Re: OT Vertrauen, Strukturen, Technologie

2020-05-14 Diskussionsfäden Dr. Michael Stehmann
Hallo,

dies ist eine sehr pessimistische Sicht der Dinge, die vielleicht
manchen in die Resignation treiben könnte.

Die Bequemlichkeit fördern könnte sie auch, denn, wenn man ohnehin
machtlos ist, kann und braucht man auch nichts zu unternehmen (gegen die
internationalen Großkonzerne).

Die Geschäftsmodelle internationaler Großkonzerne prägen aber unseren
Alltag - auch und gerade dann, wenn wir eine
"Kontaktvermeidungsstrategie" fahren.

Die Frage ist, wie wir gleichwohl sozial und selbstbestimmt leben
können. Und dazu bedarf es auch der aktiven und kritischen - also in
Bezug auf Veränderungen optimistischen - Auseinandersetzung mit
internationalen Großkonzernen.

Schaut man sich deren Aufstieg an, so wird man feststellen, dass sie
anfänglich auch zunächst einmal klein waren, aber eine smarte Idee
hatten und nützliche Leistungen anboten, welche eine entsprechende
Nachfrage auslösten. Es ist auch nicht so - wir sind ja aufgeklärt -
dass es im Hintergrund irgendeinen "Teufelspakt" gibt, der die Menschen,
die dort arbeiten, zum Bösen treibt.

Gruß
Michael

Am 14.05.20 um 17:26 schrieb Ilu:
> Hallo Kristian, hallo Liste,

> Gegenüber internationalen Großkonzernen sind wir alle machtlos, auch
> unsere Richter.  Deine Illusionen spiegeln Dir ein Rechtssystem vor, das
> so nicht exisitiert.
> 
> Bei dem kleinen Fediverse-Betreiber reicht, wenn er/sie gutwillig ist,
> ein freundlicher Brief, um eine rechtswidrige Praxis abzustellen. Wenn
> er/sie böswillig ist, dann schreibt den Brief halt Dein Anwalt in
> weniger freundlichem Ton. Du kannst Datenschutzbeauftragte und Polizei
> losschicken und spätestens dann ist Schluß.
> 
> Mach das mal bei Yahoo, Google, Apple, MS, Amazon ...
> 



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Re: OT Vertrauen, Strukturen, Technologie (Re: Befreiung der Haushalte , der Behörden, ... von Microsoft-Software)

2020-05-14 Diskussionsfäden Kristian Rink

Hallo Roland;

kurze Dinge, um das von der Länge her einzufangen: An vielen Punkten 
stimme ich Dir zu, an anderen glaube ich zwar nicht, dass Du falsch 
liegst, habe aber einen anderen Standpunkt. Indes:


Am 14.05.20 um 01:14 schrieb Roland Hummel:

[Snowden und Verschwörungstheorien]


Uh, jetzt wird es unschön. Einigen wir uns darauf, dass wir gegenseitig
keine "Verklammerungstaktiken" auf uns anwenden? Du kontextualisierst
mich gerade in eine Ecke, mit der ich nichts zu tun habe. Die
Snowden-Thematik hat für mich mit der Gates/Corona-Thematik jedenfalls
absolut nichts zu tun.


Das wollte ich auch *Dir* nicht unterstellen; entschuldige, wenn das 
falsch ankam. Meine Darstellung war (wie alles andere) sehr klar 
subjektiv. Ich habe in meinem Umfeld viele Leute erlebt, auf die das 
leider genau trifft: Die Snowden-Enthüllungen wurden genutzt, eine 
pauschale und unreflektierte Positionierung contra Polizei, contra 
Geheimdienste, contra USA zu festigen. Kritik halte ich für wichtig, 
aber *unreflektierte* Gemeinplätze helfen in diesen diffizilen Themen 
leider nicht.





Auch diesen Satz kann ich exakt so auf den "digitalen Kleinkriminellen"
ohne Rechtsabteilung anwenden, dem ich auf den Leim gegangen bin. Du
wirst jetzt evtl. denken "na dann viel Spaß dabei" und ich denke mir,
wieviel Spaß ich hatte, bei großen Unternehmen meine Rechte geltend zu
machen.



Das meinte ich nicht. Was ich meinte: Deine Darlegung beinhaltete, dass 
Du Dich im Umgang mit dem "Kleinkriminellen" (siehe Bankräuber) implizit 
auf das Mitwirken von Institutionen und größeren Autoritäten (der Bank) 
verläßt - denen Du an anderer Stelle sehr explizit Dein Vertrauen 
entzogen hast. Das wirkt zumindest unentschlossen.





