Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-06 Diskussionsfäden Volker Grabsch
Daniel G schrieb:
 On 05.01.2012 15:13, schrieb Jacob Dawid:
  Diese Freiheiten beziehen sich auf Programme, nicht Content. Zu 
  Content zähle ich Bilder, Filme, Musik, aber auch nützliches Wissen, 
  also auch Erfahrungswissen, Baupläne, Verfahren usw. Wenn Du mal 
  nacheinander all die Freiheiten auf Content anwendest, dann merkst
  Du, dass dies keinen Sinn ergibt.

Das mag sein, liegt aber nicht daran, ob das Werk eine Software
oder Content ist, sondern daran, ob das Werk hauptsächlich ein
nützliches Werkzeug (ich nenne es mal so) ist, oder ob es zur
Unterhaltung dient.

  Unter dem Punkt Verfahren gibt es
  eine Zone, in der sich die Kategorien Programmcode und Content
  überlagern mögen, aber ich würde es eher dem Content zuschreiben.
 
 Bilder, Filme, Musik, Baupläne kann man sehr wohl
 
 0. für jeden Zweck zu benutzen
 1. funktionsweise verstehen und verändern
 2. Kopien weiterverbreiten
 3. verbessern und die Verbesserungen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu
 stellen
 
 ... wenn es unter einer entsprechenden freien Lizenz ist.

Wobei die CC-Lizenzen hier leider keinen Quellcode verlangen,
weshalb ich persönlich auch für Musikstücke etc. lieber die
GPL als die CC-BY-SA sehen würde. :-)

 Bei Musik, beispielsweise könnte man die verschiedenen Spuren haben aus
 denen sich ein Stück zusammensetzt, oder die Noten als Quelltext
 betrachten (die man aber - anders als bei Software - auch leicht
 raushören kann)

Interessanterweise war genau das auch ein Thema auf dem diesjährigen
Chaos Communication Congress:

4759
Open source music: Tracking 2.0

http://events.ccc.de/congress/2011/Fahrplan/events/4759.en.html

http://mirror.fem-net.de/CCC/28C3/mp4-h264-HQ/28c3-4759-en-open_source_music_tracking_2_0_h264.mp4

Dort beklagt sich der Vortragende ebenfall über die Consumer-
Mentalität, was Musikstücke angeht.

Selbst wenn sie unter einer freien Lizenz wie CC-BY-SA angeboten
werden, kriegt man letztlich nur das fertig gemixte Recording.
Ditto übrigens für Videos. *sigh*  Das ist eine ziemlich Unsitte.

Man stelle sich vor, die Wikipedia wäre nur als PDF/HTML und
nicht als Wiki-Text verfügbar. Wie wollte man dort sinnvoll
weiterarbeiten? Wobei die Problematik bei Text in der Tat
nicht so heftig ist wie bei Musik oder Videos.

Und was ist mit Postscript-Grafiken, die ihrerseits intern
ein komplexes Programm sind? (die Postscript-Sprache ist
ja eine Programmiersprache)  Im Vektorgrafik-Programm kann
man zwar die Bestandteile editieren, aber wenn die Grafik
z.B. aus vielen Wiederholungen, Graphen, komplexen 3D-
Transformationen oder ähnlichem besteht, ist der _richtige_
Quelltext plötzlich *sehr* interessant, und würde zum
Beispiel beim Konvertieren nach SVG verloren gehen, obwohl
SVG ja auch ein Vektorgrafik-Format ist.

Doch es gibt nicht nur Content, der eher nach Programmcode
aussieht. Es gibt auch Programmcode, der eher nach Content
aussieht: Man schaue sich die ganzen Computerspiele an. Oder
die Demo-Szene.

Hier künstlich zwischen Software und Content zu
unterscheiden wird der Problematik überhaupt nicht gerecht.
Nicht in der heutugen Zeit, und auch noch dem Stand der
Technik vor 20 Jahren.

Unabhängig davon gibt es aber zweifellos Werke, bei denen
die 4 Freiheiten für die Gesellschaft wichtig sind, und
andere Werke, bei denen die 4 Freiheiten wünschenswert,
aber für eine freie Gesellschaft nicht notwendig sind.
Aber diese Grenze verläuft meines Erachtens nach nicht
an der Software/Content-Grenze, sondern etwas anders.

Diese Grauzone habe ich vor einiger Zeit mal versucht
zu beschreiben:

http://www.mail-archive.com/fsfe-de@fsfeurope.org/msg01599.html


Gruß
Volker

-- 
Volker Grabsch
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-06 Diskussionsfäden RA Stehmann
Hallo,

ich gebe einmal zu bedenken, dass der Eindruck entstehen könnte, Kultur
sei für den Menschen und die Gesellschaft weniger wichtig als Technik
oder über die Beherrschung der Technik könnte eine größere Macht (über
Menschen) ausgeübt werden als über die Herrschaft über kulturelle Werke.

Dies erscheint mir eine nerdozentrische Sichtweise, die von Künstlern
und anderen sicherlich so nicht geteilt werden wird.

Natürlich gibt es Unterschiede zwischen Computerprogrammen und Musik
oder Grafik. Diesen Unterschieden versucht nicht zuletzt auch das UrhG,
das Computerprogramme als Sprachwerke ansieht, Rechnung zu tragen.

Aber Abstriche von der Forderung nach Freiheit zu machen mit der
Begründung, kulturelle Werke und die Herrschaft über sie seien in Bezug
auf die Freiheit des Einzelnen weniger wichtig, erscheint mir verfehlt.

Es erscheint mir auch sehr wichtig, dieses Thema hier zu diskutieren, da
die FSFE und ihre Fellowship in ein Umfeld (oder eine Community)
eingebettet ist, in der die zukünftige Entwicklung des Kulturschaffens
und des Urheberrechts vor dem Hintergrund eines als ungünstig
empfundenen status quo lebhaft diskutiert wird.

