einem
Cloud-Computing-Provider zur Ausführung gibt -- oder, wie Tivo und
diverse Internet-Provider, dem Kunden. Die GPL Version 3 gestattet
dies ausdrücklich. Bei Version 2 war das unklar und im Fall Tivo
äußerst verpönt.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Freie Software im Koalitionsvertrag für Baden-Württemberg

2011-05-01 Diskussionsfäden Florian Weimer
* RA Stehmann:

 Cloud Computing und Open-Source Software als unterstützenswürdig in
 einem Atemzug

Open Source mag Probleme mit Cloud Computing haben. Bei freier
Software ist das aber nicht der Fall:

| You may convey covered works to others for the sole purpose of
| having them [...] provide you with facilities for running those
| works, provided that you comply with the terms of this License in
| conveying all material for which you do not control copyright.
| Those thus [...] running the covered works for you must do so
| exclusively on your behalf, under your direction and control, on
| terms that prohibit them from making any copies of your copyrighted
| material outside their relationship with you.

Das ist der Passus aus der GPL, Version 3, der ausdrücklich gestattet,
GPL-Programme in the cloud auszuführen, sogar wenn sie mit
proprietären Änderungen versehen sind. Ich finde diese Klausel
reichlich überraschend.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Marktanteile

2011-03-13 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Volker Grabsch:

 Florian Weimer schrieb:
 * Bernd Wurst:
 
  Ich fände es gut, wenn grade öffentliche Einrichtungen hier etwas
  selbstloser heran gehen würden und die User-Probleme (die absolut
  zu erwarten sind) nutzen um die Fehler konsequent beheben zu lassen,
  damit dann schlussendlich alle was davon haben.
 
 Es ist meist nicht den Aufwand wert, solche Änderungen zurückzugeben.

 Mag sein, dass das bei öffentlichen Einrichtungen / User-Interfaces
 ein spezielles Problem ist.

Es gibt natürlich wege drumherum, insbesondere, wenn die Organsiation
nicht so ein großes Ego hat -- oder man, aus welchen Gründen auch
immer, keines dieser inzwischen recht verbreiteten Contributor License
Agreements braucht.

 Ich möchte aber anmerken, dass ich es zumindest in der Privatwirtschaft
 sehr oft erlebt habe, dass es sich sehr wohl gelohnt hat, Änderungen
 zurückzugeben. Auch und gerade bei Kleinkram.

Natürlich, wenn es halbwegs zügig machbar ist.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Schweizer Bundesamt feiert Migration von Opensource-Platform zu Windows 7

2011-03-12 Diskussionsfäden Florian Weimer
 Tun sie das wirklich? Zumindest laut Internet-Nutzungsstatistiken
 scheint GNU/Linux im Desktop-Einsatz seit Jahren praktisch auf der
 Stelle zu treten :-(

Ich vermute, daß die alllermeisten, die migrieren, dies bereits getan
haben bzw. nie auf proprietären Desktops liefen. Das mit dem Jahr des
Linux-Desktops ist Quatsch. Es kann sein, daß die Linux-Desktops
irgend wann eine kritische Masse erreichen, so daß über die üblichen
Mechanismen eine größere Marktdurchdrängung eintritt, ich glaube es
aber nicht.

Letztlich sind viele der freien Desktop-Angebote ja auch in
zunehmendem Maße proprietarisiert. Wenn ein Stück Software nicht im
jeweiligen App Store ist, ist die Hürde zum Ausprobieren schon recht
groß. Daß das philosphisch alles ganz anders ist und der Store nur
DFSG-konforme (OSI-zertifizierte, ...) Software enthält, ändert daran
erst einmal nichts. Einfach eine selbstextrahierende .EXE-Datei
herunterladen und starten ist ein Stück Freiheit, das viele Benutzer
nicht missen wollen, trotz all der Probleme, die das mit sich bringt.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Marktanteile

2011-03-12 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Bernd Wurst:

 Ich fände es gut, wenn grade öffentliche Einrichtungen hier etwas
 selbstloser heran gehen würden und die User-Probleme (die absolut
 zu erwarten sind) nutzen um die Fehler konsequent beheben zu lassen,
 damit dann schlussendlich alle was davon haben.

Es ist meist nicht den Aufwand wert, solche Änderungen zurückzugeben.

