+ Zur Rhetorik des Guten +

Wie immer in derartige Fällen sind solche Äußerungen cum grano sale zu
genießen - mindestens.

Ich will das Forum nicht zu einer Diskussion über den Nahost-Konflikt
nützen, sondern hier nur zu bedenken geben, daß die Art und Weise der
Verwendung von Sprache, wie sie in dieser weitergeleiteten Mail
vorliegt, common sense zu sein scheint unter verschiedensten dem Wohl
der Welt verschriebenen Gruppierungen: Selektivität im Umgang mit
Fakten; Reduzierung von multidimensionalen Prozessen auf simple
Kausalketten; Verwendung von emotional aufgeladenen Begriffen zur
Schaffung klarer Fronten zwischen Streitparteien, wodurch ihre
Einordnung in FreundInnen und GegnerInnen erfolgen kann und den Debatten
sofort ein moralischer Zuschnitt verpaßt wird, während es (zunächst) um
einen kollektiven Interpretationsprozeß gehen sollte; die Verzerrung
anderer Positionen ins Skurrile und ihre daraus folgende Delegitimation,
wodurch auf angeblich dort Unbedachtes verwiesen werden kann ohne ein
direktes Abarbeiten an Argumenten; die Immunisierung der eigenen
Anschauung durch die Einordnung aller Abweichungen in eine Verfallsreihe
der Barbarei; ...

oder ganz allgemein: eine Emotionalisierung und eine (daraus folgende
und erstere wiederum ermöglichende) weitgehende Entdifferenzierung,
nämlich bezüglich Fakten, ihrer Zusammenhängen, Personengruppen (in
diesem Fall den Parteien im Nahostkonflikt sowie den hiesigen
DiskussionsteilnehmerInnen), verschiedener Interpretationsebenen
(Sichtung der Selbstdarstellungen in Parteiprogrammen oder
propagandistische öffentliche Äußerungen, historische Analysen,
realisierbare politische Lösungsperspektiven) und verschiedener
Äußerungsformen (wie Anmerkungen, Korrekturen, Kritik oder Fragen).

Bei diesem Verhältnis zu Sprache finden sich viele zusammen: Anti-Imps
und -Deutsche, Tierrechts- und Umwelt-Gruppen, Eso- und Jesus-Freaks.
Damit sind natürlich noch nicht die dort aktiven Personen oder die
Inhalte in ihrer Gesamtheit in Frage gestellt. Was die Inhalte
anbelangt, müßte sich dies in einer erst zu führenden Debatte
herausstellen - nach der Rhetorik des Guten.

Mit freundlichen Grüßen!
Martin





das ende der nahrungskette <j...@monochrom.at> writes on 
Mon, 12 Jan 2009 12:09:32 +0100 (MET):

