Hallo, zwar bin ich erst vor gut einem Monat zu OSM gestoßen, aber mir sind derartige Prozesse aus jahrelanger Erfahrung mit OpenSource-Software, Internet-Selbsthilfe gegen Abmahn-Piraten und Wikipedia durchaus vertraut. Auch trägt meine Lebenserfahrung dazu bei, den Wert derartiger Veranstaltungen sehr hoch zu schätzen. Es ist gut, dass es keinen Boss gibt. Und Wächter über gut und Böse braucht es nicht als Institution. Das findet sich in der Gemeinschaft. Man muss nur zulassen können, dass nicht alles in einem Regelwerk zementiert ist. Zwei Begriffe fallen mir spontan dazu ein: Fehlertoleranz, Schwarmintelligenz. Das Wort "Evolution" wurde hier kürzlich benutzt. So, das ist eigentlich genug Stoff, um philosophische Bücher zu füllen. Das lass ich aber als praktisch Denkender lieber, sondern fasse meine für mich selbst geltenden (erprobten) Richtlinien zusammen: Sieben Gebote 1. Schau, was andere machen, es könnte "richtig" sein. (Gilt für praktische Arbeitsergebnisse genauso wie für "Regelwerke" und Meinungen in Foren.) 2. Aber es könnte auch "falsch" sein - also prüfe und mach dir ruhig deine eigenen Gedanken. 3. Achte die Leistung anderer - gerade auch, wenn du "korrigierend" eingreifst. 4. Achte deine eigene Leistung, aber bedenke, dass du trotz aller Sorgfalt bestimmt mehr "falsch" machst, als du glaubst. 5. Streite nicht rum, aber sage deine Meinung. 6. Bleib locker, Stress hast du im Beruf genug. Hier kannst du nur auf Dauer produktiv sein, wenn es Spaß macht. 7. Versuche getrost Neues und rechne mit Erfolg UND Scheitern.
Als eher unpassend in der Diskussion finde ich Anspruchsdenken einerseits und Forschung nach eventuellen "Kundenbedürfnissen" andererseits. Es gibt kein IHR, sondern nur WIR. Solche Systeme existieren, wenn genug Leute vom Verbraucher zum Mittäter mutieren. Und dass diese Mittäter sich (auch) an den eigenen Bedürfnissen orientieren, liegt in der Natur des Menschen. Altruismus ist die höchste Form des Egoismus. Wir sind Teil eines Ameisenhaufens und ich finde es hochspannend, wie sich das Chaos selbst organisiert. Wenn ich mir klar mache, was in wenigen Jahren aus der Idee OSM entstanden ist - ein Cluster von Projekten, bin ich total platt. Es ist großartig! Dennoch wird es wachsen und noch viel besser werden. Übrigens zeigt die freie Weltkarte derzeit ein recht zutreffendes Bild der Verteilung des Wohlstandes. OSM-Mapper gibt es nur, wenn Menschen Zeit und andere Ressourcen nicht für Nahrungsbeschaffung etc. verbrauchen müssen. Uns scheint es hier relativ gut zu gehen. Gruß nk Goethe: Bitte entschuldigen Sie den langen Brief, aber ich hatte keine Zeit für einen kürzeren. _______________________________________________ Talk-de mailing list Talk-de@openstreetmap.org http://lists.openstreetmap.org/listinfo/talk-de