Erst einmal kommt der Papierkram, der vor zehn Jahren schlicht
unüberwindbar war (zumal die FSF sich nicht sonderlich für die Belange
deutscher Behörden interessierte, um es freundlich
auszudrücken). Anschließend folgen noch die ganzen menschlichen
Aspekte hinzu, mit anderen Entwicklern zusammmenarbeiten zu müssen.
Gerade bei UI-Gestaltung glaubt wirklich jeder, mitreden zu können,
also ist das besonders anstrengend. Es gibt sicherlich
Ausnahme-Projekte, bei denen das wie am Schnürchen klappt, aber sie
sind in der Minderheit.

Die Folge sind natürlich mehr oder weniger private Forks, die
langfristig die Wartungskosten in die Höhe treiben.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: beunruhigender Artikel: CBC-Bans-Use-of-Creative-Commons

2010-10-10 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Volker Grabsch:

 Was ist denn so schlimm daran, wenn jemand eine CD voller CC-Musik
 brennt (oder gar presst), und diese ein wenig über den Rohlingpreis
 vertreibt, damit sich sein Arbeitsaufwand lohnt?

Wenn man die Lizenzbestimmungen kennt bzw. kennen müßte, gegen die man
verstößt, ist das ein strafbarer Verstoßen gegen das UrhG.

 Wenn sich die Freie-Software-Community ebenfalls so komisch haben
 würde, wären wir nicht da, wo wir heute sind.

Sie sind doch so komisch, siehe die GPL und OpenSSL.

 Insbesondere hätten sich kaum Software-Distributionen bilden können,
 die sich in der heutigen (aber wohl auch schon in der damaligen)
 Zeit zu einem wahren Segen für die Software-Welt entwickelt haben.

Die Lizenzbedingungen sind einfach anders. Man legte seit Mitte der
90er Wert darauf, die kommerzielle Nutzung nicht zu untersagen.

Inzwischen gibt es diesbezüglich allerdings wieder Gegenströmungen
(allerdings nicht wegen des folgenden).

 Natürlich ist es ärgerlich, wenn jemand etwa eine OpenOffice-CD für
 20 EUR statt 0,20 EUR vertreibt. Aber das hält sich doch nicht lange.

Wenn es nur 20 EUR wären! Üblich sind 96 EUR, zahlbar für zwei Jahre
im voraus. Das soll recht profitabel sein.

 Und selbst wenn, dann doch bitte mit den _richtigen_ Werkzeugen, also
 Meldung beim Verbraucherschutz, Anzeige wegen Betruges (falls einer
 vorliegt) oder Anzeige wegen unlauterem Wettbewerb (falls überhaupt
 einer vorliegt). Das Urheberrecht ist kein geeignetes Werkzeug, um
 das auszufechten.

Niemand ist bislang erfolgreich gegen diese Anbieter vorgegangen.
Vermutlich ist deren Geschäftsmodell schlicht legal.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: OpenERP Webclient proprietär

2010-10-09 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Bernhard Reiter:

 Das grenzt sich ab zu der gängigen Anforderung, dass der Nutzer an geeigneter
 Stelle zu erfahren habe, wer die exklusiven Nutzungsrechte an der Software hat
 und so weiter. Das liesse sich immer an eine praktische Stelle setzen, z.B. 
 den Über Dialog, die begleitende Dokumentation (bei eingebetteter Software) 
 usw.

Die GPL (mindestens seit Version 2) erfordert, daß diese Hinweise beim
Programmstart erscheinen und auch dort nicht entfernt werden. Der
Über-Dialog ist nicht ausreichend.

In der GPL Version 3 findet sich zu dem das hier:

|b) Requiring preservation of specified reasonable legal notices or
|author attributions in that material or in the Appropriate Legal
|Notices displayed by works containing it; or

(Auch die namentliche Nennung der Autoren kann laut GPL Version 3
gefordert werden, was sich hierzulande sowieso nicht verbieten läßt.
Die CC-Problematik ist anders und bezieht sich, je nach Version, auf
die Rückrufmöglichkeit und weitere Punkte.)

Ansonsten enthält die Affero GPL wesentlich weitergehende
Beschränkungen für Änderungen und vor allem die Konfigurationen, in
denen die betroffene Software eingesetzt werden kann. Sie gilt dennoch
als freie Software.

Deine Kritk mag berechtigt sein, es gibt aber offenbar viele, die dies
anders sehen.

