[Juenger-list] FAZ 10.12.2005: Nachtrag
Liebe Jügner-Freunde, nicht verschwiegen werden darf natürlich die Autorin des vorhin rundgeschickten Artikels aus der FAZ: Julia Encke. In der Online-Fassung war sie nicht genannt, wohl aber in der Druckfassung. Schöne Grüße, TW -- Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html einen Büchergruß an TW senden: http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to ___ SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] FAZ 10.12.2005: Ernst Jüng er und die Photographie
herzliche grüße rundum und einen gesegneten advent wünscht: Ihr/Euer Tobias Wimbauer Text: F.A.Z., 10.12.2005, Nr. 288 / Seite 42 © F.A.Z. Electronic Media GmbH 2001 - 2005 Der gefährliche Augenblick Ernst Jünger und die Seinigen: Auch Nationalrevolutionäre haben das Medium Fotografie genutzt Am Ende von Kriegen treten Fachleute des Krisenmanagements auf den Plan, die nicht selten die Idee von der reinigenden und erneuernden Kraft der Niederlage bemühen, um diese zum Motor einer dauerhaften Sinngebung zu machen. Einer dieser Fachleute nach dem Zusammenbruch von 1918 war der politische Publizist und Schriftsteller Ernst Jünger. Mit seinem Gedanken vom Scheitern als Chance vollzog er dabei weniger eine bloße Umdeutung des verlorenen Kriegs in einen Sieg als eine Umcodierung in eine Art anthropologischen Etappensieg. Der verlorene Krieg wurde in einen "inneren Sieg" gewendet und mit ihm die Geburt eines "neuen Typus" verkündet, wie es Walter Benjamin in seiner Kritik der von Jünger herausgegebenen Sammelschrift "Krieg und Krieger" diagnostizierte: Eine Elite von Frontkameraden, "die nicht vom Kriege zermürbt und zerbrochen worden, sondern im Innern und von Grund aus wiedergeboren" sind, begrüßte in Jüngers Sammelschrift der ehemalige Weltkriegsoffizier Wilhelm von Schramm und sah in ihr "eine Generation, die dem scheinbar Sinnlosen seinen wahren, neubildenden Sinn zu geben imstande" sei. Benjamin hat in seiner Kritik hervorgehoben, daß die Verfasser dabei gern und mit Nachdruck vom "Ersten Weltkrieg" sprachen. Jene, "die nichts kennen als den Krieg", schrieb er, hätten nicht aufgehört, sich zu schlagen und den "Kultus des Krieges" noch dort zu feiern, wo kein wirklicher Feind mehr stand. Es geht also um Mobilisierung für den "kommenden Krieg". Man hat oft beschrieben, wie dieser Mobilisierungsappell in der Weimarer Republik propagiert wurde und in Rüstungsprogrammen, wie dem geheimen Aufbau von Wehrersatzorganisationen, tatsächlich Gestalt annahm. Darüber hinaus aber machte man auch ästhetisch mobil - und zwar mit Hilfe von Fotografien: An der Niederlage wurde allenthalben herumretuschiert. Amateuraufnahmen von Soldaten wurden in Bildbänden in neue Zusammenhänge gestellt, bearbeitet und ausschnitthaft vergrößert. Aus der "leeren Kriegslandschaft", die typisch war für den Ersten Weltkrieg, weil es an den kilometerlangen Schützengraben-Fronten so gut wie nichts zu sehen gab - aus dieser leeren Kriegslandschaft konstruierte man eine Ereignislandschaft, die dem entsprach, was Jünger einmal die "Erdbebenlandschaft" der Moderne nannte. In ihr sollte der "neue Typus" sich als Kämpfer der Zukunft herausbilden und die Herrschaft übernehmen: "Männer, die der Krieg niemals entließ, die ihn immer im Blute tragen werden" und die "einen Hauch der abenteuerlichen Welt, aus der sie stammen, in das Land tragen, das sie erobern wollen". Genügend retuschierbares Material war vorhanden. Nie zuvor war in einem Krieg so viel fotografiert worden wie zwischen 1914 und 1918. Erstmals hatten die Soldaten tragbare Kameras dabei, gute neue Fabrikate wie die "Westentaschen-Kodak" oder die "Ernemann-Bob", die sie sich mit der Feldpost schicken und deren Rollfilme sich sogar in den Unterständen entwickeln ließen. Man sollte nun eigentlich annehmen, daß sie es darauf anlegten, mit diesen Kameras Bewegungsbilder zu schießen. Schließlich war die Geschwindigkeit die große Faszination der zeitgenössischen Fotografie, seit Ende des neunzehnten Jahrhunderts Eadweard Muybridge, Etienne-Jules Marey oder Ottomar Anschütz galoppierende Pferde, laufende Menschen oder Bewegungen von Kavallerie- und Artilleriemanövern in Momentaufnahmen festgehalten hatten. Die Bewegung der Kriegshandlungen war aber gerade nicht das Hauptmotiv des soldatischen Objektivs. Im Gegenteil. Die Soldaten machten keine Action-, sie machten statische Erinnerungsbilder: Porträts und gestellte Gruppenfotos aus dem Frontalltag, die Kameraden, das Gewehr in lässiger Pose im Anschlag haltend oder als Eroberer vor zerstörten Tanks und abgestürzten Flugzeugen des Feindes. Mit dem Bewußtsein, an einem außergewöhnlichen Ereignis teilzunehmen, fotografierten sie in erster Linie sich selbst. Entschloß sich der fotografierende Soldat allerdings, seinen Rollfilm nicht im Schutz des Quartiers, sondern draußen an der Front zu belichten, wurden Fotografieren und Schießen zur gefährlichen Analogie mit oftmals tödlichen Folgen. Die grellen Effekte der Foto-Retusche Der Soldat konnte den Auslöser nur dann bedienen, wenn er nicht schoß. Das Fotografieren wurde zum Risiko: Die verteidigende Feuerwaffe für einen Moment lang ruhenlassen, um statt dessen - wehrlos für Sekunden - "ein Bild zu schießen", das war der gefährliche Augenblick des Fotografierens selbst. Nicht selten starben fotografierende Soldaten, den Tod vor Augen oder gerade dann, wenn sie diesem den Rücken hatten zukehren wollen: "Zu allem Unglück", schrieb Ernst Jüng
[Juenger-list] Klett-Cotta: Briefwechsel Jüng er-Benn erscheint am 15. März 2006
Quelle: www.klett-cotta.de Benn, Gottfried / Jünger, Ernst Briefwechsel 1949 1956 »Zweite Botschaft an Gottfried Benn. Die erste vor dreißig Jahren hat ihn nicht erreicht.« Ernst Jünger, 1949 Dieser kleine Austausch zweier großer Autoren der literarischen Moderne, die im Feuilleton so gern in einem Atemzug genannt werden, kreist um die Themen ihrer Bücher, um Drogen, das Reisen und kulturpolitischen Klatsch. Er ist aber auch das Dokument der Empfindlichkeiten und der Konkurrenz zweier sprachlich und gedanklich eminent radikaler Autoren, die uns noch heute erstaunen. Herausgegeben von Holger Hof 2006, gebunden mit Schutzumschlag, mit 4 Faksimiles, 128 Seiten, ISBN: 3-608-93619-X Preis EUR [D] 14.50* / SFr 25.70* Erscheinungstermin: 15.03. 2006 das Titelbild gibt's hier: http://www.klett-cotta.de/uploads/pics/Benn_Briefe_Juenger.jpg herzliche grüße rundum, tw -- Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html einen Büchergruß an TW senden: http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to ___ SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Franco Volpi: Ernst Jünger und Martin Heidegger
Liebe Jünger-Freunde, beim 2. Meßkircher Heidegger-Treffen ist einer der Hauptvorträge über Ernst Jünger; Referent ist Prof. Franco Volpi. Das vollständige, interessante Programm findet sich hier: http://www.heidegger.org/forschung/konferenz2006.htm Heidegger und die Dichtung Mittwoch, 24. Sonntag, 28. Mai 2006 Schloss, Meßkirch 2. Meßkircher Heidegger-Treffen der Heidegger-Forschungsgruppe organisiert von Alfred Denker und Holger Zaborowski in Zusammenarbeit mit dem Centre des Études Heideggeriennes, der Martin-Heidegger-Stiftung und der Stadt Meßkirch. herzliche grüße rundum, tw -- Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html einen Büchergruß an TW senden: http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to ___ SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Friedrich Georg Jünger und Marti n Heidegger
Liebe Jünger-Freunde, folgender im September erschienene Band enthält ein Kapitel "Kunst und Technik. Heideggers Begegnung mit Hegel und Friedrich Georg Jünger": Heidegger-Lektüren von Andreas Grossmann Sondereinband - 107 Seiten - Königshausen & Neumann Erscheinungsdatum: September 2005 ISBN: 3826031199 (in der juenger-list: schmunzelnde grüße an den raubdrucker aus dem land der rothäute und fallensteller) Schöne Grüße rundum, tw -- Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html einen Büchergruß an TW senden: http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to ___ SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] ZEIT: Jünger unter KP-Fahnen , EJ als väterlicher Freund von Neo Rauch
der ganze artikel hier: http://www.zeit.de/2005/49/Titel_2fRauch_49 und hier die jünger betreffenden passagen: Deutsche Motive Der Maler Neo Rauch ist im Ausland so erfolgreich, dass sich die Museen hierzulande seine Bilder kaum noch leisten können. Ein Atelierbesuch in Leipzig Von Wolfgang Büscher (...) Sein Name ist nicht bloß unbequem gewesen für den elternlosen Jungen, der so hieß. Er ist ihm immer noch merkwürdig. »Ich bin ein Konservativer und heiße Neo: eine ironische Situation.« Was heißt das denn: konservativ? Was heißt es, wenn einer wie Neo Rauch oder jemand wie Botho Strauß, mit dem er manchmal telefoniert, sich konservativ nennt? In den Bildern, in den Stücken ist es nicht. Es gibt keine konservative Kunst. Progressive schon. Es gibt nicht einmal ein konservatives Kontinuum in Deutschland, nur einige ältere, konsequent Krawatte tragende Einzelgänger oder? »Es gibt keinen Konservatismus mehr.« Nur ein paar Konservative. Ein paar Haltungen. Telefonate. An der Wand hängt ein neues Großformat, noch ganz roh. »Ein Embryo, heute angefangen.« Ein grünliches Fenster, dahinter ist es dunkel, davor licht. »Was wird es?« »Unsere momentane Situation. Zwei Personen, ein Interview. Geführt mit dem Spinnweb der Vorsicht und dem Panzer der Lust.« Ein Ernst-Jünger-Zitat. So beschrieb Jünger seine Unlust auf Interviews. Auf eine Art von Gespräch, das sich nicht entzündet, weil zwei einander nur belauern. Rauch nennt Jünger einen väterlichen Freund. »Ich verdanke ihm viel. Er hat in den frühen Neunzigern in meine Arbeit direkt hineingewirkt. Als ich Gefahr lief, in so einem halb abstrakten Allerweltsbereich unterzutauchen und mich tausend Sonntagsmalern anzugleichen. Als ich mich darum mühte, was mich charakterisiert, war er meine Begleitstimme.« Sein stereoskopischer Blick. Sein Sowohl-als-auch. Seine phänomenologische Qualität, seine analytische Schärfe. »Es kommt mir so vor, als sehe Jünger die Welt aus dem Innern eines Kristalls.« Es gibt eine ferne Nähe, eine private. Der Großvater seiner Frau war ein Freund von Jünger. Dieser Richard Scheringer wählte sich einen Lebensweg auf dem vulkanischen Sankt-Andreas-Graben des 20. Jahrhunderts, mal rechts, mal links davon. Daher kannten sie sich. »Eine lebenslange Männerfreundschaft über alle Lager hinweg Schwiegeropa war nach dem Krieg ein hoher DKP-Funktionär in Bayern.« Leutnant der Schwarzen Reichswehr. Putschversuch gegen die Republik. Festungshaft. Dort saßen Nazis wie Kommunisten ein, Letztere bearbeiteten ihn: Deine Nazis bearbeiteten ihn: Deine Nazis schwindeln, das mit dem nationalen Sozialismus ist leeres Gerede. Ihm war aber der Sozialismus im Parteinamen wichtig. Er nahm Hafturlaub das gab es! und den Zug nach München, um selbst im Braunen Haus nachzusehen, wie es darum bestellt sei. Mit ihm fuhr zufällig Goebbels, man kannte sich. Goebbels hatte einen Obstkorb mitgebracht für die Reise. Und Scheringer hatte seinen Festungskameraden gesagt, wenn er wiederkäme und das Deutschlandlied pfeife, folge er der Partei. Pfeife er aber die Internationale, hätten sie Recht, und er werde von Stund an Kommunist. Er pfiff dann die Internationale. »Was ihn nicht hinderte, als Offizier an der Ostfront gegen seine sowjetischen Genossen zu kämpfen, er wurde sogar mehrfach ausgezeichnet. Was ihn aber auch nicht hinderte, zugleich auf seinem Hof Leute vom Widerstand zu verstecken und Kontakt mit der Weißen Rose zu halten.« Nach dem KPD-Verbot ging er wieder ins Gefängnis. Und als seine DKP gegen die Nato-Nachrüstung mobilisierte, habe er Jünger bestürmt: »Kamerad Ernst, reih dich ein!« »Jünger wird doch nicht etwa ?« »Jünger antwortete, er werde in seinem Leben hinter keiner Fahne mehr herlaufen.« Ganz stimmte das nicht. Als sein Freund 1986 starb, erschien er zum kommunistisch dekorierten Begräbnis. Es war wohl das einzige Mal, dass man Ernst Jünger unter KP-Fahnen sah. (...) -- Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html einen Büchergruß an TW senden: http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to ___ SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Weitere Rezension Jünger-Hielsch er-Briefe
Liebe Jünger-Freunde, eine weitere Rezension zu Hielscher-Jünger hatte ich übersehen, hier ist sie mit etwas Verspätung nachgereicht. herzliche Grüße rundum, tw JUNGE FREIHEIT Nr 43/05 vom 21. Oktober 2005, S. 20: Dr. Alexander Pschera: "Was schmort denn eigentlich in Berlin?". Schatten der Aktion: Der Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Friedrich Hielscher führt mitten hinein in die Konservative Revolution Ab und an trifft der Suchende in Antiquariaten auf einen schwärzlichen, meist abgewetzten Leinenband, auf dessen Rücken in Fraktura die Worte "Fünfzig Jahre unter Deutschen" prangen. Das Werk mit dem ethnologischen Titel und dem anachronistischen Auftritt ist die Autobiographie Friedrich Hielschers, eines der wichtigeren Protagonisten der an Personal so reichen Konservativen Revolution. Hielschers Autobiographie erschien nicht, obwohl sie so aussieht, in den Dreißigern, sondern 1954 im Rowohlt-Verlag. In einem Brief an Hielscher vom 9. August 1954 faßt Ernst Jünger seine Eindrücke nach der Lektüre dieses Buches zusammen: "Die Zeit zwischen den beiden Kriegen und der Berliner Kreis, der 1933 zerstreut wurde, haben ja schon viele Chronisten gefunden, und man sieht sich bei der Lektüre von all dem Gedruckten in die Rolle eines Wiederkäuers versetzt, der Blumen, Gras und Disteln der abgelebten Zeiten mit mehr oder minderem Behagen noch einmal schlucken muß. Ihr Buch wird am längsten dauern, weil es ein Salz enthält, das der Zerstörung widersteht." Diese Zeilen sind nachzulesen in dem von Ina Schmidt und Stefan Breuer herausgegebenen Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Friedrich Hielscher, der im Klett-Cotta Verlag erschienen ist. Er umfaßt insgesamt 260 Briefe, darunter auch einige von Gretha Jünger an Hielscher sowie Briefe Jüngers und Hielschers an Dritte, die mit der eigenen Korrespondenz in Zusammenhang stehen. 100 Briefe stammen aus der Zeit zwischen 1927 und 1931, die Jahre zwischen 1933 und 1945 sind mit 80 Briefen vertreten, weitere 80 Briefe entfallen auf die Nachkriegszeit. Nach den Briefwechseln mit Rudolf Schlichter (1997), Carl Schmitt (1999) und Gerhard Nebel (2003) - und vor denen mit Heidegger und seinem Bruder Friedrich Georg - ist dies der vierte Band in der Klett-Cotta'schen Edition von Jüngers Korrespondenz. Der Hielscher-Briefwechsel nimmt dabei eine Sonderstellung ein. Er zeichnet sich dadurch aus, daß er Jüngers nationalrevolutionäre Zeit dokumentiert. Andere wichtige Korrespondenzen jener Zeit wurden entweder von Jünger vernichtet, wie diejenige mit Ernst Niekisch und Werner Laß, oder sind nur noch in Abschriften vorhanden, wie diejenige mit Ludwig Alwens. Der Briefwechsel Jünger/Hielscher führt also mitten hinein in das Berlin der Konservativen Revolution. Wer nun war Friedrich Hielscher? Schlägt man bei Mohler nach, so findet man ihn unter dem Stichwort "Systembauer im Umkreis der Nationalrevolutionäre". Jünger-Leser kennen ihn als "Bodo" oder "Bogo" der Tagebücher - ein Deckname, der sich von Hielschers eigenem Pseudonym "Bogumil" ableitet. Friedrich Hielscher, 1902 in der Niederlausitz geboren, trat 1919 einem Freikorps bei, studierte dann Jura in Berlin und Jena, war aber nur kurz als Jurist am Berliner Kammergericht tätig. Seit Ende 1927 arbeitete Hielscher als politischer Autor. Vornehmlich in Artikeln, die unter anderem im Morgen, im Vormarsch und im Arminius erscheinen, dann aber auch in seiner eigenen Zeitschrift Das Reich, in der neben den Brüdern Jünger auch Ernst von Salomon veröffentlicht, entwickelte er sein System - eine Theologie des Reiches, in der nationale Größenvorstellung, mystische Innerlichkeit und eine chiliastische Erwartungshaltung eine nur schwer zu durchdringende Synthese eingehen. Dieses System findet seine endgültige Formulierung in Hielschers Hauptwerk "Das Reich", das 1931 erscheint und auf ein geteiltes Urteil stößt. Nur wenige traten Jünger auf Augenhöhe gegenüber Den Weg der Theologie setzt Hielscher fort: Aus seinem Kreis entsteht eine neuheidnische Sekte, die "Unabhängige Freikirche UFK", für die Hielscher bis zu seinem Tod dogmatische und liturgische Entwürfe anfertigt, die er, so zeigt der Briefwechsel, Jünger regelmäßig übersendet. Hielscher ging schon früh auf Distanz zu den Nationalsozialisten. So verhalfen er und sein Kreis in der Zeit zwischen 1933 und 1945 zahlreichen Verfolgten zur Flucht - unter anderem Alfred Kantorowicz. Nach dem Krieg lebte Hielscher als Einsiedler auf einem Hof im Südschwarzwald - bis zu seinem Tod im Jahre 1990. "Fünfzig Jahren unter Deutschen" aus dem Jahre 1954 blieb seine dritte und letzte Buchveröffentlichung. Ein breites, wirkungsmächtiges Werk hinterließ Hielscher also nicht. Neben dem "Reich" und "Fünfzig Jahre unter Deutschen" publizierte er nur noch seine Dissertation "Die Selbstherrlichkeit". Doch die Strahlkraft seiner Person muß erheblich gewesen sein. Friedrich Hielscher zog Menschen in seinen Bann. Ernst von Salomon bekannte
[Juenger-list] literaturkritik: Zum Briefwechse l Ernst Jüngers und Friedrich Hielschers
