---------------------------------------------------------------------------
N A B U - P R E S S E D I E N S T  ----  NR. 130/12 ---- 19.11.2012 
---------------------------------------------------------------------------
 
Umwelt/Vogelschutz
NABU: Dohlen immer seltener unsere Nachbarn
Miller: Sanierungen und einseitige Landwirtschaft gefährden Vogel des
Jahres 2012
 
Berlin – Die in unmittelbarer Nachbarschaft zum Menschen lebende Dohle,
Vogel des Jahres 2012, wird immer seltener und findet immer weniger
Brutmöglichkeiten. Das ist das Ergebnis einer Kartierung von
Brutvorkommen, zu der der NABU von Februar bis August 2012 aufgerufen
hat. Nach Auswertung der Meldungen aus dem gesamten Bundesgebiet brütet
inzwischen jedes dritte Dohlenpaar in einem Nistkasten. Insgesamt leben
gut 70 Prozent der kleinen Rabenvögel an Gebäuden.
„Dohlen sind auf Brutplätze in unserer direkten Nachbarschaft
angewiesen. Durch Sanierungen, die den Artenschutz nicht
berücksichtigen, und eine fehlgeleitete Agrarpolitik bringen wir den
Vogel des Jahres 2012 und viele weitere Vögel immer weiter an den Rand
ihrer Existenz“, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Dabei
gehörte die Dohle einst zu den Gewinnern menschlicher Besiedlung: An
Gebäuden fand der kleinste Vertreter der Rabenvögel ausreichend Nischen,
in denen er seine Kolonien anlegen konnte. Durch Gebäudeabrisse und
Renovierungen schwinden die Nistplätze der Dohle jedoch zusehends. Nur
jede dritte Dohle brütet heute überhaupt noch an Gebäuden ohne spezielle
Nistkästen. 
Insgesamt ist der bundesweite Bestand der Dohlen seit 1990 um 21
Prozent gesunken. In zahlreichen Landstrichen steht der gesellige
Rabenvogel auf der Roten Liste bedrohter Arten, in einigen Gebieten
Ostdeutschlands ist er fast gar nicht mehr anzutreffen. Lediglich im
Nordwesten sind noch flächendeckend größere Bestände zu finden. Hier
lebt inzwischen der Großteil der verbliebenen 100.000 deutschen
Brutpaare.
Auch das sinkende Nahrungsangebot macht den Dohlen zu schaffen. Vor
wenigen Jahrzehnten noch fanden sie auf Weiden, Feldern und Wiesen
ausreichend Insekten und dienten dem Menschen als nützliche Helfer bei
der biologischen Schädlingsbekämpfung. „Die immer intensivere Nutzung
von Agrarflächen und der zunehmende Verzicht auf Weidehaltung von
Nutztieren führen dazu, dass der Artenreichtum auf vielen Feldern
dramatisch zurückgeht und Dohlen immer weniger Nahrung finden. In einer
solchen Umgebung hat die Dohle kaum eine Überlebenschance“, so
NABU-Vogelschutzexperte Lars Lachmann. Der NABU setzt sich daher für
eine Ökologisierung der europäischen Agrarpolitik ein, deren Weichen in
diesen Monaten auf EU-Ebene gestellt werden. 
Um dem Vogel des Jahres 2012 zu helfen, können Hausbesitzer
insbesondere bei Sanierungen spezielle Nistkästen anbringen. Auch
Kirchen können ihre Türme als Brutstätte für Dohlen erhalten. Im Rahmen
der NABU-Aktion „Lebensraum Kirchturm“ wurden bislang mehr als 600
Kirchengemeinden ausgezeichnet, die sich für den Schutz der Dohle
einsetzen.

Pressefotos zur Dohle: www.nabu.de/presse/fotos/#vogeldesjahres 
 
Für Rückfragen:
Lars Lachmann, NABU-Vogelschutzexperte, Tel. 030-284984-1620, mobil
0172-9108275
 
Im Internet zu finden unter www.NABU.de ( http://www.nabu.de/ )  

---------------------------------------------------------------------------
NABU-Pressestelle, Telefon: 0 30.28 49 84-1510, -1722, -1952
Telefax: 0 30.28 49 84-2500, E-Mail: pre...@nabu.de 
Redaktion: Kathrin Klinkusch, Britta Hennigs, Iris Barthel
_______________________________________________
Pressemeldungen mailing list
Pressemeldungen@lists.wikimedia.org
https://lists.wikimedia.org/mailman/listinfo/pressemeldungen

Reply via email to