(Die Kompatibilität mit der Affero GPL ist im übrigen ein Grund, warum
die GPL Version 3 aus meiner Sicht nur ein schwaches Copyleft bietet.)
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Interessanter Blog-Eintrag Elster und Freie Software

2010-01-18 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Matthias Kirschner:

 Werner hat einen interessanten Blog-Eintrag zu ELSTER, Freie Software
 und der Überwachungswahn http://blogs.fsfe.org/werner/archives/14
 geschrieben. Kurzer Ausschnitt:

   [...] Das Prinzip der althergebrachten Kontrollmitteilungen kann
   auch elektronisch implementiert werden.

Hat man das nicht gerade mit ELENA versucht?

(Früher war übrigens der Arbeitnehmer Mittelsmann, und es soll
mitunter vorgekommen sein, daß die Formulare auf dem Transportweg
wundersamen Wandlungen erlagen.)
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Windows 7, (vermutlich) kaputt in der Packung und Keinen interessierts?

2009-10-23 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Bernhard Reiter:

 Am Mittwoch, 21. Oktober 2009 20:46:10 schrieb Florian Weimer:
  Diese beiden Ereignisse lassen vermuten, dass es kein Einzelfall,
  sondern eine Einstellung des Herstellers ist, der vermutlich in Kauf
  nimmt, dass eine solche Lücke beim Kunden aufschlägt.

 Ja, und? Natürlich liefern wir alle Software mit Fehlern und
 Schwachstellen aus. Auch die SMB2-Schwachstelle wird nicht der letzte
 dieser Art sein.

 Hier nimmt eine Hersteller zu einem hohen Sicherheitsrisiko
 in einem neuen Produkt, was er verkaufen möchte, nicht einmal Stellung.
 Das halte ich für etwas Besonderes!

Ich kann die BSI-Einstufung nicht nachvollziehen. Ich kenne nicht mal
die Skala, die sie verwenden. Die anderen Meldungen liefern auch ein
eher unheitliches Bild (Schwachstellen, die den Befall des Computers
durch Besuchen von Webseiten ermöglichen, bekommen mitunter nur eine
3). Das ist muß kein Verschulden des BSI sein, die Einstufung von
Schwachstellen ist schwierig.

 Wenn der Hersteller eine Aussage treffen würde, wie: Ja, prüfen
 wir. - oder Ja ist kaputt, bitte das und das machen, bis wir das
 erledigt haben.  wäre das was anderes.

Hast Du ihn überhaupt gefragt?
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Windows 7, (vermutlich) kaputt in der Packung und Keinen interessierts?

2009-10-23 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Bernhard Reiter:

 Darüber hatte ich nachgedacht - es aber als zu verwirrend empfunden
 und wenig neu.  Recht gut für die Vorgeschichte bis 2007 ist übrigens:
 http://www.dwheeler.com/oss_fs_why.html#security

In neueren Statistiken wird wild renormiert. Ein kleines Problem ist
nämlich, daß die Anzahl der behobenen Schwachstellen pro Zeitraum in
Distributionen wie Debian mittlerweile um eine Größenordnung über dem
liegt, was Microsoft veröffentlicht. Würde man diese Rohdaten
veröffentlichen, nähme niemand die Studie ernst.

Letztlich ist die Debatte aber verfehlt. Wenn ein Windows-Benutzer
eine kompromittierte, auf GNU/Linux gehostete Webseite besucht und ein
Trojanisches Pferd installiert bekommt, hat wer schuld? Das ist gar
nicht so einfach zu beantworten. Wenn wir das nicht gemeinsam in den
Griff bekommen, wird am Ende der Allzweckrechner abgeschafft, und dann
sind sowohl mit Freie Software, als auch das Windows-ISV-Modell
Geschichte. Das will eigentlich niemand.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Windows 7, (vermutlich) kaputt in der Packung und Keinen interessierts?

2009-10-21 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Volker Grabsch:

 Es gibt zum Beispiel gruselige Bugs, die erst Jahre später beseitigt
 wurden, wenn überhaupt. Und es gibt ein sensationelles Interview
 mit Gates, in dem er behauptet, Windows sei exakt so sicher, wie
 es die Anwender haben wollen - eine Verharmlosungs-Taktik, die
 noch _vor_ dem Aufpolieren des Images geschah. (Vielleicht war
 es sogar der auslösende PR-Patzer dafür.)

Sie haben ihre Quasi-Monopolstellung ausgenutzt, um
Sicherheitsfeatures durchzudrücken, die niemand haben wollte (UAE und
Kernel-Treiber-Signaturen). Die (nicht vollständig erfolgreichen)
Projekte zum Aufräumen der eigenen Code-Basis konnten sie sich wohl
auch nur leisten, weil sie obszöne Gewinne einfuhren.