> 
> >Subject: Das Leid in Gaza und der Ruf nach Frieden
> >From: Café Critique <cafe.criti...@gmx.net>
> >
> >Das Leid in Gaza und der Ruf nach Frieden
> >von Café Critique
> >
> >Haben Palästinenser und Palästinenserinnen Glück 
> >im Unglück und leben im Westjordanland, so haben 
> >sie mit einer korrupten Autonomiebehörde zu tun, 
> >die sich seit Jahrzehnten als unfähig erweist, 
> >mit den Milliarden Dollar und Euros, die aus 
> >aller Welt an sie fließen, etwas Vernünftigeres 
> >anzufangen, als sie in den Ausbau der Villen und 
> >Bankkonten ihrer Oberschicht zu stecken - sofern 
> >das Geld nicht gleich in der terroristischen 
> >Infrastruktur versickert oder für die auch von 
> >der Fatah betriebene antisemitische Propaganda 
> >verwendet wird. Keine Bevölkerungsgruppe der 
> >Welt hat je mehr Finanzmittel pro Kopf aus 
> >internationaler Unterstützung erhalten, aber bei 
> >der Masse der Palästinenser und 
> >Palästinenserinnen, die bislang mehrheitlich 
> >dennoch den beiden dafür hauptverantwortlichen 
> >Konkurrenten Fatah und Hamas die Treue halten, kommt davon fast
> > nichts an.
> >
> >Haben sie Pech im Unglück und leben im 
> >Gazastreifen, finden sie sich - so sie nicht 
> >selbst als Unterstützer des Djihad agieren - als 
> >Geiseln von Terrorrackets wieder, die sie 
> >gnadenlos für ihren heiligen Krieg gegen die 
> >Juden missbrauchen - und dafür von der 
> >Bevölkerung irrsinniger weise mit Wahlerfolgen 
> >belohnt werden. In der Charta der Hamas, deren 
> >Inhalt auch den ungebildeten Palästinensern 
> >durchaus bekannt ist, wird offen zum Judenmord 
> >aufgerufen und über die zukünftige Strategie 
> >heißt es: "Friedensinitiativen und so genannte 
> >Friedensideen oder internationale Konferenzen 
> >widersprechen dem Grundsatz der Islamischen 
> >Widerstandsbewegung. Für das Palästina-Problem 
> >gibt es keine andere Lösung als den Djihad. 
> >Friedensinitiativen sind reine 
> >Zeitverschwendung, eine sinnlose Bemühung." Wer 
> >dieses Dokument verstanden hat, weiß, warum der 
> >Gazastreifen seit dem israelischen Abzug 2005 
> >nicht etwa zum Musterbeispiel für einen 
> >palästinensischen Staat wurde, der seinen 
> >Bewohnern und Bewohnerinnen ein besseres Leben 
> >verspricht, sondern zu einer 
> >Raketenabschussrampe, voll gestopft mit 
> >Munitionsdepots in Kindergärten, Moscheen, Krankenhäusern und
> > Wohnhäusern.
> >
> >Haben sie jedoch das größte Pech und sind 
> >Frauen, so müssen die meisten von ihnen nicht 
> >nur unter einem brutalen Sharia-Patriarchat 
> >leben, das sie der weit gehenden Befehlsgewalt 
> >ihrer Väter, Männer, Brüder und - in Gaza - 
> >einer islamistischen "Sittenpolizei" ausliefert, 
> >während sie zusätzlich noch von jenen ihrer 
> >Geschlechtsgenossinnen schikaniert werden, 
> >welche die islamische Geschlechterapartheid für 
> >eine gottgefällige Sache erachten. Mit 
> >besonderer Vorliebe werden sie auch, zusammen 
> >mit ihren Kindern, von den Gotteskriegern als 
> >lebende Schutzschilde für deren Waffenlager und 
> >Abschussrampen missbraucht - so sie sich im 
> >religiösen Wahn nicht gleich freiwillig dafür 
> >hergeben und ihre Kinder freudig in den Märtyrertod für Allah
> > schicken.
> >
> >Neben alledem leiden die Bewohner und 
> >Bewohnerinnen der palästinensischen Gebiete 
> >unter den vielfältigen Maßnahmen Israels gegen 
> >die terroristische Bedrohung. Ein Schutzwall, 
> >der mit großem Erfolg zur Abwehr von 
