Lieber Nino,

verstehe bitte meine Texte nicht als Kritik. Ich begrüsse Bestrebungen, die das Projekt in eine gute Zukunft führen. Meine Bedenken sind vielmehr, dass der Teufel nicht mit Beelzebub vertrieben werden darf. Ich habe darum das Stichwort Demokratie in den Raum gestellt, weil ich wünsche, dass klar Stellung bezogen wird. Es ist eben nicht einerlei, wer im Projekt schlussendlich das Sagen hat.

Ich kennen niemand von Euch - hüben und drüben - persönlich, was gibt mir jetzt die Gewähr, dass die neue Fundation (im Extremfall) nicht ein Fremdfirma Instrument ist ???

Es ist an jenen zu erklären, wie die Rechtliche Situation ist, wie man Mitglied werden kann, wie vielleicht Einfluss genommen werden kann, wie die Finanzen verwaltet werden, wie die Kontrolle funktioniert u.s.w.

Wer hat z.B. jene legitimiert die fundation zu gründen?

Im ganzen Hick-Hack im Forum bin ich in diesen Fragen ziemlich auf der Strecke geblieben (nehme an sehr vielen ist es ähnlich ergangen).

Nino Novak schrieb:
Moin Marino, *,

(aufgrund des Perspektivenwechsels ein neuer Betreff...)

On Sunday 31 October 2010 07:58, Salvalaggio Marino wrote:

Dann wäre es evtl. sinnvoll, wenn Oracle daran mitarbeitet, eine
Rechtslage herbeizuführen, die auch für Oracle günstig ist. Genau
das tut Oracle aber erklärtermaßen nicht.
Was erwartest Du?

Soll sich Oracle durch eigenes Mitwirken die Butter vom Brot klauen
lassen?
Wieso glaubst du, dass das der Fall wäre? Ich glaube eher, dass Oracle den 
Wert der Community in diesem Projekt nicht anerkennt - und vor allem für die 
Zukunft auch nicht anerkennen will.

Wenn Du Anerkennung suchst, bist Du auf Personen angewiesen, Firmen sind dazu nicht Fähig :-P

Oracle ist doch ein Multi-unternehmen mit Geschäftsleitung und Aktionären welche Dividenden für ihre Investitionen erwarten; die wird es käumlich interessiert was wir hier im Detail so treiben. Die Geschäftsleitung *muss* doch Gewinn orientiert arbeiten, sonst wird ihr Geschäftsabschluss nicht angenommen. Auf dieser Ebene muss für ein Abkommen mit einer externen Stiftung doch eine Finanzielle
Rechtfertigung existieren.... wie soll das zustande kommen?
Zumal dann noch die Gefahr besteht, dass eine nicht Gewinn orientierte Konkurrenz grossgezogen werden könnte - ein unmögliches Szenario. Welcher leitende Direktor soll das auf seine Kappe nehmen, kennst Du einen solchen - ich nicht?

Können wir mal - alle Animositäten beiseite lassend - folgende Fragen 
beantworten:

Ich habe keine Animositäten :-) habe keinen Grund dazu. Ich wünsche nur, dass ein guter Weg für die Interessen der hier Beteiligten gefunden wird.
1) zur Sache selbst:
Zu welcher Software hättest du mehr Vertrauen, zu einer, die im Wesentlichen 
von einer einzigen Firma kontrolliert wird oder zu einer, die von einer (mehr 
oder weniger) unabhängigen Stiftung kontrolliert wird, in der - sagen wir mal 
- 20 große Firmen weltweit vertreten sind?

Dazu die Frage - welche Firmen... solche die durch Menschenrechtsverletzungen bekannt sind?

Ich vertraue schlussendlich nur mir, und sogar, eingedenkt meine Mangelhaftigkeit, nur bedingt :-(
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser!

Eine gute Firma kann unter Umständen besser sein als ein Haufen unbekannter; Multi unternehmen lässt grüssen.

