Frederik Ramm schrieb:
> Hallo,
> 
> Ulf Lamping wrote:
>> Wenn z.B. die aktuell verfügbaren "brauchbaren" Höhendaten aktuell nur 
>> für nichtkommerziellen Gebrauch verfügbar sind, sind sie halt 
>> offensichtlich nicht wirklich frei.
>>
>> Werden diese Höhendaten freier werden, wenn ich sie ohne Änderungen bei 
>> OSM verwenden kann? Wohl kaum.
> 
> Die Diskussion geht jetzt stark ins politische.
> 
> Die Argumentation, der Du dich hier so halb anschliesst, ist die:
> 
> "Lieber mache ich allen Leuten das Leben schwer, um sie so richtig 
> merken zu lassen, wie schlecht es ist, dass es keine freien Hoehendaten 
> gibt, und um sie alle aufzustacheln, den Provider dieser halb-freien 
> Hoehendaten zu nerven, dass er sie vielleicht ganz frei gibt, als dass 
> ich erlaube, dass meine Daten mit diesen Daten kombiniert werden."

"Wenn ich Daten erfasse und anderen bereitstelle, möchte ich nicht, daß 
diese letztlich wieder (wie z.B. bei MAC OS) eingeschlossen werden. Wenn 
wir damit andere Datenquellen nicht verwenden können, muß ich damit 
leben. Vielleicht werden sich damit diese Quellen mittelfristig selber 
öffnen. Wenn nicht, werden sich andere finden freie Quellen zu erstellen."

> Es ist in meinen Augen der Versuch, eine politische Auseinandersetzung 
> auf dem Ruecken anderer auszufechten, und das heisse ich nicht gut.

Wieso bitte "auf dem Rücken anderer"?

Ich habe einen Haufen Daten erfasst und diese unter CC-by-SA anderen zur 
Verfügung gestellt (wie ja viele andere bei OSM auch). Wieso trage ich 
jetzt etwas auf dem Rücken anderer aus, wenn ich auf dem Sinn dieser 
Lizenz bestehe, weil ich weiß das es das Ziel einer freien Weltkarte 
langfristig besser fördert?!?

> Wenn jemand aus politischen Gruenden *selbst* Nachteile in Kauf nimmt, 
> ist das seine freie Entscheidung. Wenn jemand sich aber aus politischen 
> Gruenden dafuer einsetzt, die Nutzbarkeit von OSM in Zusammenhang mit 
> von ihm unerwuenschten Produkten willkuerlich einzuschraenken, um die 
> darunter leidenden potentiellen Nutzer vor seinen Karren zu spannen 
> ("die wissen doch nicht, was gut fuer sie ist, ich muss die zu ihrem 
> Glueck zwingen..."), der betreibt Politik mit fragwuerdigen Mitteln.

Tja, eine GPL ist politisch schon sehr fragwürdig. Copyleft ist ja an 
sich moralisch fragwürdig und Linux ist sowieso suspekt.

Also bitte Frederik, jetzt kann ich nur noch mit dem Kopf schütteln.

>> Es hat doch durchaus inzwischen eine Reihe von Fällen gegeben, wo sich 
>> die Rechteinhaber bei Datenspenden auf die CC-by-SA eingelassen haben - 
>> was vorher vielleicht als utopisch erschienen wäre.
> 
> Tendenziell hat OSM sehr guten Erfolg mit der pragmatischen 
> Herangehensweise: "Wenn Du mir Deine Daten gibst, ist das schoen. Wenn 
> Du sie mir nicht gibst, erfasse ich sie halt selber." - Wir haben 
> eigentlich nie versucht, irgendeinen Machthebel anzusetzen ("wenn Du mir 
> die Daten nicht gibst, sorge ich dafuer, dass ganz viele Leute Dich 
> anrufen und sich beschweren").
> 
> Aber lass mich die Sache mal umdrehen. Du schimpfst hier unter anderem 
> ueber die nicht-freien Hoehendaten. Genauer die CGIAR-Daten, die eine 
> Verfeinerung der PD-lizensierten SRTM-Daten sind und die unter einer 
> "noncommercial"-Lizenz stehen.

Nein, ich schimpfe überhaupt nicht über die Höhendaten, vielleicht ist 
das falsch rübergekommen. Ich sage nur, daß diese Daten mit 
"noncommercial" halt nicht frei sind. Und ich weiß aus Erfahrung, wenn 
wir die Verwendung zusammen mit OSM erlauben wird sich daran auch in 
Zukunft nie mehr was ändern.

> Warum hat der Hersteller sich fuer diese Lizenz entschieden? Aus genau 
> den gleichen (m.E. kleinkarierten) Motiven, die hier zum Teil 
> unterschwellig, zum Teil deutlich hervortreten: "Ich will nicht, dass 
> jemand anders mit meinen Daten Geld verdient". Wenn wir alle an die 
> Stelle von Neid, Gier und Missgunst ein bisschen mehr Grosszuegigkeit 
> setzen wuerden, wenn wir eine Kultur der Freiheit und Freigiebigkeit 
> leben wuerden statt uns staendig den Kopf darueber zu zerbrechen, wie 
> wir aus dem, was wir geben, den maximalen politischen oder monetaeren 
> "return on investment" bekommen, dann wuerde die naechste freie 
> Hoehendatenbank vielleicht *auch* wirklich frei und nicht nur halb-frei.

Du verwechselst mich mit Andre ;-)

Über "wirklich frei und nicht nur halb-frei" möchte ich mich nicht 
weiter äußern, daß ist jetzt nämlich wirklich eine politische Aussage.

> Nicht jede Freiheit muss mit Lizenzen, Klauseln, Vertraegen und der 
> Drohung mit dem Anwalt erkaempft werden; man kann auch einfach eine 
> Freiheit vorleben und hoffen, dass andere das Vorbild gut finden. Die 
> ganze Diskussion wird meines Erachtens viel zu sehr von jenen 
> beherrscht, die die Freiheit der Daten mit den gleichen Waffen 
> durchsetzen wollen, mit denen die Unfreiheit anderer Daten gesichert 
> wird. Dass es aber neben dem "bewaffneten Freiheitskampf" auch noch 
> einen, wenn ich mal so platt sagen darf, Gandhi-Weg gibt, das nimmt 
> niemand so richtig wahr.

Genau das haben die ersten Unix Entwickler vor vierzig Jahren auch 
probiert und sind damit grandios auf die Schnauze gefallen.

>> Natürlich macht eine Lizenz "wir nehmen alles was wir kriegen können" 
>> die Sache erstmal einfacher, aber dem Ziel eine "freie Weltkarte" kommen 
>> wir damit nun wirklich nicht näher ...
> 
> Dass unsere Benutzer nehmen koennen, was sie kriegen koennen, sollte 
> eigentlich in unserem Interesse sein, oder? 

Also in meinem Interesse ist das nicht, in deinem vielleicht schon.

> Alles andere ist doch Freiheit an der Leine.

Freiheit != Freibrief

Gruß, ULFL

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