Re: OT Vertrauen, Strukturen, Technologie
Hallo, dies ist eine sehr pessimistische Sicht der Dinge, die vielleicht manchen in die Resignation treiben könnte. Die Bequemlichkeit fördern könnte sie auch, denn, wenn man ohnehin machtlos ist, kann und braucht man auch nichts zu unternehmen (gegen die internationalen Großkonzerne). Die Geschäftsmodelle internationaler Großkonzerne prägen aber unseren Alltag - auch und gerade dann, wenn wir eine "Kontaktvermeidungsstrategie" fahren. Die Frage ist, wie wir gleichwohl sozial und selbstbestimmt leben können. Und dazu bedarf es auch der aktiven und kritischen - also in Bezug auf Veränderungen optimistischen - Auseinandersetzung mit internationalen Großkonzernen. Schaut man sich deren Aufstieg an, so wird man feststellen, dass sie anfänglich auch zunächst einmal klein waren, aber eine smarte Idee hatten und nützliche Leistungen anboten, welche eine entsprechende Nachfrage auslösten. Es ist auch nicht so - wir sind ja aufgeklärt - dass es im Hintergrund irgendeinen "Teufelspakt" gibt, der die Menschen, die dort arbeiten, zum Bösen treibt. Gruß Michael Am 14.05.20 um 17:26 schrieb Ilu: > Hallo Kristian, hallo Liste, > Gegenüber internationalen Großkonzernen sind wir alle machtlos, auch > unsere Richter. Deine Illusionen spiegeln Dir ein Rechtssystem vor, das > so nicht exisitiert. > > Bei dem kleinen Fediverse-Betreiber reicht, wenn er/sie gutwillig ist, > ein freundlicher Brief, um eine rechtswidrige Praxis abzustellen. Wenn > er/sie böswillig ist, dann schreibt den Brief halt Dein Anwalt in > weniger freundlichem Ton. Du kannst Datenschutzbeauftragte und Polizei > losschicken und spätestens dann ist Schluß. > > Mach das mal bei Yahoo, Google, Apple, MS, Amazon ... > signature.asc Description: OpenPGP digital signature ___ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de Diese Mailingliste wird durch den Verhaltenskodex der FSFE abgedeckt. Alle Teilnehmer werden gebeten, sich gegenseitig vorbildlich zu behandeln: https://fsfe.org/about/codeofconduct
Re: OT Vertrauen, Strukturen, Technologie (Re: Befreiung der Haushalte , der Behörden, ... von Microsoft-Software)
Hallo Roland; kurze Dinge, um das von der Länge her einzufangen: An vielen Punkten stimme ich Dir zu, an anderen glaube ich zwar nicht, dass Du falsch liegst, habe aber einen anderen Standpunkt. Indes: Am 14.05.20 um 01:14 schrieb Roland Hummel: [Snowden und Verschwörungstheorien] Uh, jetzt wird es unschön. Einigen wir uns darauf, dass wir gegenseitig keine "Verklammerungstaktiken" auf uns anwenden? Du kontextualisierst mich gerade in eine Ecke, mit der ich nichts zu tun habe. Die Snowden-Thematik hat für mich mit der Gates/Corona-Thematik jedenfalls absolut nichts zu tun. Das wollte ich auch *Dir* nicht unterstellen; entschuldige, wenn das falsch ankam. Meine Darstellung war (wie alles andere) sehr klar subjektiv. Ich habe in meinem Umfeld viele Leute erlebt, auf die das leider genau trifft: Die Snowden-Enthüllungen wurden genutzt, eine pauschale und unreflektierte Positionierung contra Polizei, contra Geheimdienste, contra USA zu festigen. Kritik halte ich für wichtig, aber *unreflektierte* Gemeinplätze helfen in diesen diffizilen Themen leider nicht. Auch diesen Satz kann ich exakt so auf den "digitalen Kleinkriminellen" ohne Rechtsabteilung anwenden, dem ich auf den Leim gegangen bin. Du wirst jetzt evtl. denken "na dann viel Spaß dabei" und ich denke mir, wieviel Spaß ich hatte, bei großen Unternehmen meine Rechte geltend zu machen. Das meinte ich nicht. Was ich meinte: Deine Darlegung beinhaltete, dass Du Dich im Umgang mit dem "Kleinkriminellen" (siehe Bankräuber) implizit auf das Mitwirken von Institutionen und größeren Autoritäten (der Bank) verläßt - denen Du an anderer Stelle sehr explizit Dein Vertrauen entzogen hast. Das wirkt zumindest unentschlossen. ...unter Sicherheitsperspektive überhaupt nichts. Mir geht es aber nicht um "mehr Sicherheit", sondern um "mehr Freiheit". Die Sicherheitsdebatten