* Ralf Nickel wrote/schrieb:

> HEY!!! Ich bin jetzt zertifizierter Linux Administrator (General) :-)))

Ich bin in der Disziplin "Master", weil ich "besser als 94% aller anderen
Teilnehmer" abgeschnitten habe. Ob das jetzt mehr über mich oder über die 
Masse der anderen aussagt, weiß ich freilich nicht so genau. ;-)

> hast Du Dir dein Zertifikat zuschicken lassen? Die Vorschau sieht ja richtig 
> gut aus. 

Ich habe es vor einigen Wochen mal versucht, was bei denen zu bezahlen
(wollte den Solaris-Ankreuzbogen machen), aber irgendwie wurde meine 
Kreditkarte nicht akzeptiert. Gestern kam aber eine Mail von Brainbench, 
wonach irgendwelche Probleme mit den Kreditkarten behoben seien, aber
irgendwie hab ich im Moment keine Lust mehr. ;-)

> Aber das ist es ja, was ich den Teilnehmern nicht antun will. Es macht halt 
> einen Unterschied ob man sagt 'Ich hab meine Zertifizierung von einem Server 
> im Internet, wo man sowas kostenlos machen kann' oder 'Meine Zertifizierung 
> wurde von einer international anerkannten Organisation ausgestellt, bei der 
> man fundierte Kenntnisse über ... vorweisen muss'.
> 
> Es ist mir schon klar, dass Zertifikat und Erfahrung zwei unterschiedliche 
> paar Schuhe sind. Dennoch ist eine Grundlage, die von einer anerkannten 
> Organisation geprüft werden kann mehr Wert als eine die man sich erschleichen 
> kann.

Wie genau erschleicht man sich das Ergebnis des Brainbench-Ankreuzbogens?
Indem man sich unter 20 falschen Namen anmeldet und so hofft, den Pool von
Fragen irgendwann vollständig beisammen zu haben? Da habe ich schon eher 
Horrorgeschichten über Microsoft-Zertifizierungen in Erinnerung, nach denen
beim Träger irgendwelcher Umschulungsaktionen die Hilfen zum
Auswendiglernen kursieren sollen. Du kannst einen darauf lassen, daß sich
die selbe Vorgehensweise je nach Marktlage zu anderen Zertifizierungen
verschieben wird. Dann hast Du die Hütte voll mit Leuten, die über null
Kreativität verfügen, dafür aber besonders gut auswendiglernen können.
Bringt natürlich Geld in die Kasse, ist aber ansonsten von zweifelhaftem
Wert.

> Leider hat sich das Thema dieses Thread in eine Diskussion vi vs. vim 
> gewandelt und es hat sich bisher keiner wirklich zu meiner Frage geäußert. 

Das Problem auf dieser Mailingliste dürfte sein, daß Du es vor allem mit
Leuten zu tun hast, die sich ihr Wissen selbst erarbeitet haben, ohne es
eingetrichtert zu bekommen, und die dank vorweisbarer Berufserfahrung
wissen, daß sie auch ohne Zertifikat ganz gut durchkommen. Die, auf die das
nicht zutrifft, sehen das ganze nur als Hobby und interessieren sich für
das Thema noch weniger, wenn sie die Preise hören, die für sowas verlangt
werden.

Wenn ich sehe, wieviel Anfragen bei mir als freischaffendem Künstler 
eingehen, ob ich eine Schulung halten will, kommen mir die Tränen. Da werden 
als "Dozenten" freie Mitarbeiter eingesetzt, die didaktisch vollkommen 
unbeleckt sind und 80% dessen was sie vortragen von ihrer Schulungsunterlage 
ablesen müssen, weil sie nur 20% eigene Ahnung haben. Ich persönlich müßte 
kotzen, wenn ich eine Woche Training für 1500 Euro gebucht hätte und dann 
jemand vor mir stehen würde, der kein absoluter Guru ist, sondern sich grade 
mal drei Tage lose auf das Thema vorbereitet hat.  

Wenn es um sehr stark spezialisierte Schulungen geht (z.B. im
Netzwerkbereich), ist das nochmal was anderes, aber selbst da würde ich
argwöhnen, daß die Schulung nicht notwendig wäre, wenn der Hersteller sein
Produkt auf der Reihe und ordentlich dokumentiert hätte. Bei den Cisco-
Leuten habe ich manchmal den Eindruck, daß ihnen nur Bugs und
Inkompatibilitäten irgendwelcher Firmware-Versionen eingetrichtert werden.

Ciao,

-martin

-- 
"The software empire that was built on a C:\ prompt, Microsoft, has
done for software what McDonald's did for the hamburger."
                                                        -PC MAGAZINE, June 1997
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PUG - Penguin User Group Wiesbaden - http://www.pug.org

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