Schlimm ist nur das sogar im n-tv die "Verrottung unter freiem Himmel"
als Tatsache dargestellt und als News zelebriert wird. Weiters sagt man
mit erhobenen Zeigefinger, das nur 10% aus Deutschland stammendes
Material zurück kommt. Oh Wunder - und Skandal!

Man schickt Reste von radioaktiven Kernbrennstoff (eigentlich Atommüll)
weg, dieser wird in Radioktive-Abfallstoffe und wiederverwendbares
spaltbares Material (U und Pu) zerlegt. Wer Internet hat braucht 5
Minuten um festzustellen, dass ein Brennelement max. aus 3-4% U-235
besteht. Mehr kann auch nicht retour gehen. Woher die 10% kommen weiß
wahrscheinlich nicht einmal der News-Redakteur von n-tv.

Die radioaktive flüssige Abfälle werden weiter verarbeitet, um die
hochradioaktive Spaltprodukte zu isolieren und diese werden verglast für
die spätere Endlagerung. Abhängig von der Angewandte Methode, müssen
diese dann beim PUREX-Process für Millionen(!) oder bei Pyrometallurgie
nur(?) für 500 Jahren vergraben werden. Das sind zwar auslaugresistente
Glasmatrix Stücke aber keiner weiß was mit denen in 100-200 Jahren
passiert. Das Atom-Recycling ist ein nicht 100%-er Kreis! UND DAS IST
DAS WIRKLICHE PROBLEM der Atomtechnologie! Nicht die Themen die im
gerade im laufenden "Medialen Amoklauf" gegen die Nuklearindustrie
herangezogen werden.

Was mich wirklich ankotzt, das die Medien (inkl. ARTE) auf ein System
losgegangen ist, welches ökonomisch höchstens eine +0-Runde ist, sau
teuere Investments erfordert und "against all odds" betrieben wird. Denn
Brennelemente aus Natur-Uran sind billiger als die Recycling-Produkte!
Bei diesem Verfahren wird übrigens die Endlagerungsmenge der
hochradioaktiven Abfälle auf 2-3% des Ursprungswertes reduziert. Na dann
vorwärts Genossen Medienvertreter! Lasst uns 20-30.000 Tonnen
Uran-Hexaflourid in Deutschland (end)lagern, 3-4000 Tonnen in Ungarn,
12.000 in Bulgarien, etc. oder wie die Eidgenossen, kippen wir das ganze
Müll ins Meer(!). Würgen wir diese verfluchte Recycling-Technologie ab
und schalten wir sofort alle AKW's aus!

Relativ gut verständliche Erklärungen, aber Vorsicht, tlw. vereinfachte
und nicht vollständige Darstellung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Wiederaufarbeitung
http://de.wikipedia.org/wiki/Verglasungsanlage

Andras

P.S. Würde ich Alternativenergie-Technologie Hersteller sein, würde ich
so ein "ARTE-Doku/Zeitungsartikel" sicher mitsponsern.