literaturkritik.de 29.11.2005 Deutschsein als Amt Zum Briefwechsel Ernst Jüngers und Friedrich Hielschers Von Volker Strebel In den vergangenen Jahren sind hervorragend edierte Briefwechsel von Ernst Jünger mit Rudolf Schlichter, Carl Schmitt oder Gerhard Nebel erschienen, und noch der greise Ernst Jünger bedauerte in seinen Tagebüchern wiederholt, dass er die Briefe Erich Mühsams eigenhändig dem Kaminfeuer übergeben musste, da er Hausdurchsuchungen der Gestapo zu gewärtigen hatte. Umso gespannter war die Veröffentlichung der Korrespondenz mit Friedrich Hielscher (1902-1990) erwartet worden, der mit Ernst Jünger (1895-1998) seit den 20er Jahren nicht zuletzt durch den gemeinsamen nationalistischen Aktivismus in Verbindung stand. Der erhaltene Briefwechsel umfasst die Jahrzehnte zwischen 1927 bis 1985, wobei freilich beträchtliche Pausen einzuberechnen sind. Aus den 70er Jahren sind keine Textzeugnisse vorhanden. Politisch aufschlussreich sind die Briefe der 20er Jahre, die einen dokumentarischen Zugang zur Rolle Jüngers aber auch Hielschers im tagespolitischen Geschehen ermöglichen. Nicht zuletzt an dieser Stelle kommt der vorliegenden Edition die außerordentlich kundige Betreuung durch die Herausgeber Stefan Breuer und Ina Schmidt zugute, die nicht nur mit einem sachlichen Nachwort, das ganze Bücher zu dieser Thematik ersetzt, brillieren, sondern sich auch durch eine kompetente Kommentierung der Briefe auszeichnen. Wie die politische Linke war auch die politische Rechte in jenen Jahren durch eine außerordentliche Vielzahl von Gruppierungen, Abspaltungen und Richtungskämpfen gekennzeichnet, die sich in einer schier unübersichtlichen Zahl von oft kurzlebigen Verlagen, aber auch Büchern, Kampfschriften und diversen Blättern wiederspiegelte. Die Briefe von Jünger und Hielscher, der neben einer Vielzahl nationalistischer Polemiken auch der Gründer einer eigensinnigen Freikirche war, geben Einblick in taktische Manöver, Intrigen aber auch in die Entwicklung politischer Richtungen. Die Weimarer Republik und vor allem der kulturelle Westen bildeten den Hintergrund, von dem man sich abheben wollte. Gemeinsamer Nenner Jüngers und Hielschers war die Ablehnung der "nivellierenden Tendenzen der Demokratie". Das Heil wurde in einer "deutschen Weltanschauung" gesucht, die es auszuformulieren galt. In einer gesonderten Studie hat Ina Schmidt Friedrich Hielscher ein kritisches Denkmal gesetzt. Sie zeichnet die Entwicklung auf, die Hielscher und seinen Kreis im Spannungsfeld zwischen Heidentum, neuem Nationalismus und schließlich den Wiederstand gegen den Nationalsozialismus nahmen. Bereits Ende der 20er Jahre verstand sich Hielscher und sein Kreis - wie auch Ernst Jünger - als ideologisch unversöhnlicher Gegner des Hitler'schen Nationalsozialismus. Jünger schrieb am 5.4.1938 an Hielscher: "In diesen Tagen leuchtete mir sehr schön ein das Wort: 'Die Wüste wächst - weh dem der Wüsten birgt'". Hielscher hatte das Deutschsein als "Amt" gesehen, das es tätig zu erfüllen gelte. Somit gab es aus seiner Sicht auch Deutsche, die dieses Amt nicht erfüllten: Kapitalisten sowie Parteien und deren Vertreter, die sich lediglich am Nutzen und Ertrag orientieren. Hielschers Widerstandskreis, der sich zumeist aus Männern der bündischen Jugend zusammensetzte, konstituierte sich bereits während der Machtübernahme Hitlers im Jahr 1933. Das Konzept bestand in der Infiltrierung in höchste militärische, politische aber auch wirtschaftliche Ämter und Positionen. Einem der einflussreichsten Männer des Hielscher-Kreises, Wolfram Sievers, war es gelungen, eine bedeutende Stellung beim "SS-Ahnenerbe" zu erlangen. Offiziell als Erforschung der Brauchtums- und Vorgeschichtsforschung errichtet, gelang es Sievers durch diese Position immer wieder, nicht nur Widerständler zu warnen und zu schützen, sondern sogar jüdischstämmigen Deutschen zur Ausreise zu verhelfen. Auch Hielschers Verhaftung im Jahr 1944 konnte durch Sievers Einfluss aufgehoben werden. 1948 wurde Sievers zum Tode verurteilt, nachdem ihn sein Widerstand nicht von den Verstrickungen in Täterstrukturen entlasten konnte. Hielscher, der sich mitschuldig an dessen gewaltsamen Tod gefühlt hatte, konnte seinen Schüler bis zur letzten Stunde begleiten. Dass Hitler und seine Gefolgschaft das deutsche Volk, dessen Kultur und Geschichte in keinster Weise repräsentieren, war Hielschers wie Jüngers Überzeugung: Von "Gesindel" ist in ihren Briefen die Rede und von der "Schäbigkeit" der Nationalsozialisten. Von der Front schrieb Ernst Jünger am 13.12.1939 an Friedrich Hielscher: "Sie gehören zu den Wenigen, die von der Souveränität des Geistes noch eine Vorstellung besitzen, ungeachtet aller Demonstrationen in der empirischen Welt". Ina Schmidt: Der Herr des Feuers. Friedrich Hielscher und sein Kreis zwischen Heidentu
FW: [Juenger-list] EJ-Tagung in Italien: "Ernst J ü nger filosofo della mobilitazione globale"
herzliche grüße rundum vom eingeschneiten waldhof tiefendorf, tw Università degli Studi di Milano Facoltà di Lettere e Filosofia Dipartimento di Filosofia Cattedra di Estetica I Tecnica, terrore, libertà. Ernst Jünger filosofo della mobilitazione globale 1° dicembre 2005 Università degli Studi di Milano Crociera Alta del Dipartimento di Filosofia 9.00 - 13.00 Presiede Stefano Zecchi Saluti dalle Autorità Accademiche Domenico Conte Operaio e stabilità (Università «Federico II» di Napoli) Luisa Bonesio Geografie dell¹elementare (Università degli Studi di Pavia) Maurizio Guerri Della violenza globale, ovvero comfort e pericolo (Università degli Studi di Milano) Tavola rotonda 15.00 - 19.30 Presiede Giampiero Moretti Giuseppe Raciti Per una genealogia dell¹anarca (Università degli Studi di Catania) Caterina Resta La libertà del singolo (Università degli Studi di Messina) Pierandrea Amato L¹imboscata e il nichilismo politico di E. Jünger (Università degli Studi di Messina) Tavola rotonda Partecipano alla discussione: Igino Domanin (Università degli Studi di Milano), Giovanni Gurisatti (Università degli Studi di Padova), Federico Leoni (Università degli Studi di Milano) e Giampiero Moretti (Università di Napoli «l¹Orientale»). Fonte: www.geofilosofia.it Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html einen Büchergruß an TW senden: http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to ___ SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192
[Juenger-list] neuer Jünger-Briefwechsel für 2006 angekündigt
Liebe Freunde, bei Klett-Cotta soll im März 2006 erscheinen: Gottfried Benn - Ernst Jünger. Briefwechsel 1949-1956 Sprache: Deutsch Gebundene Ausgabe - 128 Seiten - Klett-Cotta Erscheinungsdatum: März 2006 Auflage: 1 ISBN: 360893619X bislang ist der Titel nur bei Amazon gelistet, auf www.klett-cotta.de sind noch keine Informationen zum Titel zu finden. herzliche Grüße rundum, tw -- Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html einen Büchergruß an TW senden: http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to ___ SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Akademie: Carl Schmitt. Tageb ücher. Die Militärzeit 1915 bis 1919
schöne grüße runum, tw Carl Schmitt. Die Militärzeit 1915 bis 1919 von Ernst Hüsmert, Gerd Giesler Akademie Verlag GmbH November 2005 Gebundene Ausgabe 540 Seiten Inhalt Carl Schmitt, der berühmte Jurist und politische Denker, hat in vielen Phasen seines Lebens Tagebuchaufzeichnungen gemacht. Die jetzt zum ersten Mal veröffentlichten Tagebucheintragungen gewähren einen tiefen Einblick in seine damalige zerrissene Existenz zwischen spannungsreicher Ehe und zunächst als Bestrafung empfundenem Militärdienst, zwischen übersteigertem Selbstbewußtsein und armseliger Wirklichkeit. Vor allem sind die bislang fast unbekannten Dokumente aus der Militärbehörde, die in einer Auswahl von etwa 140 Seiten abgebildet werden, für die Einschätzung des jungen Carl Schmitt und sein Verhältnis zum Pazifismus unverzichtbar. Aus dem Inhalt: Tagebuch Februar bis Dezember 1915, Straßburg 1916 Carl Schmitts Tätigkeit im Stellvertretenden Generalkommando des I. Bayerischen Armeekorps München 1915 bis 1919 Auswahl von Stellungnahmen, Anordnungen u. a. Exkurs: Pressebesprechung 1918 über die Friedensbewegung "Aus dem Lager unserer Feinde" / Carl Schmitts Berichte in der Zeitung "Hamburger Woche" Carl Schmitt. Auswahl von Veröffentlichungen 1916 bis 1919 Veröffentlichungen in der Zeitschrift "Summa" Recht und Macht (1917) Die Sichtbarkeit der Kirche. Eine scholastische Erwägung (1917) Die Buribunken. Eine geschichtsphilosophischer Entwurf (1918) Beitrag "Die Fackelkraus" in Bestiarium Literaricum Vorwort für "Johann Arnold Kanne: Aus meinem Leben. Aufzeichnungen eines deutschen Pietisten" (1919) Vorlesung 1919. Teil 5: "Die Idee des Einheitsstaates. Jean Bodin" Dokumente und Materialien Briefe Abbildungen Literatur Carl Schmitt, der berühmte Jurist und politische Denker, hat in vielen Phasen seines Lebens Tagebuchaufzeichnungen gemacht. Sie sind mit wenigen Ausnahmen in der heute fast vergessenen Gabelsberger Stenografie unter Verwendung eigener Kürzel geschrieben. Nachdem er ab Februar 1915 als Kriegsfreiwilliger in München zunächst als Rekrut eine Grundausbildung erhielt, war er Dank des Einflusses seines Doktorvaters und Majors Friedrich von Calker schon ab April 1915 im Stellvertretenden Generalkommando des I. Bayerischen Armeekorps tätig. Dort leitete er bis 1919 ein Subreferat, das sich mit der Genehmigung oder Verbot der Ein- und Ausfuhr von politisch brisanter Schriften, der Beobachtung der Friedensbewegung und der Verbreitung feindlicher Propagandatexte u. a. befaßte. Die jetzt zum ersten Mal veröffentlichten Tagebucheintragungen gewähren wie die bereits publizierten aus der Zeit 1912 bis Anfang 1915 einen tiefen Einblick in seine damalige zerrissene Existenz zwischen spannungsreicher Ehe und zunächst als Bestrafung empfundenem Militärdienst, zwischen übersteigertem Selbstbewußtsein und armseliger Wirklichkeit. Intensive Arbeitsphasen am Manuskript der Deutung vom "Nordlicht", dem gewaltigen Versepos seines Freundes Theodor Däubler und seiner Habilitation 1916 in Straßburg wechseln ab mit fast bohemehaftem Leben von der Hand in den Mund, Bekanntschaften mit Künstlern der Dachauer Schule oder nächtlichen Gesprächen über philosophisch-theologische Fragen mit Theodor Haecker, Franz Blei, Hans Rupé und anderen. Vor allem sind die bislang fast unbekannten Dokumente aus der Militärbehörde, die in einer Auswahl von etwa 140 Seiten abgebildet werden, für die Einschätzung des jungen Carl Schmitt und sein Verhältnis zum Pazifismus unverzichtbar. Durch die über Jahrzehnte unveränderte charakteristische Handschrift sind die von ihm selbst verfaßten handschriftlichen Erlasse, Verbote, Genehmigungen u.a. zweifelsfrei erkennbar und erlauben Einblicke in die "Werkstatt" seines Denkens. Gerade in dieser Zeit sind die ersten, später so berühmt gewordenen Werke wie "Politische Romantik" und "Die Diktatur" vorbereitet und in ersten Fassungen formuliert worden. Darüber hinaus werden in diesem Buch erstmals wieder die Aufsätze aus der Zeitschrift "Summa" abgedruckt, darunter die berühmte Parodie auf Tagebuchschreiber "Die Buribunken". Bisher nicht bekannt sind auch die in der Rubrik "Aus dem Lager unserer Feinde" in der Hamburger Woche anonym veröffentlichten Artikel, die Carl Schmitt aus der Lektüre von ausländischen Zeitungen während seiner Dienstzeit zusammenstellte. Den Band runden weitere Dokumente, die Carl Schmitts Leben und Tätigkeit bis in die Zeit der Münchner Räterepublik beleuchten. Auch dieses Buch ist unverzichtbar für alle, die Neues über die frühe Formationsphase eines der produktivsten und einflußreichsten deutschen Gelehrten des 20. Jahrhunderts erfahren wollen. -- Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und
[Juenger-list] FAZ: Jünger-Anekdoten
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23. Oktober 2005 Frankfurter Buchmesse Einen Knoten aus dem Wind der Worte knüpfen Von Nils Minkmar und Eberhard Rathgeb (...) Zu alt für Fiktionen Die reiferen Männer dagegen berichten Inselanekdoten aus der Weltliteratur: Eines Tages, erzählt der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom an einem der ersten Messeabende, sei er Ernst Jünger im Prado in Madrid begegnet. Jünger sei damals 101 Jahre alt gewesen. Er, Nooteboom, sei auf den berühmten Kollegen zugeschritten und habe angehoben: Darf ich Sie ansprechen, Herr Jünger. Jünger habe mit einem schnarrenden Jawolll! geantwortet. Das Ende des Gesprächs sei gewesen, daß er, Nooteboom, seinen Verlag bat, Jünger sein Buch über Spanien zu schicken. Nun habe aber der Verlag aus unerfindlichen Gründen nicht dieses, sondern sein letztes Buch geschickt, das ein Roman sei. Jünger habe ihm, Nooteboom, darauf einen Dankesbrief geschickt und darin mitgeteilt: Er, Jünger, sei zu alt für Fiktionen. Zu alt für Fiktionen! Der Buchmarkt hat auf diese Anekdote noch nicht reagiert. Fand nicht der koreanische Dichter Ko Un, der Jahre seines Lebens in einem buddhistischen Kloster verbracht hat, in seinem Gedicht Sterne über dem Land der Väter folgenden Vers: O ihr Menschen alle auf der Erde, seid jung! Während der Messe konnte man immer wieder koreanischen Dichtern bei einem solchen Erahnen des Elementaren einer Existentialökologie zuhören. Heiner Müller als Jünger-Leser Die Geschichte von Nooteboom und Jünger wurde an einem der nächsten Abende auch dem Schriftsteller Reinhard Jirgl erzählt, der beim Jüngerschen Jawolll! herzhaft zu lachen anfing. Darauf erzählte er, daß ihm in den achtziger Jahren der verstorbene Dramatiker Heiner Müller das Buch Der Waldgang von Jünger ausgeliehen habe, in dem der Anarch auftritt, eine Figur, die Jirgl in der DDR-Diktatur sofort mochte (eben: Unter den Menschen ist eine Insel). Müller hatte von seinen Reisen in den Westen Jünger in den Osten mitgehen lassen. Der Autor der Stahlgewitter gehörte in der DDR ja nicht zu den gerngesehenen Klassikern. Durch den Waldgang, also durch Müller, sei er, Jirgl, zu einem Jünger-Leser geworden. Jünger gehöre zu den Schriftstellern, die er in seinem Alter - Jirgl wurde 1953 in Berlin geboren - immer wieder lese, sagte Jirgl, trank sein Bier aus und resümierte: Jünger sei ein noch im hohen Alter jugendlicher Mensch (O ihr Menschen . . . seid jung!). Er kam in seiner Jünger-Exegese aber nicht weiter, weil sich ein anderer wichtiger Mensch des Verlagslebens neben ihn setzte und ihn in ein Gespräch zog. Jirgl konnte nur noch raunen, daß er die Buchmesse wegen solcher Gesprächsunterbrechungen nicht möge. Kaum sei man in ein interessantes Gespräch verwickelt, werde man aus diesem herausgerissen. Wir nickten mit Ko Un: Indem man sich versammelt, wird der Gedanke geboren. / Wir treffen uns, / da entsteht er zwischen dir und mir. / Der Gedanke ist eine andere Tat. schöne grüße rundum, tw -- Tobias Wimbauer / Wimbauer Buchversand Waldhof Tiefendorf Tiefendorfer Str. 66 58093 Hagen-Berchum http://www.waldgaenger.de/tiefendorf.JPG unsere Angebote (Amazon und Booklooker) finden Sie hier: http://www.waldgaenger.de/wimbauerbuchversand.html einen Büchergruß an TW senden: http://www.amazon.de/exec/obidos/registry/IBSBOT1B05VN/ref=wl_em_to ___ SMS schreiben mit WEB.DE FreeMail - einfach, schnell und kostenguenstig. Jetzt gleich testen! http://f.web.de/?mc=021192 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] FAZ: Carl Schmitt und Hugo Ball
schöne grüße rundum! tw Text: F.A.Z., 12.10.2005, Nr. 237 / Seite 48 Zur Intelligenz der deutschen Kritik Auch der scharfe Verriß ist eine Folge der Reformation: Carl Schmitt und Hugo Ball / Von Frank-Rutger Hausmann Das ausführliche Interview, welches Joachim Schickel im Februar 1970 mit Carl Schmitt in Plettenberg über seine Bekanntschaft mit Hugo Ball führte und das am 3. März des gleichen Jahres im Norddeutschen Rundfunk Hamburg sowie im Sender Freies Berlin gesendet wurde, gipfelt in Schmitts Aussage, Ball habe eigentlich das Schönste gesagt, was er jemals an Lob und Anerkennung erfahren habe: "In der Gewissensform seiner Begabung erlebte er die Zeit." Immer wieder wurde seitdem die Frage gestellt, warum der freundschaftliche Austausch zwischen beiden nur kurz währte und mit einem enttäuschten Brief Balls vom 11. Februar 1925 abrupt endete, der zwar nicht abgeschickt, aber dreißig Jahre später von seiner Stieftochter publik gemacht wurde. Die vor zwei Jahren erschienene dreibändige Ausgabe der Werke und Briefe Balls im Göttinger Wallstein Verlag bietet die Gelegenheit, noch einmal Rückschau zu halten, denn Ball war neben Theodor Däubler und Konrad Weiß der dritte Dichter, von dem Schmitt wichtige Impulse für sein politisches Denken bezog. Das Schmitt so bewegende Urteil Balls findet sich in einer dreiundzwanzigseitigen Rezension seines Frühwerks "Politische Theologie" (1919) und erschien im Juniheft 1924 des "Hochland". Diese 1903 begründete Zeitschrift war längst das meinungsbildende Forum katholischer Kulturpolitik der Weimarer Republik geworden. Ihr Gründer und Herausgeber Carl Muth, der Schmitt gerne als Autor gewinnen wollte, hatte Ball zu dieser Sammelrezension eingeladen, die auch einige andere Werke streift. Ball, der 1920 den Weg zur katholischen Kirche zurückgefunden und 1922 in München eine Generalbeichte abgelegt hatte, zeichnete zielsicher Schmitts Kritik der deutschen Romantiker nach, die zwei dämonische irrationale Größen, die Gesellschaft und die Geschichte, in die politische Diskussion eingeführt hätten. Da die Romantiker sich nicht zwischen beiden hätten entscheiden können, hafte ihrem Denken etwas Unentschiedenes, Okkasionalistisches an. Erst Hegel habe die Gesellschaft im Staat und die Geschichte im Weltgeist aufgehoben und beide Kategorien versöhnt. Es gebe kein Recht außerhalb des Staates und keinen Staat außerhalb des Rechts, und Staat und Recht stammten von Gott. Allerdings wies Ball auch auf die fundamentale Widersprüchlichkeit Schmitts hin. Die theologische Form seines Systems sei nicht von Anfang an da, wurzele nicht in einem festgefügten Glauben, sondern entstehe aus "Konsequenzen" heraus. Schmitt verlegte seinen Sommerurlaub (19. August bis 9. September 1924) ins Tessin und logierte zunächst in Sorengo, dann auf dem Monte Bre. Dies bot Gelegenheit zu regelmäßigen Treffen mit Ball, der in Agnuzzo bei Lugano wohnte. Schmitt, Jahrgang 1888 und damit zwei Jahre jünger als Ball, hat später immer wieder auf die Ähnlichkeiten ihres Herkommens und Denkens hingewiesen. So schrieb er nach Balls plötzlichem Tod, der ihn aufrichtig erschütterte, am 15. November 1927 an Carl Muth: "Ich bleibe dabei, daß in der moralischen, intellektuellen und geistigen Sphäre, in der ein Mann als geistige Person lebt, niemand Hugo Ball existentiell so nahestand und verwandt war wie ich. Als rheinische Katholiken gleichen Typus, gleicher Bildung, in der gleichen Tiefe geschichtlichen Alters waren wir Brüder." Der wichtigste Grund seines Treffens mit Ball war die Vorbereitung der zweiten Auflage der "Politischen Romantik", deren neues Vorwort er mit seinem scharfsinnigen Rezensenten besprechen wollte. Dabei stellte er eine eigenartige Duplizität fest, denn Ball bereitete seinerseits eine zweite Auflage seines ebenfalls 1919 erschienenen Buchs "Zur Kritik der deutschen Intelligenz" vor, die bereits in Teilen gesetzt war. Vermutlich gab er Schmitt die Fahnen zu lesen, der alles versuchte, ihm die Veröffentlichung auszureden. Er bot ihm sogar an, dem Verlag Duncker & Humblot das Honorar zurückzuzahlen und für die Satzkosten aufzukommen. Ball lehnte ab, im Spätherbst erschien die Neuauflage, war aber nicht als solche gekennzeichnet und trug den Titel "Die Folgen der Reformation". Schmitt gab für seinen ablehnenden Rat im eingangs zitierten Interview mehrere Gründe an, allen voran seine freundschaftlichen Gefühle. Das 1917/18 entstandene Buch, das zum Ziel habe, "dieses lutherische, preußisch-deutsche, philosophisch idealistisch gesteuerte, militaristische Deutsche Reich" zum alleinigen Kriegsschuldigen zu deklarieren, sei bereits bei seinem Erscheinen obsolet gewesen. Preußen-Deutschland sei längst besiegt gewesen, und der deutsche Katholizismus habe durch die Zentrumspartei Teilhabe an der politischen Macht gewonnen. Im Nachwort lese man zudem, völlig unmotiviert, nicht nur der Protestantismus, wie ihn Luther, Hegel und Bismarck verkörperten
[Juenger-list] Jünger-Erstdruck, nicht bei M ühleisen
