Ich interpretiere das so: Erstaunlicherweise regt sich keiner auf, wenn sich ein Mitarbeiter (oder Sklave?) einer Spielzeugfirma das Leben nimmt. Ich denke eher, für die versammelte Presse ist es ein gefundenes Fressen, den schwarzen Fleck auf der weissen Weste von Apple zu finden, auch wenn fast niemand den Namen der Firma explizit ins Spiel bringen möchte. Man spicht lieber vom "iPhone Produzenten Foxconn". Aber das erzwungene ultraclean Image der Werkzeuge, mit denen man als Medienmensch täglich umgeht stößt vermutlich sauer auf und erzeugt einen Reflex wenn mal so eine Nachricht über den Ticker kommt.
Und: ja, die Arbeitsbedingungen sind hart, aber immer noch besser, als auf einem Feld irgendwo in der Provinz zu verrecken, wo der Kommunismus auch nur mehr im Parteibuch steht. A propos: Seit Neuestem sind die drahtigen, kindergleichen Ticketverkäuferinnen, die sich, ein Ungetüm von einem Ticketblock in einer und Wechselgeld in der anderen Hand katzenartig durch die sich aneinander drückenden Menschenmassen im Bus winden dazu angehalten, nur mehr zu Menschen im klassichen Maoanzug "Genossin/Genosse" zu sagen, alle anderen werden jetzt mit "Frau/Herr" angesprochen. Wenn nicht überhaupt der Bus schon auf die RFID-Lesegeräte umgerüstet ist, an denen man nur mehr mit der Bus-Card vorbeigehen braucht. Wegrationalisiert. fra ----- Ursprüngliche Mail ----- Von: "hans christian voigt" <sozw...@gmail.com> An: BAGASCH@LISTS.MONOCHROM.AT Gesendet: Donnerstag, 3. Juni 2010 16:08:28 Betreff: Re: [monochrom] A visit to Dongguan Am 3. Juni 2010 15:51 schrieb Michael Horak < m.ho...@gmx.at > : Die hohe Selbstmordrate entsteht in China v.a. durch die vielen Selbstmorde am Land, vorwiegend von Bauern. Was bei foxconn vermutlich noch dazukommt ist, dass vergeilchsweise hohe Löhne ausgeschüttet werden (dass die in keiner Relation zu humanen Dienstzeiten stehen ist auch klar - aber das wird wieder vergleichsweise keinen Unterschied zu anderen Firmen bringen). Aber bevor Medien das Typische "Selbstmordserien bei iPhone-hersteller" übernehmen wäre es von Qualitätsjournalismus nicht zu viel verlangt diesbezüglich Infos bei anderen Standorten zu recherchieren again, apples and pears, in my mind. es geht nicht um selbstmorde in einer region und dem statistischen anteil unter den selbstmörderInnen, die bei einem arbeitgeber/einer fabrik beschäftigt waren. es geht darum - oder vl. hab ich etwas überlesen/falsch verstanden? -, dass der ort der selbstmorde diese fabrik ist. die wahl des orts, um den akt des selbstmords zu verüben. die selbstmorde finden nicht in einer region statt, das ist hier irrelevant, kein objektives merkmal der selbstmorde. sie finden in einer fabrik statt. (dass die in einer region steht ist ja wohl banal) ich hab nirgends gelesen, wie hoch die selbstmordrate in dieser region ist. habt ihr? ich hab keine statistischen vergleiche gelesen, wie viele arbeiterInnen sich bei gm in detroit in der fabrik oder in der voest am gelände des unternehmens umbringen. statistisch gesehen. ich kenn auch keine zahlen, wie viele bauern sich am ort ihrer arbeit, oder viele büroangestellte an ihren schreibtischen statistisch betrachtet so suicidieren. missverstehe ich da was, wenn sag, dass selbstmorde auf einem fabriksgelände unmöglich mit selbstmordraten einer region in einen validen zusammenhang gebracht werden können? (kann ja sein, hab zuletzt vor ner woche etwas zu den berichten gelesen.) btw, michi. über die gründe zu befinden, finde ich auch sehr spekulativ. die höhe der löhne schon, die arbeitsbedingungen nicht? obwohl genau die von den betroffenen vorgebracht und geschildert werden? lg chr.