Hi Michael,

ja ja, das mit Novell, daran kann ich mich sehr gut erinnern. Es geht noch
weiter zurück: Novell hatte WordPerfect aufgekauft. Ich liebte WordPerfect.
WP wurde seinerzeit *zusammen* mit Sekretärinnen/Tippistinnen der örtlichen
Stadtverwaltung entwickelt. Das heißt, die Anwenderinnen (zumeist Frauen,
von denen man ja Tippgeschwindigkeiten von 250 und mehr Anschlägen pro
Minute abverlangte) wurden mit ihren Anforderungen an die Ergonomie von
vorne herein miteinbezogen. Ich habe WP jahrelang verwendet und auch
geschult. Nun geriet WP erstmals ins Hintertreffen, als MS sein Windows 3
herausbrachte, zusammen mit dem schönen bunten Word. Alles wurde ja sooo
viel anwenderfreundlicher. WP konnte eine Windows Version erst mit etwa
einem Jahr Verzögerung herausbringen. Aber es ging weiter: Novell, an dem
MS mittlerweile beteiligt war, kaufte WP auf und begrub *jede*
Werbung/Information über die Weiterentwicklung von WP. Nun, ich bin kein
Freund von Werbung, aber andererseits, wenn man *gar* keine Infos über das
eigene Produkt herausgibt, entsteht und entstand schnell der Eindruck, WP
sei weg vom Markt. Damals war WP weltweit ein ernsthafter und guter
Konkurrent zu Word.

Ein zusätzliches Problem, das mit Microsoft nichts zu tun hat, aber denen
in die Hände spielt: Die Einkaufspolitik von Firmen, von DV-Leitern, von
Büro-Leitern: Die interessieren sich nicht für die Belange der
Sekretärinnen, die mit der Software tagein tagaus arbeiten müssen. Für sie:
Hauptsache der Serienbrief geht heute noch raus! Hauptsache das Netzwerk
funktioniert! Und wenn nicht, schieben Sie doch bitte schön ein paar
Überstunden nach, ich lade sie Freitag zum Abendessen ein! Also die
Ignoranz der DV-Verantwortlichen und Chefs ist eine wesentliche Ursache für
die Verbreitung schlechter und teurer Software. Gilt z.B. für die
Fachhochschule, die sich für SAP entschieden hat, obwohl es staatlich
geförderte und programmierte Studi-Verwaltungssoftware gibt.

Sorry für meine langen Ausführungen!

Vg
Dave

2018-04-26 11:00 GMT+02:00 Dr. Michael Stehmann <
anw...@rechtsanwalt-stehmann.de>:

>
>
> Am 26.04.2018 um 09:57 schrieb Jörg Schmidt:
> > Hallo Dave,
> >
> >> und es lässt mich nicht los, dass bei LO Microsoft seine
> >> Finger im Spiel
> >> hat,
> >
> > Sorry, aber an dieses Detail glaube ich nun wirklich nicht.
>
> Erinnerst Du Dich denn nicht mehr an das seinerzeit aufsehenerregende
> Abkommen Microsoft - Novell, welches einerseits Novell einiges Geld in
> die Kasse  gespült und andererseits speziell auch "Interoperabilität"
> zum Gegenstand hatte. Und wo haben damals wesentliche LibO-Entwickler
> gearbeitet?
>
> Was zeichnet LibO besonders aus?
>
> Die Implementierung eines Formats, das Microsoft selbst zeitweilig als
> wohl nicht zukunftsträchtig erklärt hat.
>
> Meiner Ansicht nach dürfte sich die Kooperation mit Novell, später Suse,
> für Microsoft nicht nur aus wettbewerbsrechtlichen Gesichtspunkten
> gelohnt haben.
>
> Ok, derzeit dürften für Microsoft andere Geschäftsfelder in
> zukunftsorientierter Betrachtungsweise relevanter sein. Ist also eher
> "Schnee von gestern".
>
> Gruß
> Michael
>
>

Antwort per Email an