Insoweit ist es erfreulich, dass diese Diskussion auf der Grundlage
eines konkreten  Statements geführt werden kann.

Gruß
Michael




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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-06 Diskussionsfäden Thomas Leske

Am 05.01.2012 20:38, schrieb Daniel G:

Bilder, Filme, Musik, Baupläne kann man sehr wohl

0. für jeden Zweck zu benutzen
1. funktionsweise verstehen und verändern
2. Kopien weiterverbreiten
3. verbessern und die Verbesserungen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu
stellen

... wenn es unter einer entsprechenden freien Lizenz ist.

Bei Musik, beispielsweise könnte man die verschiedenen Spuren haben aus
denen sich ein Stück zusammensetzt, oder die Noten als Quelltext
betrachten (die man aber - anders als bei Software - auch leicht
raushören kann)


Die amerikanische Künstlerin Nina Paley ist ein gebranntes Kind, was die 
Urheberrechte angeht. Sie landete im Prinzip bei genau diesen 
Forderungen für freie Kultur:

 http://blog.ninapaley.com/2011/07/04/rantifesto/
(Fehlender Quellcode ist bei Kunstwerken keine so großes Hindernis,
 so dass ihr CC-BY-SA ausreicht.)

Nina Paley ist der Ansicht, dass alle Kultur auf bereits vorhandener 
aufbauen muss, damit sie überhaupt verstanden wird:

 http://blog.ninapaley.com/2010/12/13/kult-der-originalitat/


Und zum Thema Lebensunterhalt für Künstler: Um die Urheber in ihrem
Lebensunterhalt zu unterstützen, würden kürzere Copyright-Zeiten auch
reichen. 90 Jahre sind da leicht übertrieben. Außerdem ist fraglich
inwiefern kleine Künstler von Copyright-Riesen wie der GEMA profitieren.


Nina Paley hat bei der Erstellung ihres Trickfilms den Fehler begangen, 
dass sie von Schlagern der 20er-Jahre inspiriert wurde, und dazu 
passende Animationen geschaffen hat. Die Urheberrechte des Komponisten 
waren aber durch eine nachträgliche Schutzfristverlängerung immer noch 
gültig. Darum musste sie für die einzelnen Lieder die derzeitigen 
Verwerter ausfindig machen und sie teuer lizensieren:

 http://www.sitasingstheblues.com/license.html

Sie hätte die Filmrechte anschließend verkaufen können (und ihr Film 
hatte trotz ungeklärter Rechte schon einen Preis gewonnen). Sie 
entschied sich aber, den Film unter CC-BY-SA zu stellen, und hat mit dem 
Verkauf von DVDs und Merchandise-Artikel inzwischen mehr Geld verdient, 
als das Höchstgebot für den Rechteverkauf.


Eine teure Werbekampagne kann sie sich durch die unentgeldliche 
Verbreitung sparen:

 http://ninapaley.com/mimiandeunice/2010/07/27/do-the-math/

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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-06 Diskussionsfäden Volker Grabsch
RA Stehmann schrieb:
 ich gebe einmal zu bedenken, dass der Eindruck entstehen könnte, Kultur
 sei für den Menschen und die Gesellschaft weniger wichtig als Technik
 oder über die Beherrschung der Technik könnte eine größere Macht (über
 Menschen) ausgeübt werden als über die Herrschaft über kulturelle Werke.
 
 Dies erscheint mir eine nerdozentrische Sichtweise, die von Künstlern
 und anderen sicherlich so nicht geteilt werden wird.

Ist sie das?

Ich werfe mal die Gegenthese in den Raum, dass allein die Idee,
von Musik und Filmen einen Quellcode haben zu wollen, schon
sehr nerdig ist. Und soweit ich das sehen kann, ist dieser
Wunsch bei den Nerds viel stärker verankert als z.B. bei
Musikern und Filmemachern.

Gut möglich, dass Künstler den Wert kultureller Werke insgesamt
höher einschätzen als der Normalbürger, und dass sie damit recht
haben. (Ich persönlich stimme dem jedenfalls vollkommen zu!)
Aber davon merkt man leider nicht viel.

Ist es nicht bezeichnend, dass der offizielle Einführungs-Film
von Creative Commons Get Creative! [1] nicht im Quellcode
vorliegt? Und dass es überhaupt nur ein kleine Gruppe von
Video-Künstlern gibt, die ihren Quellcode veröffentlichen?
Und dass sich diese Gruppe komplett aus Blender-Enthusiasten [2]
rekurtiert, also aus einer ziemlichen Nerd-Ecke stammt?

Und die vielen guten Musikstücke, die wir im Quellcode
vorzuliegen haben, die stammen doch alle aus den 80er
Jahren! Die wurden von musikalisch begabten Computer-Nerds
zusammengehackt, zum Teil mit selbstgeschriebener Tracker-
Software. Heutzutage gibt es viel bessere Tracker. Gut,
die meisten sind proprietär, aber deshalb kann man doch
trotzdem die Quelldaten seines Musikstücks veröffentlichen!
Stattdessen bekommt man, wenn überhaupt, also Quellcode
höchstens die WAV-Datei, aus der die MP3-Datei erzeugt
wurde.

 Es erscheint mir auch sehr wichtig, dieses Thema hier zu diskutieren, da
 die FSFE und ihre Fellowship in ein Umfeld (oder eine Community)
 eingebettet ist, in der die zukünftige Entwicklung des Kulturschaffens
 und des Urheberrechts vor dem Hintergrund eines als ungünstig
 empfundenen status quo lebhaft diskutiert wird.

Ich werfe mal die Verschwörungstheorie in den Raum, dass die
ganzen Nerds aus der FSFE deine Ansicht sowieso längst teilen.

