Re: [rohrpost] Anmerkung : Re[2]: AI und Autokraten | Video-Interviews online

2018-12-06 Diskussionsfäden Krystian Woznicki
Hallo rohrpostler,

das ist eine Definition von KI, die eine Art der Neutralität suggeriert,
die eigentlich keine Technologie jemals ausgezeichnet hat. Vielleicht
ist daher nicht die Frage, wie wir KI, sondern wie wir die Politik der
KI definieren können – dazu würde auch die Frage der Definition als Teil
einer solchen Politik der KI mitreflektiert werden müssen.

Wir haben daher auf der AMBIENT REVOLTS Konferenz versucht, schon auf
der Definitionsebene zu problematisieren und zu politisieren, wie es
etwa Felix Stalder in seinem Buch “Kultur der Digitalität” tut:

“Kurz: Man setzt Algorithmen ein, um neue Algorithmen zu schreiben
beziehungsweise deren Variablen zu bestimmen. Wird nun dieser reflexive
Prozess wiederum in einen Algorithmus eingebaut, wird dieser
»selbstlernend«: Die Programmierer legen nicht die Regeln für seine
Ausführung fest, sondern Regeln, nach denen der Algorithmus lernen soll,
ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Seine Lösungsstrategien sind in vielen
Fällen so komplex, dass sie sich nicht einmal im Nachhinein
nachvollziehen lassen. Sie können nur noch experimentell, aber nicht
mehr logisch überprüft werden. Solche Algorithmen sind im Grunde Black
Boxes, Objekte, die nur über ihr äußeres Verhalten verstanden werden
können, deren innere Struktur sich aber der Erkenntnis entzieht.”

Die Black-Box-Hypothese leitet eine ganze Reihe von politischen
Fragestellungen ein...

Hier sind übrigens alle weiteren Ergebnisse der AMBIENT REVOLTS
Konferenz, darunter über 20 verschiedene Projekte, die in fünf
verschiedenen Themeninseln zusammengefasst sind:
*https://ambient-revolts.berlinergazette.de*

Viele Grüße,

Krystian

On 29.11.18 19:42, micmix wrote:
>  ... seit den 90ern ist eine Weile in der Begriffs-Klärung zur KI vergangen. 
> Die https://www.ki-strategie-deutschland.de ist ziemlich frisch gemacht: 
>  
>  
> "Begriffsbestimmung 'Künstliche Intelligenz'  
>
> Eine einzige allgemeingültige bzw. von allen Akteuren konsistent genutzte 
> Definition von KI gibt es nicht. Der KI-Strategie der Bundesregierung liegt 
> folgendes Verständnis von KI zugrunde.  
>
> Sehr abstrakt ordnen sich KI-Forscher zwei Richtungen zu: der 'schwachen' und 
> der 'starken' KI. Die 'starke' KI formuliert, dass KI-Systeme die gleichen 
> intellektuellen Fertigkeiten wie der Mensch haben oder ihn darin  sogar 
> übertreffen können. Die 'schwache' KI ist fokussiert auf die Lösung konkreter 
> Anwendungsprobleme auf  Basis der Methoden aus der Mathematik und Informatik, 
> wobei die entwickelten Systeme zur Selbstoptimierung fähig sind. Dazu werden 
> auch Aspekte menschlicher Intelligenz nachgebildet und formal beschrieben 
> bzw. Systeme zur Simulation und Unterstützung menschlichen Denkens 
> konstruiert.  
>
> Die Bundesregierung orientiert sich bei ihrer Strategie an der Nutzung der KI 
> für die Lösung von Anwendungsproblemen und damit an den Positionen der 
> 'schwachen' KI: 
>
> 1. Deduktionssysteme, maschinelles Beweisen: Ableitung (Deduktion) formaler 
> Aussagen aus logischen Ausdrücken, Systeme zum Beweis der Korrektheit von 
> Hardware und Software; 
>
> 2. Wissensbasierte Systeme: Methoden zur Modellierung und Erhebung von 
> Wissen; Software zur Simulation menschlichen Expertenwissens und 
> Unterstützung von Experten (ehemals: 'Expertensysteme'); zum Teil auch 
> verbunden mit Psychologie und Kognitionswissenschaften;  
>
> 3. Musteranalyse und Mustererkennung: induktive Analyseverfahren allgemein, 
> insbesondere auch maschinelles Lernen; 
>
> 4. Robotik: autonome Steuerung von Robotik-Systemen, d. h. autonome Systeme;  
>
> 5. Intelligente multimodale Mensch-Maschine-Interaktion: Analyse und 
> 'Verstehen' von Sprache (in Verbindung mit Linguistik), Bildern, Gestik und 
> anderen Formen menschlicher Interaktion."
> -
>
> lg. ten ballevart
>
>
> On Thu, 29 Nov 2018 12:09:20 +0100
> Krystian Woznicki  wrote:
>
>> Hallo rohrpostler,
>>
>> danke für die Antworten und Hinweise!
>>
>> Wir hatten bei der AMBIENT REVOLTS Konferenz u.a. die Diskussion
>> darüber, a) wer in Sachen KI als ExpertIn angesehen werden kann und b)
>> wer, der/die nicht zum offiziell auserwählten Zirkel zählt (etwas
>> Partnership on AI), in Sachen KI etwas zu sagen hat bzw. gefragt werden
>> sollte. Wenn, wie es heißt, "ExpertInnen"-Befragungen, zehn verschiedene
>> Meinungen hervorbringen, ist das dann nicht ein Anzeichen dafür, dass
>> das Gespräch darüber viel offener ist, als es gemeinhin den Anschein
>> hat? dass eben auch alle, die sich damit beschäftigen und alle, die es
>> betrifft (also sicherlich auch "die Arzthelferin, der Gas- und
>> Wasserinstallateur, der Versicherungsangestellte, die Lageristin, der
>> Altenpfleger"), etwas dazu beizutragen haben? Das war der Ausgangspunkt
>> unserer Befragung, bei der wir keinen der usual suspects gefragt haben
>> (wer weiß, wen wir da bekommen hätten?!), sondern wohl eher Leute, die
>> nach offiziellen Standards eher als Amateure oder Zaungäste angesehen
>> werden. Ein Anfang.
>>
>> Zu 

