Lieber florian,

wenn du schreibst:
"weil eben manche organisatorischen
Änderungen mit technischen Änderungen zusammengefallen sind und man die
Schuld bei den technischen Änderungen vermutet und sich jetzt zu der
guten alten Zeit mit Windows zurücksehnt oder aber es gibt noch andere
Gründe, die einfach nicht öffentlich genannt werden.  Wir werden das
wahrscheinlich nicht rausfinden.",

dann ist das falsch. Es gibt viele berichte aus den internen gruppen, die die bedingungen zum bewussten scheitern von LiMux beschreiben. Hier geht es doch nicht um Freie Software oder den Linux Kernel oder freie datenbanken oder freie GUIs.

Es geht um eine "monotone einfaltsloesung", damit sich die unfaehigen direktoren um nichts mehr kuemmern muessen. Es geht um spezifische orientierungen, wie "oeffentliche Strukturen" zu arbeiten haben. Die frage der qualitaet und langfristigen stabilitaet bei gegebener hohen flexibilitaet existiert in diesem umfeld nicht.

Das einzige, was wir als schlussfolgerungen daraus ziehen koennen, ist, dass die sogenannte "freie software community" keine entwicklergemeinschaft ist, sondern ein konsumerverband. Da geht es dann immer um individuelle nutzungsmoeglichkeiten, um das, was andere entstehen lassen, zu gebrauchen und seinen privaten vorteil daraus zu ziehen.

mit lieben gruessen, willi
Asuncion, Paraguay


Am 26/10/2017 um 14:08 schrieb Florian Snow:
Hallo Michael,


"Dr. Michael Stehmann" <anw...@rechtsanwalt-stehmann.de> writes:
obwohl ich mich erinnere, dass es innerhalb der FSFE-Aktivisten einen
Konsens gab, dieses Argument tunlichst nicht zu verwenden. Es gibt
genügend bessere.

Ich stimme dir zu, dass dieses Argument nicht immer das erste und
einzige Argument sein darf.  Aber die Kosten sind halt auch ein
wichtiger Punkt, den man nicht komplett unerwähnt lassen darf.  So lange
man aufpasst, dass man nicht in die Schiene rutscht Freie Software =
kostenlos oder Freie Software = gut, weil kostenlos, sehe ich hier kein
Problem, so lange man die anderen guten Argumente auch erwähnt, auf die
du zu Recht hier verweist.


Die Frage ist aber: Wäre der Umstand, dass dieses Argument von manchen
Menschen, die man zur Freien-Software-Gemeinschaft zählen kann,
verwendet wurde, "schuld" am "Scheitern" von Limux, wenn man ein
"Scheitern" konstatieren müsste?

So wie ich das sehe vermuten wir hier alle nur.  Es werden natürlich
nach außen hin immer technische Probleme angeführt, von denen wir
wissen, dass zumindest für viele schlicht nicht Freie Software
verantwortlich ist.  Also entweder lässt sich die Führung der Stadt
München hier von Gefühlen leiten, weil eben manche organisatorischen
Änderungen mit technischen Änderungen zusammengefallen sind und man die
Schuld bei den technischen Änderungen vermutet und sich jetzt zu der
guten alten Zeit mit Windows zurücksehnt oder aber es gibt noch andere
Gründe, die einfach nicht öffentlich genannt werden.  Wir werden das
wahrscheinlich nicht rausfinden.


Oder liefert das "selbstkritische Schuldbekenntnis" nicht denen einen
allzu billigen Vorwand und wohlfeile Schutzbehauptungen, die vorhaben,
Limux "einzustampfen"?

Klar, das könnte passieren.  Aber sollten wir uns nicht trotzdem damit
auseinandersetzen, ob man Dinge besser machen kann?  Gerade in
Situationen wie jetzt in München, wo der Ausstieg von Freier Software in
die Wege geleitet ist, muss man doch überlegen, warum das so ist.  Und
dabei muss man auch selbstkritisch sein.  Das sind ja erst mal offene
Fragen, die man beantworten muss.

Aber selbst wenn man zu dem Schluss kommt, dass man sich zu sehr auf
Kostenargumente konzentriert hat, sehe ich nicht, dass das hier eine
Ausrede bietet.  Das Argument, dass man durch Freie Software keine
Kosten spart, kommt so und so.  Aber die anderen Argumente, die wir auch
angeführt haben für Freie Software, bleiben weiterhin wahr.  Ich sehe
also nicht wie die Fragestellung die Situation verschlechter.  Zumal in
München ja offenbar ohnehin schon alles gelaufen ist.

Happy hacking!
Florian
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