Und dass sie die Quellcode- und Freiheits-Forderungen lieber
gestern als heute auch auf Kunstwerke ausdehnen wollen.
Dass sie das nicht öffentlich fordern, sondern nur hinter
vorgehaltener Hand liegt an einer internen Agenda. Die wollen
die Künstler nicht verschrecken. Diese sollen erstmal mit
Creative Commons warm werden und sich daran gewöhnen, bevor
man ihnen den Gedanken der wirklichen Freiheiten und den
großen Wert von Quellcode vermitteln kann. ;-)


(Kurze Klarstellung: Ich persönlich sehe keine so große Kluft
 zwischen Künstlern und Programmierern, das sind in meinen
 Augen alles irgendwie Nerds. Ich habe diese Gruppen hier
 lediglich aus humoristischen Gründen mal plakativ gegenüber
 gestellt.)


Gruß
Volker


[1] http://creativecommons.org/videos/get-creative
[2] http://www.blender.org/

-- 
Volker Grabsch
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-05 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
Hi Robert,

* Robert Kehl r...@fsfe.org [2011-12-21 20:28:14 +0100]:

 Sowas läuft bei z. B. der Intevation, bei Tarent, SerNet oder Zarafa
 gänzlich anders, um mal ein paar Prominente zu nennen. Die müssen und
 wollen auch kein Vendor-LockIn betreiben.

Es wird immer wichtiger, dass wir genauer hinschauen, ob etwas wirklich
Freie Software oder unfreie Software ist. Siehe dazu Georgs Artikel
It’s time for the community to take charge of its brand
https://fsfe.org/freesoftware/enterprise/chargeofitsbrand.html. Wenn wir
Unternehmen sehen, die damit werben, dass sie Freie Software machen,
wir aber sehen, dass das nicht der Fall ist, dann müssen wir das
verbreiten, damit Anwender nicht darauf reinfallen.

Soweit ich weiß (und das scheint sich mit Wikipedia zu decken) ist
Zarafa neo-proprietär. Was ich damit meine ist, es gibt eine kleine
Freie Software Variante, aber viele Unternehmen brauchen gerade die
proprietären Zusätze um die Funktionen nutzen zu können, die angepriesen
werden, siehe:

  http://www.zarafa.com/content/prices
  http://www.zarafa.com/content/editions

Es ist ein Fortschritt, dass der Kern und einige Elemente Freie Software sind,
trotzdem wird hier mit den weiteren proprietären Elementen auch der Kunde
gebunden.

Winwerk (von Sernet mit gegründet) scheint auch komplett Freie Software zu sein
und bei Intevation bin ich sicher, dass sie seit Beginn nur Freie Software
machen.

Viele Grüße
Matthias

-- 
Matthias Kirschner - FSFE - Deutschland- und Fellowshipkoordinator
FSFE, Linienstr. 141, 10115 Berlin, t +49-30-27595290 +49-1577-1780003 
Ist Ihnen Freie Software wichtig? Treten Sie heute bei! (fsfe.org/join)
Weblog (blogs.fsfe.org/mk) - Kontakt (fsfe.org/about/kirschner)
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-05 Diskussionsfäden RA Stehmann
Matthias Kirschner schrieb:
 Hi Robert,
 
 * Robert Kehl r...@fsfe.org [2011-12-21 20:28:14 +0100]:
 
 Sowas läuft bei z. B. der Intevation, bei Tarent, SerNet oder Zarafa
 gänzlich anders, um mal ein paar Prominente zu nennen. Die müssen und
 wollen auch kein Vendor-LockIn betreiben.
 
 Es wird immer wichtiger, dass wir genauer hinschauen, ob etwas wirklich
 Freie Software oder unfreie Software ist. Siehe dazu Georgs Artikel
 It’s time for the community to take charge of its brand
 https://fsfe.org/freesoftware/enterprise/chargeofitsbrand.html. Wenn wir
 Unternehmen sehen, die damit werben, dass sie Freie Software machen,
 wir aber sehen, dass das nicht der Fall ist, dann müssen wir das
 verbreiten, damit Anwender nicht darauf reinfallen.
 
 Soweit ich weiß (und das scheint sich mit Wikipedia zu decken) ist
 Zarafa neo-proprietär. Was ich damit meine ist, es gibt eine kleine
 Freie Software Variante, aber viele Unternehmen brauchen gerade die
 proprietären Zusätze um die Funktionen nutzen zu können, die angepriesen
 werden, siehe:
 
   http://www.zarafa.com/content/prices
   http://www.zarafa.com/content/editions
 
 Es ist ein Fortschritt, dass der Kern und einige Elemente Freie Software sind,
 trotzdem wird hier mit den weiteren proprietären Elementen auch der Kunde
 gebunden.
 

Vielleicht sollten wir einmal in Brüssel (ich nehme an, die sind wieder
da) mit den Zarafa-Leuten sprechen.

Open Core wird ja schon länger als Mogelpackung angesehen.
Vielleicht kann man das Thema einmal zum Gegenstand einer Kampagne
machen, die die Vorzüge umfassend freier Software herausstellt.

Ein bißchen schwanger geht halt nicht.

Gruß
Michael




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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-05 Diskussionsfäden Jacob Dawid
Ich denke man muss da schon zwischen Programm und Content deutlich
unterscheiden. Es gibt eben Code, der mehr als Content gewertet werden denn
als Programm. Denkt auch daran, dass hinter kommerziellen Produkte auch
Menschen sind die von Ihrer Arbeit leben müssen. Ich fände es zum Beispiel
korrekt und völlig im Sinne freier Software, wenn ich sagen wir mal eine
freie Bildverarbeitungssoftware mit rudimentären und für den Normalnutzer
völlig ausreichenden Funktionen hätte, gewisse Filterpakete aber, die
besonders einzigartig und daher als Content schützenswert sind eben
proprietär nachladbar. Der Begriff freie Software bezieht sich meines
Wissens auf das funktionale Programm und kann im falschen
Begriffszusammenhang seine Sinnhaftigkeit verlieren.