[rohrpost] Anmerkung : Re[2]: AI und Autokraten | Video-Interviews online

2018-11-29 Diskussionsfäden micmix
 ... seit den 90ern ist eine Weile in der Begriffs-Klärung zur KI vergangen. 
Die https://www.ki-strategie-deutschland.de ist ziemlich frisch gemacht: 
 
 
"Begriffsbestimmung 'Künstliche Intelligenz'  

Eine einzige allgemeingültige bzw. von allen Akteuren konsistent genutzte 
Definition von KI gibt es nicht. Der KI-Strategie der Bundesregierung liegt 
folgendes Verständnis von KI zugrunde.  

Sehr abstrakt ordnen sich KI-Forscher zwei Richtungen zu: der 'schwachen' und 
der 'starken' KI. Die 'starke' KI formuliert, dass KI-Systeme die gleichen 
intellektuellen Fertigkeiten wie der Mensch haben oder ihn darin  sogar 
übertreffen können. Die 'schwache' KI ist fokussiert auf die Lösung konkreter 
Anwendungsprobleme auf  Basis der Methoden aus der Mathematik und Informatik, 
wobei die entwickelten Systeme zur Selbstoptimierung fähig sind. Dazu werden 
auch Aspekte menschlicher Intelligenz nachgebildet und formal beschrieben bzw. 
Systeme zur Simulation und Unterstützung menschlichen Denkens konstruiert.  

Die Bundesregierung orientiert sich bei ihrer Strategie an der Nutzung der KI 
für die Lösung von Anwendungsproblemen und damit an den Positionen der 
'schwachen' KI: 

1. Deduktionssysteme, maschinelles Beweisen: Ableitung (Deduktion) formaler 
Aussagen aus logischen Ausdrücken, Systeme zum Beweis der Korrektheit von 
Hardware und Software; 

2. Wissensbasierte Systeme: Methoden zur Modellierung und Erhebung von Wissen; 
Software zur Simulation menschlichen Expertenwissens und Unterstützung von 
Experten (ehemals: 'Expertensysteme'); zum Teil auch verbunden mit Psychologie 
und Kognitionswissenschaften;  