Liebe Jünger-Freunde, ein kleiner Jünger-Erstdruck, der nicht in der EJ-Bibliographie von Mühleisen verzeichnet ist, ist zu vermelden: Auszug Brief EJ an N.N., 26. Mai 1973. In: Otto Brand, Im Kohlenpott 8. Wickede (Ruhr) 1972: Verlag Heinrich Hutters, 199 Seiten. Das Zitat findet sich auf dem Schutzumschlag, der - so läßt sich aus den Datierungen schließen - nachträglich gedruckt wurde. Das Briefzitat findet sich zwischen anderen Leser- und Pressestimmen zum Buch. Schöne Grüße, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de __ Verschicken Sie romantische, coole und witzige Bilder per SMS! Jetzt bei WEB.DE FreeMail: http://f.web.de/?mc=021193 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] JF: Kurzrezension zu Jünger u . Heidegger
liebe jünger-freunde, anbei eine jüngst erschienene kurzrezension zu heidegger/jünger mit einem korrektur-hinweis. schöne grüße aus dem stürmischen hagen, tobias wimbauer www.waldgaenger.de JUNGE FREIHEIT, Nr. 11/05 vom 11. März 2005, Seite 17 www.jungefreiheit.de Heidegger zu Jünger. Das "ganze Werk" Ernst Jüngers rühmte Martin Heidegger als die "einzige, echte Nachfolgerschaft, die Nietzsche bisher gefunden hat". In der intensiven, auf Jüngers "Der Arbeiter" (1932) und "Blätter und Steine" (1934) konzentrierten Auseinandersetzung des Denkers, die Peter Trawny jetzt im Rahmen der Heidegger-Gesamtausgabe aus Nachlaß-Notaten herausgegeben hat (Zu Ernst Jünger. Klostermann Verlag, Frankfurt/ Main 2004, 472 Seiten, broschiert, 42 Euro), gilt dieses Lob jedoch nur mit Einschränkungen. Denn für Heidegger, in den dreißiger Jahren auf der Suche nach dem "Seyn", ahnte Jünger - bei aller Bewunderung für ihn als "Kenner des Wirklichen" - nicht einmal, daß seine "planetarische Herrschaft der Technik" keine "neue", sondern nur die vollendete "alte" Ordnung neuzeitlicher "Seinsvergessenheit" sei. Darum bei Jünger die "vergebliche Ausschau nach Werten und das Gezappel nach 'Sinn-gebung'". Wiederholt muß er sich vorhalten lassen, ein Erkenner, kein Denker zu sein. Peter Trawny hingegen ist ein Transkriptor, kein Editor. Wie wenig er sich im ideenhistorischen "Subtext" der Jünger-Kritik Heideggers auskennt, zeigt die belustigende Anmerkung, bei dem schlecht leserlichen Namen, den Heidegger notiert, wenn er die Häme gegen Nietzsche als "Reichsfeind" und "ewigen Kurgast" erwähnt, könne es sich um den Nietzsche-Porträtisten Curt Stoeving handeln. Natürlich ist Christoph Steding (1903-1938) gemeint. __ Mit WEB.DE FreePhone mit hoechster Qualitaet ab 0 Ct./Min. weltweit telefonieren! http://freephone.web.de/?mc=021201 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Nouvelle Observateur bringt Meldun g zu Jünger-Celan
Liebe Jünger-Freunde, im Nouvelle Observateur vom 11. März 2005 findet sich eine Meldung zu meiner Publikation des Briefes von Paul Celan an Ernst Jünger in der FAZ vom 8. Januar 2005. Herzliche Grüße rundum, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de http://permanent.nouvelobs.com/conseils/livres/obs/2105/curio2105_082.html Téléphone rouge 18 grands écrivains mondiaux en compétition pour le Man Booker International Prize 2005. Ce Nobel bis couronnera un auteur largement lu dans le monde anglo-saxon. Dune valeur de 10 dollars, il sera annoncé en juin à Londres. Un seul auteur français (dorigine tchèque): Milan Kundera (photo). On ne sait toutefois quel critère permettra de départager tout ce joli monde: Margaret Atwood, Saul Bellow, Gabriel Garcia Marquez, Günter Grass, Ismail Kadaré, Doris Lessing, Ian McEwan, Naguib Mahfouz, Kenzaburo Oe, Philip Roth, Muriel Spark, Antonio Tabucchi, John Updike, A. B. Yehoshua Une édition originale du «Discours de la méthode», de Descartes, vient dêtre adjugée 78000 euros. Une trentaine dexemplaires de cette édition sont actuellementrépertoriés dans le monde. Aux Archives littéraires de Marbach (Allemagne), on vient de découvrir une lettre que Paul Celan écrivit le 11 juin 1951 à Ernst Jünger, et où il demande à celui-ci de laider à faire accepter lun de ses manuscrits par un éditeur allemand. Au bas de la lettre, on peut lire: «Avec la gratitude et la vénération de votre dévoué Paul Celan.» Précision: le best-seller de Ron McLarty (lire larticle de François Forestier dans notre no 2103) vient de paraître chez Albin Michel sous le titre «Jai rêvé de courir longtemps». __ Verschicken Sie romantische, coole und witzige Bilder per SMS! Jetzt bei WEB.DE FreeMail: http://f.web.de/?mc=021193 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Besprechung EJ, Abenteuerliches Herz
Liebe Jünger-Freunde, eine Besprechung der russischen Übersetzung von Jüngers "Abenteuerlichem Herzen" gibt es hier: http://www.mk.ru/numbers/1416/article44792.htm dazu auch ein Photo des Einbands. Die Übersetzung ist von Prof.Dr.Alexander Michailowski, der - Ihr erinnert Euch - beim letzten Jünger-Symposion einen fabelhaften Vortrag gehalten hat! Frohe Weihnachten rundum! TW der Text: «Сердце искателя приключений» Эрнст Юнгер Ad Marginem Обложка книги В семнадцать мальчишеских лет Эрнст сбежал в Иностранный легион характерный старт для человека, остававшегося романтиком и воякой все сто три года своей жизни. Фигуру его легко представить в величественных драпировках Ренессанса, но ХХ век эстету, бонвивану и кадровому офицеру вермахта, которого Хайдеггер признавал первым после Ницше серьезным мыслителем Германии, был явно узок в плечах (добавим вполне набоковскую подробность: между делом капитан Юнгер открыл редкостный вид бабочек). Как философа тотальной мобилизации, железного ада индустрии и живительной войны, его считают чуть ли не официальным идеологом Третьего рейха, забывая при этом о связи с заговорщиками, так неудачно покушавшимися на Гитлера в сорок четвертом, запретах на публикации и расстрельном списке, откуда сентиментальный фюрер вычеркнул фамилию писателя, по слухам, самолично из благоговения перед талантом. Среди поклонников Юнгера числится, кстати, еще как минимум один священный монстр изобретатель ЛСД химик Альберт Хоффманн; объяснить это странное сближение долгое время было затруднительно, но впервые переведенная на русский книга Сердце искателя приключений (1929) содержит прозу настолько психоделическую, что вопрос можно считать снятым. Сердце коллекция абстрактных и экспрессионистских миниатюр, капризов духа, стихов в прозе, озарений, видений чистого цвета, кошмаров и медитаций; после философского молота Der Arbeiter или окопной правды Стальных гроз текст выглядит обескураживающей неожиданностью. Русскому человеку придет на ум жанровая аналогия с Опавшими листьями, но точнее будет вспомнить Бедовую долю Ремизова сборник запротоколированных без всяких комментариев и пояснений снов; сны, опьянения, preview смерти вот приключения, которых ищет Юнгер. Еретики причащаются алой пеной, охваченный паникой город встречает чужака с пустыми глазницами, в небе парит недобрая комета, рыцарь входит в черный замок, цитадель пыток и боли, а синие ужи заманивают человеческую дичь в угодья жуткого Лесничего образы, которые сегодня вписались бы в самый безоглядный из сюжетов Дарио Ардженто. Можно долго гадать, кем представлялся Юнгер в Сердце опоздавшим на 15 лет Георгом Траклем, шпионом галльского сюрреализма в Германии или серьезным визионером, но зрачки свидетельствуем от этого чтения заметно расширяются, тревога растет, а холодок бежит за ворот. МК-Бульвар от 20.12.2004 ДМИТРИЙ ТКАЧЕВ Железный характер Высокий блондин в серых валенках Умерла Светлана Шайдакова
[Juenger-list] Am 12.4.05 erscheint der Briefwechsel Jünger-Hielscher
Jünger, Ernst / Hielscher, Friedrich: Briefwechsel Hrsg. von Ina Schmidt und Stefan Breuer 2005, gebunden mit Schutzumschlag EUR [D] 28,00* sFr 49,70* 460 Seiten ISBN: 3-608-93617-3 Erscheint am 12.04.2005 »Wie ich sehe, hat sich seine Gemeinde zerstreut. Aber der Ansatz war gut. Nicht unzeitgemäß, sondern vorzeitig.« Ernst Jünger in »Siebzig verweht V« Die über Jahrzehnte geführte, zum ersten Mal veröffentlichte Korrespondenz Jüngers mit einem seiner interessantesten publizistischen Weggefährten. Aus dem in Marbach archivierten, epochalen Briefnachlaß Ernst Jüngers liegt nun die Korrespondenz mit Friedrich Hielscher vor. Obwohl die intellektuelle Beziehung der beiden Männer spannungsreich war und durch »Wohlgefallen und Mißbehagen« zugleich geprägt war, setzte sich der in den zwanziger Jahren begonnene Briefwechsel fort bis zu Hielschers Tod 1990. Friedrich Hielscher, Publizist und Privatgelehrter, trat schon in seiner Schulzeit einem Freicorps bei, verweigerte sich aber der Teilnahme am Kapp-Putsch. Er studierte Jura in Berlin und Jena, gab seine Tätigkeit am Berliner Kammergericht aber nach kurzem wieder auf. Hielscher, der zu seinen Bekannten Elisabeth Förster-Nietzsche, Oswald Spengler und Theodor Heuss zählte, war einer der ersten Autoren der von Jünger mitherausgegebenen Zeitschrift »Arminius«. Von da an arbeiteten beide, wenn auch nur temporär, im Rahmen der nationalrevolutionären Publizistik zusammen. Hielschers Philosophie, die sich an der Formulierung einer »heidnischen« Theologie versuchte, mündete schon früh in die Gründung einer politisch-religiösen Sekte der »Unabhängigen Freikirche UFK«. Der ausführlich und kompetent herausgegebene Briefwechsel ist ein hochinteressantes Dokument zur Ideengeschichte in Deutschland, zur Geschichte der Weimarer Republik und, nicht zuletzt, ein ergänzender Kommentar zur politischen Publizistik Ernst Jüngers. Friedrich Hielscher (1902 1990), einer der engsten politischen Weggefährten Ernst Jüngers in den 20er Jahren. Publizist, politischer Aktivist am rechten Rand des politischen Spektrums, Stifter einer heidnischen Freikirche. Hielschers Kreis war gegen den Nationalsozialismus, einzelne Mitglieder nahmen aktiv am Widerstand gegen Hitler teil. Die Herausgeber Ina Schmidt ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Soziologie der Hamburger Universität für Wirtschaft und Politik. Sie promovierte mit einer Arbeit über Friedrich Hielscher. Stefan Breuer, Jahrgang 1948, Dr. phil., ist Professor für Soziologie an der Hochschule für Wirtschaft und Politik in Hamburg. Er veröffentlichte u. a. »Ästhetischer Fundamentalismus. Stefan George und der Deutsche Antimodernismus«. __ Mit WEB.DE FreePhone mit hoechster Qualitaet ab 0 Ct./Min. weltweit telefonieren! http://freephone.web.de/?mc=021201 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] FAZ: Jünger und der STrom
Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.12.2004, Nr. 292 / Seite 31 Kommentar Unter Strom Es müßte Ernst Jünger wurmen, wenn er der Zeitung entnähme, wer inzwischen noch alles in den Genuß einer verbilligten Stromzufuhr kommt. Verbilligte Stromzufuhr - das galt bislang als Privileg von Geistesheroen, für die auch das Nobelpreis-Schema schon zu eng geworden war. Im Fall von Ernst Jünger, wir erinnern uns, ging man seinerzeit sogar aufs Ganze. Da wurde nicht nur Stromverbilligung in Aussicht gestellt, da ging es um die komplette Stromkostenbefreiung. "An Ihrem hundertsten Geburtstag am 29. März 1995 wird ein Trupp von der Energieversorgung Schwaben kommen und in Ihrem Haus den Zähler abmontieren", hatte der Vorstandschef der Energieversorgung Schwaben, Wilfried Steuer, in Anwesenheit Jüngers öffentlich versprochen. "Dann leben Sie stromkostenfrei." Wie die Sache ausging, ist bekannt: Das schwäbische Energieunternehmen fiel seinem generösen Vorsitzenden in den Rücken, es besann sich auf seine sprichwörtliche Schwabenknauserei und kippte die Stromfreiheit für Jünger mit dem Argument, man könne ja nicht wissen, wie viele Jahre dieser Dichter noch durchhalte. Woraufhin Steuer, dieser hochgemute Strommann, Jüngers Stromrechnung tatsächlich auf die private Kappe nahm. Leben mit abmontiertem Zähler ist natürlich ein symbolisch hoch aufgeladener Akt - Steuer weiß es, Jünger wußte es -, es bedeutet soviel wie: Rücken frei für die wirklich wichtigen Eskapaden im Leben, für ein Dasein auf vorgeschobenem Posten, für eine Meditation im Grünen bei nahendem Gewitter, für die souveräne Ortsbestimmung im Dreieck Technik, Macht und Geist. Stromfreiheit für Jünger, das war eine Bild für die unversiegbare Energiequelle, auf die einer angewiesen ist, der die Welt auf einen Käferkosmos herunterkühlt - eine Chiffre für den Wärmestrahl inmitten einer Verhaltenslehre der Kälte. Und heute? Wir stehen vor den Trümmern einer Symbolpolitik des Heroischen. Von abmontierten Zählern ist weit und breit nicht mehr die Rede, ein Satz wie "Dann leben Sie stromkostenfrei" wirkt in seiner Unbedingtheit wie eine Verheißung aus längst versunkener Zeit. Heute wird Stromkostenfreiheit nur noch in kleiner Münze gewährt, sie wird nicht länger öffentlich versprochen, sondern heimlich ausgekungelt, als mickriger Stromrabatt in beliebigen Hinterzimmern. Und wenn die Sache auffliegt, wird flugs der Zähler abgelesen und alles kleingeredet. Der geldwerte Vorteil seines Stromrabatts betrage ja nur 1400 Euro im Jahr, jammerte jetzt irgendein stromrabatthalber zur Rede gestellter CDU-Meyer. Zehn Jahre nach Jüngers Hundertstem leben wir in einer anderen Welt: Die Energietrupps setzen wahllos jeden unter Strom, von dem sie sich einen politischen Vorteil versprechen. Und die jämmerlichen Polit-Meyer lassen nicht einmal ahnen, welch ehrwürdiges Instrument zur Adelung des Geistes an ihnen zerbricht. Statt sich heroisch in den Untergang zu fügen, rechtfertigen sie sich. gey __ Mit WEB.DE FreePhone mit hoechster Qualitaet ab 0 Ct./Min. weltweit telefonieren! http://freephone.web.de/?mc=021201 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Carl Schmitt & Thomas Hobbes / Morgen in der FAZ
Liebe Jünger-Freunde, zwar nicht direkt zu EJ, aber immerhin zu CS. Schöne Grüße, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.11.2004, Nr. 275 / Seite N3 Schutz für Gehorsam Carl Schmitt und Thomas Hobbes - gegeneinander gelesen Der Staat ist nichts Besonderes, meint man heute: Er ist keine abgehobene, über der Gesellschaft schwebende Persönlichkeit, sondern lediglich eins ihrer vielen Systeme - und keineswegs das wichtigste. Diese Auffassung heißt Pluralismus, wird jetzt aber unter verschiedenen Namen vorgetragen und bildet den gegenwärtigen Mainstream. Die Komplexität der Verhältnisse sei so groß, sagt man, daß keine Zentrale sie mehr regieren könne. Nirgends entscheide eine letzte Instanz; statt dessen muddeln sich die Dinge irgendwie von selbst zurecht. Der Staat ist nichts Besonderes, meint Luhmann beispielsweise: Er ist nur ein System unter vielen - ein solches, das auf die Herstellung verbindlicher Entscheidungen spezialisiert ist. Mehr nicht. Das läßt sich so achselzuckend sagen, wenn man die Tragweite der vorgestellten Entscheidungen gering ansetzt. Das läßt sich so klein halten, wenn man sich nicht klarmacht, worauf Verbindlichkeit gegründet ist: auf die Verfügung über das Gewaltmonopol. Der exponierteste Gegner des Pluralismus war Carl Schmitt. Der Pluralismus habe zwar insoweit Berechtigung, als er sich gegen die früheren Übersteigerungen des Staates richte. Er lasse aber unklar, was die politische Einheit überhaupt noch ausmache. Er lasse offen, aus welchem Grund die Menschen neben den religiösen, kulturellen, ökonomischen und anderen Assoziationen auch noch eine politische Assoziation bilden. Krieg oder Frieden Die Frage, was der "Begriff des Politischen" sei, war das Thema seines 1932 erschienenen Buches. Schmitt fand die Antwort: Das spezifisch Politische ist die Entscheidung über Krieg und Frieden. Diejenige Einheit, die diese Entscheidung treffen kann, ist per definitionem der Staat. Die politische Einheit ist "die maßgebende Einheit, gleichgültig, aus welchen Kräften sie ihre letzten psychischen Motive zieht. Sie existiert, oder sie existiert nicht. Wenn sie existiert, ist sie die höchste, d. h. im entscheidenden Fall bestimmende Einheit." Der entscheidende Fall aber, der "Ernstfall", der "Ausnahmefall", ist der Krieg. Carl Schmitt wandte sich gegen den Pluralismus, wie ihn Harold Laski vorgetragen hatte. Dessen Hauptbeispiel für staatliche Ohnmacht war Bismarcks erfolgloses Vorgehen gegen die katholische Kirche und die Sozialisten. "Im Kulturkampf gegen die römische Kirche zeigte sich, daß selbst ein Staat von der ungebrochenen Kraft des Bismarckschen Reiches nicht absolut souverän und allmächtig war; ebensowenig hat dieser Staat in seinem Kampf gegen die sozialistische Arbeiterschaft gesiegt oder wäre er auf wirtschaftlichem Gebiet imstande gewesen, den Gewerkschaften die im ,Streikrecht' liegende Macht aus der Hand zu nehmen", konzedierte Schmitt, fügte aber hinzu: "Damit ist die Frage noch nicht beantwortet, welche soziale Einheit den Konfliktfall entscheidet und die maßgebende Gruppierung nach Freund und Feind bestimmt. Weder eine Kirche noch eine Gewerkschaft, noch ein Bündnis von beiden hätte einen Krieg, den das Deutsche Reich unter Bismarck führen wollte, verboten oder verhindert." Das genüge, um einen vernünftigen Begriff von Souveränität und Einheit zu begründen. Die vielen, heute als "Komplexität" verstandenen Kräfte, die den Staat beeinflussen, wenn er sich für Krieg oder Frieden entscheidet, werden in diesem Konzept nicht etwa ignoriert. Das können Waffen- oder Olproduzenten, Kirchen oder Parteien sein - wer auch immer. Die zentrale Einheit, in der diese Kräfte zusammenfließen, ist maßgebend, "gleichgültig, aus welchen Kräften sie ihre letzten psychischen Motive zieht". Die Konzentration auf die Gewalt hat man Carl Schmitt übelgenommen. Man meinte ja in den letzten Jahrzehnten, daß die Welt von Konsens und Diskurs zusammengehalten werde. Aber jetzt, in einer Zeit, in der wieder über Krieg oder Frieden entschieden werden muß, zeigt sich, daß Schmitt den Staat in seinem Kern richtig erkannt hat. In den Vereinigten Staaten wurde gerade im Wahlkampf darum gerungen, ob die politische Führung den Krieg oder den Frieden anstreben sollte. Alle anderen Fragen standen demgegenüber im Hintergrund. Auch in Deutschland ging es bei der Wahl vor zwei Jahren um "die Verfügung über den Ausnahmefall". Die Mehrheit der Deutschen wählte einen Kanzler, der den Irak-Krieg nicht mitmachen wollte. Konnte man bisher vielleicht vergessen, daß man in einem Staat lebt - jetzt wurde es wieder bewußt. Es gibt eine gesellschaftliche Einheit, die keineswegs gleichberechtigt inmitten der anderen gesellschaftlichen Assoziationen herumschwimmt. Sie ist Supra potestas. "Der Staat als die maßgebende politische Einheit hat eine ungeheure Befugnis bei sich konzentriert: die Möglichkeit, Krieg zu führen und damit
[Juenger-list] Eine neue Rezension zu den LUMINAR-Bänden
