Am 28.02.2012 15:33, schrieb Martin Vonwald (Imagic):
Hi!
Einige haben es ja schon mitbekommen: der ORF dreht einen kurzen Beitrag über
OSM und wird für diesen Zweck auch ein Interview durchführen. Anbei die
geplanten Interviewfragen. Falls euch passende Antworten dazu einfallen, wäre
ich dankbar. Ich versuche dann die Antworten so zu kombinieren um OSM in einem
möglichst guten Licht erscheinen zu lassen.
Vg,
Martin
Anfang der weitergeleiteten E‑Mail:
Hier die Fragen:
- Was ist OSM und warum kann ich mich als z.B. Mountainbiker oder
Tourist auf Karten dieser Art verlassen?
Nun sich auf eine Karte alleine zu verlassen ist immer mit einem
gewissen Risiko verbunden. Nicht ohne Grund sind sowohl bei amtlichen
Portalen, aber auch bei (LKW) Navis alle Haftungen ausgeschlossen.
Wir glauben aber, dass dadurch, dass sehr viele Leute die Karte nutzen
und dabei insbesondere auch Anwohner sind, wir relativ schnell Fehler
bemerken. Denn wahrscheinlich gibt es keinen anderen Kartenanbieter, bei
dem jeder ohne irgendwelchen bürokratischen Aufwand die Daten verändern
kann.
- Sogar offizielle Stellen greifen gerne auf die Arbeit von OS-Mappern
zurück – so stellt das LFRZ z.B. gratis über geoimage sehr genaue Orthofotos
zur Bearbeitung zur Verfügung. Welche OSM-Projekte gibt es denn, die auf diese
Kooperation zurückzuführen sind? Warum verlässt man sich auf die Arbeit von
einigen unkontrollierten, engagierten OS-Mappern? Werden die Daten, die bei
solchen Projekten gesammelt werden, irgendwie kontrolliert? (Da hätte ich gerne
ein bis zwei besondere, aufregende Beispiele von Projekten und einen feurigen
Vortrag, dass OSM Sachen kann, die die institutionalisierte Kartografie nicht
kann (z.B. Rollstuhlwege durch die Stadt).)
Da OSM auch seine Daten frei verfügbar macht und nicht nur die daraus
entstandene Karte, hat es nicht lange gedauert, bis Leute anfingen
eigene Karten zu erstellen. Den Radfahrer interessieren ganz andere
Aspekte als einen Porsche-Fahrer und auch so ungewöhnliche Dinge wie
Navigation für Rollstuhlfahrer, lassen sich auf unseren Daten
modellieren. Dies sind Aspekte die für kommerzielle Firmen und Ämtern
bisher von niedriger Priorität waren, da es ihrer Meinung nach keinen
Markt dafür gibt, bzw. dies die Zuständigkeit verlassen hätte. Das OSM
zum experimentieren einlädt, sieht man an so kreativen Anwendungen wie
Stadtmodelle für Flugsimulatoren oder Verkehrssimulationen, die unsere
Daten nutzen. Einmal entwickelt, können Szenrien aus der ganzen Welt
verwendet werden, was bei amtlichen Daten bisher ein großes Manko war,
von künstlichen Grenzen der Zuständigkeit einmal ganz abgesehen.
- Sie haben mir mit der Karte von Gaza gezeigt, dass OSM dort
hinkommt, wo teilweise nicht einmal Google hinblickt. OSM spielt in Krisen- und
Katastrophengebieten eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, schnell neue
Pläne zu erstellen. Wie sind solche akuten Hilfsaktionen organisiert? (Gibt es
da z.B. so etwas wie eine Task Force, die dann gezielt in dieses Gebiet fährt,
oder machen das Ansässige? Zusammenarbeit mit Militär u.Ä.? Gibt es solche
Einsätze auch in Österreich zum Katastrophenschutz? Hochwasser o.Ä. )
Mitlerweile hat sich tatsächlich innerhalb unserer Community eine eigene
Gruppe namens "Humantarian OSM Team" herauskristalisiert, die es ebend
ermöglicht besser organisiert auf NGOs und Luftbild-Anbieter zuzugehen.
Generell wird nach einer Katastrophe einfach ein Aufruf gestartet, so
uns jemand qualitativ hochwertiges Bildmaterial gespendet hat. Über eine
eigene Webseite werden dann Areale aufgeteilt, so dass es zu keinen
Konflikten kommt. Häufig schaffen wir es sogar den Helfern minütlich
aktualisierte Karten für die GPS Geräte zu Verfügung zu stellen.
- Google oder Bing Map à was ist Ihnen sympathischer?
Ach eigentlich sind doch beide Vertreter klassicher kommerzieller
Map-Angebote. Google ist sicherlich etwas aktueller, aber Bing wird da
bestimmt demnächst kontern. Privat nutze ich natürlich am meisten OSM ;)
- Wanderkarte vs. OSM vs. Navigerät à was ist überlegen? Inwiefern?
Die klassische Papierkarte bietet natürlich exzellente Informationen,
für eine Generation, die noch mit Kompass und Windrose groß geworden
ist, sowie eine kartografisch ausgefeiltere Darstellung und das alles
abseits der nächsten Steckdose.
- Ein paar Facts und Figures:
siehe http://wiki.openstreetmap.org/wiki/Pressemappe
Wie und wann ist OSM entstanden?
Wieviele Menschen arbeiten in Österreich ca. an OSM-Projekten?
Welche Flecken in Österreich sind noch weniger gemappt?
Wo soll sich OSM hinentwickeln? Was bringt die nahe Zukunft und was ist (noch)
Utopie?
Interessante Experimente: Indoor Routing oder 3D, sowie Fokus auf
bestimmte Aspekte, wie etwa OpenSeaMap. Alles in allem aber vor allem
viel Arbeit, denn eine Karte hinkt ja auch immer der Realität hinterher.
Hoffe das hilft dir ein bißchen,
Gruß
Matthias
(user:!i!)
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