Auf der anderen Seite hatten sie vor zwei Jahren noch erhebliche
strukturelle Defizite als Organisation, die den Einbau von bekannt
unsicherer Funktionalität gestattete (d.h. nicht Flüchtigkeitsfehler).
Naturgemäß kann man erst mit einiger Verzögerung erkennen, ob
Verbesserungen eingetreten sind, und von außen bekommt man nur die
Rückschläge mit.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Marktmacht der Käufer

2009-10-03 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Guido Arnold:

 Hallo allerseits,

 On Fri, Sep 25, 2009 at 04:41:32PM +0200, Werner Koch wrote:
 
 In unserem Wirtschaftsystem zählt nunmal die Marktmacht.  Wer an den
 aktuellen Zustanden was ändern will muss eben nicht von HERSTELLER-A
 kaufen sondern von HERSTELLER-B der halt kein Windows installiert.  Und

 Da HERSTELLER-B oft sehr schwer zu finden ist, möchte ich an dieser
 Stelle nochmal auf die Linkliste der Hardware-Anbieter im Fellowship-wiki
 hinweisen:

 http://wiki.fsfe.org/Hardware_vendors

Praktisch alle großen Hersteller liefern Desktops and Laptops auf
Wunsch mit FreeDOS an Geschäftskunden aus. Zählt das auch? 8-)
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Marktbeherrschende Stellung (war: Parlamentsfernsehen auf bundestag.de)

2009-04-06 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Bernhard Reiter:

 Das bezog sich konkret nur auf wie eine proprietäre Software mit
 dranhängenden Unternehmen es kann.  Als etwas anderes kann ich Firefox
 nicht ansehen.  Ich habe nicht davon geredet, das große Teile von
 Firefox nicht als Basis für andere Software dienen oder dienen können.

 Ah, und Du beziehst Dich auf die unfreien Firefox Binaries
 (welche auch die einzigen sind, welche Firefox heissen dürfen).
 Ja darüber sollte wir in der Tat mehr Leute aufklären.

Die Mozilla Foundation bringt die Freie-Software-Gemeinde schon in
eine ziemlich beschissene Lage. Zu Vor-OpenJDK-Zeiten war es schwierig
genug zu erklären, daß Java nicht quelloffen ist, weil es ein src.zip
gab, dessen Inhalt auch noch von der IDE angezeigt wurde und wo man
auch mit dem Debugger rumlaufen konnte. Aber wie soll man bitteschön
gegen Firefox als freie Software argumentieren? Jeder Versuch wird
einen doch in die Ecke von leicht meschuggen Leuten stellen.

Wenn jemand sieht, daß ich Iceweasel nutze und nachfragt, kann ich
zwar sagen, daß das eigentlich ein Firefox ist, den wir aus
rechtlichen Gründen aber nicht so nennen dürfen. Aber mehr kann ich
kaum erreichen, ohne daß das Gegenüber an meinem Weltbild zu zweifeln
beginnt.

Auf der anderen Seite ist die Mozilla Foundation mit ihrem Verhalten
nicht alleine. Bei PHP ist das sogar in der Lizenz kodifiziert
(eigentlich dürften wir unser PHP gar nicht PHP nennen), und dort
wäre ein erzwungenes Umbenennen weitaus schmerzhafter als bei einem
Webbrowser.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: http://www.pro-linux.de/news/2009/14027.html

2009-04-04 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Arnulf Pelzer:

 mit der Bitte um aufklärung.

Aufklärung bezüglich was?

GCC soll offener gestaltet werden. Bisherige Versuche (GCCXML,
llvm-gcc, das C-Backend von Sun), GCC-Technologie außerhalb des
GCC-Projektes zu nutzen, wurden von der FSF mit Argwohn betrachtet,
weil sie es grundsätzlich ermöglichen, GCC-Funktionen von
Nicht-GPL-Programmen aus zu nutzen. Eine Plugin-Schnittstelle (wozu
auch stabile Serialisierungsformate für interne
Compiler-Datenstrukturen gehören), die in der offiziellen GCC-Version
enthalten ist, hätte diesen Ansätzen, die GPL zu umgehen, indirekt
ihren Segen erteilt.

Beim Kompilieren und Linken vieler Programme werden Teile von GCC
(nämlich libgcc) in das Resultat kopiert, meist sogar ohne dynamisches
Linken. Die FSF versucht daher, die negativen Auswirkungen von Plugins
dadurch zu verhindern, daß libgcc nicht für Kompilate genutzt werden
kann, bei denen GCC mit proprietären Plugins zum Einsatz kam.