Franz Ablinger wrote:
> Andras Vasaros hat sich den ARTE-Beitrag angesehen. Hier
> sein Kommentar. (Gestern habe ich ihn voreilig anonymisiert, 
> obwohl es ihm eh nicht am Herzen lag - daher heute mit 
> vollem Namen).
>
> Meine Schlussfolgerung aus seinem Kommentar: Immer alles 
> selbst anschauen, bevor man was postet - und sich selbst 
> ein Bild machen - auch wenn es auf ARTE läuft. Diese
> Weisheit ist vermutlich so alt wie die im Film gemachten 
> Anschuldigungen...
>
>      fra
>
>
> -----Original Message-----
> From: Andras Vasaros <and...@vasaros.com>
>
> ich habe mir den Beitrag von ARTE angesehen:
>
> 1. 80% dessen was gezeigt wurde (Tscheljabinsk, Majak und
> Karatschai-See, USA, UK) sind seit Jahren bekannte und gut dokumentierte
> Fakten* - also für mich nichts Neues, nur dramatisch dargestellt.
>
> 2. Dass man in der weiteren Umgebung dieser Orte Werte weit über den 
> in Tschernobyl gemessenen Werten hat ist auch seit Jahren bekannt. 
> Die russischen Environmentalisten machen mächtig Dampf unter den 
> Hintern der "Officials" in Moskau. Beim über-drüber-dramatischen 
> Abgang des französischen Engineers unter der Brücke fehlt mir eines: 
> Er soll bitte auch sagen über wie viele Leute er spricht und wie groß
> das Gebiet einer Evakierung sein soll. Was das betrifft gibt es nur 
> vage Schätzungen, die sich in den Größenordnung erheblich 
> unterscheiden: 300.000 Menschen und 8000 km2 bzw. 700.000 und 
> 21.000 km2. Ob das realisierbar ist, weiß ich nicht.
> Eher nicht. Sicher ist aber: Russland muss etwas tun! Den lokalen 
> Stellen in Sachen Strahlenschutz das Messer anzusetzen ist sicher 
> nicht pragmatisch und zielführend. Sie werden nichts ändern können. 
> Das ist aber auch nichts Neues.
>
> 3. In der Reportage über Sewersk hat man aber mehrere faktische 
> Fehler gemacht (vielleicht ist die Übersetzung schuld?):
>
> - zweimal wurde gesagt, dass Tomsk eine geschlossene Stadt ist -
> falsch, ist sie nicht. Sewersk schon. Wo zum Kuckuck haben sie
> dann die Interviews geführt und die Aufnahmen gemacht?
>
> - der Russe mit der Reporterin zeigte am google-Schirm auf das
> funktionierenden Kernkraftwerk und sagte, das sei Tomsk-7 - die
> Militäranlage. Falsch! Das ist ein stinknormales AKW. Im google map 
> Bild siehst du sie als dampfende Kühltürme rechts oben. (Das, was 
> man früher als Tomsk-7 bzw. Postfach No.5 bezeichnet hat, ist tlw. 
> vis-a-vis dem Kraftwerk plus der ominöse Platz, wo man die Behälter 
> gefunden zu haben glaubt. Das ist die Wiederaufbereitungsanlage 
> bzw. offiziell "Sibirisches Chemisches Kombinat" - verteilt in der 
> Stadt.)
>
> - Bei der Panorama-Aufnahme zeigte man die lange stillgelegten
> Kernkraftwerke bzw. deren Kühltürme. Erkennbar im google als 
> 6-er und 8-er Block von dunkle, rostige Türmen südlich vom 
> aktiven AKW. Als Text wurde fälschlich von Tomsk-7 und 
> Wiederaufbereitungsanlage gesprochen. Das aktive AKW ist aus 
> der Stadt nicht sichtbar. Man mischt hier vieles zusammen.
>
> - Über die Eisenbahngleise habe ich mich schon ausgelassen... 
> Wo diese neben dem angeblichen Aufbewahrungsplatz wären, haben 
> sie dezent ausgelassen.
>
> - 6 Meter große Behälter? Wovon redet der Russe? Etwa davon?
> http://www.oakridge.doe.gov/em/ssab/Stewardship-Kit/Files/HistoricalPhotos/6-E-yard.jpg
> Btw. 6 Meter groß sind die U-HF Gasbehälter, davon reden wir 
> hier aber nicht.
>
> 4. Die U-HF Behälter werden in Regelfall im Kühlwasser gelagert 
> - unter Dach. Siehe:
> http://www.world-nuclear.org/education/graphics/storpondthorp.jpg 
> Dieses lange Gebäude rechts neben dem von ARTE gezeigten Platz im 
> google maps ist eher die Halle, in der die Lagerung erfolgt. Ich 
> bleibe dabei, die von ARTE gezeigten U-HF Tanks sind leere 
> Behälter. Aber das ist nicht sensationell genug. Leider. Oder gut.
>
> Bei allem Respekt vor ARTE gefällt der Film überhaupt nicht. Er schürt
> Angst, verbreitet nicht beweisbare Vermutungen, operiert mit teils wahren 
> bzw. fehlerhaften Fakten und wiederholt längst bekannte Tatsachen. Bei 
> mir entstand der Eindruck als ob die Atomwirtschaft auf den Niveau der
> 50er bis 80er Jahre stehen geblieben wäre. Was nicht stimmt. Dass man die
> Schweinereien dieser Zeit nicht unter dem Teppich kehren darf und dass 
> diese tickende Zeitbomben sind - davon war wenig die Rede. Bin eigentlich 
> enttäuscht von ARTE.
>
>
> * - quellen z.B.:
> http://de.wikipedia.org/wiki/Kerntechnische_Anlage_Majak
> http://de.wikipedia.org/wiki/Karatschai-See
> http://de.wikipedia.org/wiki/Sewersk
> http://de.wikipedia.org/wiki/Kerntechnische_Anlage_Tomsk
>
>   Andras
>
>   

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