Hi,
Am 30.01.22 um 17:17 schrieb Henning Thielemann: > On Sun, 30 Jan 2022, Christian Imhorst wrote: > >> "Diese geradezu orwellsche Umkehrung der Bedeutung von positiv >> besetzten Begriffen wie 'Gemeinschaft', 'Zusammenarbeit' und >> 'Offenheit' ist ein typisches Merkmal des Überwachungskapitalismus, in >> dem die Geschäftsmodelle auf dem Abschöpfen persönlicher Daten basieren." > > Den letzten Nebensatz lese ich so nicht in dem englischen Artikel. Ja schräg, wobei die deutsche Übersetzung dann straight den Weg des Artikels zeigt: Die Open Source-Bewegung droht zu scheitern oder ist es bereits, weil die Definitionsgewalt über die Ideale von Open Source GAFAM übernommen hat. Bei GAFAM geht es nicht darum, dass Menschen mit Hilfe von Open Source dazu ermächtigt werden, die Technik beherrschen, sondern allein darum, dass Open Source GAFAM ermächtigt, Menschen zu vermessen, ihr Verhalten zu konditionieren, um darauf ihre Geschäftsmodelle wie personenbezogene Werbung zu bauen, oder ganze Datensätze an andere Unternehmen zu verkaufen, die damit z.B. eine Automarke puschen oder versuchen, Wahlen zu manipulieren. Gegen die Vereinnahmung durch GAFAM, und dass Open Source dazu genutzt wird, um Dienste zu schaffen, die mit Freiheit, Gemeinschaft, gegenseitiges Lernen und Unterstützen nichts mehr zu tun haben, obwohl GAFAM die Begriffe weiter so benutzt, können wir als Free-Software-Community nur angehen, wenn wir eine politische Größe sind, die die Gesellschaft auf die Probleme aufmerksam machen kann. Aber sobald es um Smartphones und Social Media und Fotos in der Cloud geht, sind weite Teile der Gesellschaft sehr schnell bereit, ihre Privatsphäre aufzugeben und für die Bequemlichkeit sehr viele Daten über sich preiszugeben, so dass GAFAM aufgrund ihrer Metadaten sie häufig besser kennt, als sie sich selbst. Die Open Source-Entwickler:innen, die bei GAFAM an Open Source mitarbeiten oder die Linux Foundation oder die Open Source-Projekte auf Github, sind eben nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems, das den Überwachungskapitalismus in jede Pore unseres gesellschaftlichen Lebens eindringen lässt. > Der Artikel sagt zum Thema Linux-Kernel: "But the public licence obliged > Google to publish the source code of its modifications to this free > software, so Google developed its own operating system, Fuchsia, which > is not subject to a copyleft licence." > > Naja, immerhin ist Fuchsia freie Software, nur halt laut Wikipedia mit > BSD-, MIT- und Apache-Lizenzen. Aber Open Source Software, die dann Google besser kontrollieren kann. Wenn sich Fuchsia durchsetzt, wird das vermutlich der Todesstoß für CustomROMs wie LineageOS etc. sein. Auf Fuchsia-Basis wird es nichts vergleichbares geben, so wie es nichts vergleichbares für iPhones auf der Basis von XNU und Darwin gibt, die ja ebenfalls Open Source sind. (Es gab einen Beitrag dazu von NeoTheThird auf dem 36c3, wenn ich mich richtig erinnere, warum wir GNU/Linux - nicht Android - auf Smartphones so dringend brauchen). > Die Autoren erheben den Vorwurf "Companies that publish code on GitHub > also stress the ‘community governance’ of their projects, as anyone can > submit a change for approval by the original author — allowing > commercial companies to retain final say, while creating the illusion of > horizontality." > > Das halte ich bei meinen Freie-Software-Projekten nicht anders. Ja, das ist auch bestimmt richtig so, aber du bist kein Multi-Milliarden Dollar Konzern. Vermute ich mal, ich kenne dich nicht. :-) Unternehmen, die Programmcode auf GitHub veröffentlichen, betonen ständig den gemeinschaftlichen Charakter ihrer Projekte, dass alles so toll Community driven ist. Die Konzerne erzeugen so den Eindruck, dass alles horizontal ist und Mitbestimmung herrscht, behalten aber am Ende das letzte Wort, was bei ihren Produkten - im Gegensatz zu deinen - gesellschaftlich relevant sein kann, weil es Tausende, Millionen oder sogar Milliarden von Menschen betreffen kann, die die Produkte oder Dienste dieser Konzerne nutzen. So habe ich den Artikel zumindest verstanden und ich finde es wichtig, dass diese Themen nicht nur in unserer Bubble diskutiert werden, sondern dass sie auf einer breiten gesellschaftlichen Ebene relevant werden. Daher finde ich es gut und wichtig, dass solche Artikel z.B. in der LMD erscheinen und fände es noch besser, wenn es noch mehr davon gäbe. Viele Grüße Christian _______________________________________________ FSFE-de mailing list FSFE-de@lists.fsfe.org https://lists.fsfe.org/mailman/listinfo/fsfe-de Diese Mailingliste wird durch den Verhaltenskodex der FSFE abgedeckt. Alle Teilnehmer werden gebeten, sich gegenseitig vorbildlich zu behandeln: https://fsfe.org/about/codeofconduct