> >Selbstmordattentätern und -attentäterinnen 
> >errichtet wurde, oder Straßensperren zur 
> >Einschränkung der Bewegungsfähigkeit von 
> >Terroristen und Terroristinnen bringen 
> >zwangsläufig Beschwernisse auch für all jene mit 
> >sich, die in den palästinensischen Gebieten 
> >nicht mit umgeschnalltem Sprengstoffgürtel 
> >herumlaufen, also für die Mehrheit, von der 
> >niemand genau zu sagen vermag, wie groß ihre 
> >Unterstützung für den antisemitischen 
> >Märtyrerwahnsinn ist. Reagiert Israel auf den 
> >Dauerbeschuss mit Raketen nicht mit üppigen, 
> >sondern mit eher mäßigen Lieferungen in den 
> >Gazastreifen, verhindert also, dass sich die 
> >Hamas auch noch mit fremden Federn schmückt, so 
> >trifft das auch jene Teile der Zivilbevölkerung, 
> >die die Djihadisten hassen wie die Pest. Und 
> >wenn Israel nach monatelangen Warnungen dem 
> >Raketenkrieg der Hamas irgendwann nicht mehr 
> >tatenlos zusieht und den palästinensischen 
> >Moslembrüdern heftige Militärschläge versetzt, 
> >steht es vor dem Dilemma, den Tod Unschuldiger 
> >in Kauf zu nehmen. Doch es ist ein großer 
> >Unterschied, ob die israelische Armee 
> >Hausbewohner per Flugblatt und Telefon vor 
> >bevorstehender Zerstörung ihrer als Waffenlager 
> >dienenden Häuser warnt (und damit zwangsläufig 
> >auch den djihadistischen Rackets wertvolle 
> >Hinweise gibt) oder ob die Hamas die Menschen 
> >auffordert, sich als lebende Schutzschilde auf 
> >die Hausdächer zu stellen. Israel hat - ganz im 
> >Gegensatz zur Hamas - das offensichtliche 
> >Interesse an möglichst wenig zivilen Opfern und 
> >bricht regelmäßig militärische Operationen ab, 
> >wenn das Risiko ziviler Opfer zu hoch ist.
> >
> >Ob es der Bevölkerung in den palästinensischen 
> >Gebieten möglich sein wird, aus ihrem Elend 
> >herauszufinden, hängt nicht nur vom Fortgang der 
> >palästinensisch-israelischen Beziehungen ab. 
> >Denn angesichts einer globalisierten 
> >kapitalistischen Krisenökonomie, die tendenziell 
> >immer mehr Menschen weltweit in Armut versinken 
> >lässt, bleibt es fraglich, ob es auch unter 
> >günstigeren politischen Bedingungen überhaupt 
> >jemals zu so etwas wie einem selbst tragenden 
> >wirtschaftlichen Aufschwung in den 
> >palästinensischen Gebieten kommen kann. Zu 
> >wünschen wäre es allerdings, denn was sonst wäre 
> >die Alternative in Zeiten, in denen die 
> >Menschheit wohl kaum binnen kurzer Frist in eine 
> >nachkapitalistische, solidarische 
> >Vergesellschaftungsform jenseits von Markt und 
> >Staat eintreten wird? Sich aus dem Elend zu 
> >erlösen können auch die Palästinenser und 
> >Palästinenserinnen jedenfalls nur selber 
> >bewerkstelligen, wozu sie jedoch erst einmal 
> >patriarchale, antisemitische und 
> >kollektivistische Vorstellungen - soweit sie 
> >solchen anhängen - überwinden, die Herrschaft 
> >autoritärer Clanchefs, korrupter Obrigkeit, 
> >djihadistischer Linker und durchgeknallter Gotteskrieger abschütteln
> > müssten.
> >
> >Die Verantwortung der Hamas für die Lage in Gaza 
> >ist offensichtlich. Die Regimes in Ägypten und 
> >in Saudi-Arabien wissen das und haben langsam 
> >genug davon, dass der Iran mittels Hamas und 
> >Hisbollah verhängnisvollen Druck auf die 
> >arabische Politik ausübt. Selbst Angela Merkl 
> >hat mehr davon kapiert als so manche Linke, auch 
> >wenn das, wie man insbesondere an der 
> >Iran-Politik sieht, bei der deutschen Kanzlerin 
