Hi,

Am 27.08.2011 16:55, schrieb Martin Koppenhoefer:
Am 27. August 2011 14:45 schrieb Wolfgang<wolfg...@ivkasogis.de>:
Ich habe das Gefühl, dass bei der ganzen Diskussion vergessen wird, dass wir
keine Grundstücke wie beim Kataster erfassen, sondern mit landuse nur Gebiete.

es geht nicht nur um landuse sondern allgemein um Flächen, aber auch
bei landuse stellen sich Fragen.

Ich finde Wolfgang hat recht. Um zu einem Konsens zu kommen, sollte man die Dikussion thematisch beschränken, anstatt auszudehnen. Dabei sollte entweder auf landuse=*, bzw. besser gleich konkret auf landuse=residential fokussiert werden. Das Thema zu generalisieren, um dann zu einer Lösung zu kommen, hat wenig Erfolg, denn der semantische Bezug der Objekte untereinander ist vom konkreten Flächentyp abhängig. Es ist immer noch nicht geklärt

1) /was/ wir in OSM unter einem Wohngebiet verstehen
      * verständliche, für andere Mapper nachvollziehbare Definition
* vgl. "wenn vor Ort die Verwendung als solches festgestellt wurde"
          * vgl. "wenn es auf dem Luftbild so aussieht"
          * vgl. "wenn es amtlich so ausgewiesen ist"
* Ist jedes Gebiet, auf dem ein Wohnhaus steht, automatisch Wohngebiet, oder ist die Ansammlung wichtig?
      * Welcher Zshg. besteht zu administrativen Grenzen?
      * Wieviel Interpretationsspielraum braucht das tag?

2) /welche/ semantischen Bezüge zu anderen Objekten gibt es und wie stellen wir diese durch OSM-Mittel / Datenmodell dar?
      * räumliche Lagebezüge / Topologie
          * welche Objekte grenzen an
          * welche Objekte liegen innen (Multipolygon getrennt betrachten)
* wann wäre Erstellung eines Multipolygon zwingend? (z.B. Industrieenklave im umschließenden Wohngebiet) * welche inneren Objekte können ohne Multipolygon inne liegen? * sonstige Bezüge (Wohngebiet - admin. Grenze; Wohngebiet - Stadt/Stadteil; etc.)
          * an welchen Relationen kann ein Wohngebiet teilnehmen?
          * etc.


Nach meinem Verständnis ist die Existenz eines Wohngebietes immer auch an die Existenz von Straßen allg. gekoppelt, egal, ob das nun eine Spielstraße (living_street), Wohnstraße (residential) oder Hauptstraße (secondary, tertiary) ist. Das bedeutet, dass auch die Straßen _Teil_ der Wohngebiete sind - man baut Straßen, um ein Gebiet zu erschließen.

Diese unmittelbare Abhängigkeit sollte im Datenmodell gewahrt bleiben. Ich bin überzeugt davon, dass das Kleben von Wohngebieten an ihre zugehörigen Straßen "richtig" ist, weil es eine funktionale Abhängigkeit des Wohngebietes von der Straße gibt. Wohngebiete ohne Straßen gibt es nicht.

Eruieren wir nun die Fälle, welchen Lagebezug Straßen zu Wohngebieten haben können:

1) Die Straße führt durch ein Wohngebiet.
Bisherige OSM-tagging Praxis ist, die Straße einfach über/durch das Gebiet zu zeichnen. Zu bemerken ist, dass das Wohngebiet an Straßen, die durch es hindurch führen, nicht in separate Flächen aufgetrennt wird. Das ist intuitives Verständnis von Mappern und ein direktes Abbild der Beobachtung im Datenmodell: "Die Straße führt durch ein Wohngebiet."

2) Die Straße beendet das Wohngebiet
    Das ist eigentlich nur der Fall, wenn
A) eine einseitige Bebauung entlang der Straße erfolgt, sprich der landuse der rechten Seite ein anderer, als der der linken Seite ist, oder
        B) die Bezeichnung / die Art des Wohngebietes wechselt
In beiden Fällen ist zu beobachten, dass die Straße notwendig für das Erreichen der Wohnhäuser des links oder rechts liegenden Wohngebietes ist. Gleiches gilt IMHO für die meisten Durchgangsstraßen.


