On Sat, 7 Feb 2009, Frederik Ramm wrote:

   ich beschaeftige mich gerade erstmals seit langem mit der deutschen
JOSM-Uebersetzung. Die ist ja mittlerweile richtig gut!

Da ich hier die Hauptarbeit mache nehme ich den Dank an :-) Und außerdem gebe ich ihn an Claudius Henrichs weiter, der nahezu alle Texte korrekturgelesen hat und viele grammatische Probleme korrigierte.

Allerdings stoeren mich einige Dinge, ich finde, dass eine gute
Uebersetzung auch wissen muss, wo sie zu uebersetzen aufhoeren sollte.
Ich finde zum Beispiel, dass man auch einem deutschen Nutzer die Worte
"Node" und "Way" zumuten sollte. Es sind ohnehin Abstrakta - ein Way ist
ja nicht wirklich ein "Weg", sondern eben das, was in der OSM-Datenbank
"Way" heisst, also ein lineares Konstrukt mit mehreren Stuetzpunkten.
Ich finde, dass man, indem man auch solche Begriffe uebersetzt, unnoetig
Barrieren aufbaut und es dem Benutzer (noch) schwerer macht, auch mal
ein anderes, englischsprachiges Programm zu bedienen.

Hier ist Deine Sicht zu sehr auf OSM eingeschränkt. Node und Way sind auf deutsch Knoten und Kante. Knoten wird in JOSM eigentlich durchgängig verwendet. Kante habe ich zugunsten des kürzeren Wegs aufgegeben (auch weil der Normalbediener mit Weg wohl mehr anfangen kann als mit Kante). Nicht jeder Begriff ist wörtlich übersetzt. Hinter manchen Übersetzungen steht ein langes Ringen um gute Worte.

Bei jedem englischen Text muss ich mich fragen, ob auch einer der 70 ist und kein Englisch gelernt hat damit klar kommt. Wenn man das immer im Hinterkopf behält, sieht man die Welt ein bisschen anders.

Der Wechsel von "Knoten/Weg" zu "Node/Way" ist einfach. Schwerer wird es, wenn man etablierte Fachbegriffe übersetzt. Allerdings ist hier immer die Frage, was das Ziel sein soll: Die leichte Bedienbarkeit für deutsche Nutzer oder der einfache Wechsel. In der Regel überschneiden sich die Sprachwelten kaum, auch wenn unsereins, der englisch und deutsch beherrscht, das nicht wahrhaben will. Deswegen ziehe ich eine konsistente deutsche Benutzerführung kleineren Problemen beim Sprachwechsel vor. Aus meiner Sicht ist genau das einer der Vorteile von Open Source und der gettext-Bibliothek: Benutzerführung in der Sprache des Benutzers.

An einigen Stellen ist das ok - der OSM-Server heisst auch im deutschen
JOSM OSM-Server und nicht irgendwie komisch. Die Balance stimmt
weitgehend, aber einige Details wuerde ich anders machen. So wuerde ich
auch weiterhin von "Tags" sprechen und nicht von "Eigenschaften". Ein
Button ist fuer mich auch auf Deutsch ein Button und nicht ein "Knopf"
(und ein Compiler ist fuer mich kein Uebersetzer und ein Linker kein
Binder, nicht, dass das bei JOSM vorkaeme, das sind Worte aus fruehen
Microsoft-Dokumenten).

Ich mache schon seit Mitte der 90er Jahre Übersetzungen für Computerprogramme und habe etwas Erfahrung in dem Bereich. Es ist sehr schwer für jeden Begriff die Balance zwischen deutsch und Englisch zu finden. Meine generellen Regeln sind hier:

a) JEDER Begriff wird übersetzt, wenn es einen gebräuchlichen deutschen Begriff gibt. Server kann man nicht übersetzen, da es hier keinen deutschen Begriff gibt. Compiler ebenfalls. Button hingegen ist ein Knopf und wird auch in vielen Programmen so verwendet. Und auch Mainboard kann man übersetzen und zwar nicht als Mutterbrett (wie der Verein zur Rettung der deutschen Sprache meint), sondern als Hauptplatine. Und ein Bugreport ist einfach ein Fehlerbericht.

b) Begriffe die nicht wörtlich übersetzt werden können brauchen eine deutsche Entsprechung, die verständlich ist. Diese muss dann aber einheitlich verwendet werden. So nutzt JOSM z.B. Schlüssel/Wert, Merkmal und GPS-Spur für eine Reihe von englischen Originalen (z.B. Tag, GPX track, track, trace, GPS data, ...). Theoretisch wäre hier auch im englischen Großreinemachen angesagt, aber das ist nicht meine Aufgabe. Tag z.B. wird im englischen JOSM mit mindestens 3 verschiedenen Bedeutungen genutzt. Und keine davon entspricht eigentlich der wörtlichen Bedeutung.

Für größere Projekte gibt es deshalb einen Übersetzungsguide für jede Sprache. Leider bietet Launchpad keine sinnvolle Möglichkeit so etwas einzubinden. Die Datei, welche einer der Amiga-Übersetzer zusammenstellte, gibt mir heute noch wertvolle Hilfen.

Wie sehen das die anderen? Uebersetzen, was das Zeug haelt, oder einige
Begriffe stehen lassen?

Übersetzen was das Zeug hält auf keinen Fall. Du hast die großen Sachen angesprochen, die sich leicht entscheiden lassen. Viel schwieriger sind eigentlich die Objektvorlagen. Übersetzt man "Car Sharing" oder hat sich der Begriff mittlerweile eingebürgert? Ist Imbiss für "Fast Food" gut genug oder hat sich die Bedeutung der zwei mittlerweile zu stark entfernt? Wie übertrage ich ein "bump gate" sinnvoll, dass es in Deutschland gar nicht gibt ...

P.S. Was die anderen Programme angeht: Momentan bin ich auch für merkaartor der Übersetzer, so dass zumindest hier Einheitlichkeit herrscht. Und auch für merkaartor arbeite ich an einer Integration in Launchpad.

Ciao
--
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