Liebe Freunde, nachstehend eine neue Rezension zur Luminar-Reihe. Herzliche Grüße rundum, Ihr/Euer Tobias Wimbauer Genius Lesestücke (Gesellschaft für Freiheitliches Denken, Wien), 8. Jahrgang, Herbst 2004, 3/2004, S. 189-191. Michael E. Sallinger: Neues zu den Brüdern Jünger Eine Anzeige I. Es soll mit einem Dank begonnen werden: ohne den Herausgeber dieser Zeitschrift wäre es mir kaum möglich gewesen, laufend zu den Brüdern Jünger zu publizieren; ohne den Herausgeber dieser Zeitschrift wäre es auch kaum möglich gewesen, Literatur zu Ernst und Friedrich Georg Jünger anzuzeigen. Sie bewegt sich außerhalb des main stream und wird oft übersehen. Das ist umso bedauerlicher, als das Leben und Werk der Brüder Jünger die Geschichte des vergangenen Jahrhunderts nahezu paradigmatisch spiegeln und auf solche Weise Einblicke verschaffen, die höchst beachtenswert sind. Eine ebenso wichtige wie lebhafte und interessante neue Reihe ist nun anzuzeigen. II. Tobias Wimbauer ist schon lange kein Unbekannter mehr, wenn es um wissenschaftliche Beiträge zu den Gebrüdern Jünger geht. Ihm verdanken wir zunächst die ebenso wichtige wie gewichtige Erschließung des Tagebuchwerks Ernst Jüngers durch ein Personen-Register; überhaupt lässt sich feststellen, dass germanistische "Registerarien" zunehmen Verzeichnisse und Sammlungen, in die sich zu vertiefen, ein reines Vergnügen ist. Als der 1976 geborene Verfasser 1999 mit der Erstauflage seines Personenregisters an die Öffentlichkeit trat, war die Überraschung nicht gering; er hat eine Arbeit, zumindest in Teilbereichen, erledigt, die, über Jahrzehnte desideratum, niemandem so recht gelingen wollte. Zahlreiche Arbeiten über und zu den Gebrüdern Jünger schlossen sich an, in denen Sachkunde und Stil einander trefflich ergänzten und ergänzen. Unter dem Titel "Das Luminar" gibt Wimbauer nun in der Edition Antaios eine Reihe zu den Brüdern Ernst und Friedrich Georg Jünger heraus, in der bereits drei Bände vorliegen: Band 1 besteht aus der stark überarbeiteten zweiten Auflage des Wimbauerschen Personenregisters. Band 2 enthält die in mancher Hinsicht außergewöhnliche Dissertation John Kings unter dem Titel "Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende?" - Writing and Rewriting the First World War". King hat als erster Germanist Einblick in die originalen Kriegstagebücher Ernst Jüngers aus den Jahren 1914 bis 1918 genommen, auf denen die Erstfassung von "In Stahlgewittern" fußt. Er legt eine wesentliche Untersuchung vor, die den Prozess der Literarisierung des Kriegserlebnisses transparent macht und auf solche Weise zugleich die Folien abzieht, die jenes opus ausgebildet hat. Solche Arbeit hat durchaus etwas Archäologisches an sich, ist aber zugleich geeignet, eine Entmystifizierung der Literatur zu ermöglichen. III. Der nun vorliegende Band III des Luminar ist ein Sammelband, vorzüglich ediert von Wimbauer unter dem Titel "Anarch im Widerspruch. Neue Beiträge zum Werk und Leben der Gebrüder Jünger". Zunächst: es freut einen dies lebhafte und frische Zeichen der literarischen Anteilnahme, die so völlig außerhalb der akademischen Bräuche steht, dass sie gar nicht in den Geruch kommen kann, leblos zu sein. Dass hier kein Missverständnis auftritt: die wissenschaftlichen Beiträge stehen allesamt auf einem außergewöhnlich hohen Niveau; bloß unterscheiden sie sich vom akademischen Instrumentalismus dadurch, dass sie auf die Pflege und Achtung wechselseitiger und hierarchischer Eitelkeiten trefflich verzichten können. Mit anderen Worten: hier setzen sich Stil und Qualität anstelle formaler Qualifikationen durch. Ein Zweites: ebenso freut einen die klare Sprache, die alle Autoren, deren Arbeiten der angezeigte Band versammelt, finden. Klare, frische, mitunter auch mutige, aber niemals verzerrende und metastasierende Sprache, wie sie - nicht nur heute - so oft und gerne als äußeres Kennzeichen vermeintlicher Wissenschaftlichkeit verwendet wird. Nein, hier ist Klarheit Klarheit, wie wir sie ja auch aus dem Werk der Brüder Jünger kennen, auch aus dem Friedrich Georgs, das so zu Unrecht heute im Hintertreffen und im Dunkel steht. Um gleich herauszuplatzen - Wimbauers Studie "Kelche sind Körper", die den Hintergrund der berühmt gewordenen Burgunder-Szene in den Strahlungen Ernst Jüngers ausdeutet (im angezeigten Band Seiten 23-71) halte ich nicht nur für ein highlight, sondern in der Tat für eines der wegweisendsten Beispiele dafür, wie man sich wissenschaftliche Prosa in unseren Tagen auf höchstem Niveau vorstellen sollte. In diesem Beitrag wird nicht mehr und nicht weniger unternommen, als die gänzliche Neuinterpretation einer Schlüssel-Szene des ganzen Jüngerschen Tagebuchwerks; es ist jene Szene, von Anfang an ein Skandalon, die Jünger unter dem 27. Mai 1944 festhält, die ihn, mit jenem Glase Burgunder, in dem Erdbeeren schwammen, auf dem Dache des Hotel Raphael in Paris zeigt, bei Alarmen und Uberfliegungen, im Angesicht der nahen
[Juenger-list] FAZ morgen: über Carl Schmitt (und FGJ und andere)
Die Überlegenheit der Sprache der Unterlegenen Linguistische Kriegserfahrung: Carl Schmitts Urteil über eine französische Anthologie deutscher Lyrik / Von Frank-Rutger Hausmann Im Herbst 1943 erschien bei Stock in Paris eine zweisprachige "Anthologie de la poésie allemande des origines à nos jours". Zusammengestellt hatte sie der Germanist und Übersetzer René Lasne gemeinsam mit Georg Rabuse, einem Mitarbeiter des Deutschen Instituts in Paris, der nach dem Krieg in Wien Ordinarius für Italianistik wurde. Lasne hatte die meisten Gedichte in eine vorsichtig rhythmisierte Prosa übertragen, sich aber, wo anerkannte Übersetzungen vorlagen, etwa von Gérard de Nerval, Édouard Schuré oder André Gide, auf deren Abdruck beschränkt. Diese Anthologie, die mit dem "Wessobrunner Gebet" , dem Lorscher Bienensegen und anderen Zaubersprüchen beginnt und mit den NS-Dichtern Hans Baumann und Herybert Menzel endet, ist die erste Sammlung ihrer Art. Sie ermöglichte es französischen Lesern, sich mit den wichtigsten Strömungen der deutschen Lyrik vertraut zu machen. Allerdings waren keine jüdischen oder andere verfemte Dichter darin enthalten, also kein Heine, Wolfskehl, Brecht oder Becher. Dafür findet sich besonders viel Hölderlin, Nietzsche, Rilke und George, und selbst Richard Wagner mit Auszügen aus "Tristan und Isolde" in eigener Übersetzung, dazu viele Volkslieder. Dennoch, man kann dieser Anthologie Repräsentativität und Sachlichkeit im Rahmen der damaligen Verhältnisse nicht absprechen, denn sie läßt auch namhafte Vertreter der später als innere Emigration bezeichneten Richtung zu Wort kommen: Hans Carossa, Rudolf Alexander Schröder, Ina Seidel, Werner Bergengruen oder Friedrich Georg Jünger. Daß sie bei Stock und nicht bei Gallimard oder Grasset, den für die schöne Literatur wichtigeren Häusern erschien, lag daran, daß dieser Verlag seit 1921 zur Hälfte dem Dichter Jacques Boutelleau alias Chardonne gehörte, der sich tief auf eine Kollaboration mit deutschen Kultureinrichtungen eingelassen hatte. Treibende Kraft hinter dem Buch war dann auch Karl Epting, von 1941 bis 1944 Direktor des Deutschen Instituts in Paris. In seinem Vorwort betonte Epting im Stil der Zeit die Notwendigkeit der Verständigung zwischen den geistigen Eliten Europas, die im Überlebenskampf der westlichen Kultur gegen den Bolschewismus zusammenrücken müßten. Die wahre Seele des deutschen Volkes, das in vorderster Linie diesen Kampf führe, erkenne man erst in seiner Poesie. Bedauerlicherweise sei die deutsche Lyrik in Frankreich nie recht heimisch geworden, was an der Komplexität der deutschen Sprache liege. "Über seine geläufige und praktische Bedeutung hinaus hat jedes Wort einen tieferen Sinn, der in der Metaphysik der Sprache wurzelt und nur im Licht der Dichtung erhellt werden kann. Eine wirkliche Übersetzung müßte nicht nur das Wort an sich wiedergeben, sondern auch die mystische Weltsicht nachschaffen, die unter seiner Oberfläche verborgen liegt." Der Topos von der Unübersetzbarkeit der Lyrik wurde hier zur prinzipiellen Unübersetzbarkeit der deutschen Dichtungssprache zugespitzt. Die Anthologie habe jedoch das Unmögliche versucht und eine Brücke zu jedem nicht initiierten Normalfranzosen geschlagen. Folgerichtig wurde sie in 6000 Exemplaren gedruckt, was in den damaligen Zeiten der Priorität kriegswichtiger Bücher auffällig ist. Es gab eine Normalausgabe auf einfachem Papier und eine numerierte Dünndruckausgabe mit Volledereinband, die der Édition de la Pléiade des Verlags Gallimard nachempfunden wurde. Die kostbaren Bände wurden an Freunde des Instituts versandt. Eine Sammlung von Dank- und Eingangsschreiben ist erhalten, jedoch, soweit französische Empfänger betroffen sind, enttäuschend. Das Ziel, das sich Epting gesteckt hatte, wurde nicht erreicht. Offenkundig hatten die Beschenkten im besten Fall in der Anthologie geblättert und sie schnell wieder geschlossen. Ihre höflichen Zeilen kommen nicht über ein allgemeines Lob hinaus. Die deutschen Adressaten verhielten sich ganz anders, lasen sich in die zweisprachigen Texte ein und machten substantielle Verbesserungsvorschläge für eine Neuausgabe. Unter allen Gewährsleuten ragt Carl Schmitt hervor, der bereits mehrfach im Deutschen Institut Vorträge gehalten hatte und mit Epting regelmäßig korrespondierte. Wie in fast allen seinen Briefen erweist er sich als gebildeter und scharfsinniger Beobachter, der seine persönlichen Urteile am zu besprechenden Gegenstand zu entwickeln versteht (23. Oktober 1943): "Ich habe heute den ganzen Tag darin gelesen, obwohl das Lesen von Anthologien bekanntlich sonst schnell ermüdet. Aber hier ist die Synoptik zweier Sprachen und Geister mit ihrer wechselvollen und wechselseitigen Erhellung so unendlich mannigfaltig, durch die verschiedenen Jahrhunderte so reich und immer wieder neu, bei den einzelnen Autoren so farbig verschieden und als Problem so individuell, daß man nicht aufhören kann, zu lesen,
[Juenger-list] sonntags-faz über carl schmitt
Liebe Freunde, zwar nichts Jüngerianisches, dafür Schmittistisches zur geneigten Lektüre beim Sonntagsfrühstück! Schöen Grüße, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Text: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 10.10.2004, Nr. 41 / Seite 15 Europa sollte ein Reich werden Carl Schmitts Großraumtheorie könnte helfen, dem imperialen Universalismus der Vereinigten Staaten auf kluge Weise zu entkommen Von Carlo Masala Mit den Anschlägen des 11. September ist der geopolitische Raum als eine Kategorie des Politischen auf die Bühne der internationalen Politik zurückgekehrt - und so erlebt auch das Werk des Staatsrechtlers Carl Schmitt neue Aufmerksamkeit. Insbesondere die 1939 vorgestellte Großraumtheorie erweckt das Interesse derer, die sich fragen, wie die Entwicklungen der internationalen Politik und insbesondere die Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten sowie den Regionalmächten Rußland, China und der Europäischen Union analytisch erfaßt werden können. In seiner Schrift "Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte. Ein Beitrag zum Reichsbegriff im Völkerrecht" diagnostizierte Schmitt das Heraufziehen einer neuen Weltordnung. Das bisherige Völkerrecht, dessen Kern die Souveränität der Staaten gewesen war, sei, so Schmitt, im Absterben begriffen. An seine Stelle treten Großräume, die von Reichen geordnet und geführt werden. Reiche sind die führenden Mächte innerhalb dieser Großraumordnung, deren politische Ideen in den Großraum hineinstrahlen und diesen definieren. Die Reiche schließen für ihren Großraum die Interventionen fremder Mächte grundsätzlich aus. Schmitt entwickelte diese Theorie in Anknüpfung an ein historisches Vorbild, die Monroe-Doktrin. Mit dieser wandte sich der amerikanische Präsident Monroe 1823 gegen jegliche europäische Einmischung in die, wie er sie nannte, Western Hemisphere. Ein Reich (die Vereinigten Staaten) strahlt seine politische Idee (die republikanische Staatsform, die sie in Gegensatz zum System der Monarchien Europas stellt) auf einen durch das Reich konstituierten Großraum aus (Western Hemisphere) und schützt die Souveränität der Staaten dieses Raums durch ein Interventionsverbot für fremde Mächte. Für Schmitt wurde die Monroe-Doktrin durch Roosevelt (asiatische Monroe-Doktrin) und Wilson (Monroe-Doktrin als Weltdoktrin) zur Expansionstheorie umgedeutet und so einer universalistischen Weltdoktrin Vorschub geleistet. Die "Globalisierung des Völkerrechts" zog die Entortung des Völkerrechtes nach sich. Was einst nur für den Umgang der europäischen Staaten untereinander konzipiert war, galt nun weltweit. Es entstand ein "universalistisch-imperialistisches, raumaufhebendes Weltrecht". Die Welt trat in eine neue Phase der Raumrevolution, in welcher die Staaten nicht mehr fähig oder willens waren, eine Raumteilung herbeizuführen. Es drohte die Rückkehr zum totalen Bürgerkrieg. Die größte Errungenschaft des Ius Publicum Europeum, wie Schmitt das europäische Völkerrecht nannte, die Einhegung des Krieges, lief Gefahr verlorenzugehen. Um den aus der Universalisierung des Völkerrechts resultierenden Weltbürgerkrieg zu verhindern, mußte eine neue völkerrechtliche Instanz her, die fähig war, Frieden zu stiften. Diese Instanz sah Schmitt in Reichen: "Reiche sind die führenden und tragenden Mächte, deren politische Idee in einen bestimmten Großraum ausstrahlt und die für diesen Großraum die Intervention fremdräumiger Mächte grundsätzlich ausschließen." Für das neue Völkerrecht sei, so Schmitt, der Zusammenhang zwischen Reich, Großraum und Nichtintervention grundlegend. Man muß hierbei Schmitts Staatsverständnis bedenken. Der Staat war für ihn nicht nur eine Maschinerie, sondern auch eine "seinsmäßige Größe als Ursprung eines Sollens". So können nur Staaten zu Reichen werden, die einen "Ethos zur Überzeugung" besitzen. Reiche seien hegemoniale Mächte, deren Führung auf Akzeptanz und nicht auf Zwang beruht. Durch Großräume kann eine politische Ordnung entstehen, in der die Staaten in der Lage sind, den Versuchungen des Universalismus zu widerstehen. Während die Beziehung zwischen Reich und anderen Großraumstaaten hegemonial strukturiert ist, unterliegt die Beziehung zwischen den Reichen anderen Regeln: denen der balance of power. Den Reichen fällt die Aufgabe zu, Manager des internationalen Systems, des Nomos, wie Schmitt sagt, zu sein. Schmitt legt die Großraumordnung somit als ein Gleichgewichtssystem einander symmetrisch anerkennender Großmächte aus. Diese Politik des Gleichgewichts soll dazu beitragen, die Hegung von Feindschaft und Krieg wieder zu ermöglichen. Das Gleichgewicht ist freilich stets gefährdet, und daher ist balancing ein fortwährender Imperativ. Dennoch sah Schmitt im Gleichgewicht der Reiche die einzige Möglichkeit, den universalistischen Tendenzen einzelner Mächte zu widerstehen. Kann diese Theorie von Nutzen sein für die Gegenwart? Es dürfte unbestritten sein, daß die V
[Juenger-list] neue Rezension zu Luminar 3
JUNGE FREIHEIT, Nr. 42/04 vom 08. Oktober 2004 Kultur (Aufmacher!), S. 23 Spurengeflechte entwirrt Der dritte Band des "Luminar" eröffnet neue Perspektiven auf Ernst und Friedrich Georg Jünger Alexander Pschera Die systematische Auseinandersetzung mit Leben und Werk der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger schreitet stetig voran. Ablesbar ist dies unter anderem daran, daß mittlerweile drei Publikationsreihen vorliegen, die sich ausschließlich der Erforschung des Jünger-Kosmos widmen. In Frankreich, wo Ernst Jünger intensiver gelesen und studiert wird als in Deutschland, publiziert das Centre de Recherche et de Documentation Ernst Jünger mit Sitz in Montpellier die Reihe "Les Carnets", die von Danièle Beltran-Vidal betreut wird und mittlerweile bei Band 7 angekommen ist. In Deutschland veröffentlicht der Freundeskreis der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger unter der Leitung von Günter Figal und Georg Knapp seit dem Jahre 2001 die Reihe "Jünger-Studien", die die Referate des jährlichen Jünger-Symposiums in Wilflingen dokumentiert. Die Bände 1 ("Prognosen") und 2 ("Verwandtschaften") liegen bereits vor, Band 3 wird demnächst erscheinen. Und schließlich gibt es die in der Edition Antaios aufgelegte und von Tobias Wimbauer edierte Reihe "Das Luminar - Schriften zu Ernst und Friedrich Georg Jünger". Die ersten beiden Bände zählen, jeder auf seine Art, jetzt schon zu den Meilensteinen der Jünger-Literatur. Wimbauers "Personenregister der Tagebücher Ernst Jüngers" muß an dieser Stelle nicht mehr eigens erwähnt werden. John Kings Dissertation "Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende? - Writing and Rewriting the first world war" (bei der man sich nur fragt, warum der Untertitel nicht auch ins Deutsche übersetzt wurde) vergleicht erstmals die Original-WK1-Tagebücher Jüngers mit ihren späteren Be- und Umarbeitungen in den zahlreichen Auflagen der "Stahlgewitter" und kommt dabei zu erstaunlichen Ergebnissen. Nun ist also der dritte Band des "Luminar" erschienen: "Anarch im Widerspruch - Neue Beiträge zu Werk und Leben der Gebrüder Jünger". Konzept des über 300 Seiten starken Sammelbandes ist es, Dokumente von Zeitzeugen, Nachdrucke schwer zugänglicher Texte und neue Studien miteinander zu kombinieren. Dieses "variatio delectat"-Prinzip führt dazu, daß man den Band ohne Ermüdungserscheinungen am Stück von vorne bis hinten lesen kann, was sich wahrlich nicht von jedem Sammelband sagen läßt. Von den vierzehn Beiträgen beschäftigen sich leider nur zwei mit Friedrich Georg Jünger - eine Tendenz, die man im gesamten Jünger-Schrifttum beobachten kann: Friedrich Georg Jüngers "Besatzung 1945", der längste bislang unveröffentlichte Text des Autors, und Peter Bahns Schilderung der Begegnungen von Friedrich Georg Jünger und Friedrich Hielscher. Die Perspektive des Zeitzeugen eröffnen die Texte von Franz Schauwecker ("Ernst Jünger", erstmals erschienen 1926 in der Zeitschrift Stahlhelm ), Ludwig Alwens ("Gespräch im Botanischen Garten. Eine Unterredung mit Ernst Jünger", 1932) und Wilhelm Marquardt ("Als Gefechtsläufer bei Ernst Jünger im Sommer 1918", 1934). Vor allem Alwens Beitrag transportiert trotz seiner Kürze einen sehr lebendigen Eindruck Ernst Jüngers aus der Zeit des "Arbeiters". Hier finden sich Bilder von der Unmittelbarkeit und Frische eines wiederentdeckten Filmdokuments: "Jünger ist kein sehr redseliger Mann. Er spricht seine Sätze nicht am laufenden Band, wie sie hier stehen, er ist, während er spricht oder schweigt, auch mit anderen Dingen beschäftigt, hebt eine Kastanie auf, um damit nach dem nächsten Baum zu zielen, oder er versucht neugierig eine ihm unbekannte Frucht, die offenbar bitter schmeckt, denn er spuckt sie wieder aus." Neben diesen Annäherungen an die Person stehen drei gewichtige Begegnungen mit dem Werk Ernst Jüngers, die das Rückgrat und den Wert des Bandes darstellen. Hier ist nicht der Ort, diese Beiträge en detail zu kommentieren. Eine erste Einordnung sei allerdings bereits gewagt. Der Carl Schmitt-Forscher Piet Tommissen hat in einem fünfzigseitigen Beitrag Entstehungsgeschichte, Publikationsfolge, Verbreitung und Resonanz der "Friedensschrift" minutiös nachgezeichnet - sicherlich eine der komplexesten Aufgaben innerhalb der Jünger-Philologie. Die Arbeit, vom Verfasser bescheiden als "Versuch" tituliert, geht weit über bisher Bekanntes, beispielsweise die Arbeiten von des Coudres und Loose, hinaus. Sie verfolgt und entwirrt das komplizierte Spurengeflecht und macht das Schicksal der vielzitierten Schrift lesbar. Dabei liest die Arbeit selbst sich spannend wie ein Kriminalroman. Tommissen weist am Ende seines Textes darauf hin, daß nun eine inhaltlich vergleichbar detaillierte Durchleuchtung der Friedensschrift notwendig wäre, gerade im Kontext späterer Jüngerscher Positionen, wie sie sich beispielsweise im "Weltstaat" artikulieren. Von vergleichbarem Umfang ist Helmut Lethens Untersuchung "Jüngers Desaster im Kaukasus".