Am 5. Januar 2012 11:39 schrieb RA Stehmann anw...@rechtsanwalt-stehmann.de
:

 Matthias Kirschner schrieb:
  Hi Robert,
 
  * Robert Kehl r...@fsfe.org [2011-12-21 20:28:14 +0100]:
 
  Sowas läuft bei z. B. der Intevation, bei Tarent, SerNet oder Zarafa
  gänzlich anders, um mal ein paar Prominente zu nennen. Die müssen und
  wollen auch kein Vendor-LockIn betreiben.
 
  Es wird immer wichtiger, dass wir genauer hinschauen, ob etwas wirklich
  Freie Software oder unfreie Software ist. Siehe dazu Georgs Artikel
  It’s time for the community to take charge of its brand
  https://fsfe.org/freesoftware/enterprise/chargeofitsbrand.html. Wenn wir
  Unternehmen sehen, die damit werben, dass sie Freie Software machen,
  wir aber sehen, dass das nicht der Fall ist, dann müssen wir das
  verbreiten, damit Anwender nicht darauf reinfallen.
 
  Soweit ich weiß (und das scheint sich mit Wikipedia zu decken) ist
  Zarafa neo-proprietär. Was ich damit meine ist, es gibt eine kleine
  Freie Software Variante, aber viele Unternehmen brauchen gerade die
  proprietären Zusätze um die Funktionen nutzen zu können, die angepriesen
  werden, siehe:
 
http://www.zarafa.com/content/prices
http://www.zarafa.com/content/editions
 
  Es ist ein Fortschritt, dass der Kern und einige Elemente Freie Software
 sind,
  trotzdem wird hier mit den weiteren proprietären Elementen auch der Kunde
  gebunden.
 
 
 Vielleicht sollten wir einmal in Brüssel (ich nehme an, die sind wieder
 da) mit den Zarafa-Leuten sprechen.

 Open Core wird ja schon länger als Mogelpackung angesehen.
 Vielleicht kann man das Thema einmal zum Gegenstand einer Kampagne
 machen, die die Vorzüge umfassend freier Software herausstellt.

 Ein bißchen schwanger geht halt nicht.

 Gruß
 Michael



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„Es gibt den Maler, der aus der Sonne einen gelben Fleck macht, und es gibt
auch den, der mit Überlegung und Geschick aus einem gelben Fleck eine Sonne
macht.“
Ein Maler ist ein Mann, der malt, was er verkauft. Ein Künstler ist
dagegen ein Mann, der das verkauft, was er malt. - Pablo Picasso
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-05 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
Hallo Jacob,

* Jacob Dawid jacob.da...@googlemail.com [2012-01-05 11:48:11 +0100]:

 Ich denke man muss da schon zwischen Programm und Content deutlich
 unterscheiden. Es gibt eben Code, der mehr als Content gewertet werden denn
 als Programm. Denkt auch daran, dass hinter kommerziellen Produkte auch
 Menschen sind die von Ihrer Arbeit leben müssen. 

Das ist klar. Das machen ja auch viele Unternehmen. Aber manche
Unternehmen, profitieren von dem guten Ruf Freier Software, behaupten,
dass ihre Software frei ist, was sie dann aber nicht ist.

 Ich fände es zum Beispiel korrekt und völlig im Sinne freier Software,
 wenn ich sagen wir mal eine freie Bildverarbeitungssoftware mit
 rudimentären und für den Normalnutzer völlig ausreichenden Funktionen
 hätte, gewisse Filterpakete aber, die besonders einzigartig und daher
 als Content schützenswert sind eben proprietär nachladbar. 

Dann ist dies aber kein Unternehmen, was mit Freier Software Geld
verdient, sondern mit unfreier Software. Als Unternehmen, welches diese
Filterpakete kommerziell einsetzen würde, würde ich diese Software nicht
kaufen wollen, weil die Teile von denen ich abhänge keine Freie Software
sind.

Hast Du den Artikel von Georg dazu gelesen? Kann ich nur empfehlen.

 Der Begriff freie Software bezieht sich meines Wissens auf das
 funktionale Programm und kann im falschen Begriffszusammenhang seine
 Sinnhaftigkeit verlieren.

Kannst Du das nochmal genauer erklären?

Viele Grüße
Matthias

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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-05 Diskussionsfäden RA Stehmann
Jacob Dawid schrieb:
 Hallo Matthias,
 
 
 Der Begriff freie Software bezieht sich meines Wissens auf das
 funktionale Programm und kann im falschen Begriffszusammenhang seine
 Sinnhaftigkeit verlieren.
 Kannst Du das nochmal genauer erklären?
 
 
 Gerne! Freie Software ist per Definition Software, die die folgenden
 Kriterien erfüllt:
 
 
- Die Freiheit, das Programm für jeden Zweck zu benutzen (Freiheit 0).


- Die Freiheit, zu verstehen, wie das Programm funktioniert und wie
man es für seine Ansprüche anpassen kann (Freiheit 1). Der Zugang zum
Quellcode ist dafür Voraussetzung.


- Die Freiheit, Kopien weiterzuverbreiten, so dass man seinem Nächsten
weiterhelfen kann (Freiheit 2).


- Die Freiheit, das Programm zu verbessern und die Verbesserungen der
Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, damit die ganze Gemeinschaft 
 davon
profitieren kann (Freiheit 3). Der Zugang zum Quellcode ist dafür
Voraussetzung.