Die erste Version der Ausnahme übersah, daß der Java-Compiler in GCC
seit einiger Zeit vom Java-Bytecode aus Maschinencode erzeugt.
Java-Quellcode wird zunächst vom Eclipse-Java-Compiler kompiliert, der
der EPL unterliegt, die nicht GPL-kompatibel ist. Damit wäre die
libgcc-Ausnahme für kompilierte Java-Quellen nie nutztbar gewesen. Man
hätte z.B. mit GCC keine Java-Quellen unter der Eclipse-Lizenz
kompilieren und das Kompilat weiterverteilen können (also insbesondere
einen kompletten, GCC-basierten Java-Compiler). Das war nicht
beabsichtigt.

Ob das in der Praxis funktioniert, ist unklar. libgcc ist nicht
sonderlich groß und kann ggf. reimplementiert werden.

Die neue libgcc-Lizenz hat zudem Nebenwirkungen auf andere Compiler
(auch wenn diese direkt auf Quellcode arbeiten). So ist nicht klar, ob
der Objective-Caml-Compiler, der selbst der QPL unterliegt (und
typischerweise mit sich selbst und GCC kompiliert wird), als Kompilat
weiterverbreitet werden darf, weil die QPL nicht kompatibel mit der
GPL ist und die libgcc-Ausnahme somit möglicherweise nicht nutzbar
ist. (Der Grund für diesen Efekt ist, daß libgcc Teil von GCC ist und
die Katze sich lizenztechnisch in den Schwanz beißt, sobald ein
Compiler in sich selbst geschrieben ist.)

Ich sehe das ganze ziemlich skeptisch. Ich hoffe, die FSF wird sich in
der einen oder anderen Form klarstellend zur verbleibenden
Compiler-Problematik äußern. Letztlich treffen diese Spielchen nicht
diejenigen, die GCC in proprietäre Technologie einbetten wollen (was
eigentlich jeder Hersteller von proprietären Allzweck-Betriebssystemen
tut), sondern diejenigen, die explizit freie Betriebssysteme bauen und
nun vor der Frage stehen, ob alle unsere Nicht-GCC-Compiler plötzlich
nur noch Programme erzeugen, die unter der GPL lizensiert werden
müssen. Ich hätte kaum Probleme damit, wenn wir wenigstens (wie die
ganzen proprietären Hersteller!) gegen Systembibliotheken wie OpenSSL
linken könnten, die nicht der GPL unterliegen, aber selbst das dürfen
wir nicht. Die alte mere aggregation-Klausel (die auch in der
Version 3 weiterlebt) greift für freie Betriebssysteme nicht, weil wir
alles integriert ausliefern. Die proprietären Hersteller machen das
zwar heutzutage auch, aber hören diesbezüglich vermutlich auf ihren
Rechtsbeistand, während wir versuchen, die Wünsche der FSF zu
respektieren.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Parlamentsfernsehen auf bundestag.de

2009-04-01 Diskussionsfäden Florian Weimer
 Ich sehe gerade jetzt aber für Freie Software Bewegung die große Chance, 
 Wenn in Firefox 3.5 Ogg Theora fest eigebaut wird. Das gibt einem die 
 Gelegenheit hervorzuheben, dass ja eh fast jeder Theora Unterstützung 
 hat, während Flash oft erst umständlich nachinstalliert werden muss. 

Und Ihr wollt mir erzählen, daß Freie Software a) keine dominante
Marktstellung hätte und b) von irgendwelchen Bundling-Geboten und
-Verboten nicht betroffen wäre!

Das ist doch sehr, sehr nah am Verhalten, von dem die FSFE verlangt,
daß es die EU-Kommission bei Microsoft bestrafen möge.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Frage zu Fedora

2009-03-08 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Johannes Näder:

 Kannst du das näher erläutern? gNewSense tritt doch gerade mit dem
 Anspruch an, eine völlig freie Distribution zu liefern.

Naja, es ist ziemlich harte Arbeit. Gnewsense enthält offenbar afio,
was in seiner Geschichte offensichtlich von Dritten relizensiert
wurde (damals, als man das noch nicht so ernstnahm). Der
Python-Lizenz-Stapel ist auch etwas eigenwillig und verlangt eine
gewisse Kompromißbereitschaft. Die GNU libc enthält eine Suns
RPC-Implementierung unter einer nicht so richtig freien,
GPL-kompatiblen Lizenz -- und Sun kann sich als Organisation nicht
mehr daran erinnern, den Code jemals freigegeben zu haben.