2) zu den möglichen persönlichen Motiven der "Abtrünnigen":
Was würdest du tun, wenn du deine Energie und dein Herzblut Jahre lang "freiwillig" in 
ein Projekt wie OOo steckst, mithilfst, die Community aufzubauen und zu stärken, um das Projekt 
erfolgreich zu machen, dabei in immer engeren Kontakt mit der Projektleitung kommst, das 
gegenseitige Vertrauen wächst, es wird gemeinsam immer wieder mühsam um Positionen gerungen, und 
nicht zuletzt wird alles von der Vision getragen, eines Tages eine "gemeinsame" 
Stiftung/Projektleitung zu installieren?
Und nun wechselt einfach nur der Projektleiter, von heute auf morgen wird dir mit kompletter 
Ignoranz, ja sogar mit Häme und Verachtung begegnet, so nach dem Motto, "Ätsch, ich hab euch 
alle mit gekauft" oder schlimmer, "Mein Gott, seid ihr dumm gewesen, dass ihr das alles 
umsonst gemacht habt - aber jetzt gehört es mir".

Meinst Du, bei Arbeitnehmern in irgend einer Firma, ist das anders. Wie viele mussten erleben, dass durch Fusionen ganz tolle Arbeit mit einem Federstrich zu Nichte gemacht wurden?

Also ich persönlich hätte auf beide Fragen nur eine Antwort: a) Retten, was zu retten 
ist, und b) genau das tun, was seit Jahren gemeinsam geplant war, nämlich diese 
unabhängige Stiftung zu gründen. Damit wird das ursprüngliche Projekt im 
ursprünglichen Sinne weiter geführt, auch wenn die neue Projektleitung durch den Kauf 
des Namens glaubt, das ganze Projekt mitsamt der Community "gekauft" zu haben.

Tönt soweit gut, nur ist es Rechtens das in Besitz zu nehmen, was Andere, nicht mit Deiner Ansicht korrespondierenden Meinung, geschaffen haben? Formaljuristisch erlaubt - aber moralisch... Ich denke *Fragen* ob der (die) Betreffende einwilligt oder gar Mitmacht wäre besser.

Da ist eben die Frage dahinter, wer der Sprecher des Forums ist- bez. sich dazu macht.

Darum meine Frage nach Demokratie....

Dazu - wo ist den der ursprüngliche Sinn explizit definiert?

Irgendwie verstehe ich die TDF-Gründer sehr gut.

Oracle verstehe ich persönlich leider überhaupt nicht.

Ist dort die komplette Projektkontrolle in eigener Hand so wichtig, dass man 
den Bruch mit der Community einfach so in Kauf nimmt? Glaubt der Elefant, nur 
mal mit dem Kopf wackeln zu müssen, um die Ameisenschar einfach abzuschütteln?

Vielleicht misst man tatsächlich der Community keinerlei Bedeutung zu, dann 
ist es aber nur gut, wenn diese sich sozusagen selbst emanzipiert und den 
Stellenwert festlegt, den sie in diesem Projekt hat.


So viel Idealismus wird es in der Geschäftsführung nicht mal
ansatzweise geben. Dafür sind viel zu grosse Beträge geflossen! Die
Juristen von Oracle werden sich hüten auch nur einen Finger in diese
Richtung zu bewegen, sonst dürften die gleich den Hut nehmen müssen.
Aber bei der Community sind auch große Beträge geflossen! Und zwar an Zeit, 
Einsatz, Vertrauensvorschuß! So viel Dummheit, sich das alles einfach 
wegnehmen zu lassen, wird es auch in der Community nicht ansatzweise geben!


Ja - nur jeder auf eigene Rechnung und Gefahr... dazu mit Abtretung der 
persönlichen Rechte, Oracle hingegen hat  Fremdkapital der Aktionäre 
investiert.. für welches die auch gerade zu stehen haben.

Das Günstigste für Oracle ist doch sicher, dass Abspalt- oder
Autonomie -bestrebungen, in irgendwelche Richtung auch immer,
versanden! So ist gewährleistet, dass die Idealisten weiter gratis
mitarbeiten.
Es wird sich, da geb ich dir recht, noch zeigen müssen, ob die TDF-Gründer 
und LibreOffice-Herausgeber genug Rückhalt bekommen, um die Ideen zu 
verwirklichen, die sie sich auf die Fahnen geschrieben haben.

Es wird sich aber auch zeigen, ob die Reststrukturen des Projekts OOo ohne den - ich sag 
jetzt mal - "querdenkerisch-progressiven" Anteil der Community ähnlich 
erfolgreich sein werden wie bisher. Natürlich gibt es genug Angsthasen und Gutgläubige, 
die sich weiter melken lassen werden. Aber die Mutigen und Fortschrittlichen haben den 
Weg zu einem größeren Ziel beschritten.
Mit großem Vertrauen in die selbständige Community,

Ich wünsche dass das so funktioniert, aber meine Bedenken sind mir ständig gegenwärtig.

Marino


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