[Juenger-list] Kampf als Inneres Erlebnis
Liebe Juenger-list, lieber Michael, es ist zwar schon einige Wochen her, aber versprochen ist ja bekanntlich versprochen... Ich schicke es hier über die juenger-list, weil es vielleicht ja doch den ein oder andern interessiert. Michael Krefft fragte nach folgender Sequenz aus dem KAMPF ALS INNERES ERLEBNIS: > Betrifft KiE, ich habe hier die Fassung der Erstausgabe 1922 (S.52) > Werkausgabe (S.53) vorliegen, Kapitel "Mut": > > > "Der Fürst hat die Pflicht, im Ringe seiner Letzten zu sterben. Das > können die Unzähligen verlangen, die vor ihm in den Tod gingen. Das fordert > die Idee, für die alle fechten. Wenn der Soldat durch seinen Tod anerkennt, > daß er seine Idee für größer hält als sich selbst, so darf dieses Bekennen > vor dem Führer, schärfste[n,m] Vertreter dieser Idee, nicht haltmachen > <, oder es stellt sich heraus, daß Führer und Idee nicht mehr mit > Notwendigkeit verbunden sind>." > > *schmunzel* > > Weiß jemand genau, wann/ab welcher Ausgabe von KiE der letzten Teilsatz > innerhalb der < > - Klammern, hinzugefügt ist? Der Zusatz, den MK in Klammern angemerkt hat, findet sich bereits in der 2., neubearbeiteten Auflage (4.-6.Tsd.; Berlin 1926: E.S. Mittler&Sohn, S. 53) Herzliche Grüße rundum, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de ___ WEB.DE Video-Mail - Sagen Sie mehr mit bewegten Bildern Informationen unter: http://freemail.web.de/?mc=021199 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Les Carnets Ernst Jünger N°8-2003 erschienen
Liebe Jünger-Freunde Les Carnets Ernst Jünger N°8 - 2003, Mélanges offerts à Julien Hervier ist erschienen! Schöne Grüße, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Inhalt: - Photo EJ und Hervier -Danièle Beltran-Vidal: Avant-propos - Bibliographie de Julien Hervier - Frédéric Vitoux de l'Academie Francaise: Pour Julien Hervier - Francois Vezin: Débat avec les Journaux Parisiens d'Ernst Jünger - Francois Poncet: La Lune dans tous ses états - Francois Fédier: L'intraduisible - Philippe Chardin: Drie La Rochelle ou splendeurs et misères du comparatisme en action - Robert barry Leal: à la recherche d'une théologie de l'action chez Pierre Drieu La Rochelle - Pierre Brunel: Vocaliques - Yves Chevrel: Un beau ténébreux sous le signe de Werther - André Karátson: De l'iondicible à l'indécidable - Claude Gaudin: La marionnette de Heinrich von Kleist - Gilbert Merlio: Situation von Schelers Kulturkritik - Friedrich Strack: Friedrich Schlegels Europa-Projekt - Lettre de René Char à Julien Hervier - Lettres d'Ernst Jünger à Julien Hervier - Bibliographie Critique: - - Christoph Lotz über Nicolai Riedels Jünger-Sekundärbibliographie - - Gérard Imhoff über Gerhard Nebels Autobiographie - - Hans Verboven über Wolfram Dufners Tage mit Ernst Jünger - - Hans Verboven über Michael E. Sallingers Wege und Zweige - - Jean-Etienne Huret über den Guzide des Associations d'Amis d'Auteurs... -- Verschicken Sie romantische, coole und witzige Bilder per SMS! Jetzt neu bei WEB.DE FreeMail: http://freemail.web.de/?mc=021193 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] FAZ: Jüngers ANNÄHERUNGEN morgen in "Mein Lieblingsbuch" (Frank Schirrmacher)
..und weil da noch ein schönes photo von EJ dabei ist, hänge ich das auch noch dran- schöne grüße rundum! tobias wimbauer www.waldgaenger.de Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.08.2004, Nr. 202 / Seite 37 Frank Schirrmacher Mein Lieblingsbuch: Annäherungen - Drogen und Rausch 30. August 2004 Jeden Tag, an dem die tüchtige Kollegin mich nach meinem Lieblingsbuch fragt, werde ich zum Verräter. Jeden Tag habe ich ein anderes. Aber sie sagt: "Man darf nur eins." Jeden neuen Tag verrate ich nicht nur das Lieblingsbuch, das ich gestern ans Herz drückte, sondern auch schon das heutige, weil heute bereits feststeht, daß ich es ja morgen schon wieder schmählich im Stich lassen werde. Ich könnte sogar sagen, daß sich mein Lieblingsbuch stündlich ändert. Liebe ich das eine, denke ich schon ans andere: den "Radetzkymarsch" nennen, aber Canettis "Blendung" nicht? Und wie steht es mit all den Büchern, die mir einst halfen, gegen den denn doch recht langweiligen "Pan Tau" oder den eher unglaubwürdigen "Spatz vom Wallraffplatz" die Nachmittage zu überstehen: von "Sigismund Rüstig" bis zu "Jim Knopf"? Der Zwang zum Staatsstreich Allen habe ich ewige Treue geschworen, alle waren Herrscher und demokratisch gewählte Regierungen meiner Innenwelt, und nun kommt die Kollegin und sagt: "Man darf nur eins", zwingt mich zum Staatsstreich. Es fehlen, sage ich, Hesse und Benn, Karl Mays "Sklavenkarawane", Stanislaw Lems "Sterntagebücher", Reich-Ranickis Erinnerungen und Donna Tartts "Geheime Geschichte", um nur mal meine Lieblingsbücher der 32. Kalenderwoche zu nennen. Das Lieblingsbuch eines Menschen - da kann es, zusammenfassend gesprochen, nur Annäherungen geben. Und wie es der Zufall will, findet sich unter diesem Titel in der Buchhandlung eines meiner schönsten Lieblingsbücher: Ernst Jüngers "Annäherungen. Drogen und Rausch", das mit dem Satz beginnt: "Messer Ludovico, was treibt Ihr für Narrheiten?" Ein CDU-Politiker der sechziger Jahre wollte das Buch verbieten, weil es die Jugend zu Drogen verleite. Das stimmt nicht. Es handelt von all den Dingen, die uns die Sinne rauben. Von Kaffee ist darin die Rede, aber auch von Bier und Opium. Das alles aber ist, wie bei einem Rausch, nur Oberfläche. In Wahrheit ist dieses Buch eines der erregendsten Bücher über die zwanziger Jahre, eine in kleine Erzählungen verkleidete Autobiographie Ernst Jüngers, der damals, wie er sagte, im Dotter des Leviathan lebte. Das Buch gehört zu den ungehobensten Schätzen unserer Literatur und vielleicht auch zu den ungelesensten Büchern. Es ist, soviel kann ich heute sagen, mein absoluter Liebling. Mit diesem Beitrag endet die Feuilleton-Serie "Mein Lieblingsbuch". Aufnehmen, abschicken, nah sein - So einfach ist WEB.DE Video-Mail: http://freemail.web.de/?mc=021200<>
[Juenger-list] Jörg Sader über LUMINAR 3 in der Literaturkritik vom September
Herzliche Grüße rundum! Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de literaturkritik.de » Nr. 9, September 2004 » Politik und Geschichte "Da habe ich den Leser überschätzt" Der dritte Band des "Luminars" stellt Jüngers Capriccio-Technik, seine Burgunderszene und das Friedensschrift-Chaos auf den Prüfstand Von Jörg Sader Widerspruch, verstanden als Widersprüchliches, noch Aufzulösendes, doch auch als Einspruch und kritische Entgegnung auf ein Werk, dessen Bedeutung wie im Falle Jüngers außer Frage steht - dieser (programmatisch bereits im Titel dieses Bandes verankerte) Doppelsinn des 'Widerspruchs' bestimmt die meisten der hier versammelten "Neuen Beiträge zu Werk und Leben der Gebrüder Jünger" (u. a. Thomas Rohkrämer, Wojciech Kunicki, Helmut Lethen, Tobias Wimbauer, Piet Tommissen) in ihrer Intention, den Verrätselungen und Stilisierungen, den Camouflagen und Vexierbildern im Werk auf den (Sprach-)Leib zu rücken: diesen mitunter subtilen Nebelkerzen, die Jünger liebte und ein Leben lang warf ... Ernst Jünger, wohlgemerkt - denn anders, als es Unter- und Reihentitel nahelegen, ist von Bruder Friedrich Georg genau genommen lediglich in zwei Beiträgen die Rede. Immerhin eröffnet sein sehr atmosphärisches, bisher ungedrucktes Prosastück den facettenreichen Band: "Besatzung 1945", ein Kapitel aus den Nachkriegswirren am Bodensee, das die bedrückende, wenig 'charmante' Willkür der französischen Truppen schildert, das Chaos der Einquartierungen, Plünderungen und Internierungen, doch auch Kurioses, etwa die Balance verlierenden, "radfahrenden Kongoneger", nicht ausspart. Der Beitrag von Peter Bahn leuchtet Friedrich Georg Jüngers freundschaftliche, nicht spannungsfreie Beziehung zu dem Publizisten und NS-Gegner Friedrich Hielscher aus, der im Erinnerungsbuch "Spiegel der Jahre" als Helmer auftritt. Der eigenwillige Theologe und spätere Gründer der "Unabhängigen Freikirche" hatte vor allem mit seinem Buch "Das Reich" für eine Erneuerung aus dem Religiösen geworben und damit Ernst Niekischs Kritik auf den Plan gerufen, der sich FGJ bald scharf und unmissverständlich anschloss. Hielschers Ideen sorgten unter den Nationalrevolutionären nicht nur für Krisen und Neuorientierungen, sondern bewirkten indirekt, wie Bahn zeigt, den Wechsel vom nationalstaatlichen zum universalen Weltbild. Demgegenüber geht Thomas Rohkrämer zu den Anfängen Weimars zurück, zur Sinnkrise, die der Erste Weltkrieg hinterließ - ein gewissermaßen nihilistischer Nullpunkt, den Ernst Jünger als Chance begriff, sein vom Willen zur Macht geprägtes Ideal eines militaristischen und autoritären Staat zu propagieren und zu realisieren - "aus einem ewigen Deutschtum heraus", d. h. gegen die Ideen der Aufklärung. Rohkrämer ersetzt den Begriff der "Konservativen Revolution" durch den geeigneteren des "Neuen Nationalismus" (Panajotis Kondylis) und stellt fest: Jünger habe alles gefehlt, Märtyrer, dramatische Entwicklung, vor allem die wahre Revolution: "Ihre Idee ist die völkische", schreibt er 1923, "ihr Banner das Hakenkreuz, ihre Ausdrucksform die Konzentration des Willens in einem einzigen Punkt - die Diktatur!" Ernst Jüngers Welt- und Geschichtsbild untersucht auch Wojciech Kunicki in seinem bereits 1992 entstandenen, inzwischen durchgesehenem Beitrag, allerdings in einem umfassenderen Sinne. Dass er zu Beginn wohltuend mit einer Jünger'schen Attitüde aufräumt, nur nebenbei: Jüngers "prätentiös und im Stil der rhetorischen ex-kathedra-Rede" sich gebende "glatte, klassische Verbindlichkeit" mache, sagt er, den Leser "dialogunfähig." Unzufriedenheit mit dem Erreichten und/oder Bearbeitungsmanie hin und her, ihr Ursprung liege, diagnostiziert Kunicki erfrischend, in einer "fundamentalen [...] Unsicherheit an dem sprachlichen Ausdruck." Das heißt nun freilich nicht, die Erfahrungen des Dichter-Historikers zu ignorieren. Scheiterte Jünger früh mit der apokalyptisch-voluntaristischen Absicht, den Frontsoldaten, der er selbst war, zum politischen Kämpfer im Sinne des Neuen Nationalismus zu machen, so musste er später akzeptieren, dass die Wirklichkeit, die er in der "Totalen Mobilmachung" wie im "Arbeiter" beschrieben hatte, sich als längst global gewordene nicht mehr auf Staat beziehen ließ. Das hatte Folgen für die Wahrnehmung im Zweiten Weltkrieg: der "titanisch-mythologischen Dimension" der neuen Waffentechnik ist der Einzelne hilflos ausgeliefert; Jünger macht ihn mehr und mehr zum Träger anarchischer Freiheit, zum Beobachter, der im "Bilderstrom immer stärker die Raster der historischen Wahrnehmung verliert." Kunicki zeigt die Diagnosen dieses Prozesses des Verlustes, der "Weißungen" zugunsten abstrakter Zeitbezogenheit auf, der Jünger schließlich zu der Vorstellung einer Welt außerhalb der Zeit führt, in Bereiche des Nachhistorischen, die - wie in "Eumeswil" und "Aladins Problem" ablesbar - von einer Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen, vom konfliktlosen Nebeneinander der Zeitebenen gepräg
Re: [Juenger-list] Fingieren
> 'man fingiert die Nasenloecher' "fingieren" hat nichts mit dem In-der-Nase-herum-Fingern zu tun. Es bedeutet: etwas vortäuschen oder eben dichterisch erfinden. Vulgär ist es nicht. Siehe Grimmsches Wörterbuch: FINGIEREN, erdichten: namen auf lechisch und zechisch (polnisch und böhmisch) fingieren, wie die poeten des winds und sonnenpferds namen. FISCHART groszm. 47. gruß, wimbauer Verschicken Sie romantische, coole und witzige Bilder per SMS! Jetzt neu bei WEB.DE FreeMail: http://freemail.web.de/?mc=021193 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] mehrere Jünger-Rezensionen SEZESSION
Liebe Jünger-Freunde, eine ganze Reihe von Rezensionen zu Büchern zu den Brüdern Jünger und ihrem Umfeld sind erschienen in: SEZESSION, Heft 6, Juli 2004, ISSN 1611-5910. Zu bestellen über www.sezession.de - S. 54, Adolph Przybyszewski: In Metapherngewittern. (Zu: Hans Verboven, Die Metapher als Ideologie. Eine kognitiv-semantische Analyse der Kriegsmetaphorik im Frühwerk Ernst Jüngers. Heidelberg 2003) - S. 54 f. Erik Lehnert: Verwandtschaften (zu Figal/Knapp, Verwandtschaften. Jünger-Studien 2. Tübingen 2003) - S. 55 f. Adolph Przybyszewski: Friedrich Georg Jünger nachgedacht (zu: Fred Slanitz, Wirtschaft, Technik, Mythos. Friedrich Georg Jünger nachdenken. Würzburg 2000) - S. 56 f. Erik Lehnert: Der Capitano und sein Locotenente (zu Briefwechsel EJ/Nebel, Stuttgart 2003) - S. 57 f. Erik Lehnert: Bilanz einer langen Jugend (zu: Gerhard Nebels Autobiographie, Marbach 2003) - S. 58 Karlheinz Weißmann: Friedrich Hielscher (zu Ina Schmidt: Der Herr des Feuers. Friedrich Hielscher und sein Kreis... Köln 2004) - S. 58 f. Winfried Knörzer: Salomonbiographie (zu Markus Josef Klein: Ernst von Salomon. Aschau 2003) Schöne Grüße rundherum, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Verschicken Sie romantische, coole und witzige Bilder per SMS! Jetzt neu bei WEB.DE FreeMail: http://freemail.web.de/?mc=021193 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] Rezension Luminar3 SCHNÜSS 08-04
Liebe Jünger-Freunde, anbei eine soeben erschienene Rezension zu LUMINAR 3 herzliche Grüße, TW SCHNÜSS (Das Bonner Stadtmagazin), August 2004, S. 42 f. http://www.schnuess.de STAHLEROTIK UND BLÜTENKELCHE Wer Ernst Jünger als eiskalten Barb- aren präsentieren will, kann auf die "Burgunderszene" nicht ver- zichten. Gemeint ist damit ein Ein- trag ins Pariser Tagebuch vom 27. Mai 1944. Darin beobachtet Jünger (S. 43:) auf dem Dach des Hotels Raphael einen Fliegerangriff. Mit einem Glas Burgunder in der Hand, in dem Erdbeeren schwimmen und dessen Farbe sich in das Rot des Sonnenun- tergangs fügt, vergleicht er die Stadt mit "einem Blütenkelche, der zur tödlichen Befruchtung überflogen wird." Krieg als tödlicher Sexualakt, genossen bei einem Glas Burgunder. Hier war der Stahlerotiker eindeutig zu weit gegangen. Klaus Theweleit schäumte vor Wut, bezeichnete ihn als "unfähigen Scheißeschreiber". Die Betroffenheitsliga heulte um die Wette. Man könnte sich darüber un- verbindlich amüsieren, nur leider gibt es da ein Problem. An dem be- sagten Abend hat nämlich gar kein Luftangriff auf Paris stattgefunden! Also ist die ganze Szene nur symbo- lisch zu lesen? Aber für was steht sie dann? Sich auf Roland Barthes Wort- feld-Theorie stützend, durchleuch- tet Tobias Wimbauer den privaten Background Jüngers und sucht nach Wiederholungen der "Burgunder"- Symbole im Werk des Autors. Das Ergebnis haben wir zwar schon im- mer geahnt, jetzt aber wissen wir's genau: Jünger hat hier gut ver- schlüsselt die Eskalation einer eroti- schen Affaire geschildert, von der seine Frau Gretha kurz zuvor in Kenntnis gesetzt wurde... Außerdem zeigt Wimbauer literarische Vor. bilder für diese Szene auf, und die rei- chen von der Apokalypse über Sosi- mos bis Marcel proust. Wimbauers Essay mit dem Titel KELCHE SIND KÖR- PER ist Literaturwissenschaft im be- sten Sinne, exakt, originell und kein bisschen trocken. Er erschien im dritten Band der LUMINARS-Reihe, die ausschließlich dem Leben und Werk der Gebrüder Jünger gewid- met ist. Dieser Band mit dem Titel ANARCH IM WIDERSPRUCH enthält ne- ben weiteren lesenswerten Studien auch Nachdrucke früher Jüngeria- na. So eine Kurzvita Jüngers von Franz Schauwecker und ein Ge- spräch im Botanischen Garten. Bei- de waren seit über 70 Jahren nicht mehr aufgelegt worden. Fazit: Jün- ger-Freaks und Literaturwissen- schaftlern sehr zu empfehlen. HARALD HARZHEIM Tobias Wimbauer (Hrsg.): Anarch im Widerspruch - Neue Beiträge zu Werk und Leben der Gebrüder Jün- ger (Das Luminar, Band 3), Edition Antaios 2004, 324 S., 30 EUR Verschicken Sie romantische, coole und witzige Bilder per SMS! Jetzt neu bei WEB.DE FreeMail: http://freemail.web.de/?mc=021193 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] literaturkritik.de 08-2004 zu jünger und heidegger