Die Pflicht der GPL zur Markierung von Änderungen wird auch Gnewsense
nicht beachten können, wenn das die Upstreams (die auf der anderen
Seite auch nicht alleinige Rechteinhaber sind) nicht machen.

Dazu kommen noch die ganzen unbekannten formalen Lizenzverletzungen,
weil Code hin- und herkopiert wurde. Oh, und die GFDL- und
AGPL-Problematik.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Header-only libs und LGPLv3

2008-12-14 Diskussionsfäden Florian Weimer
 ich habe eine Frage bzgl. der Auslegung der LPGL bzgl. header-only 
 Bibliotheken.

Meinst Du Teile von Boost, der C++-Standardbibliothek usw.?

 Oder anders ausgedruckt:
 Ich verstehe, dass es bei Header-Only Bibliotheken nicht möglich ist 
 $4.d.0 oder $4.d.1 zu erfüllen, ohne (zumindest einen Teil) des 
 Anwendungsquelltextes frei verfügbar zu machen. Ist dies korrekt?
 Wenn ja, müsste m.E. $4 in dieser Situation praktisch irrelevant.
 Ich habe aber leider in der Lizenz keinen expliziten Ausschluss von $4 
 für header-only Bibliotheken gefunden.

Ich denke, daß C++-Template-Bibliotheken einfach immer noch eine
Spezialerlaubnis brauchen, damit die LGPL dem Programmierer gegenüber
tatsächlich liberaler ist als die GPL.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Wie frei ist PDF? | Logo für standardkonformes PDF

2008-12-14 Diskussionsfäden Florian Weimer
* micu:

 In dem englischen Wikipedia-Artikel lese ich gerade, dass PDF 1.7 (seit Juli 
 2008) inzwischen als ganzes als ISO-Standard verabschiedet wurde.

Die ISO-Norm ist nicht frei verfügbar und in der Beschaffung nicht
ganz billig.

 Wenn dem so ist, fände ich es sehr sinnvoll, mit dieser Kampagne auch gleich 
 ein Logo zu propagieren, das man z.B. für seinen Downloadlink verwenden kann 
 und mit dem man zum Ausdruck bringen kann: Dies ist ein standardkonformes 
 PDF.

Grundsätzlich ist Verträglichkeit mit den freien Implementierungen
wichtiger als die Befolgung einer Norm, die kaum jemand kennt und die
nur wenige lesen können.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: 3D mit freier Software nicht möglich?

2008-05-26 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Alexander Finkenberger:

 Auf der FSF-Liste der Software-Projekte mit hoher Priorität stehen freie
 3D-Treiber ganz oben: http://www.fsf.org/campaigns/priority.html

Das ist eine andere Baustelle.
___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
https://mail.fsfeurope.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Samba infiziert?

2008-01-01 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Matthias-Christian Ott:

 Ja sicher, aber was nützt die Dokumentation ohne die Patente. Ich
 kann mir nicht vorstellen, wie man ein Protokoll, dessen Techniken von
 Patenten beschrieben werden, unter Ausschluss der Verletzung dieser
 implementieren kann.

Das kommt auf das Protokoll und die Patente an.

Abgesehen davon ist Microsoft mit die letzte Firma, die reine
Freie-Software-Projekte wegen Patentverletzung verklagen wird. Dort ist
schließlich kein großes Geld und nur sehr, sehr schlechte PR zu holen --
gesunde Firmen haben beides nicht nötig.


___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
http://lists.gnu.org/mailman/listinfo/fsfe-de


Re: Was kann ich dagegen tun?

2007-09-24 Diskussionsfäden Florian Weimer
* Robert Schuster:

 an meiner Uni werden ständig Einladungen zum Erlernen proprietärer
 Technologien verschickt. Im Prinzip kann es mir gleich sein,
 womit ein jeder seine Zeit ver[sch]wendet, aber ich befürchte das die
 meisten gar nicht wissen in welche sinnlose Abhängigkeitsspirale
 sie sich damit begeben.

C# ist ein EMCA-Standard und folglich offener als Perl, Python, Ruby
oder gar PHP. 8-/


___
fsfe-de mailing list
fsfe-de@fsfeurope.org
http://lists.gnu.org/mailman/listinfo/fsfe-de