Da wir nicht von einzelnen Grundstücken sprechen, sondern von einer groben Gebietsnutzung (vgl. die Aussage "ein Grundstück ist Teil des Wohngebietes") und in 1) die Sache klar zu sein scheint, gibt es für mich nur eine sinnvolle Schlussfolgerung, wenn man auf Konsistenz aus ist: das Wohngebiet an die Straße zu kleben, wenn es mit ihr endet.

Es spielt keine Rolle, ob eine Straße nur rechts- oder linksseitig mit Wohnhäusern bebaut ist, Fakt bleibt, dass die Straße Teil des Wohngebietes sein muss, denn die Wohnhäuser, und damit das Wohngebiet, sind funktional von ihr abhängig.

Da die Straße also auch bei einseitiger Bebauung Teil des Wohngebietes ist, ist es nicht nur konsistent und intuitiv wenn man das Wohngebiet an sie klebt, sondern fast notwendig. Ansonsten wäre um der Konsistenz der Daten Willen für 1) gefordert, dass Wohngebiete an JEDER Straße aufgetrennt werden. Vgl. hierzu die möglichen Aussagen, die man treffen kann:

"Eine Straße, die durch ein Wohngebiet führt, gehört nicht zum Wohngebiet (dazu)."
        * Konsequenz wäre, überall Wohngebietsflächen aufzutrennen
* Es gäbe kein einziges Wohngebiet, durch welches eine Straße führt (nach Def.)
        * Anzahl der landuse=residential Flächen explodiert

"Eine Straße, die durch ein Wohngebiet führt, gehört zum Wohngebiet (dazu)."
* Konsequenz ist, dass alle Straßen, die für das Wohngebiet notwendig sind, auch Teil der Wohngebietsflächen sind
        * für 1) bereits der Fall, für 2) bisher inkonsistent gehandhabt
        * Anzahl der landuse=residential Flächen ändert sich nicht


Die Leute, die partout nicht kleben wollen, können dem Irrtum unterliegen, dass die Grenze des Wohngebietes dann eben "um" die Straße, die einseitig bebaut ist, zu legen wäre:

 +---------------------------------residential-Grenze
===========================Straße===
 |    Haus1   Haus2  Haus3  etc.
 |
 |

Das geht deshalb nicht, weil die andere Seite der Straße zum dortigen landuse gehören könnte. Da ich meinen Fokus strikt auf landuse=residential richte und nicht proklamiere, dass eine Straße auf die gleiche Weise zu landuse=farmland gehört, wie zu landuse=residential, bleibe ich beim Wohngebiet. Betrachten wir also, dass die Straße zwei Wohngebiete trennt:

 |      anderes Wohngebiet
 |                    HausA   HausB   HausC
 |
===========================Straße===
 |    Haus1   Haus2  Haus3  etc.
 |                 erstes Wohngebiet
 |

Wenn man definiert, dass die Straße Teil ihres Wohngebietes ist (siehe mgl. Definitionen oben), muss hier die Straße selbst als Grenze herhalten, denn nur so ist gewährleistet, dass sie sowohl Teil des "ersten Wohngebietes" als auch Teil des "anderen Wohngebietes" ist.

Stellt man sich auf den /Standpunkt/, dass die Straße nicht zum Wohngebiet (landuse=residential) gehört, obwohl es eine funktionale Abhängigkeit gibt, folgen daraus alle oben genannten Implikationen. Das Zeichnen von Straßen durch Wohngebiete ist dann "des Teufels", denn es steht im Kontrast zum /Standpunkt/.

Für mich bleibt der begründete Standpunkt übrig, dass einige Editoren overlapping ways grottig handhaben. Das ist aber ein Problem des Editors und sollte als solches auch losgelöst betrachtet werden. Prinzipiell gibt es Unterstützung für overlapping ways. Das diese ausbaufähig ist, ist ein anderes Thema.


Gruß,
Christian



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