Wirklich schöne Diskussion!
Auch meines Erachtens wird die Neu-/Erstverwendung von Begriffen oder
grammatikalischen Wendungen in starker Mehrzahl zuerst medial
transportiert. Was dann aber nicht auf- oder ins Gewicht fällt , wenn
es nicht aufgegriffen, kopiert und verwendet wird. Entscheidender ist
jedoch, warum solche Dinge stattfinden. Als Beispiel die in Österreich
auf einmal häufige Verwendung des Wortes "Garant" beginnend in den
späten 80ern, vom Tierfutter bis Spitzenpolitiker, alles Garant.
Es fehlt die sensible aktuelle Auseinandersetzung mit solchen
Beobachtungen, eine "Lingua Tertii Imperii" zeitgenössischer
Gesellschaft als Sensorium.
Ebenso kann es einem ja egal sein, ob eine Sprache ausstirbt, es
entstehen ja eh ständig neue. Eventuell betrüblich könnte der damit
einhergehende kulturelle Verlust sein. Das gilt naturgemäß auch für
Bestandteile von Sprache. Als Beispiel die Bemühungen der Roma das
traditionell nicht schriftlich festgehaltene Romanes zu transkribieren.
Die meisten Sinti, deren Tabugesetze unumstößlicher sind, verwehren
sich (derzeit vergeblich) dagegen. Ihre Sprache soll nur mündlich und
durch Stammesangehörige vermittelt werden, so ihr Kulturverständnis.
Ihnen ist der Erhalt der Sprache egal, sie argumentieren, dass ihre
Sprache so lange existiert, so lange sie gebraucht wird. Wird sie nicht
mehr gebraucht, ist sie eben weg. Unvergleichlich schlimmer müssten sie
ihre Kultur aufgeben.
Auf viele Autorität darstellende Wendungen der deutschen Sprache könnte
ich in meiner nächsten Umgebung gerne verzichten. Darüber, was es
aussagt, Besitzanzeige durch Verwendung des Genitivs oder von+Dativ zu
bedeuten, muss ich nachdenken.
Obiges ist durchaus auch auf Sprach"transfers" anzuwenden. Aber:
Besprochenes Beispiel ist mE kein Anglizismus, sondern
umgangssprachlich viel älter. Vielleicht ein imperialistisches Relikt?
Zuletzt: Irgendwas spukt in meinem Kopf zur Verwendung unbestimmter
(tschuldigung monochrom) Zahlwörter herum. Hat irgendjemand einen
Grammatik-Duden?
Die saisonalen Grüße als Ausdruck einer multireligiösen Gesellschaft
fand ich schon im Amerikanischen immer überaus nüchtern, also, leicht
verspätet:
Die besten Wünsche an alle!
Marion