[2014-09-20 11:32] Francesc Hervada-Sala <franc...@text-engine.de>
>
> Jemand geht zu einem Programmierer mit 
> einem Problem: Die Anwendung verhält sich falsch. Sagt der Programmierer 
> dazu: Das ist nicht falsch, das ist richtig so, und erklärt als 
> Begründung den Algorithmus, dem das Programm folgt. Dass der Anwender 
> etwas anderes braucht und ihm das aktuelle Verhalten gar nicht nutzt, 
> das bleibt dem Programmierer eine fremde Vorstellung. Programmierer 
> erkennen Bugs, haben aber manchmal keine Augen für Designfehler.

Ja, das sehe ich auch so. Aber man darf auch nicht die Anwender
vergessen, die meinen Unix muesste sich so verhalten wie Windows
(oder Plan9 so wie Unix!) und jede Abweichung waere ein Bug.


> Gewiss haben viele Programmierer kein Verständnis für die Sprachen.

Das ist aber ein hartes Urteil. Sollte man nicht eher sagen, dass
Programmierer ein ziemlich grosses Verstaendnis von Sprachen
haben, immerhin beherrschen die meisten von ihnen einige
verschiedene Sprachen?

> Das 
> ist hier nicht nur eine Frage der mangelnden Bildung und wirkt sich 
> negativ auf die Kultur aus, sondern schränkt meiner Meinung nach die 
> Ausübung des Berufes ein. Gefährlich wird die Angelegenheit dann, wenn, 
> wie in der Gegenwart geschieht, nicht nur einzelne Programmierer, 
> sondern das ganze Fach das sprachliche Verständnis verliert.

Diese Gefahr sehe ich allerdings genauso. Und, ja, ich sehe sie
auch konkret vorhanden. Wieviele Sprachen lernt ein
Informatik-Bachelor denn? Oder ein Fachinformatiker? Java oder C#
(natuerlich!) und noch C++ oder Python. Dabei gehoeren diese
Sprachen alle der gleichen Familie an. Da sehe ich schon eine
sprachliche Verarmung. (Franzoesisch, Spanisch und Italienisch zu
sprechen fuehrt auch nicht gerade zum groessten
Sprachverstaendnis.) In einem Masterstudium hat man dann
wenigstens gute Chancen mit Lisp, Haskell, Prolog, Assembler in
Kontakt zu kommen ... wobei ich gerade merke, dass ich da nicht
ganz korrekt war. An der Uni hat man im Grundstudium auch als
Bachelor Kontakt zu Assembler und Prolog, vermute ich.

Jedenfalls glaube ich, dass Informatiker frueher mehrer verschiedene
Sprachen gelernt haben. Das sie es heute nicht mehr tun liegt wohl
einfach daran, dass die ganze Informatikwelt einheitlicher wird.
Wer unterhaelt sich denn heute noch ueber Prozessorarchitekturen?
Viel Vielfalt ist da nicht mehr vorhanden. Bei den
Betriebssystemen ebenso ... und auch bei den Programmiersprachen.

Oder taeusche ich mich da? Man betrachtet die Welt ja doch immer
nur subjektiv. Es gibt heute schon eine grosse Vielfalt.
Vielleicht konzentriert sich die Masse nur staerker auf Weniges --
wer weiss.

... jetzt bin ich weit abgeschweift.


Ich glaube, dass es wichtig ist einige verschiedenartige Denkmodelle
kennenzulernen, ob das natuerliche Sprachen, Computersprachen,
Softwaresysteme sind, das ist wohl nebenrangig.

Ich koennte wohl behaupten, dass ich einen einigermassen breiten
Blickwinkel habe ... und doch bewege ich mich fast nur in der
Unix-Welt ... und so wie fuer Hammertraeger alles wie ein Nagel
aussieht, so sieht fuer mich ja doch auch vielleicht alles wie
``a file'' aus ...

Und wer lernt denn Deutsch, Englisch, Franzoesisch, Latein,
Griechisch und asiatische Sprachen? Wieviel Vielfalt und
Weitblick laesst sich also erwarten?


Das waren viele offene Gedanken. Ich irre ein wenig umher.
Vielleicht hat von euch ja einer eine gute Idee.


meillo

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