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Hallo gmbo, hallo Rest,

Am 11.12.2016 um 17:34 schrieb gmbo:
> Ich hoffe, die Mailingliste ist der für mich richtige Startpunkt
> einer Diskussion über die Frage, Wann ist das Editieren in OSM ein
> Import?

Ja, die Mailingliste ist richtig.

> Ich war bisher davon ausgegangen und auch Gespräche auf
> OSM-Stammtischen gingen in diese Richtung, das ich mit einer selbst
> gesammelten Liste von mich interessierenden Punkten, die schon
> länger in OSM gepflegt werden die ich dann einzeln, durch
> freigegebene Luftbilder überprüfe, und dann eintrage keinen Import
> im Sinne von 
> https://wiki.openstreetmap.org/wiki/DE:Import/Guidelines handelt.

Für alle, die nicht tagtäglich schauen, worüber in den vielen
Änderungssatzdiskussionen diskutiert wird [1], möchte ich kurz die
Vorgeschichte dieser Mail aus meiner Perspektive darstellen.

https://www.openstreetmap.org/changeset/44071123

Ich hatte mir dann, weil das Import-artig aussah, mit der Overpass-API
nach kürzlich geänderten/eingetragenen Motorradparkplätzen im Norden
Baden-Württembergs gesucht und einen auf dem Marktplatz in Bönnigheim
gefunden. Ich kenne den Marktplatz flüchtig, ich komme aus der Gegend.
Auf Basis recht frischer Mapillary-Bilder (September 2016) kam ich zum
Entschluss, dass an der Nordostecke des Marktplatzes kein
Motorradparkplatz sein kann. Dort ist Außengastronomie. Wenn dann läge
der Motorradparkplatz auf der diagonal gegenüberliegenden Seite. Die
Bilder sind dort leider nicht hochauflösend genug, um das blau-weiße
Schild eindeutig zu identifiziere – es könnte auch ein Parkplatz für
Schwerbehinderte sein.

Für einen "Import" fand ich die Qualität nicht gut genug. Wer
importiert, sollte auf keinen Fall Objekte hochladen, die mit einem
Fixme versehen werden müssen. Die Erfahrung zeigt, dass sich keine um
solche Fixmes kümmert. Wenn ein Fixme "Position prüfen" an einem
Motorradparkplatz getaggt ist, dann war die Person wohl nicht vor
Ort?! Das übrige Tagging war nicht hervorragend. Du hast an vielen
Motorradparkplätzen name=* getaggt, dessen Existenz ich sehr bezweifle.

Ich hatte den Import *vorsichtig* mit meinem Benutzerkonto
Nakaner-repair revertiert. Das heißt, ich habe nur die Änderungssätze
revertiert, die in einem ihrer Änderungssatz-Tags "BDVM" oder "BVDM"
enthielten. Das waren 64 Änderungssätze. Der Revert erfolgte durch
folgenden Änderungssatz:
https://www.openstreetmap.org/changeset/44147307

Ich habe absichtlich vorsichtig revertiert. Ich hätte auch großzügig
alles mit "Motorradparkplatz" revertieren können. Das fand ich selbst
viel zu weitreichend, schließĺich hatte ich mindestens einen
Änderungssatz entdeckt, dessen Quellenangabe auf Ortskenntnis hindeutete
.

Hätte ich nicht beim allerersten Motorradparkplatz, den ich angeschaut
habe (Auswahlkriterium war die Ortkenntnis/räumliche Nähe zu meinem
Heimatort), Fehler gefunden, hätte ich mir selbst schwerer getan, die
Frage "Soll ich revertieren?" mit Ja zu beantworten.

> Wenn ich also zum Beispiel viel mit der Bahn fahre und die Signale 
> aufnehmen möchte, schreibe ich immer wenn ich ein Signal sehe den
> Typ und die grobe Position in einem Notizbuch auf. Diese tage ich
> wenn mir wieder ein Rechner zur Verfügung steht in OSM ein. Da ich
> einigermaßen gewissenhaft arbeite, schaue ich ob ich die Position 
> durch freigegebene Luftbildaufnahmen näher bestiimmen kann, um die 
> Signalstandorte exakt zu setzten. Ich spreche mit freunden darüber
> und diese melden mir weitere Signalstandorte, die ich ebenso mit
> eintrage, da sie es selbst so nicht kennen aber von der ihnen
> beschriebenen Idee freier Daten in OSM überzeugt sind. Der nächste
> Schritt für mich ist ein Heranführen der Freunde an OSM, damit sie
> die Signale selbst einplegen können.
> 
> Ab wann wäre das ein Import?