 Quelle: http://www.gnu.org/philosophy/free-sw.html
 
 Diese Freiheiten beziehen sich auf Programme, nicht Content. Zu Content
 zähle ich Bilder, Filme, Musik, aber auch nützliches Wissen, also auch
 Erfahrungswissen, Baupläne, Verfahren usw. Wenn Du mal nacheinander all die
 Freiheiten auf Content anwendest, dann merkst Du, dass dies keinen Sinn
 ergibt. Unter dem Punkt Verfahren gibt es eine Zone, in der sich die
 Kategorien Programmcode und Content überlagern mögen, aber ich würde es
 eher dem Content zuschreiben.

Nun da gibt es gewichtige andere Meinungen:

1.
http://de.wikipedia.org/wiki/DFSG#Auswirkungen_auf_die_Debian-Distribution

Nach einer Änderung des Debian-Gesellschaftsvertrags werden diese
Richtlinien zukünftig nicht nur auf Computer-Programme, sondern auf alle
Inhalte angewendet. Dadurch müssen seit dem Release „Sarge“ unfreie
Firmware, Bilder und Dokumentationen in den nicht-freien Bereich
verschoben werden.

2. CC-BY-SA
 
 Eine unklare Trennung von Content und Programmcode sehe ich als Grund,
 warum proprietäre Software heute den Markt dominiert. Diese Trennung ist
 technisch auch nicht näher definierbar. Dabei finde ich es zunächst nicht
 verwerflich, wenn ein Programm proprietären Code als Content enthält.

Code als Content?

 Natürlich ist das Ideal eine Welt in der jede Codezeile offenliegt (und
 jeder sein Wissen mit jedem teilt). 

Sehr richtig, genau dafür setzen wir uns ein!

Aber der ganze Apparat ist nunmal auf
 dem Prinzip proprietärer Software aufgebaut und weit entfernt von dieser
 Vision. Damit diese aber Wirklichkeit werden kann, muss man auch
 suboptimale Zustände als Zwischenschritt akzeptieren.
 

Was man akzeptiert, ist das Eine; was man Freie Software nennt, das
Andere; und was man erstrebt und wofür man sich einsetzt, das Dritte.

Gruß
Michael





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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2012-01-05 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
* Jacob Dawid jacob.da...@googlemail.com [2012-01-05 15:13:33 +0100]:

 Gerne! Freie Software ist per Definition Software, die die folgenden
 Kriterien erfüllt:

[...]

 Diese Freiheiten beziehen sich auf Programme, nicht Content. Zu Content
 zähle ich Bilder, Filme, Musik, aber auch nützliches Wissen, also auch
 Erfahrungswissen, Baupläne, Verfahren usw. Wenn Du mal nacheinander all die
 Freiheiten auf Content anwendest, dann merkst Du, dass dies keinen Sinn
 ergibt. 

Ja, sehe ich auch so, dass man das nicht 1:1 übertragen kann. 

 Eine unklare Trennung von Content und Programmcode sehe ich als Grund,
 warum proprietäre Software heute den Markt dominiert. Diese Trennung ist
 technisch auch nicht näher definierbar. Dabei finde ich es zunächst nicht
 verwerflich, wenn ein Programm proprietären Code als Content enthält.

Oben hast Du verschiedene Dinge aufgezählt was Content für Dich ist.
Was ist in dem Zusammenhang proprietären Code? 

 Natürlich ist das Ideal eine Welt in der jede Codezeile offenliegt (und
 jeder sein Wissen mit jedem teilt). Aber der ganze Apparat ist nunmal auf
 dem Prinzip proprietärer Software aufgebaut und weit entfernt von dieser
 Vision. Damit diese aber Wirklichkeit werden kann, muss man auch
 suboptimale Zustände als Zwischenschritt akzeptieren.

Ja, Freiheit ist kein ja/nein Zustand, sondern ein Prozess. Wenn ich
Microsoft Windows benutze und instaliere mir dort ein VLC, LibreOffice,
inkscape, ... dann habe ich mehr Freiheit. Wenn ich GNU/Linux
installiere, dann habe ich wieder mehr Freiheit. Wenn ich bestimmte
unfreie Treiber loswerde, dann wieder mehr. Wenn ich kein flash mehr
installiert habe, wieder mehr. Das ist ja normal und wir können nicht
von heute auf morgen alles auf Freie Software umstellen.

Warum es mir ging war, dass wir aufpassen müssen, wenn Unternehmen
unfreie Software in etwas Freie Software einpacken und sagen, dass ist
Freie Software. Bei diesem Verhalten sind die Anwender genauso abhängig
und mißbrauchen das Label Freie Software, was dem Anwender die
Kontrolle gibt.

Viele Grüße
Matthias

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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-26 Diskussionsfäden Nicolas Barbier
Am 21. Dezember 2011 21:46 schrieb Werner Koch w...@gnupg.org:

 On Tue, 20 Dec 2011 17:47, m...@fsfe.org said:

 - Digital Aquipment Corporation 130.000 people (second largest)

 DEC - Alpha, VMS, True64.  Wurde von HP gekauft

 - Compact Computer Corporations

 Wahrscheinlich Compaq -  Halb kompatible PCs und Server.
                           Wurde von DEC gekauft.

DEC wurde von Compaq gekauft, Compaq wurde von HP gekauft.

Nicolas

-- 
A. Because it breaks the logical sequence of discussion.
Q. Why is top posting bad?
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-26 Diskussionsfäden Werner Koch
On Mon, 26 Dec 2011 11:22, nicolas.barb...@gmail.com said:

 DEC wurde von Compaq gekauft, Compaq wurde von HP gekauft.

Ah richtig.  Man kann sich das immer so schlecht vorstellen, dass
kleine, relative neue Firmen, alteingesessenen Giganten schlucken.  Wem
gehört momentan eigentlich IBM ;-).


Shalom-Salam,

   Werner

-- 
Die Gedanken sind frei.  Ausnahmen regelt ein Bundesgesetz.