...unter Sicherheitsperspektive überhaupt nichts. Mir geht es aber nicht
um "mehr Sicherheit", sondern um "mehr Freiheit". Die
Sicherheitsdebatten finde ich nicht nur auf Grund der Tatsache, dass
FLOSS hier kein Mindest-Kriterium ist, sinnlos, sondern auch, da stimme
ich Dir vollkommen zu, weil wir als Zivilgesellschaft die digitale
Infrastruktur(technik) gar nicht mehr kontrollieren können. 

>

Mein größtes Problem mit Deiner Argumentation ist: Mir fällt es schwer 
zu verstehen, was Du eigentlich erreichen willst, weil Du (für meine 
Wahrnehmung) mäandrierst zwischen "Sicherheitsargumenten" (der Verweis 
auf Snowden und die Folgen), "Freiheit" (siehe hier) und der Frage nach 
der Unterstützung von Monopolisten und Industrie.



Die Diskussion begann mit Microsoft und Co. ... und der Punkt war: In 
bestimmten Bereichen macht Microsoft (wie auch Amazon oder Google) 
derzeit eher Hardware-Lieferanten als Software-Lieferanten oder FLOSS 
Konkurrenz: Auf Azure, AWS, ... kann ich mir mit wenig Aufwand, sagen 
wir, eine Debian-VM hochziehen, auf der ich NextCloud, Matrix, 
OnlyOffice baue, ein Login via root-ssh habe und dort nichtmal einen 
Vendor-Lock-In habe, weil ich (Abstraktions-Ebene VM respektive 
"unterhalb Betriebssystem") diese Dienste denkbar leicht auf anderen 
Anbieter (vielleicht DigitalOcean, Ionos, eine lokale Genossenschaft, 
eigenes Blech) umziehen kann.


Aus Sicht der Freiheit fehlt mir hier die Perspektive, wo mich das 
einschränkt - außer bei Connectivity (die ist aber privat auch 
black-box) und Hardware (die wir im Verlauf schon als proprietär und 
unkontrollierbar abgeschrieben hatten).


Aus Sicht von Vertrauen (*will* ich meine Daten, egal ob VM oder anders) 
bei Microsoft liegen haben??) oder Unterstützung von Monopolisten ("alle 
Welt nutzt AWS") sieht die Wertung gänzlich anders aus. Und ich 
scheitere daran, zu verstehen, was genau Deine Prioritäten sind, was 
Dein Ziel ist... ;)


Viele Grüße,
Kristian



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Re: OT Vertrauen, Strukturen, Technologie

2020-05-14 Diskussionsfäden Ilu

Hallo Kristian, hallo Liste,

ohne auf die Debatte zwischen Roland und Kristian im Einzelnen 
einzugehen, möchte ich folgende Anmerkung zu unserem Rechtssystem machen:


Daß große Unternehmen eine Rechtsabteilung haben, an die Du Dich wenden 
kannst, ist eine gefährliche Illusion. Diese Rechtsabteilungen sind NUR 
dazu da, Dich abzuwehren und für diesen Zweck verfügen sie über 
unbegrenzte Mittel. Diese Unternehmen lassen Datenschützer und 
Regierungen auflaufen, was erwartest Du für Dich?


Und selbst wenn Du nach 5+ Jahren einen Prozess gewinnen solltest, dann 
wird die rechtswidrige Praxis halt unter anderer Bezeichnung 
fortgesetzt. NOYB kann Dir erklären, wie das geht.


Gegenüber internationalen Großkonzernen sind wir alle machtlos, auch 
unsere Richter.  Deine Illusionen spiegeln Dir ein Rechtssystem vor, das 
so nicht exisitiert.


Bei dem kleinen Fediverse-Betreiber reicht, wenn er/sie gutwillig ist, 
ein freundlicher Brief, um eine rechtswidrige Praxis abzustellen. Wenn 
er/sie böswillig ist, dann schreibt den Brief halt Dein Anwalt in 
weniger freundlichem Ton. Du kannst Datenschutzbeauftragte und Polizei 
losschicken und spätestens dann ist Schluß.


Mach das mal bei Yahoo, Google, Apple, MS, Amazon ...

Und nein, es geht nicht darum, daß jede/r einzelne abwägt, wem er/sie 
vertraut. Auch nicht darum, ob man was zu verbergen hat oder nicht. 
Diese privatistische Argumentation übersieht die größeren Zusammenhänge.


Es geht darum, den kümmerlichen Rest unseres Rechtssystems und letztlich 
unserer Demokratie vor der völligen Zerstörung zu bewahren.


Ich gebe Roland in jedem Punkt recht. Er hätte die Diskussion nur gern 
mehr zuspitzen können.


Viele Grüße
Ilu
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