liebe jünger-freunde, hatte ich den text schonmal "rumgeschickt"? oder nicht? je ne sais pas hm. schöne grüße tw literaturkritik.de » Nr. 8, August 2004 » Philosophie und Soziologie "Wie kein anderer erfährt er den Weltkrieg sogleich metaphysisch." Martin Heideggers Bemerkungen zu Ernst Jünger Von Stephan Günzel Unter den Bänden der Heidegger "Gesamtausgabe" ist - seit 1989 die "Beiträge zur Philosophie" erschienen - wohl keines mit derartiger Spannung erwartet worden wie Heideggers Notizen "Zu Ernst Jünger". Bis auf eine öffentliche Rede über "Der deutsche Student als Arbeiter", in dem Heidegger noch als Rektor der Freiburger Universität schlicht den Arbeitsdienst weltanschaulich zu legitimieren sucht, und das Schreiben "Zur Seinsfrage", das auf Jüngers Text "Über die Linie" zu Heideggers 60. Geburtstag antwortet und in dem die berüchtigte 'Durchstreichung' des (Wortes) Sein(s) erfolgt, gibt es nur vereinzelte Hinweise, die sich vor allem in Heideggers Texten zu Nietzsche wiederfinden. Nietzsche ist denn auch die Brille, durch welche Heidegger Jüngers Denken betrachtet. Dabei spricht Heidegger Jünger gar ab, ein 'Denker' zu sein; er sei vielmehr - im Sinne der griechischen Bedeutung von theoria als Schau(en) - ein 'Seher' (oder von Heidegger auch zeitgemäßer formuliert: ein "Späher"), der manches auch 'nicht sehe': "Jünger ist ein Erkennender, aber nirgends ein Denker." Das heißt, 'Denker' denken entweder - entsprechend Heideggers Einschätzung seiner hyperrationalen und -rationalisierten Gegenwart - nur rechnend, oder sie denken über die Gegenwart hinaus. Beides tut Jünger nicht, sondern 'sieht' das, was Nietzsche nur ahnte bzw. nur im Rahmen seiner (historischen) Möglichkeit zu begreifen in der Lage war: Dass nämlich der 'Wille zur Macht' nicht nur eine gegenwärtige und kontingente, sondern schlicht die äußerste Bestimmungsmöglichkeit von Wirklichkeit ist. Dies ist nach Heidegger die Einschränkung der Perspektive beider 'Seher' zugleich, die nicht das 'Sein' (des Seienden) also solches zu fassen in der Lage sind. So verhält sich der Künder der Verflüssigung und des 'In-Bewegung-Setzens' aller Kräfte, Ressourcen und Informationseinheiten (die von Jünger so genannte "totale Mobilmachung") für Heidegger letztlich nur affirmativ gegenüber dem Maschinenzeitalter, anstatt dessen Wesen zu Ende zu denken, das darin besteht, den Menschen als denjenigen oder dasjenige zu entbergen, was oder wer er ist, nämlich: "das auf sich Gestellte" - Heideggers Wortprägung für das Lateinische "Subjectum". Diese Einschätzung überrascht, insofern die doch deutliche Distanznahme dem bisher Gekannten eine neue Akzentuierung verleiht - und hierin liegt sicher der Wert dieses Bandes für die Forschung. Heideggers Einschätzung Jüngers überrascht aber zugleich auch nicht, insofern alles, was er in den Jahren nach dem Überfall auf Polen in die Hand nahm, sich an Nietzsche messen musste und zur Not auch (zu) 'Nietzsche' wurde. Für diesen Vorgang ist Heidegger selbst wiederum nicht blind, sondern rechtfertigt ihn dadurch, das eben nur Nietzsche annähernd an diese Gegenwart herandachte. So nimmt Heidegger dankbar jene Stichworte auf, die er bereits aus Nietzsches Texten heraus versuchte, in einen Begriff zu überführen, stets darauf bedacht, dem Begriff als Wort sein nahe liegendes Denotat zu nehmen: 'Wille zur Macht' sei nicht psychologisch, 'Rasse' nicht biologisch und 'Heroismus' nicht militärisch zu verstehen - alles sei als Begriff vielmehr 'metaphysisch' zu verstehen. Eben in diesem Sinne 'sieht' Jünger nach Heidegger durch die Phänomene seiner Gegenwart hindurch die (metaphysische) Situation, ohne sie jedoch 'denken' zu können. Was jedoch diese Verschiebung ins 'Metaphysische' angeht, so ist diese Wendung weniger geheimnisvoll als sie zunächst erscheinen mag: Es ist der (aus der Innenperspektive wiederum 'metaphysisch' gedachte) aristokratische Affekt, mit dem Hitlerismus und ideologische Kämpfe als Vulgarität in der Ausführung erscheinen, nicht aber in deren 'Bestimmung'. Letztlich wird damit von Heidegger die Weise der Ausführung als Grund der sich abzeichnenden Folgen angesehen, nicht aber die ideologische Zielsetzung selbst. Die Edition gehört in die Vierte Abteilung der "Gesamtausgabe", welche die "Hinweise und Aufzeichnungen" Heideggers enthält. Der Band ist in zwei Teile und einen Anhang unterteilt, wobei den ersten Teil zu lesen eher müßig ist bzw. Kleinarbeit erfordert, die durch Heideggers Hang zur vorwegeilenden Beurteilung nicht immer belohnt wird. Der zweite und wesentlich kürzere Teil umfasst die "Aussprache", die Heidegger im Kreis von Kollegen im Januar 1940 an der Freiburger Universität führte und maßgeblich durch seine Reflexionen zu Jüngers frühen Texten "Das Wäldchen 125", "Auf den Marmorklippen", "In Stahlgewittern", "Die totale Mobilmachung", "Über den Schmerz", "Stahl und Blut" und "Blätter und Steine" sowie Jüngers 'theoretische' Schri
[Juenger-list] literaturkritik.de, 08-2004, rez. zu michael sallinger "wege und zweige"
literaturkritik.de » Nr. 8, August 2004 » Schwerpunkt: Literatur und Erster Weltkrieg » Teilnehmen, Anteil nehmen Michael E. Sallinger begeistert sich für Ernst Jünger und seinesgleichen Von Viktor Schlawenz "Alles mit einer Einleitung Versehene ist unecht", schreibt Michael E. Sallinger in seiner Aphorismensammlung "Wege und Zweige", um dann in seiner Einleitung seinen Buchtitel als Anleihe bei Ernst Jüngers Essay "Blätter und Steine" (1934) zu deuten, "jenem Buche", das "sichtbares Zeichen der Widersetzung gegen die Barbarei des Nationalsozialismus war". Verehrung bis zur Ergriffenheit schlägt dem Leser entgegen, der Sallingers Jünger-Buch aufschlägt, und wer raten müsste, welcher Nationalität der Verfasser wohl ist, würde unweigerlich ausrufen: "Der Kerl muss Österreicher sein!" Denn Produkt dieser seiner ungeschützten Begeisterung für einen ohne Zweifel bedeutenden Zeugen des 20. Jahrhunderts ist - wenn wir ein Wort Karl Heinz Bohrers ummünzen dürfen - eine "Neigung zum Gefühlskitsch", die uns heiter stimmen müsste, würden sich mit ihr nicht die "bedenklichen politischen Auswirkungen solch unkontrollierter Knabenromantik zeigen". Der 1965 im oberösterreichischen Freistadt geborene Jurist ist Hobbypoet und hat auch einmal einige Zeilen aus der Hand seines Meisters empfangen. Er liest Jünger - die beiden Jünger muss man sagen, den Bruder Friedrich Georg auch - mit solcher Inbrunst, dass sein Urteilsvermögen auf der Strecke bleibt: "Völlig unprätentiös", schreibt er über Jüngers späte Tagebücher "Siebzig verweht V", sei "auch dieser Band". Wenn aber ein Band dieses ohnehin schon prätenziösen Tagebuchwerks vergleichsweise distanzlos, manieriert, ausgefallen ist, dann ist es dieser Band fünf, der Jüngers Altersstil, seine unverhohlene Eitelkeit, ja Ruhmsucht, und seine schwerfällige Anekdotik und Aphoristik besonders deutlich hervortreten lässt. Aber das sind Wertungsfragen, die hier vielleicht weniger interessieren sollten als die Frage, was uns ein von Jünger rückhaltlos Begeisterter zu bieten hat. Neue Einsichten in alte Jünger-Texte? Fehlanzeige. Interessante wegsame Zugänge zum uvre? Fehlanzeige. Einblicke ins Milieu? Schon eher. Sallingers Wallfahrten nach Wilflingen und nach Heiligkreuztal, wo sich jedes Frühjahr der Ernst und Friedrich Georg Jünger-Freundeskreis trifft, geben in der Tat einen Eindruck davon, wer bzw. was einen dort erwartet, Verehrung nämlich ("Es sind [...] Personen, die teilnehmen, Anteil nehmen") und Sammlung: "Die Stille des ehemaligen Klosters versammelt zum Wesentlichen." Angelus Silesus' Diktum "Mensch, werde wesentlich", hat sich Sallinger auf seinen Fahnen geschrieben, und natürlich darf da Martin Heidegger nicht fehlen, dessen Existenziallexematik der Verfasser mit kursiv gesetzten, oft ungewollt komischen Prägungen nachzuempfinden sucht: "Eingangs des heurigen Treffens stand die Hinausgabe des Bandes 'Ernst Jünger in Wilflingen'", heißt es da etwa, oder - fast noch schöner - "Der Glaube kennt gerade keinen Verstand, sondern bloß Ein-Gelassenheit." Wer sich einmal eingelassen hat auf diesen seltsamen Gläubigen, der kommt aus dem Staunen nicht heraus, ob Sallinger von Carl Schmitt handelt, von Erhart Kästner, Gottfried Benn oder Armin Mohler, jenem unglückseligen Secretarius Schweizer Provenienz, der - mit politischer Blindheit geschlagen - noch 1941 auf deutscher Seite am Russlandfeldzug teilnehmen wollte. Für Kopfschütteln oder Erheiterung dürften auch die epigonalen Aphorismen des Verfassers sorgen, zum Beispiel die folgende Sentenz in der Jünger-Heidegger-Nachfolge: "Nulla dies sine linea. Auf solche Weise gerät man über die Linie." Wie Talmi oder Modeschmuck einer billigen Bijouterie glitzert auch das Folgende: "Von Paris nach Wilflingen: von den Menschen zum Menschen". Ernst Jünger, der oft sicheres Gespür für die richtige Nähe und Distanz bewies, hätte sich derlei "Betrachtungen" verbeten, einem Worte Sallingers aber wohl aus vollem Herzen zugestimmt: "Niemand haftet für die, die sich auf ihn berufen." Michael E. Sallinger: Wege und Zweige. Studien Verlag, Innsbruck 2003. 184 Seiten, 19,00 EUR. ISBN 3706517582 Verschicken Sie romantische, coole und witzige Bilder per SMS! Jetzt neu bei WEB.DE FreeMail: http://freemail.web.de/?mc=021193 ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list
[Juenger-list] literaturkritik.de august 2004: rez. zu john kings jünger-buch!
literaturkritik.de » Nr. 8, August 2004 » Schwerpunkt: Literatur und Erster Weltkrieg » Die Angst des Leutnants am Katheter John King untersucht Jüngers Kriegstagebuch des Ersten Weltkriegs Von Manu Slutzky "So haben wir mit 20 Mann über hundert Mann erfolgreich bekämpft [sic!], trotzdem wir Anweisung hatten, uns bei überlegener Annäherung zurückzuziehen. Ich muß sagen, ohne mich selbst loben zu wollen, daß ich das nur erreicht habe durch Überlegenheit über die Situation, eiserne Einwirkung auf die Leute und durch Vorangehen beim Ansprung auf den Feind. [...] In solchen Momenten Führer sein mit klarem Kopfe, heißt der Gottähnlichkeit nahe sein. Wenige sind auserlesen." Für Ernst Jünger war der Erste Weltkrieg ein Ort der "Festigung des Selbst" und der Selbstverwirklichung, der "Bestätigung der Welt und des Wortes" im Heroismus, aber auch eine Zeit des Beschreibens und damit Bewältigens der eigenen Ängste und der beklemmenden und "beherrschenden Gegenwart" des Frontgeschehens. John King stellt seiner Dissertation "'Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende?' Writing and Rewriting the First World War" eine Bewertung der Forschungsliteratur zu Ernst Jünger voran, in der er zeigen kann, dass 50 Jahre Jünger-Forschung auch als Spiegel der ideologischen Verwerfungen zu lesen sind, die die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts insgesamt charakterisiert haben: So folgte auf die existentialistischen und humanistischen Lesarten der 50er Jahre eine politische Radikalisierung der Jünger-Rezeption in den 60ern und 70ern bis hin zu den vulgärmarxistischen Thesen Gerda Liebchens (1977), die den Autor im Dienste "imperialistische[r] Herrschaftsinteressen" und "monopolkapitalistische[r] Produktionsverhältnisse" stehen sah. Die partiell polemische, gleichwohl wissenschaftlich-systematische und überdies ergiebige Auseinandersetzung hatte ihren Ursprung bei Karl Prümm (1974) genommen, dem King einerseits Scharfsichtigkeit, andererseits Kurzsichtigkeit bescheinigt, war durch Theweleits "Männerphantasien" (1977) kurzfristig suspendiert worden - wobei sich auch hier "eine Reihe nützlicher Einsichten" finden ließen - und war dann einer sachlichen, genauen, in der Regel werkbiographisch orientierten Forschung gefolgt, die ihren vorläufigen Höhepunkt in Hans-Harald Müllers autorintentionalem Ansatz in "Der Krieg und die Schriftsteller" (1986) gefunden hatte. Die bei weitem folgenreichste Studie war Karl Heinz Bohrers Bielefelder Habilitationsschrift "Die Ästhetik des Schreckens" (im Untertitel "Die pessimistische Romantik und Ernst Jüngers Frühwerk") von 1978 gewesen, die den Autor erstmals im Kontext der Moderne verortete, deren Erkenntnisse King jedoch als defizitär klassifiziert, weil Bohrer "weder Jüngers Schuld gegenüber den klassisch modernen Praktiken der Erkenntnis noch die Beziehung zwischen Jüngers 'Ästhetizismus' und seinem soziokulturellen Kontext" berücksichtigt habe. Ähnlich detailliert und engagiert klopft Kling auf 25 Seiten die Forschungsliteratur nach Brauchbarem ab, mit dem Ergebnis, dass sich seine Dissertation etwas schleppend anlässt (auch der scheppernden Übersetzung wegen). Seine Strategie, Jünger und die eigene Fragestellung zu Jünger erst einmal einzukreisen, verfolgt King dann auch im dritten und vierten Kapitel, die unter anderem das Verhältnis der "Intellektuellen" (Georg Heym, Freud, Rilke, Franz Marc, Hugo Ball, Otto Dix, Johannes R. Becher und Thomas Mann) zum Krieg thematisieren und bei Jünger "imaginäre" (nämlich in die Fantasie) und "wirkliche" Fluchten (in die Fremdenlegien, in den Krieg) unterscheiden. Alles im Grunde Präliminarien, Wiederholungen, Auswertung der Forschungslage, etwas willkürlich, etwas schülerhaft gewiss, aber nicht ohne Erträge. Erst im 5. Kapitel nimmt dann Kings Boot wirklich Fahrt auf: Von nun an geht es um Jüngers Kriegstagebuch, um die authentische Vorfassung seines Erstlings "In Stahlgewittern" (1920), um die primären Aufzeichnungen also, die Jünger an der Front gemacht und für die spätere Veröffentlichung wieder und wieder bearbeitet hat. 1995 erhielt King noch von Jünger selbst die Erlaubnis, den Marbacher Vorlass einzusehen, und Jüngers Witwe, das aus den späten Tagebüchern bekannte "Stierlein", gestattete ihm dann auch, aus dem Kriegstagebuch zu zitieren. King ist damit der erste Literaturwissenschaftler, der detailliert zeigen kann, dass das Kriegstagebuch nicht nur eine "Manuskriptvariante" des Jünger'schen Buches darstellt, sondern auch bislang unbekanntes "biographisches Material" bietet. Am 24. Mai 1917, kurz nachdem Jünger vom kommandierenden Offizier seines Regiments, Oberst von Oppen, "eine Riesenzigarre" wegen einer kleinen Verfehlung bekommen hatte, notierte er in sein Tagebuch: "Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende?" Bis dahin hatte sich bei dem abenteuerlustigen Ex-Abiturienten längst Ernüchterung eingestellt, war Jüngers "Traum heroischer Taten" ausgelöscht und dem Bewusstsein der "tödlichen Tr
[Juenger-list] FAZ heute: Neues zur Burgunderszene
Brennende Stadt Ernst Jünger und Stendhal Die vor kurzem in dieser Zeitung ausgetragene Kontroverse über die faktischen Hintergründe der berüchtigten Vision des brennenden Paris in den Kriegstagebüchern Ernst Jüngers (27. Mai 1944) wirft auch die Frage nach den ästhetischen Wurzeln solcher pseudoneronischer Bilder und Stimmungen auf: "Beim zweiten (Luftangriff), bei Sonnenuntergang, hielt ich ein Glas Burgunder, in dem Erdbeeren schwammen, in der Hand. Die Stadt mit ihren roten Türmen und Kuppeln lag in gewaltiger Schönheit, gleich einem Kelche, der zu tödlicher Befruchtung überflogen wird. Alles war Schauspiel, war reine, von Schmerz bejahte und erhöhte Macht." Der vordergründige, forcierte Zynismus dieser genußvollen Untergangsvorstellung geht in seinem assoziativ-bildhaften Vergleich, der auf dem Kunstgriff einer optischen Überblendung basiert, auf Metaphern des Symbolismus und gleichzeitig auf dessen schnoddrig-kühle Überwindung durch den frühen Benn zurück - in literarischer Hinsicht ist dies ein eher zweifelhaftes Konstrukt. Die langandauernde Faszination dieser Passage läßt sich am besten durch das offensichtliche Bestreben erklären, den Kriegsereignissen tagtraumartig einen Aspekt des Erhabenen abzugewinnen, was um so leichter fiel, als das im Krieg ja nicht zerstörte Paris nur ein allgemeines, symbolisches Katastrophenbild abgeben konnte. Vom unbedingten Willen zur literarischen Stilisierung zeigt auch die erst jetzt bekanntgewordene Tatsache, daß an dem von Jünger angegebenen Tag eben kein Bombenangriff auf Paris stattgefunden hat. Mehr als ein Jahrhundert davor hat ein größerer Schriftsteller, nämlich Stendhal, eine ähnliche Empfindung der ästhetischen Erhabenheit angesichts eines Stadtunterganges ausgedrückt. Im Gegensatz zu Jüngers Paris war der schreckliche Brand von Moskau im Oktober 1812 keine antizipierte, sondern eine reale Katastrophe. Stendhal beschreibt in seinem Brief an seine Schwester Pauline Périer-Lagrange (4. Oktober 1812), wie er und seine Gefährten die Stadt verließen, die "durch den denkbar schönsten Brand beleuchtet war, einen Brand, der eine riesige Pyramide schuf . . . die ihre Spitze im Himmel hatte. Über diesem Gebilde aus Flammen und Rauch sah man den Mond. Es war dies ein imposanter Anblick, aber um sich an ihm zu erfreuen, hätte man allein oder in Gesellschaft intelligenter Menschen sein sollen. Für mich krankt der ganze russische Feldzug am Umstand, daß ich ihn gezwungenermaßen mit Leuten absolvieren muß, für die das Kolosseum oder der Golf von Neapel nichts bedeuten." Die Stendhal-Forschung hat, fasziniert vom zynischen Ästhetizismus des Henri Beyle, den zwar etwas verklausulierten, doch letztlich dechiffrierbaren Hinweis übersehen: Stendhal vergleicht nämlich den Brand Moskaus mit den Ausbrüchen des Vesuvs und mit den im achtzehnten Jahrhundert eingeführten Illuminationen der Engelsburg und des Kolosseums durch Feuerwerke. Dabei weiß man, daß er 1811 bei seinem ersten Neapel-Besuch keinen Vesuvausbruch erlebt hat. Er wollte jedoch unbedingt Zeuge einer feurigen Eruption sein, und als der Vesuv bei seinem nächsten Neapel-Aufenthalt 1817 wiederum ruhig blieb, entschloß sich Stendhal kurzerhand, wie Jünger auch, zu einer kleinen Konfabulation und beschrieb in seinen "Voyages en Italie" einen "Vesuv in Flammen". Stendhals Beschreibung des Brandes von Moskau wiederholt aber das kompositionelle Schema eines gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts populären Genres der Landschaftsmalerei, das die dramatischen Ausbrüche des Vesuvs künstlerisch überhöhte und zum Inbegriff der Naturgewalt stilisierte. Der deutsche Maler und Freund Goethes Jakob Philipp Hackert, der Franzose Volaire und last, but not least der Engländer Joseph Wright of Derby hielten in zahllosen Gemälden das schrecklich-erhabene Schauspiel eines nächtlichen Vesuvausbruches inklusive Feuerpyramide und der blassen Mondscheibe fest. Hackert und Wright of Derby malten auch gleichzeitig als Pendants zu den neapolitanischen Ansichten die römischen Feuerwerke in einer Art und Weise, die an einen symbolischen Stadtbrand, ähnlich den Feuerpyramiden über dem Vesuv, denken ließ. Stendhal hat als Anhänger der Ästhetik des Erhabenen dieses ihm gut bekannte Kompositionsschema auf das Bild des brennenden Moskau übertragen. Im Tagebuch der Pariser Belagerung und der Kommunezeit (1870/1871) von Edmond de Goncourt finden wir schließlich unerwartet das fehlende Bindeglied zwischen Stendhal und Jünger. Am 24. Mai 1871 blickt Goncourt auf das brennende Paris der letzten Kämpfe der Pariser Kommune: "Den ganzen Tag betrachte ich durch die Lichtung von Bäumen den Brand von Paris: ein Brand, der im Dunkel der Nacht an jene neapolitanischen Aquarelle erinnert, die auf schwarzem Papier einen Ausbruch des Vesuvs darstellen." Der Vergleich mit dem Vesuvausbruch wird hier aber im betont nüchternen Ton vorgetragen und ist eher nur der antiquarischen Erudition geschuldet. F