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LiMux: Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-23 Diskussionsfäden Bernhard Reiter
Am Tuesday, 20. December 2011 18:50:59 schrieb Marco Maske:
  Weiß jemand wie das bei LiMux läuft?
  Diese benutzen ja LibreOffice

 Soweit ich weiß, über 13000 Nutzer auf OpenOffice.org migriert.¹
 ¹http://www.it-muenchen-blog.de/

Alle =15000 Arbeitsplätze nutzen OpenOffice.org
  http://www.muenchen.de/Rathaus/dir/limux/ueberblick/zahlen.html
  Stand März 2011

Dieses Jahr ging die davon unabhängige 
Umstellung auf Limux Client schneller voran, als erwartet, schon 9000
Arbeitsplätze sind migriert.


-- 
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Ihre Spende ermöglicht unsere Arbeit:  www.fsfe.org/help/donate.de.html


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TCO / Ownership oder Operation (was: Re: Supportverträge machen OpenSource teuer)

2011-12-21 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
* Georg C. F. Greve gr...@fsfeurope.org [2011-12-20 18:36:05 +0100]:

 Es geht aber eben um Total Cost of Operations und nicht nur um Geld aus 
 der 
 linken in die rechte Tasche verschoben, super Geschäft gemacht!

Bei dem Begriff fällt mir außerdem ein: Ich fand das Argument auch immer
gut, dass es bei unfreier Software keinen Sinn macht von Total Cost of
Ownership zu sprechen. Man besitzt die Software ja nicht. Deshalb ist es
bei unfreier Software immer Total Cost of Operation. Bei Freier Software
kann man eigentlich von Ownership sprechen, weil man so ziemlich alles
damit machen kann was Besitzt ausmacht.

Viele Grüße
Matthias

-- 
Matthias Kirschner - FSFE - Deutschland- und Fellowshipkoordinator
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-21 Diskussionsfäden Robert Kehl
Am 20.12.2011 12:40, schrieb Joker Germany:
 So, ich habe mal wieder mit meinen Ausbildern über OpenSource gesprochen.

Hoffentlich ist die Ausbildung besser als deren Analysen ;-) *scnr*

 Da Banken und AGs ihre Daten schreibgeschützt 10 Jahre aufheben müssen,
 vertraten sie die Ansicht, dass Properitäre Software von großen Firmen
 besser wäre (also Beispiel wurde das hier schon lange eingesetzte Office
 2003 genannt)

Interessant: Verderben offene Formate schneller auf schreibgeschützten
Medien? Ich sehe da den Punkt nicht.

 Sie glauben, dass die Supportveträge z.B. LibreOffice/OpenOffice zu
 teuer machen würde und die Lizenzskosten für Office 2003 (damals wohl
 30€ pro Lizenz) günstiger sind.

Es wurde ja schon völlig richtig dargestellt, wie Support- und
Lizenzkosten zusammenhängen. Was ich noch hinzufügen möchte: Selbst,
wenn ich keinen Support brauche, muss ich bei unfreier Software immer
noch die Lizenzen bezahlen, seien es 30, 60 oder 100 € pro installierter
oder genutzter Instanz. Das ist bei freier Software nicht der Fall.

Die oft genannte Mär, dass ich mit den sogenannten Standardprodukten
wie MS Office Kosten bei der Anpassung einer unternehmensweiten
Installation einspare, ist hanebüchen:

Die Pre-Sales-Teams (das sind die mit den hochhackigen Damen und mit den
gegeelten Schlipsträgern) erzählen Dir das blaue vom Himmel, was das
Wunderprodukt nicht alles out-of-the-box könne, und dass sich die
Anpassungen auf ein Minimum beschränken würden (Stichwort: Da brauchen
Sie gar nichts zu machen).

Dann kommen die Senior Consultants, die bedenklich mit dem Kopf wiegen
und Dir erklären, das grundsätzlich ja alles ginge, was Du Dir so
vorstellst, aber da müssten die Systemintegratoren schon beträchtlich
drehen.

Die Integratoren wiederum streichen Dir, je nach Etat, entweder eine
ganze Menge Deiner Wünsche von der Liste (Das wird teuer, da müssen wir
erst mal eine DLL für schreiben) oder sie knicken ein und sagen: Das
haben wir schon mal versucht, das funktioniert einfach nicht. Vielleicht
geht's mit ServicePack 3 - kommt im Sommer.

Am Ende stehst Du mit Tagessätzen von 1200 bis 1800 € im Regen und
siehst zu, wie zig Externe ein proprietäres Softwareprodukt mit
proprietären Drittanbieter-Plugins vollstopfen, damit z. B. die Makros
aus 2001 noch laufen oder die Integration eines bereits implementierten
Verzeichnisdienstes überhaupt möglich ist.

Sowas läuft bei z. B. der Intevation, bei Tarent, SerNet oder Zarafa
gänzlich anders, um mal ein paar Prominente zu nennen. Die müssen und
wollen auch kein Vendor-LockIn betreiben.

 (Das sehen sich auch für unsere Abteilung (Öffentlicher Dienst), selbst
 wenn wir nicht archivieren müssen.)

Müsst Ihr ggf. schon - insbesondere Finanzdaten unterliegen m. W. n.
denselben Richtlinien wie die für die Privatwirtschaft geltenden. Da
hilft es natürlich, wenn ich völlig von der Willkür eines einzigen
Herstellers abhängig bin, der seine eigene Software nicht so ausstattet,
wie er es selber beschreibt.

 Man würde an OpenOffice sehen, wie schnell Software umfällt und durch
 etwas anderes ersetzt werden muss.

Da empfehle ich stabile Regale, wo nichts umfällt. Heidelei...

 Sie sind auch der Meinung, dass man Studien nicht glauben kann (was ich
 teilweise nachvollziehen kann)

Das ist das geilste Totschlagargument, das ich 2011 gehört habe: Ich
glaube überhaupt keinem, also hat derjenige Anbieter mein vollstes
Vertrauen, bei dem ich gar nichts einsehen kann. Hat was Cooles.

