Am Sonntag 20 Februar 2011 09:20:50 schrieb Martin Schmitt:
 
> Die ganze Lehre ist nur nutzlos, weil das Zielpublikum sich am Ende
> weigern wird, mit dem lahmen Ding zu arbeiten. 

In diesem konkreten Fall wird das mit Sicherheit nicht der Fall sein. Der 
Vater wird das, was er machen will, damit machen wollen. Und Stephan wird das 
mit angepaßten Linux-Distris auch auf solch einer Maschine hinkriegen. 
Der mögliche Engpaß wird vielleicht das Anschließen und Einrichten des 
Druckers sein. 

> Schade, daß Stephan 100 
> Euro für das Ding ausgegeben hat und jetzt unter Druck steht, den Plan
> unbedingt durchziehen zu _müssen_.
 
,,... weil das Zielpublikum sich am Ende weigern wird, mit dem lahmen Ding zu 
arbeiten. "

Damit triffst Du wohl ins Schwarze, aber ganz anders als Du denkst:
die Leute, die dieses Teil lahm finden, sind solche, die grundsätzlich und 
möglichst nie mit einem PC zuhause => arbeiten wollen. Die wollen gamen, 
daddeln, Medien konsumieren usw. und bestehen deshalb auf 
Geräten/Betriebssystemen, die sich => dafür gut eignen. 
Du kannst 1001 mal so Einem vorführen dass man damit wunderbar zügig arbeiten 
kann, viel flotter als bei ihm auf seinem XP-Dingsbums: sobald es zum gamen 
zu lahm ist wird er das ablehnen - wenn er kann (in einer Firma kann er das 
nicht).

Ich kenne genug Leute, die kein Problem damit haben, dass ,,ihr" Windows 
mehrere Minuten zum Hochfahren braucht, kreuzlahm Fenster öffnet, im 
Schneckentempo durch den Dateibaum sich bewegt, einfach eine Schnarchkiste 
ist, von dem nötigen Antiviren-Schlagmichtot-Kram völlig ausgebremst wird - 
die werden ,,ihr" Windows mit Zähnen und Klauen verteidigen.
Es nützt gar nichts ein hochperformantes Linux dagegen zu setzen, das mit 
einem Bruchteil der Ressourcen erheblich flotter => arbeitet: das erkennen 
die locker an. Aber das ist das Killerargument: klar, Linux ist zum => 
arbeiten viel besser. Aber wer will schon arbeiten? Das ist nicht sexy.

Helmut Kohl hatte ganz recht mit seiner geistig-moralischen Wende. Erst 
Privatfernsehen, sodann entpolitisiert, in Folge gehirntot, was ja eigentlich 
das Gleiche ist. Schau nach Ägypten oder Tunesien oder viele Länder der 
Dritten Welt: deren vergleichbare (Mittelschicht-Gymnasial-) Schüler haben 
unsere längst abgehängt. 

Wo ich arbeite haben wir ein Win2000/XP-System mit Rechnern in der 
1,5-2,2-GHz-Größenordnung. Mit slitaz oder fluxflux kann man auf Stephans 
Laptop erheblich flotter, tja, arbeiten. Da liegt das Problem.

Für ein Schulvorhaben hatte ich auf einem Dell Latitude, 1,2 GHz, 512 MB RAM, 
mit Absicht vorgeführt:
- Windows 7. Tempo: ein 91jähriger im Koma, 1001 Sachen, die nicht gingen...
- Windows XP. Ein 70jähriger auf der Parkbank: sichtbare Gebrechen
- fluxflux: ein 18jähriger im Geschwindigkeitsrausch auf dem Boulevard auf 
seiner Okasawa

Das ist der Mehrheit dieser Generation egal. Der Grund ist überhaupt nicht 
technisch: den Meisten, nicht Allen, fehlt als Basisimpuls so etwas wie ein 
anarchischer Freiheitsimpuls. Sich nicht von Milliardären am Ring durch die 
Manege führen lassen. Die grandiose Farce zu erkennen, die darin liegt, es 
als ,,jailbreak" zu bezeichnen wenn ich auf meinem eigenen Gerät meine eigene 
Motorhaube öffne oder mein eigenes Accessoire in meinen eigenen Innenraum 
klebe.
Was die Minderheit, die den Impuls hat, hinbringt sahen wir gerade in Ägypten 
oder sehen wir bei 
http://de.guttenplag.wikia.com/wiki/Seite_362-363
,wo ich das Killerargument herausgesucht habe. 

Ich gebe Dir in der Tendenz ja recht: aber diesen Bedürfnissen wird Linux es 
wohl nie recht machen können. Die proprietären werden immer einen doofen 
Gimmick weiter sein. 

Gruß,

Michael Bischof 

@Stephan: lass uns doch mal wissen welche Graphikkarte das Ding hat - ich bin 
am Sonntagmorgen zu faul zum recherchieren!




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