[Juenger-list] rezension zu jünger/heidegger in literaturkritik/august 2004
liebe jünger-freunde, in der kommenden ausgabe von literaturkritik.de (august 2004) findet sich nachstehende rezension zu jünger/heidegger. beste grüße, tobias wimbauer www.waldgaenger.de Druckversion der Seite http://www.literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=7280 literaturkritik.de » Nr. 8, August 2004 "Wie kein anderer erfährt er den Weltkrieg sogleich metaphysisch." Martin Heideggers Bemerkungen zu Ernst Jünger Von Stephan Günzel Unter den Bänden der Heidegger "Gesamtausgabe" ist - seit 1989 die "Beiträge zur Philosophie" erschienen - wohl keines mit derartiger Spannung erwartet worden wie Heideggers Notizen "Zu Ernst Jünger". Bis auf eine öffentliche Rede über "Der deutsche Student als Arbeiter", in dem Heidegger noch als Rektor der Freiburger Universität schlicht den Arbeitsdienst weltanschaulich zu legitimieren sucht, und das Schreiben "Zur Seinsfrage", das auf Jüngers Text "Über die Linie" zu Heideggers 60. Geburtstag antwortet und in dem die berüchtigte 'Durchstreichung' des (Wortes) Sein(s) erfolgt, gibt es nur vereinzelte Hinweise, die sich vor allem in Heideggers Texten zu Nietzsche wiederfinden. Nietzsche ist denn auch die Brille, durch welche Heidegger Jüngers Denken betrachtet. Dabei spricht Heidegger Jünger gar ab, ein 'Denker' zu sein; er sei vielmehr - im Sinne der griechischen Bedeutung von theoria als Schau(en) - ein 'Seher' (oder von Heidegger auch zeitgemäßer formuliert: ein "Späher"), der manches auch 'nicht sehe': "Jünger ist ein Erkennender, aber nirgends ein Denker." Das heißt, 'Denker' denken entweder - entsprechend Heideggers Einschätzung seiner hyperrationalen und -rationalisierten Gegenwart - nur rechnend, oder sie denken über die Gegenwart hinaus. Beides tut Jünger nicht, sondern 'sieht' das, was Nietzsche nur ahnte bzw. nur im Rahmen seiner (historischen) Möglichkeit zu begreifen in der Lage war: Dass nämlich der 'Wille zur Macht' nicht nur eine gegenwärtige und kontingente, sondern schlicht die äußerste Bestimmungsmöglichkeit von Wirklichkeit ist. Dies ist nach Heidegger die Einschränkung der Perspektive beider 'Seher' zugleich, die nicht das 'Sein' (des Seienden) also solches zu fassen in der Lage sind. So verhält sich der Künder der Verflüssigung und des 'In-Bewegung-Setzens' aller Kräfte, Ressourcen und Informationseinheiten (die von Jünger so genannte "totale Mobilmachung") für Heidegger letztlich nur affirmativ gegenüber dem Maschinenzeitalter, anstatt dessen Wesen zu Ende zu denken, das darin besteht, den Menschen als denjenigen oder dasjenige zu entbergen, was oder wer er ist, nämlich: "das auf sich Gestellte" - Heideggers Wortprägung für das Lateinische "Subjectum". Diese Einschätzung überrascht, insofern die doch deutliche Distanznahme dem bisher Gekannten eine neue Akzentuierung verleiht - und hierin liegt sicher der Wert dieses Bandes für die Forschung. Heideggers Einschätzung Jüngers überrascht aber zugleich auch nicht, insofern alles, was er in den Jahren nach dem Überfall auf Polen in die Hand nahm, sich an Nietzsche messen musste und zur Not auch (zu) 'Nietzsche' wurde. Für diesen Vorgang ist Heidegger selbst wiederum nicht blind, sondern rechtfertigt ihn dadurch, das eben nur Nietzsche annähernd an diese Gegenwart herandachte. So nimmt Heidegger dankbar jene Stichworte auf, die er bereits aus Nietzsches Texten heraus versuchte, in einen Begriff zu überführen, stets darauf bedacht, dem Begriff als Wort sein nahe liegendes Denotat zu nehmen: 'Wille zur Macht' sei nicht psychologisch, 'Rasse' nicht biologisch und 'Heroismus' nicht militärisch zu verstehen - alles sei als Begriff vielmehr 'metaphysisch' zu verstehen. Eben in diesem Sinne 'sieht' Jünger nach Heidegger durch die Phänomene seiner Gegenwart hindurch die (metaphysische) Situation, ohne sie jedoch 'denken' zu können. Was jedoch diese Verschiebung ins 'Metaphysische' angeht, so ist diese Wendung weniger geheimnisvoll als sie zunächst erscheinen mag: Es ist der (aus der Innenperspektive wiederum 'metaphysisch' gedachte) aristokratische Affekt, mit dem Hitlerismus und ideologische Kämpfe als Vulgarität in der Ausführung erscheinen, nicht aber in deren 'Bestimmung'. Letztlich wird damit von Heidegger die Weise der Ausführung als Grund der sich abzeichnenden Folgen angesehen, nicht aber die ideologische Zielsetzung selbst. Die Edition gehört in die Vierte Abteilung der "Gesamtausgabe", welche die "Hinweise und Aufzeichnungen" Heideggers enthält. Der Band ist in zwei Teile und einen Anhang unterteilt, wobei den ersten Teil zu lesen eher müßig ist bzw. Kleinarbeit erfordert, die durch Heideggers Hang zur vorwegeilenden Beurteilung nicht immer belohnt wird. Der zweite und wesentlich kürzere Teil umfasst die "Aussprache", die Heidegger im Kreis von Kollegen im Januar 1940 an der Freiburger Universität führte und maßgeblich durch seine Reflexionen zu Jüngers frühen Texten "Das Wäldchen 125", "Auf den Marmorklippen", "In Stahlgewittern",
[Juenger-list] Zum Tod von Henri Plard
Liebe Juenger-Freunde, Juengers langjaehriger Freund und Uebersetzer, der franzoesische Germanist Henri Plard, ist, wie ich erst jetzt erfuhr, im Mai in Bruessel verstorben Plard hat die meisten der franzoesischen Juenger-Ausgaben uebersetzt. Juenger sagte von ihm, das er sein Werk besser kenne als der Autor. 1988 kam es zu einem boesen Eklat, ausgerechnet in Freiburg. Plard sagte sich los von Juenger, mit gar nicht netten Worten. Aber, das moechte ich hier einflechten, Plard hat spaeter bereitwillig und ausfuehrlich auf alle Juenger betreffenden Fragen Auskuenfte erteilt, er war mir bei mancher Frage im Juenger-Register behilflich und darueberhinaus grosszuegig was das Beschenken mit "Materialien" anbelangt.. Seinen 88er Groll gegen Juenger wollte er spaeter nur! noch als Groll gegen Juengers Verlag, Klett-Cotta, gelten lassen - gegen die "Juenger-Juenger" hatte er da nicht mehr viel einzuwenden; aber egal: Tempi passati. Nachrufe sind bislang keine erschienen. Auch im Netz nur Schweigen. Sollte ich etwas finden, sende ich es ueber die juenger-list. Wenn jemand die Gazetten in Frankreich verfolgt, so waere es fein zu erfahren, ob dort etwas erschienen ist. Denn Plard hat - Zerwuerfnis hin oder her - doch wirklich grosse Verdienste fuer Juengers Werk und Geltung in unserm schoenen Nachbarland. Viele Gruesse rundherum, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de
[Juenger-list] Ausstellung zu Horst Michel (Ernst Jünger, Gärten und Strassen, Schutzumschlaggestalter)
Eine Ausstellung über den Gestalter des Schutzumschlags von Jünger GÄRTEN UND STRASSEN. Herzl.Gruß, TW DER TAGESSPIEGEL, 08.06.2004 Eierbecher zu Schnapsgläsern Horst Michel entwarf den DDR-Alltag - gegen den Widerstand der SED. Eine Ausstellung in Berlin Von Bodo Mrozek Die DDR gilt im Rückblick nicht gerade als ein Hort der schönen Form. Plaste und Elaste aus Schkopau, Wartburg und Schlagersüßtafel: Den meisten gestalterischen Errungenschaften des real existierenden Sozialismus trauern allenfalls hart gesottene Ostalgiker hinter her. Wer verstehen will, warum der Sozialismus sein avantgardistisches Erbe von Rodschenko bis zum Bauhaus mit Füßen trat, kommt an Horst Michel nicht vorbei. Der ostdeutsche Grafiker und Produktdesigner (19041989), an den die Sammlung Industrielle Gestaltung nun mit einer Retrospektive erinnert, war nicht nur eine zentrale Figur des DDR-Designs. Durch seine Biografie verlaufen auch idealtypisch die folgenschweren Brüche und Verwerfungen, die zur deutschen demokratischen Formgebung in all ihrer Zwiespältigkeit führten. Michel begann 1924 mit Textilentwürfen und Typografie: Die mit feinem Pinselstrich gezogenen Krawattenmuster und rot karierten Herrentaschentücher sind kleine filigrane Meisterwerke. Auf Buchumschlägen des Gustav Kiepenheuer Verlages findet sich Michels Signatur hm immer wieder: neben antiken Heldenhelmen auf den Geschichtsbüchern Leopold von Rankes, auf Ernst Jüngers Gärten und Straßen oder Arnold Gehlens Der Mensch. Irritierend wirkt ein brauner Ornamentbogen von 1943 mit heraldischen Adlern, die deutliche Anklänge an die NS-Symbolik zeigen. Zwar erklärte Michel nach 1945, niemals Mitglied einer NS-Organisation gewesen zu sein. Doch sein Werk ist nicht frei von Einflüssen brauner Symbolik. Die Ausstellung beleuchtet erstmals auch diese Zeit, die vorhergehende Werkausstellungen unterschlagen hatten. Als nach dem Krieg das Bauhaus zunächst in Weimar neu aufgebaut werden sollte, beauftragt man ausgerechnet den Bauhaus-fernen Michel mit Entwürfen für ein neues Logo. Es entstehen drei stilisierte Ziegelsteine in schwarz und rot. Hatte er bis dahin nur in der Fläche gewirkt, so gestaltet er nun erstmals räumliche Objekte. Eine der ersten Nachkriegsarbeiten ist das Re-Design der Schreibmaschine Optima. Der Vorgängertyp M8 stand in den Amtsstuben der Nazis. Michel rundet die Form zu einem weniger technokratischen Gehäuse ab. Solche frühen Entwürfe befanden sich noch auf Augenhöhe mit dem internationalen Design. Warum es anders kam, illustriert die Geschichte des Misserfolgs des Mehrzweck-Geschirrs Angelika. Die Garnitur folgte Michels vom Weben abgeleiteten Anspruch an Materialgerechtheit und industrielle Technik. Die leicht konkaven Deckel der in Wagenfeldscher Schlichtheit gehaltenen Behälter ließen das beim Brennen typische Einsinken zu und vereinfachten so die Produktion. Tassen dienten im Kühlschrank als Vorratsdosen, Kannen als Blumenvasen und Eierbecher als Schnapsgläser. Eine Kommission schmetterte den Entwurf 1951 ab: Die Nachkriegszeit mit ihren Notlösungen sei vorbei, der Bauer wolle seinen Schnaps nicht aus Eierbechern trinken, und auch für den Arbeiter sei das Beste gerade gut genug. Michels Entwurf im Stil der klassischen Moderne sehe aus wie Hitlers Kantinengeschirr. Der Sozialismus verlange aber nach einem schönen Geschirr und einem noch schöneren am Sonntag. Dieses Verdikt folgte der unseligen Formalismusdebatte. Es markierte den Beginn eines neuen realsozialistischen Biedermeier und das Ende für Angelika. Michel ging den Weg der Anpassung. Welche ästhetischen Opfer er bringen musste, beweist das Schicksal einer Blumenvase von 1946. Die klassisch proportionierte weiße Form wurde mit bäuerlichen Blümchenornamenten verunstaltet. Der Folklorismus entsprach den stalinistischen Geschmacksvorgaben und wurde ebenso wie Stechschritt und preußische Uniformen als antiwestliche Rückbesinnung auf nationale Traditionen propagiert. Es wirkt wie der Beleg einer alltagsästhetischen Totalitarismusthese, dass Michel moderne Entwürfe in der Schublade lassen musste und stattdessen Ornamente aus brauner Zeit neu auflegen durfte: schlichte Balkenmuster, erdige Farbtöne und florales Gekräusel. Im Neuen Deutschland plädierte noch 1962 die Brecht-Sängerin Gisela May in einem Leserbrief: Wir lieben den Sozialismus. Aber lasst uns auch graue Farben und weiße Vasen und asketische Stühle. Trotz solcher Proteste wirkten die Grundsätze des Formalismusplenums von 1950 bis weit in die Sechzigerjahre hinein. Das DDR-Design erholte sich davon nie wieder völlig. Michel schuf sich mit den Gelben Heften für Design zwar ein Forum, in dem er den Kitsch geißelte und eigene Entwürfe propagierte. Doch auch seine zusammenklappbaren Möbel für den neuen Plattenbau wurden nicht verwirklicht man zog die Schrankwand vor. Michels bekannteste Objekte sind rote und blaue Kerzenleuchter, deren transpa
[Juenger-list] LUMINAR 3 ist erschienen!
Liebe Freunde, endlich ist LUMINAR 3 erschienen! Am besten gleich hier bestellen http://www.edition-antaios.de Ich wünsche anregende Lektüre! Herzliche Grüße! Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de DAS LUMINAR. Band 3 Tobias Wimbauer (Hrsg.): Anarch im Widerspruch. Neue Beiträge zu Werk und Leben der Gebrüder Jünger 324 Seiten, Mai 2004, Schnellroda: Edition Antaios ISBN 3-935063-53-9 Inhalt: -Vorwort, S. 7 -Friedrich Georg Jünger: Besatzung 1945, S. 9-22 -Tobias Wimbauer: Kelche sind Körper. Der Hintergrund der "Erdbeeren in Burgunder"-Szene, S. 23-69 -Peter Bahn: "Doch blieb er im Kern Theologe". Begegnungen Friedrich Georg Jüngers mit Friedrich Hielscher, S. 71-87 -Franz Schauwecker: Ernst Jünger, S. 89-94 -Wojciech Kunicki: Das Geschichtsbild Ernst Jüngers, S. 95-110 -Helmut Lethen: Jüngers Desaster im Kaukasus, S. 117-169 -Wilhelm Marquardt: Als Gefechtsläufer bei Ernst Jünger im Sommer 1918, S. 171-188 -Wilhelm Marquardt: Wie ich zu Ernst Jünger kam (1934), S. 188-190 -Wilhelm Marquardt: Mit Ernst Jünger am Wäldchen 125 (1934), S. 190-192 -Ernst Jünger: Briefe an Wilhelm Marquardt und seine Familie, S. 192-193 -Martin Thoemmes: Sokratische Existenz. Biographische Notizen zu Leonhard Fischer, S. 195-198 -Leonhard Fischer: Vom Verlust der Autorität, S. 199-211 -Thomas Rohkrämer: Nihilismus und Wille zur Macht. Zum Verhältnis von Sinnkrise und Schaffensfreude beim frühen Ernst Jünger, S. 213-233 -Tobias Wimbauer: Ernst Jüngers Prosastück "Ortners Erzählung", S. 235-241 -Piet Tommissen: Ernst Jüngers Friedensschrift. Versuch einer Rekonstruktion ihrer Geschichte und ihres Schicksals, S. 243-289 -Ernst Jünger: Eidesstattliche Erklärung, 22. Sept. 1947, S. 290-291 -Ernst Jünger: Ansprache, 26. August 1984, S. 292 -Tobias Wimbauer: Register zu Ernst Jünger, "Autor und Autorschaft", Nachträge, S. S.293-313 -Register zu Luminar 3, S. 315-324
[Juenger-list] Jünger "Strahlungen" ist Hörspiel des Monats!
Herzliche Grüße rundum! Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Hörfunk: Meldung 01.06.2004 "Strahlungen" Hörspiel des Monats Mai 2004 Aktuelle hr2-Produktion mit Hermann Kretzschmar ausgezeichnet Das von hr2, der Kulturwelle des Hessischen Rundfunks (hr), produzierte und am 5. Mai 2004 in hr2 urgesendete Hörspiel "Strahlungen" nach den gleichnamigen Tagebüchern von Ernst Jünger ist von der "Deutschen Akademie der Darstellenden Künste" zum Hörspiel des Monats Mai gekürt worden. Textliche Grundlage des Hörspiels sind kurze Passagen über Liebe und Kunst, Flora und Fauna, Traum und Krieg sowie die Stadt Paris während der deutschen Besatzung, die der deutsche Schriftsteller Ernst Jünger zwischen 1939 und 1946 aufgeschrieben und 1949 publiziert hat. Regie und Komposition des "hochartifiziellen Wort-Musik-Werks" stammen von dem Frankfurter Komponisten, Musiker und Hörspielmacher Hermann Kretzschmar. Verantwortlicher hr-Redakteur war Manfred Hess. Laut Jury verleihe Kretzschmar "mit seinen "minimalistischen, fast rituellen und sehr eindringlichen Neukompositionen Jüngers kalten Eintragungen eine ganz neue, klassisch strenge Ästhetik". Mit seiner "Hörspielkammeroper" sei ihm ein "unerhörtes Radiokunstwerk" gelungen, "das sich durch seine Radikalität und Strenge vom gegenwärtigen Hörspielmainstream mit seinen vielfältigen Kriegs- und Liebesgeschichten deutlich absetzt." "Strahlungen", heißt es in der Begründung weiter, "ist keine Literaturadaption mehr, sondern ein ebenso individuelles wie rätselhaftes und irritierendes Hörwerk, das auch ausgehalten werden will". Die in Frankfurt am Main ansässige "Deutsche Akademie der Darstellenden Künste" repräsentiert seit rund vierzig Jahren die deutsche Schauspielkunst. Ihre Mitglieder beurteilen unter anderem seit 1977 monatlich alle Ursendungen von Hörspielen und wählen das bemerkenswerteste zum "Hörspiel des Monats". Hessischer Rundfunk Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Bertramstraße 8 60320 Frankfurt/Main Telefon 069/155 27 82 Telefax 069/155 21 26 E-Mail:pressestelle...@hr-online.de
[Juenger-list] Ernst Jünger-Preis 2004 an Günter Ebert
Schöne Grüße! Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Quelle: http://de.news.yahoo.com/040526/336/41tny.html Mittwoch 26. Mai 2004, 11:52 Uhr Schmetterlingsforscher erhält mit 5000 Euro dotierten Landespreis Riedlingen (ddp-bwb). Der Karlsruher Schmetterlingsforscher Günter Ebert erhält den mit 5000 Euro dotierten Ernst-Jünger-Preis für Entomologie. Wissenschafts-Staatssekretär Michael Sieber (CDU) überreichte den Preis laut Mitteilung des Ministeriums am Mittwoch im Schloss des Freiherrn von Stauffenberg bei Riedlingen. Seit 1985 beweist das Land Baden-Württemberg sein Herz für die Insektenkunde. Damals wurde der Preis zum 90. Geburtstag des Dichters Ernst Jünger gestiftet, der zugleich ein leidenschaftlicher Insektenforscher war. Der diesjährige Preisträger begann im Jahr der Preisstiftung, sich an der Kartierung der Schmetterlingsarten Baden-Württembergs zu beteiligen. Inzwischen liegen das mehrbändige Standardwerk «Schmetterlinge Baden-Württembergs» und eine umfangreiche Landesdatenbank vor, an denen auch zahlreiche ehrenamtliche Helfer mitgearbeitet haben. Sie seien Grundlage für den praktischen Artenschutz in Baden-Württemberg, lobte Siebert. Der Ernst-Jünger-Preis wird in dreijährigem Turnus verliehen. Die Preisträger müssen nicht aus Baden-Württemberg stammen.
