On 09/20/2014 04:25 PM, markus schnalke wrote:
[2014-09-20 11:32] Francesc Hervada-Sala <franc...@text-engine.de>
Gewiss haben viele Programmierer kein Verständnis für die Sprachen.
Das ist aber ein hartes Urteil. Sollte man nicht eher sagen, dass
Programmierer ein ziemlich grosses Verstaendnis von Sprachen
haben, immerhin beherrschen die meisten von ihnen einige
verschiedene Sprachen?
Das harte Urteil kann ich leider nur bestätigen. Ich kenne kaum einen
Programmierer der sich über Sprachen Gedanken macht, viele nicht einmal
über Programmiersprachen.
Das
ist hier nicht nur eine Frage der mangelnden Bildung und wirkt sich
negativ auf die Kultur aus, sondern schränkt meiner Meinung nach die
Ausübung des Berufes ein. Gefährlich wird die Angelegenheit dann, wenn,
wie in der Gegenwart geschieht, nicht nur einzelne Programmierer,
sondern das ganze Fach das sprachliche Verständnis verliert.
Diese Gefahr sehe ich allerdings genauso. Und, ja, ich sehe sie
auch konkret vorhanden. Wieviele Sprachen lernt ein
Informatik-Bachelor denn? Oder ein Fachinformatiker? Java oder C#
(natuerlich!) und noch C++ oder Python. Dabei gehoeren diese
Sprachen alle der gleichen Familie an.
Im Moment scheint der objektorientiert-strukturiert-imperative Ansatz in
der Industrie und in der Lehre der einzige Vorhandene zu sein. Doch
langsam aber sicher drängt sich die funktionale Programmierung wieder
etwas mehr ins Rampenlicht. Ich sehe das als Aufwertung. Auch Python und
C# haben funktionale Elemente, das äusserst populäre JavaScript sollte
man besser als funktionale denn objektorientierte Sprache verstehen.
Ich glaube, dass es wichtig ist einige verschiedenartige Denkmodelle
kennenzulernen, ob das natuerliche Sprachen, Computersprachen,
Softwaresysteme sind, das ist wohl nebenrangig.
Dass diese Denkmodelle auch ausserhalb der Informatik und Technik
allgemein liegen sollten, halte ich für besonders wichtig. Ich habe
bereits das Fehlen der historischen Perspektive bemängelt. Oftmals höre
ich Aussagen von anderen Programmierern: "In Zukunft wird NUR noch
objektorientiert/in JavaScript/XYZ programmiert." Ein Blick in die
(Technik-)Geschichte würde die Sinnlosigkeit einer solchen Aussage
gleich vor Augen führen.
Ich koennte wohl behaupten, dass ich einen einigermassen breiten
Blickwinkel habe ... und doch bewege ich mich fast nur in der
Unix-Welt ... und so wie fuer Hammertraeger alles wie ein Nagel
aussieht, so sieht fuer mich ja doch auch vielleicht alles wie
``a file'' aus ...
Jeder hat "sein Gebiet", auf dem er sich auskennt. Es ist bloss wichtig
zu wissen, dass es auch noch andere Gebiete gibt. Ein Berufsschullehrer
meinte einmal, er setze NUR Software von Microsoft ein. Alles andere sei
Firlefanz. Das nenne ich einen eingeschränkten Blickwinkel.