> >kaum praktische Konsequenzen zeitigt. All denen, 
> >die jetzt einmal mehr auf Israel zeigen, sei 
> >zumindest die Einsicht des palästinensischen 
> >Präsidenten Abbas gewünscht: "Die 
> >palästinensische Seite hätte die israelische 
> >Offensive verhindern können, wenn sie sich an 
> >den Waffenstillstand mit Israel gehalten hätte. 
> >'Wir haben mit (der Hamas) gesprochen und gesagt 
> >'Wir bitten euch, haltet euch an den 
> >Waffenstillstand'. Wir hätten es also verhindern können."
> >
> >Die keineswegs radikale, sondern 
> >antiimperialistische Linke in Gestalt von 
> >Gruselgruppen wie der "Antiimperialistischen 
> >Koordination", der "Liga der sozialistischen 
> >Revolution" oder der "Linkswende" marschiert 
> >derzeit in Wien gemeinsam mit Islamisten und 
> >Islamistinnen zur Unterstützung des 
> >palästinensischen Volkskriegs, dessen einzige 
> >Perspektive die Verewigung des Mordens und die 
> >Auslöschung individueller Freiheit ist. Sie 
> >wetteifern mit den islamischen Djihadisten und 
> >Djihadistinnen sowie den eingeborenen Nazis 
> >darum, wer mit dem größten Fanatismus zur 
> >Vernichtung Israels aufruft. Die 
> >palästinensischen Unterstützer und 
> >Unterstützerinnen der Hamas haben damit genau 
> >jene Freunde, die sie auch verdient haben. Jene 
> >Menschen in den palästinensischen Gebieten aber, 
> >die den Aufstieg der Hamas schon immer 
> >gefürchtet haben und auch der Fatah noch nie 
> >viel abgewinnen konnten, haben bessere Freunde 
> >verdient als die, die heute mal wieder am 
> >lautesten schreien, und die jederzeit bereit 
> >sind, die je individuelle Sehnsucht der Menschen 
> >nach Glück dem großen Ganzen des islamischen 
> >Djihad oder des palästinensischen Volkskriegs zu opfern.
> >
> >Aber auch österreichische Linke, die nur ungern 
> >unter Hamas- oder Hisbollah-Fahnen und dem 
> >Kampfruf "Allahu akbar" demonstrieren, zeigen 
> >sich sicher, dass es sich bei den Gegenschlägen 
> >der IDF um einen "von der israelischen Regierung 
> >begonnenen Krieg" handelt. Und das grüne, 
> >alternative und antimilitaristische Milieu 
> >bringt sein übliches Vokabular in Anschlag, das 
> >sich in völliger Abstraktion von den 
> >Verhältnissen und unbeleckt von jedem 
> >materialistischen Begriff von Gewalt im Gerede 
> >von "Unverhältnismäßigkeit", "Dialog", 
> >"Gewaltspirale", "Verhandlungen mit allen 
> >Konfliktparteien", "Verurteilung der Gewalt auf 
> >beiden Seiten" etc. gefällt und seine 
> >Äquidistanz in einem Konflikt zwischen dem Staat 
> >der Shoahüberlebenden und einer antisemitischen 
> >Mörderbande zelebriert. Dieses Milieu 
> >reproduziert damit nur jene europäische 
> >Ideologie eines kriegslüsternen Pazifismus, wie 
> >sie auch in den Verlautbarungen der 
> >österreichischen Regierungskoalition ihren 
> >Ausdruck findet, die sich in einem Anflug von 
> >Größenwahn gleich einmal als Vermittler angeboten hat.
> >
> >Gegen solch einen berechnenden Pazifismus, der 
> >sich mal in abstrakter "Gewaltlosigkeit", mal in 
> >europäischer Vermittlungssehnsucht, mal in 
> >klammheimlichem bis offenem Verständnis für den 
> >djihadistischen Terror gefällt, gilt es daran zu 
> >erinnern, dass sich in der heutigen globalen 
> >Auseinandersetzung hinter dem Ruf nach Frieden die Mörder
> > verschanzen.
> >
> >Café Critique
> >(Teil des Bündnisses "Free Gaza from Hamas")
> >Januar 2009
> >
> ><http://www.cafecritique.priv.at>http://www.cafecritique.priv.at
> 

Antwort per Email an