> Leider entwickelt sich vieles weg von den ursprünglichen Ansätzen
> Freier Software. Erst heute musste ich wieder in einem Forum sowas
> lesen: "Die GPL nervt einfach nur noch. GPL in einem Atemzug mit
> freier Software zu nennen ist fast schon ein Widerspruch in sich,
> denn die GPL ist eben alles andere als frei, sie setzt diverse
> Schranken und Software unter der GPL ist somit auch nicht wirklich
> frei. Der Source Code ist offen einsehbar, aber dessen Nutzung ist
> beschränkt."[2] Das ist jetzt aber keinesfalls das erste mal, dass
> ich sowas lese. Sowas begegnet mir immer wieder.
>
>
> [1] http://gnuwin.epfl.ch/articles/de/Kathedrale/
> [2]
> http://forum.golem.de/kommentare/politik-recht/linux-kernel-verletzt-kernel-maintainer-die-gpl/mich-kotzt-die-gpl-mitlerweile-an/68467,3168521,3168521,read.html#msg-3168521
>

Ich versuche in solchen Diskussionen immer, Vorwürfe zu vermeiden. Meiner
Meinung nach gibt es einfach verschiedene Arten, das Wort Freiheit für sich
selbst zu definieren. Wenn man jüngere Menschen danach gefragt hätte, was
Freiheit für sie bedeutet, dann würde ich wetten, man erhielte häufig
Antworten der Art "ich kann alles tun was ich will" (so in etwa liest sich
das ja in deiner Mail). Da fehlt einfach noch die umfassende Weitsicht, das
kann man niemandem verübeln und es ist völlig normal. Die Erkenntnis, dass
Freiheit auch Grenzen kennt, kommt mit einer bestimmten Reife, und dass
diese Freiheit untergraben wird und daher durch vermeintlich unfreie Zwänge
(damit spiele ich auf das Copyleft der GPL an) geschützt werden muss eben
auch.

Wie auch immer: Auch eine (in meiner Sicht) unreife Meinung ist eine
Meinung, und Meinungen ändern sich im Leben - das ist ein Prozess, der
jeder für sich selbst anstoßen muss. Am vernünftigsten finde ich, ist es,
eine reife Meinung konsequent vorzuleben. Auf Nachfrage muss man in der
Lage sein, seine Meinung sachlich zu begründen; dabei muss man nicht immer
am Ende Recht behalten, es ist nur wichtig den Kontrast zum Mitdenken
anzubieten.

Hier ein Bekenntnis meinerseits: Ja, ich fand Windows absolut klasse. Bevor
ich Linux ausprobiert hatte, habe ich es müde belächelt. Als ich Linux
entdeckt hatte, wusste ich nicht, dass es GNU/Linux heißt und von freier
Software sowieso nichts. Heute entwickle ich mit an freier Software im GNU
Projekt. Also: Keep cool.
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