 Weiß jemand wie das bei LiMux läuft?
 Diese benutzen ja LibreOffice

Frag' sie einfach mal selber, die sind sehr nett.

Mit fröhlichem Gruß

Robert Kehl
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-21 Diskussionsfäden Werner Koch
FWIW:

On Tue, 20 Dec 2011 17:47, m...@fsfe.org said:

 - Apolo

Apollo - Workstations aus den 80ern

 - Weng / Wang?

Wang Computer - Konkurrenz für IBM/36, /38 wenn ich mich recht erinnere.

 - Digital Aquipment Corporation 130.000 people (second largest)

DEC - Alpha, VMS, True64.  Wurde von HP gekauft

 - Compact Computer Corporations

Wahrscheinlich Compaq -  Halb kompatible PCs und Server.
   Wurde von DEC gekauft.


Salam-Shalom,

   Werner

-- 
Die Gedanken sind frei.  Ausnahmen regelt ein Bundesgesetz.

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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-20 Diskussionsfäden walter harms


Am 20.12.2011 12:40, schrieb Joker Germany:
 So, ich habe mal wieder mit meinen Ausbildern über OpenSource gesprochen.
 Da Banken und AGs ihre Daten schreibgeschützt 10 Jahre aufheben müssen,
 vertraten sie die Ansicht, dass Properitäre Software von großen Firmen
 besser wäre (also Beispiel wurde das hier schon lange eingesetzte Office
 2003 genannt)
 Sie glauben, dass die Supportveträge z.B. LibreOffice/OpenOffice zu teuer
 machen würde und die Lizenzskosten für Office 2003 (damals wohl 30€ pro
 Lizenz) günstiger sind.
 (Das sehen sich auch für unsere Abteilung (Öffentlicher Dienst), selbst
 wenn wir nicht archivieren müssen.)
 
 Man würde an OpenOffice sehen, wie schnell Software umfällt und durch etwas
 anderes ersetzt werden muss.
 
 Sie sind auch der Meinung, dass man Studien nicht glauben kann (was ich
 teilweise nachvollziehen kann)
 
 Weiß jemand wie das bei LiMux läuft?
 Diese benutzen ja LibreOffice
 

Hi Joker,
Word benutzt ein nicht dokumentiertes Format, es gibt Programme die dieses
Format lesen können, das aber in unterschiedlicher Qualität.
Das Format von OpenOffice ist bekannt dokumentiert und es gibt sogar einen
Wordimporter (nie benutzt, ich mag kein Word ich will Sätze).

Wo bei LibreOffice/OpenOffice das Problem mit dem Umfallen ist sehe ich nicht,
denn der Witz ist doch, dass hier eine Firma übernommen wurde und dass das 
Produkt
trotzdem weitergeführt wurde. Schließlich kann man in Libreoffice auch 
Openoffice
benutzen ohne das es meines Wissens zu Problemen kommt.

Das ganze reduziert sich auf die Frage wie gut muss ich das Original 
reproduzieren ?
Und da ist man mit offenen Standards deutlich besser dran als mit geschlossenen.

Ein schönes Beispiel zu den Studien findet sich in der Chip 11/2011. Gerade 
bei
Opensource hängt es sehr an der Kompetenz der (IT) Mitarbeiter und wenn die 
davon
leben, dass sie jederzeit die Hotline einer der Hersteller nutzen können, haben 
die
Panik wenn sich was verändert.

re,
 wh
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-20 Diskussionsfäden Michael Kesper
Hallo,

On Tue, Dec 20, 2011 at 12:40:35PM +0100, Joker Germany wrote:
 So, ich habe mal wieder mit meinen Ausbildern über OpenSource gesprochen.
 Da Banken und AGs ihre Daten schreibgeschützt 10 Jahre aufheben müssen,

Dann sollten sie tunlichst ein Format wählen, welches garantiert auch noch
in 10 Jahren lesbar ist.
Wer kann heute noch fehlerfrei ein Dokument öffnen, welches mit Word95
erzeugt wurde?
Vor allem: Wer kann mir garantieren, dass das Dokument unverfälscht
dargestellt wird?
Deshalb gibt es hierfür Standards wie PDF/A:
https://de.wikipedia.org/wiki/PDF/A

Viele Grüße
Michael
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-20 Diskussionsfäden Bernhard Reiter
Am Tuesday, 20. December 2011 17:15:36 schrieb Michael Kesper:
 Vor allem: Wer kann mir garantieren, dass das Dokument unverfälscht
 dargestellt wird?

DVI von LaTex ist recht gut in der Hinsicht.

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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-20 Diskussionsfäden Bernhard Reiter
Am Tuesday, 20. December 2011 12:40:35 schrieb Joker Germany:
 Sie sind auch der Meinung, dass man Studien nicht glauben kann (was ich
 teilweise nachvollziehen kann)

Gute Studien liefern die Grundlage ihrer Interpretation mit,
damit lassen sich Grenzen der Aussagen einer Studie ganz gut bewerten.
Zum Beispiel durch die Grenzen der Methodik oder Ähnlichem.
Es ist Stand der Wissenschaft, dass gut gemachte Studien,
sehr gesicherte Erkenntnisse bringen.

Studien bedeuten also weniger glauben, als denn nachweisbare,
gesicherte Beobachtungen. Spitzfindig gesagt: Studien braucht
mensch nicht zu glauben. Und wer seine Erkenntnisse nicht aus nachweisbaren,
systematischen Beobachtungen zieht, aus was dann?