finde ich nicht nur auf Grund der Tatsache, dass FLOSS hier kein Mindest-Kriterium ist, sinnlos, sondern auch, da stimme ich Dir vollkommen zu, weil wir als Zivilgesellschaft die digitale Infrastruktur(technik) gar nicht mehr kontrollieren können. > Mein größtes Problem mit Deiner Argumentation ist: Mir fällt es schwer zu verstehen, was Du eigentlich erreichen willst, weil Du (für meine Wahrnehmung) mäandrierst zwischen "Sicherheitsargumenten" (der Verweis auf Snowden und die Folgen), "Freiheit" (siehe hier) und der Frage nach der Unterstützung von Monopolisten und Industrie. Die Diskussion begann mit Microsoft und Co. ... und der Punkt war: In bestimmten Bereichen macht Microsoft (wie auch Amazon oder Google) derzeit eher Hardware-Lieferanten als Software-Lieferanten oder FLOSS Konkurrenz: Auf Azure, AWS, ... kann ich mir mit wenig Aufwand, sagen wir, eine Debian-VM hochziehen, auf der ich NextCloud, Matrix, OnlyOffice baue, ein Login via root-ssh habe und dort nichtmal einen Vendor-Lock-In habe, weil ich (Abstraktions-Ebene VM respektive "unterhalb Betriebssystem") diese Dienste denkbar leicht auf anderen Anbieter (vielleicht DigitalOcean, Ionos, eine lokale Genossenschaft, eigenes Blech) umziehen kann. Aus Sicht der Freiheit fehlt mir hier die Perspektive, wo mich das einschränkt - außer bei Connectivity (die ist aber privat auch black-box) und Hardware (die wir im Verlauf schon als proprietär und unkontrollierbar abgeschrieben hatten). Aus Sicht von Vertrauen (*will* ich meine Daten, egal ob VM oder anders) bei Microsoft liegen haben??) oder Unterstützung von Monopolisten ("alle Welt nutzt AWS") sieht die Wertung gänzlich anders aus. Und ich scheitere daran, zu verstehen, was genau Deine Prioritäten sind, was Dein Ziel ist... ;) Viele Grüße, Kristian ___ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de Diese Mailingliste wird durch den Verhaltenskodex der FSFE abgedeckt. Alle Teilnehmer werden gebeten, sich gegenseitig vorbildlich zu behandeln: https://fsfe.org/about/codeofconduct
Re: OT Vertrauen, Strukturen, Technologie
Hallo Kristian, hallo Liste, ohne auf die Debatte zwischen Roland und Kristian im Einzelnen einzugehen, möchte ich folgende Anmerkung zu unserem Rechtssystem machen: Daß große Unternehmen eine Rechtsabteilung haben, an die Du Dich wenden kannst, ist eine gefährliche Illusion. Diese Rechtsabteilungen sind NUR dazu da, Dich abzuwehren und für diesen Zweck verfügen sie über unbegrenzte Mittel. Diese Unternehmen lassen Datenschützer und Regierungen auflaufen, was erwartest Du für Dich? Und selbst wenn Du nach 5+ Jahren einen Prozess gewinnen solltest, dann wird die rechtswidrige Praxis halt unter anderer Bezeichnung fortgesetzt. NOYB kann Dir erklären, wie das geht. Gegenüber internationalen Großkonzernen sind wir alle machtlos, auch unsere Richter. Deine Illusionen spiegeln Dir ein Rechtssystem vor, das so nicht exisitiert. Bei dem kleinen Fediverse-Betreiber reicht, wenn er/sie gutwillig ist, ein freundlicher Brief, um eine rechtswidrige Praxis abzustellen. Wenn er/sie böswillig ist, dann schreibt den Brief halt Dein Anwalt in weniger freundlichem Ton. Du kannst Datenschutzbeauftragte und Polizei losschicken und spätestens dann ist Schluß. Mach das mal bei Yahoo, Google, Apple, MS, Amazon ... Und nein, es geht nicht darum, daß jede/r einzelne abwägt, wem er/sie vertraut. Auch nicht darum, ob man was zu verbergen hat oder nicht. Diese privatistische Argumentation übersieht die größeren Zusammenhänge. Es geht darum, den kümmerlichen Rest unseres Rechtssystems und letztlich unserer Demokratie vor der völligen Zerstörung zu bewahren. Ich gebe Roland in jedem Punkt recht. Er hätte die Diskussion nur gern mehr zuspitzen können. Viele Grüße Ilu ___ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de Diese Mailingliste wird durch den Verhaltenskodex der FSFE abgedeckt. Alle Teilnehmer werden gebeten, sich gegenseitig vorbildlich zu behandeln: https://fsfe.org/about/codeofconduct