3. Musteranalyse und Mustererkennung: induktive Analyseverfahren allgemein, 
insbesondere auch maschinelles Lernen; 

4. Robotik: autonome Steuerung von Robotik-Systemen, d. h. autonome Systeme;  

5. Intelligente multimodale Mensch-Maschine-Interaktion: Analyse und 
'Verstehen' von Sprache (in Verbindung mit Linguistik), Bildern, Gestik und 
anderen Formen menschlicher Interaktion."
-

lg. ten ballevart


On Thu, 29 Nov 2018 12:09:20 +0100
Krystian Woznicki  wrote:

> Hallo rohrpostler,
> 
> danke für die Antworten und Hinweise!
> 
> Wir hatten bei der AMBIENT REVOLTS Konferenz u.a. die Diskussion
> darüber, a) wer in Sachen KI als ExpertIn angesehen werden kann und b)
> wer, der/die nicht zum offiziell auserwählten Zirkel zählt (etwas
> Partnership on AI), in Sachen KI etwas zu sagen hat bzw. gefragt werden
> sollte. Wenn, wie es heißt, "ExpertInnen"-Befragungen, zehn verschiedene
> Meinungen hervorbringen, ist das dann nicht ein Anzeichen dafür, dass
> das Gespräch darüber viel offener ist, als es gemeinhin den Anschein
> hat? dass eben auch alle, die sich damit beschäftigen und alle, die es
> betrifft (also sicherlich auch "die Arzthelferin, der Gas- und
> Wasserinstallateur, der Versicherungsangestellte, die Lageristin, der
> Altenpfleger"), etwas dazu beizutragen haben? Das war der Ausgangspunkt
> unserer Befragung, bei der wir keinen der usual suspects gefragt haben
> (wer weiß, wen wir da bekommen hätten?!), sondern wohl eher Leute, die
> nach offiziellen Standards eher als Amateure oder Zaungäste angesehen
> werden. Ein Anfang.
> 
> Zu der Frage des Denkens im aktuellen KI Diskurs gibt es aus dem
> psychoanalytischen Diskurs heraus interessante Beiträge, u.a. von
> Clemens Apprich (u.a. sein Paper "Secret Agents" in der aktuellen
> Ausgabe von Digital Culture & Society >
> https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-4266-7/digital-culture-society-dcs/?c=312000168
> > http://digicults.org/callforpapers/cfp-rethinking-ai/). Oder von
> Matteo Pasquinelli, dessen Sammelband offen verfügbar ist:
> https://meson.press/wp-content/uploads/2015/11/978-3-95796-066-5_Alleys_of_Your_Mind.pdf
> 
> Viele Grüße,
> 
> Krystian
> 
> On 26.11.18 20:49, chr wrote:
> > Hallo Krystian, hallo in die Rohrpost,
> >
> > On 21.11.18 10:41, Krystian Woznicki wrote:
> >
> >> es heißt, würde man zehn ExpertInnen nach ihrer Definition von
> >> Künstlicher Intelligenz fragen, so bekämme man zehn sehr
> >> unterschiedliche Antworten erhalten. Ist das ein Problem oder eine prima
> >> Ausgangssituation für demokratische Auseinandersetzungen? Wir denken
> >> letzteres ist der Fall. 
> > mir erschließt sich gerade nicht so ganz, wie eine Expertenbefragung als
> >  "prima Ausgangssituation für demokratische Auseinandersetzungen"
> > gedeutet werden kann? Wo ist die Arzthelferin, der Gas- und
> > Wasserinstallateur, der Versicherungsangestellte, die Lageristin, der
> > Altenpfleger? Rentnerin und Azubi und auch die Tochter meines Cousins,
> > die keinen Ausbildungsplatz bekommen hat? SchülerInnen... Nicht nur aus
> > dem Gymnasium..., das wäre schön.
> > Liebe Grüße aus der Nachbarschaft
> > Christian
> >
> >> darunter eine Architektin aus Palästina, eine US-syrische
> >> Menschenrechtsaktivstin und einen Künstler aus Südkorea. Mehr als zehn
> >> Stimmen aus dem zivilgesellschaftlichen Spektrum. So entsteht ein
> >> vielfältiges