[Juenger-list] F.A.Z. 22.05.2004 T.Wimbauer: "Ernst Jünger und Dorian Gray" / zu LUMINAR 3 und der Burgunderszene
Herzliche Grüße! Tobias Wimbauer Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22.05.2004, Nr. 118 / Seite 8: Ernst Jünger und Dorian Gray Zu Martin Thoemmes' Rezension ("Liebe statt Bomben", F.A.Z. vom 10. April) meiner Studie zur sogenannten "Burgunderszene" von Ernst Jünger haben sich einige Leser zu Wort gemeldet. Besonders dankbar bin ich für den Brief der Leserin Jutta Türcke (F.A.Z. vom 27. April), da sie mit ihren Tagebuchnotizen aus Paris meine These bestätigt, daß es am 27. Mai 1944 "bei Sonnenuntergang", wie Jünger schreibt, keine Angriffe auf Paris gab. Sie liefert mit ihrem Brief jenes letzte Steinchen im Mosaik, das mir noch fehlte. Leser Dr. Florian Walch (F.A.Z. vom 19. April) behauptet, meine Studie "schafft es . . . nicht, den Autor . . . in ein rechtes Licht zu rücken", und man müsse auf eine angemessene Rezeption "noch lange warten". Dies ist eine erstaunliche Aussage, zumal Dr. Walch meine Untersuchung noch gar nicht kennen kann. Der sie enthaltende Band ("Anarch im Widerspruch. Neue Beiträge zu Werk und Leben der Gebrüder Jünger") wird in diesen Tagen erst ausgeliefert. Die von Dr. Walch angemahnte Berücksichtigung der Jüngerschen Notate vom Vortrag und des Schlußsatzes der Burgunderszene rennt offene Türen ein, gehe ich doch in meiner Studie ausführlich auf beides ein. Schließlich verweist der Leser Thorsten Kraechau (F.A.Z. vom 6. Mai) völlig zu Recht auf eines der literarischen Vorbilder der Szene: Prousts entsprechende Passage in "Die wiedergefundene Zeit". Die von Martin Thoemmes geschilderten Ergebnisse meiner Studie (keine Bombardierungen, die Affäre Sophie Raveux) sind nur Teilaspekte meiner Untersuchung. Neben diesen historisch-biographischen Details geht es mir vor allem darum, die Burgunderszene in eine, wie sich zeigt ehrwürdige, literarische Tradition einzureihen, die das gängige Vorurteil von "Jüngers singulärem ästhetizistischen Barbarismus" widerlegt. Meine These ist: Für seine Schilderung greift Jünger auf verschiedene literarische Vorbilder und Prätexte zurück, so vor allem auf Proust - der beinahe exakt dieselbe Szenerie beschreibt -, sodann auf Oscar Wilde - hier ist es vor allem der Gestus, aber auch das Glas Burgunder, durch das Dorian Gray in jenem Moment blickt, als er mit unangenehmer Wahrheit herausrücken will -, auf die in diesen Tagen gelesene Apokalypse (die Burgunderszene kann auch als Weihehandlung verstanden werden) sowie auf eigenes, früheres Erleben, das er kopiert. Übrigens schildert auch E. T. A. Hoffmann in seinem Tagebuch (26. August 1813) Kämpfe napoleonischer Truppen, die er vom Hotelfenster aus beobachtet, indes er ein Glas Wein in Händen hält. Parallelen in den Tagebüchern Gretha Jüngers weisen auf die Liebesdeutung hin. Die von Jünger in der Burgunderszene und ihrem Kontext verwendeten Metaphern und Symbole sind traditionsreiche Elemente des Sprach- und Bilderreservoirs der Liebe, was ich anhand literarischer Beispiele und ausgehend von Roland Barthes' "Fragmenten einer Sprache der Liebe" darstelle. Tobias Wimbauer, Herausgeber von "Das Luminar", Hagen/Westfalen
[Juenger-list] FAZ 12.05.04 Carl Schmitts Begriff des Politischen
Liebe Jünger-Freunde, nachstehender Artikel über Carl Schmitt erscheint morgen in der FAZ. Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.05.2004, Nr. 110 / Seite N3 Dunkler Erblasser Wo der Staat seine Grenzen überschreitet, wartet Carl Schmitt Es seien vor allem "die sich vom Staatsbegriff lösenden Aspekte seiner Schriften, die Carl Schmitt heute interessant machen", schreibt der Freiburger Verfassungsrechtler Christoph Schönberger zum ersten Abschnitt von Schmitts 1932 erschienener Schlüsselschrift "Der Begriff des Politischen" (in: Reinhard Mehring Hrsg., Carl Schmitt, Der Begriff des Politischen. Ein kooperativer Kommentar, Akademie Verlag, Berlin 2003). Schmitts Werk, das die Problematik des moralisch-humanitären Interventionsvölkerrechts ebenso aufwirft wie die des internationalen Terrorismus, biete "in seiner Bundeslehre eine Theorie föderaler Systeme an, die nicht mehr auf den Staatsbegriff ausgerichtet ist und die unbrauchbaren Dichotomien von Staatenbund und Bundesstaat hinter sich läßt". Läßt sich am Ende also bei Carl Schmitt nachlesen, was wir über die Auflösung des Staatlichen im Supranationalen, über die politische Gestalt Europas schon immer wissen wollten? Weiß das Werk des umstrittenen Rechtsdenkers sogar, wie Christoph Schönberger vermutet, oft mehr über heutige Problemstellungen, als es sagt? Mehr also auch über das komplexe europäische Mehrebenensystem mit seiner, so Horst Dreier, "den Nationalstaat transzendierenden Hoheitsgewalt"? Vielleicht sind selbst Carl Schmitts konzeptionelle Antworten in den Strukturen der EU schon längst ebenso gegenwärtig wie ihr Autor selbst in aktuellen juristisch-politischen Globalisierungs- und Europäisierungsdebatten. In einem kühnen Zugriff hat der in Bremen und Florenz lehrende Rechtswissenschaftler Christian Joerges die verschlungenen Einflußlinien der von Schmitt vorgelegten Großraumtheorie auf das europäische Integrationsprojekt der Nachkriegszeit nachgezeichnet ("Europe a Großraum? Shifting Legal Conceptualisations of the Integration Project", in: Christian Joerges/Navraj Singh Ghaleigh, Hrsg., Darker Legacies of Law in Europe. The Shadow of National Socialism and Fascism over Europe and its Legal Traditions, Hart Publishing, Oxford and Portland, Oregon, 2003). Anfang April 1939, wenige Tage nach dem Einmarsch deutscher Truppen in Prag, hatte Schmitt bei einer Tagung der "Reichsgruppe Hochschullehrer des Nationalsozialistischen Rechtswahrerbundes" in Kiel erstmals sein "echtes, Interventionen raumfremder Mächte abwehrendes Großraumprinzip" vorgestellt. Vor dem politischen Hintergrund der Installation des "Protektorats Böhmen und Mähren" und der Gründung des pseudosouveränen slowakischen Staates erregte das Referat die Aufmerksamkeit der in- und ausländischen Presse. Noch im gleichen Monat erschien der Text unter dem Titel "Völkerrechtliche Großraumordnung mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte" im Druck. Beim Entwurf seines Raumkonzepts stützte sich Schmitt auf eine eigenwillige Interpretation der 1823 verkündeten amerikanischen Monroe-Doktrin. Entscheidend war für ihn dabei, wie Hasso Hofmann schon 1964 in seiner klassischen Studie "Legitimität gegen Legalität" nachgewiesen hat, weniger die von der Monroe-Doktrin implizierte geographische Großraumvorstellung, sondern die Verknüpfung der "Vorstellung der Raumverteilung mit einer zukunftsträchtigen politischen Idee". Vom Staat zum Großraum Das völkerrechtliche Paradigma der Koordination gleichberechtigter souveräner Staaten sei hinfällig geworden, so Schmitts These, auszugehen sei nun von verschiedenen Großräumen, in denen jeweils ein Reich als politisch führende Macht agiert. Bei Schmitts völkisch-radikalen Konkurrenten aus der Führungsgruppe des SD, die seinen rasanten Aufstieg in der Hierarchie des "Dritten Reiches" schon Ende 1936 jäh beendet hatten, stieß der Reichsbegriff als Grundlage eines neuen Völkerrechts auf scharfe Kritik. Schmitt suchte, wie Reinhard Mehring hervorhebt, "die gegenwärtigen Machtverhältnisse damit erneut als politische Ordnung und Rechtsverhältnis zu fassen" ("Carl Schmitts Rechtsbegriff", in: Der Staat, Heft 1, 2004, Duncker & Humblot, Berlin 2004). Für völkische Propagandisten wie Reinhard Höhn und Werner Best steckte in einer solchen Konzeption noch entschieden zuviel Staat. Zwischen den Großräumen und ihren "Führungsvölkern", so Best, könne es kein allgemeines Völkerrecht mehr geben, sondern lediglich die Regelung von Interessen. Schmitts "Großraum" wurde in Bests die deutsche Vernichtungs- und Ausrottungspolitik legitimierendem Entwurf zum "Lebensraum", der sich völkerrechtlichen Kategorien gänzlich entzieht.Ihre suggestive Plausibilität gewannen Schmitts Ausführungen erst vor dem Hintergrund der zeitgenössischen Debatten zur Großraumwirtschaft. Horst Dreier hat dies unlängst in einer Analyse der wechselnden Bedeutungen und Funktionen des Raumbegriffs prägnant herausge
[Juenger-list] DIE WELT 8.Mai 2004 über Jünger-Nebel Briefwechsel
Schöne Grüße rundherum! Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Die WELT, 8. Mai 2004 Demos heißt die Kanaille Sie waren die Deutschen Meister im Ressentiment: Briefwechsel zwischen Ernst Jünger und Gerhard Nebel von Wolf Lepenies In einigen rauschhaften Tagen", schreibt ein Kölner Lehrer im Juni 1938 an Ernst Jünger, habe er einen Essay über ihn verfasst. Er bittet Jünger um sein Urteil und schließt den Brief mit dem Wunsch, den Autor bald kennen zu lernen und mit ihm "dem Herrn Dionysos ein Trankopfer darzubringen". So beginnt ein Briefwechsel, der in weiten Teilen zu einem mythenschweren Besäufnis wird. Regelmäßig ist in dieser Korrespondenz, die bis 1974, dem Todesjahr Nebels, reicht, von Rauch- und Trankopfern die Rede. Im Klartext: Es wird gesoffen und gequalmt, dass es eine Art hat. "Erwartungsvoller Durst" steht am Anfang jeder Begegnung und ein Kater oft genug an ihrem Ende. Die Dauer von Besuchen wird nach "Flaschenlängen" gezählt. Eine 37er Johannisberger Trockenbeeren-Auslese wird zum Spanferkel geleert, zwischen zwei Flaschen Burgunder wird Whisky gekippt, und zur Not muss Rübenschnaps herhalten, um "delische Tiefen" zu erreichen. Nebels Besuch in badischen Weinbergen endet 1949 mit dem Absingen alter Soldatenlieder: "Siegreich wolln wir Frankreich schlagen" - wie neun Jahre zuvor. Dieses fast 1000 Seiten umfassende Buch - auf jede Briefseite kommt eine Seite Kommentar - verlangt allerdings eine nüchterne Lektüre. Der Briefwechsel nach Kriegsende erinnert den heutigen Leser daran, wie schwer die zweite deutsche Republik es hatte, sich gegen das Ressentiment derer zu behaupten, die schon die Weimarer Republik bekämpft hatten. 1947 schrieb Hans Paeschke, der Herausgeber des neu gegründeten "Merkur", an Nebel: "Junge! Junge! Wenn Ihr so weitermacht, seid Ihr übermorgen beim neuen Widerstand, und der tote Adolf kann sich freuen." Diese Mahnung führt auf eine falsche Fährte. Die Korrespondenz zwischen Jünger und Nebel ist nicht das Dokument eines auf Revanche zielenden Neofaschismus. Wie unter Schock schwören beide Briefpartner unmittelbar nach dem Krieg der "Vaterländerei" ab; selbst eine "angelsächsische Weltorganisation" wird zur Not hingenommen. Jünger wie Nebel sind anarchische Temperamente, die versuchen, geistiges Terrain wiederzugewinnen. Im Rückblick auf die Nazizeit sehen sie sich im "inneren Widerstand". Attacken gegen die Weimarer Republik empfinden sie immer noch als ehrenhaft. Zum Haltepunkt inmitten allgemeiner Orientierungslosigkeit wird für sie das Ressentiment gegen die neu entstehende Demokratie. Der Demos - das ist die Kanaille. Mit Jünger und Nebel treffen ein Anarchist und ein Vagabund aufeinander. Gerhard Nebel jagte am Viktoriasee und arbeitete als Barkeeper in Tanganjika, wurde im Weltergewicht deutscher Meister im Hochschulboxen und promovierte in Heidelberg über "Plotins Kategorien der intelligiblen Welt". Er wurde als Leser und Lehrer zu einem glühenden Verehrer der Antike - und blieb ein Außenseiter der philologischen Zunft. In Nebels Heimatstadt Koblenz war Joseph Breitbach, dessen Schwester er beinahe geheiratet hätte, sein Mitschüler; zu den Studienfreunden zählten der Philosoph Hans Jonas und die Soziologen Siegfried Landshut und Talcott Parsons; Heinrich Böll erinnerte sich an ihn als einen Lieblingslehrer, und Karl Jaspers war des Lobes voll über Nebels Tagebücher, die er denen Jüngers vorzog. Nebel war erst Mitglied der SPD und der Sozialistischen Arbeiterpartei und später der NSDAP. Nach dem Krieg wurde er schnell entnazifiziert. Sein Lieblingstier war das Chamäleon - aber Nebel war kein Anpasser. 1939, als es noch gefährlich war, nannte er Carl Schmitt eine "Hure der jeweiligen politischen Macht", und 1946, als es wieder gefährlich war, schrieb Nebel an Jünger, er habe Carl Schmitt schätzen gelernt. Nebel verabscheute das Militär und vor allem den deutschen Generalstab. Der Hauptmann Jünger duldete Nebel, das typische "Etappenschwein", dennoch, weil dieser den Krieg als "Elementarereignis" bejahte. Zur Entfremdung zwischen ihnen kam es, weil Nebel, der "Lautsprecher Europas", wie Jüngers Sekretär Armin Mohler ihn verspottete, seinen Mund nicht halten konnte. Klatsch und Tratsch zogen ihn magisch an. "Abenteuer des Geistes" hatte Nebel sein 1949 erschienenes Buch über Jünger genannt. Er pries Jünger als den größten "lebenden Mythologen" und prophezeite ihm den Nobelpreis. Zugleich wollte Nebel kein Eckermann sein; er war mutig genug, nicht nur Jüngers Bibelinterpretation, sondern auch seine falschen Partizipialkonstruktionen zu kritisieren. Ernst Jünger konterte: Auch Goethe habe Fehler gemacht. Nebel wie Jünger wussten, dass ihre Briefe einmal publiziert würden. Charakteristisch ist deren hoher Ton; wann immer es geht, streben die Briefschreiber ins Mythische und verlieren sich dann oft in eine Stil- und Geschmacksgrenzen missachtende folie à deux. Der Briefwechsel zwischen Jünger und Nebel - beken
[Juenger-list] FAZ vom 06.Mai 2004 zur Burgunderszene
Liebe Jünger-Freunde, noch ein Leserbrief (der vierte!!) in der FAZ zur Burgunderszene. Sehr interessant, daß der Autor auf Proust verweist, kommt Proust doch als einer der "Hauptzeugen" in meiner Burgunder-Studie! Beste Grüße, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.05.2004, Nr. 105 / Seite 40 Burgunderschlürfend Zum Artikel "Liebe statt Bomben - Ernst Jüngers Burgunderszene" (F.A.Z. vom 10. April) muß neu gelesen werden: Die "Burgunderszene" muß nicht neu gelesen werden, sondern überhaupt gelesen, da sie sich einer irgendwie gearteten Eindeutigkeit entzieht; "vorgeführt" wurde und wird Jünger hier jedoch nur als - möglicherweise ästhetizistischer - Literat. Und Ästhetizismus spielt sich jenseits von Kategorien der Moral oder Politik ab. Selbst wenn die Tagebucheintragung sich nun nicht als fiktiv oder fingiert erwiesen hätte, wäre es von der dandyhaften Pose des burgunderschlürfenden Beobachters zum nationalistisch-teleologischen Befürworter des Bombardements noch ein weiter Schritt. Gerade die distanzierte Perspektive ermöglicht dem Tagebuchautor das schriftliche Erfassen einer poetischen Wirklichkeit - unabhängig von Daten - innerhalb katastrophaler Ereignisse. Marcel Proust etwa hat noch nie jemand als "eiskalten Genüssling der Barbarei" bezeichnet - obwohl sein "Marcel" als erzählende Instanz in der "Wiedergefundenen Zeit" doch das Bombardement von Paris durch die Deutschen zu Vergleichen mit dem "Walkürenritt" Wagners anregt (ein Motiv, das Francis Ford Coppola in "Apocalypse Now" aufgreift), während der säbelrasselnde französische Patriot Saint-Loup mit Schubert-Liedern und Wagner-Melodien auf den Lippen in den Krieg zieht, um seinem doppelsinnigen Namen Ehre zu erweisen. Vielleicht aber dachte Jünger in einem Seitenweg an Proust, wenn er den Blick von St.-Germain (auch der Name "Guermantes" hat in der Recherche eine germanische Konnotation) auf das Burgunderglas in seiner Hand schweifen ließ? Thorsten Kraechan, Sulzbach/Saarland From wimba...@web.de Thu May 6 09:04:41 2004 X-Apparently-To: juenger_...@yahoogroups.de X-Originating-IP: [216.92.1.92] Return-Path: Received: from 216.92.1.92 (EHLO pairlist.net) (216.92.1.92) by mta814.mail.ukl.yahoo.com with SMTP; Thu, 06 May 2004 12:35:21 + Received: from pairlist.net (localhost.pair.com [127.0.0.1]) by pairlist.net (Postfix) with ESMTP id 6A9A2539F7; Thu, 6 May 2004 08:35:18 -0400 (EDT) Delivered-To: juenger_...@yahoogroups.de Received: from zelaza.pair.com (zelaza.pair.com [209.68.2.92]) by pairlist.net (Postfix) with SMTP id CAB2E53694 for ; Thu, 6 May 2004 03:04:46 -0400 (EDT) Received: (qmail 78946 invoked by uid 3066); 6 May 2004 07:04:46 - Delivered-To: juenger_...@yahoogroups.de Received: (qmail 78936 invoked from network); 6 May 2004 07:04:45 - Received: from mailgate5.web.de (217.72.192.165) by zelaza.pair.com with SMTP; 6 May 2004 07:04:45 - Received: by mailgate5.web.de (8.11.6p2/8.11.2/SuSE Linux 8.11.0-0.4) with SMTP id i4674i403594 for juenger-list@juenger.org; Thu, 6 May 2004 09:04:44 +0200 Received: from 62.104.210.78 by freemailng0207.web.de with HTTP; Thu, 06 May 2004 09:04:41 +0200 Message-Id: <1260896...@web.de> MIME-Version: 1.0 From: "T. Wimbauer" To: juenger_...@yahoogroups.de Precedence: fm-user Organization: http://freemail.web.de/ Content-Type: text/plain; charset="iso-8859-1" Content-Transfer-Encoding: quoted-printable Subject: [Juenger-list] =?iso-8859-1?Q?JF am 07.05.04. über TW/Jünger/Burgunder?Sender: juenger-list-ad...@juenger.org Errors-To: juenger_...@yahoogroups.de X-BeenThere: juenger-list@juenger.org X-Mailman-Version: 2.0 List-Help: <mailto:juenger-list-requ...@juenger.org?subject=help> List-Post: <mailto:juenger-list@juenger.org> List-Subscribe: <http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list>, <mailto:juenger-list-requ...@juenger.org?subject=subscribe> List-Id: for discussion of the life and works of Ernst and Friedrich Georg Jünger List-Unsubscribe: <http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list>, <mailto:juenger-list-requ...@juenger.org?subject=unsubscribe> List-Archive: <http://www.pairlist.net/pipermail/juenger-list/> Date: Thu, 06 May 2004 09:04:41 +0200 Status: RO X-Status: RC X-KMail-EncryptionState: X-KMail-SignatureState: X-KMail-MDN-Sent: In der Druckausgabe gibt's da noch eine Zeichnung des Portratierten dazu :) Junge Freiheit, Nr. 20/04 vom 07. Mai 2004, Seite 3 Tobias Wimbauer Alles Jünger von Thorsten Thaler Im Anfang war, nein, nicht das Wort, sondern ein Bild. Irgendwann Anfang der neunziger Jahre sah der Schüler Tobias Wimbauer in einer Freiburger Buchhandlung das von Horst Janssen gezeichnete Porträt Ernst Jüngers, dessen Ausstrahlung ihn f
[Juenger-list] Süddeutsche Zeitung, EJ: "Quatsch Quatsch Unsinn Unsinn"
Liebe Jünger-Freunde, in einem Artikel in der heutigen Ausgabe der SÜDDEUTSCHEN EITUNG (Nr. 101, 3. Mai 2004, S. 17, Julia Encke: Verlust der Aura. Die Ausstellung "Dichter Hand Schrift" in der Münchner Monacensia) finde ich folgendes: "(... )Editoren können vom Verschwinden der Dichterhandschrift eigentlich nur begeistert sein. Nur die Korrekturen werden sie vermissen, die Retuschen, die durch die Löschfunktion verloren gehen: Tagebucheinträge, wie man sie bei Ernst Jünger findet, dem bestimmte Passagen irgendwann so unangenehm waren, dass er sie mir "Quatsch Quatsch Unsinn Unsinn das geht hier niemanden etwas an" überschrieb und also unlesbar machte, wird man in digitalen Dateien nicht mehr finden. (...)" Zu dieser Ausstellung ist im Blumenbar-Verlag ein Katalog erschienen. Frage: hat jemand den Katalog vorliegen und kann mir sagen, ob die zitierte Jünger-Passage darin (etwa als Faksimile) enthalten ist? Beste Grüße, Tobias Wimbauer www.waldgaenger.de ___ Juenger-list mailing list Juenger-list@juenger.org http://www.pairlist.net/mailman/listinfo/juenger-list