On 03.07.20 00:43, Kevin Kofler wrote:
So genau sind die Koordinaten, die wir eintragen, doch in der Regel gar
nicht.

1. Viele Features werden auf Sicht gemappt, d.h., der Mapper schaut
ungefähr, auf welcher Höhe einer Referenzlinie (z.B. Häuserfront) ein POI
ist und klickt dann im Editor ungefähr dort hin.

2. Ebenfalls häufig ist das Abpausen von einer Hintergrundkarte. Auch das
ist gewissermaßen "auf Sicht". Und außerdem sind die Hintergrundkarten auch
nicht immer ganz exakt.

3. Selbst, wenn tatsächlich eine GPS-Messung vorgenommen wird, ist diese mit
einem Meßfehler behaftet.

D.h., ±1m ist ein relativ kleiner Fehler.

Mit einem normalen GPS kriegt man die Toleranz (HDOP) kaum unter 2 m. Das ist aber – zumindest in ebenem, freiem Gelände – ein nicht-systematischer Fehler, d.h. je mehr Messungen, desto genauer wird es. Dann kann man auch auf unter 1 m kommen. Der Kontinentaldrift erzeugt hingegen einen systematischen Fehler.

Das meiste wird, wie du eh schon angesprochen hast, nach Hintergrundkarten, z.B. Orthofotos und Laserscan, gemappt. Die sind meist schon ziemlich genau (Fehler <1m). Für den Höhlenkataster schaue ich mir meistens mehrere Luftbilder, Geländeschummerung und Hangneigung an, um möglichst genaue Koordinaten zu bekommen. Soviel mal als Gegenbeispiel zur Behauptung, dass wir eh alles nicht so genau machen.

Wenn jemand POIs entlang einer Rerenzlinie ausrichtet, dann ist es vielleicht erst mal ein Trost, dass wenigstens die Relative Lage zueinander stimmt. Aber das ist nicht von Dauer. Sobald die Referenzlinie auf neuen Orthofotos woanders zu sehen ist, wird der nächste Mapper die Lage (z.B. des Häuserfront oder der Straße) korrigieren, die POIs daneben aber nicht. Das war schon damals so, als wir von Yahoo abgezeichnet haben (Fehler > 10 m, IIRC). Als dann die Bing-Bilder verfügbar wurden, korrigierte jeder die Straßen und keiner die POIS. Der Mistkübel südöstlich der Kreuzung war dann auf einmal nordwestlich der Kreuzung, und der Shop auf der einen Seite des Häuserblocks, zur Straße X hin, war dann auf der anderen Seite, zur Straße Y hin.

Wege werden schon zurechtgerückt, wenn der Unterschied zum Orthofoto nur 1 m beträgt. Ich tu das selber auch, obwohl ich weiß, dass das Orthofoto auch nicht überall so genau ist und womöglich sogar das alte lagerichtiger war.

Ein Unterschied von 1 m ist auffälliger, als man glauben möchte. Merkaartor hat einen Bug, durch den er die basemap-Geländeschummerung um 1-2 m nach W versetzt anzeigt. Das fliegen einem die Augen raus, wenn man das sieht. Ich zeichne zwar oft von der Schummerung ab, bemühe mich aber, diesen Versatz manuell zu kompensieren, indem ich alles um 1-2 m weiter östlich einzeichne. Vielleicht kommt dieser Versatz gerade daher, dass Merkaartor bei der Umrechnung nicht die richtige Epoche angibt?

Fazit ist also, dass dort, wo man am Luftbild nichts sieht, die Koordinaten immer falscher werden, weil sie nie wer korrigieren wird, während dort, wo man am Luftbild was sieht, zusätzlich zu absoluten Lagefehlern auch noch relative hinzukommen werden.

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