Gruß,
Bernhard

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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-20 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
* Joker Germany spam.an.jo...@googlemail.com [2011-12-20 12:40:35 +0100]:

 So, ich habe mal wieder mit meinen Ausbildern über OpenSource gesprochen.
 Da Banken und AGs ihre Daten schreibgeschützt 10 Jahre aufheben müssen,
 vertraten sie die Ansicht, dass Properitäre Software von großen Firmen
 besser wäre (also Beispiel wurde das hier schon lange eingesetzte Office
 2003 genannt)

Zu dem Große Firmen sterben nicht Argument hatte Jon Hall 2010 bei
einem FrOSCon Vortrag ein paar Firmen aufgezählt (hab leider gerade
nicht den Link, war aber bei Minute 49:48):
- Apolo
- Weng / Wang?
- Data General Corporation
- Digital Aquipment Corporation 130.000 people (second largest)
- Compact Computer Corporations

 Sie glauben, dass die Supportveträge z.B. LibreOffice/OpenOffice zu teuer
 machen würde und die Lizenzskosten für Office 2003 (damals wohl 30€ pro
 Lizenz) günstiger sind.

Support ist ja ungleich Lizenz. 

Schau Dir mal zu den Kosten, David Wheeler
http://www.dwheeler.com/oss_fs_why.html an. Vor allem Punkt den
TCO-Punkt http://www.dwheeler.com/oss_fs_why.html#tco finde ich gut.

Viele Grüße
Matthias

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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-20 Diskussionsfäden Georg C. F. Greve
On Tuesday 20 December 2011 17.47:20 Matthias Kirschner wrote:
 Support ist ja ungleich Lizenz. 

Danke für den Punkt.

Man muss letzlich Lizenz + Support (proprietär) mit Support (Freie 
Software) ins Verhältnis setzen, da Lizenzen oft genutzt werden, um Support zu 
subsidieren. Dann sieht natürlich Freie Software teurer aus.

Es geht aber eben um Total Cost of Operations und nicht nur um Geld aus der 
linken in die rechte Tasche verschoben, super Geschäft gemacht!

Beste Grüsse,
Georg


-- 
Georg C. F. Greve gr...@fsfeurope.org
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-20 Diskussionsfäden Marco Maske
Joker Germany wrote:

 So, ich habe mal wieder mit meinen Ausbildern über OpenSource gesprochen.
 Da Banken und AGs ihre Daten schreibgeschützt 10 Jahre aufheben müssen,
Jeder privat selbstständige auch.

 vertraten sie die Ansicht, dass Properitäre Software von großen Firmen
 besser wäre (also Beispiel wurde das hier schon lange eingesetzte Office
 2003 genannt)
 Sie glauben, dass die Supportveträge z.B. LibreOffice/OpenOffice zu teuer
 machen würde und die Lizenzskosten für Office 2003 (damals wohl 30€ pro
 Lizenz) günstiger sind.

Daten aufheben - Hier geht es um das _Dateiformat_,
die Software ist nebensächlich, egal auch ob OpenSource oder propritär.
Es kommt drauf an, wie die Software Daten speichert.

ASCII-txt oder html Dateien z.B. sind immer und überall lesbar u. 
bearbeitbar ;-)

 Man würde an OpenOffice sehen, wie schnell Software umfällt und durch etwas
 anderes ersetzt werden muss.
??

Das Open Dokument Format für Office Applikationen ist seit 2006 ein 
Internationaler ISO Standard. Der steht so wie er ist, kann nicht umfallen 
und ist von keiner Firma abhängig!
http://www.iso.org

Das ist so wie mit einer DIN Schraube. Jeder darf sie herstellen und sie passt 
überall. Die Specs der patentfreien offenen XML-basierten Dokumente:
http://www.oasis-open.org/
Jeder darf Software dazu herstellen.

Wer Open Document Dateien mit OpenOffice produziert, kann sie z.B. mit AJAX, 
StarOffice ab Version 8, Oracle Open Office, NeoOffice, LibreOffice, 
MS-Office, Koffice, Lotus (IBM) öffnen und bearbeiten.

Das ist doch gerade das geniale daran. 


Die Specs vom MS-Office OOXML Dateiformat sind über 4000 Seiten. Nicht mal MS 
selber hat sie komplett umgesetzt!

 Weiß jemand wie das bei LiMux läuft?
 Diese benutzen ja LibreOffice

Soweit ich weiß, über 13000 Nutzer auf OpenOffice.org migriert.¹

¹http://www.it-muenchen-blog.de/


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Ciao Marco, registered GNU/Linux-User 313353

OpenDocument Format (ODF) can be freely used.
ODF is a good choice for storing our wisdom today
and benefits the childs of your kids.  ;-)
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Re: Supportverträge machen OpenSource teuer

2011-12-20 Diskussionsfäden Marco Maske
Joker Germany wrote:

 So, ich habe mal wieder mit meinen Ausbildern über OpenSource gesprochen.
 Da Banken und AGs ihre Daten schreibgeschützt 10 Jahre aufheben müssen,
Jeder privat selbstständige auch.

 vertraten sie die Ansicht, dass Properitäre Software von großen Firmen
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 machen würde und die Lizenzskosten für Office 2003 (damals wohl 30€ pro
 Lizenz) günstiger sind.

Daten aufheben - Hier geht es um das _Dateiformat_,
die Software ist nebensächlich, egal auch ob OpenSource oder propritär.
Es kommt drauf an, wie die Software Daten speichert.

ASCII-txt oder html Dateien z.B. sind immer und überall lesbar u. 
bearbeitbar ;-)

 Man würde an OpenOffice sehen, wie schnell Software umfällt und durch etwas
 anderes ersetzt werden muss.
??

Das Open Dokument Format für Office Applikationen ist seit 2006 ein 
Internationaler ISO Standard. Der steht so wie er ist, kann nicht umfallen 
und ist von keiner Firma abhängig!
http://www.iso.org

Das ist so wie mit einer DIN Schraube. Jeder darf sie herstellen und sie passt 
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Das ist doch gerade das geniale daran. 


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