Wenn ich alle Signale vor Ort gesehen habe oder durch Fotos einen den
örtlichen Besuch ersetzenden Kenntnisstand erreicht habe, ist es kein
Import. Wenn ich Kumpels systematisch ein Bahnnetz abfahre, Signal für
Signal eintrage, wir alles vor Ort gesehen haben und Luftbilder als
eine zusätzliche Quelle nutzen, ist es organisiertes Mapping. Es
empfiehlt sich, solches vorher anzukündigen.

> Wenn ich also ein Paar Freunde habe die eine solche Sammlung von 
> Signalstandorten auf die gleiche Weise gesammelt haben und mir
> ihre bisher gesammelten Punkte übergeben, die ich dann auch mit
> eintrage. Ist das also jetzt ein Import?

Wenn man vor Ort gewesen ist, kann man bei Widersprüchen zwischen den
Aufzeichnungen und den Luftbildern bzw. zwischen den Aufzeichnungen
und den schon vorhandenen OSM-Daten besser unterscheiden.

> Ab wann muß ich mir für das Einplegen von solchen Punkten Gedanken 
> darüber machen ein eigenen Import Account anzulegen, und den auf
> der nur enlischsprachigen Liste zu diskutieren, auch wenn ich die
> Hälfte der Antwoten nur halb verstehe, da ich nur über einen weng
> benutzten Grundwortschatz verfüge und Übersetzer wie Bing und
> Google nur unverständliche Übersetzungen machen.

Wenn Deine Motorradfreunde und Du solche Plätze mappen wollt und jeder
die Plätze mappt, die er selbst vor Ort gesehen hat, dann ist das in
Ordnung.

Ein Edit wird zum Import, wenn man "Fremddaten" (Daten, die Dritte
erhoben haben) ohne Interpretation(sspielraum) oder mit einer
zusätzlichen Abstraktion verwendet.

Wenn ich eine Bildersammlung nach Dingen abgrase, die in OSM erfasst
werden, habe ich beim Auswerten der Quelle Interpretationsspielraum.
Ich kann mich dann auch gegen das Erfassen des Objekts in OSM
entscheiden. Fotosammlungen sind ein Beispiel für nicht strukturierte
Daten. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass eine Fotosammlung
als "rohe, vor Ort erhobene Daten zählt". Denn dem Fotografieren vor
Ort liegt höchstens eine Vorauswahl zu Grunde, ob man das
fotografierte Objekt erfasst haben möchte oder nicht. Selbst wenn mein
Kollege mein Fotosammlung auswerten würde, würde ich nicht von einem
Import, sondern von "organisiertem Mapping" sprechen.

Wenn ich jedoch einen Datensatz mit Briefkästen von XYBilligMail
erhalte, der die Felder Nummer, Straße, Hausnummer, PLZ, Ort und
Leerungszeiten hat, liegt ein weiterer Abstraktionsschritt zwischen
der Realität und den OSM-Daten. Der Abstraktionsschritt des
Postdienstleisters ist dem Mapper verborgen, dem die Daten später beim
Mappen begegnen. Eine Importdokumentation schließt diese Wissenlücke
und hilft ihm bei der Beantwortung der Frage "Wie zum Teufel kommt
dieser Briefkasten vor dieses Haus und nicht fünf Häuser weiter, wo er
wirklich steht?".

Organisiertes Mapping ist in manchen Fällen nicht klar von Importen
abzugrenzen. Wenn einer vor Ort die Daten erhebt und ein anderer sie
mit JOSM hochlädt, ist es eher kein Import – erst Recht dann nicht,
wenn von Anfang an das Eintragen in OSM das Ziel ist.

Für Importe gelten strenge Regeln, weil große Mengen (hier eher
weniger der Fall) und zusätzliche Abstraktionsebenen nicht unbedingt
vorteilhaft für die Gesundheit der OSM-Daten sind. Wer viel einträgt,
dessen systematische Fehler haben weitreichendere Folgen. Deshalb
sollen Importe diskutiert und dokumentiert werden.

Ich wollte und will Dir nicht den Spaß am Mappen und am Säen nehmen.
In Deinem Fall bin ich einem Missverständnis aufgesessen, für das ich
mich entschuldigen möchte.

Viele Grüße

Michael


[1] Nein, die Änderungssatzdiskussionen sind natürlich kein Ersatz für
eine Mailingliste wie diese und ich erwarte nicht, dass Leute, die
"up-to-date" bleiben wollen, diese beobachten. Dort werden schließlich
Einzelfälle diskutiert.

- -- 
Per E-Mail kommuniziere ich bevorzugt GPG-verschlüsselt.
(Mailinglisten ausgenommen)
I prefer GPG encryption of emails. (does not apply on mailing lists)
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