Hi Flo!

Zu erst dachte ich: "...ja danke, noch ein Verein in München." Aber wie du
schon richtig schreibst, ist ein interessanter neben Effekt, das man sich 
Gedanken machen muss, über sein eigenes Selbstverständnis. Von daher sehe ich
schon allein in der Diskussion darüber schon ein Mehrwert!

Auch auf die Gefahr mich zu wiederholen: 

Auf der Website
http://www.monacomedia.de/muenchenwiki/index.php/Opensource_Szene
sehen wir die heillose (im wahrsten Sinne des Wortes: "ohne Erlösung") 
Zersplitterung der Open Source Szene in München. Ich sag mal: Noch eine
kleine Splittergruppe mit Verein, der eine kleine Nische abdeckt braucht
keiner. 

Jep, ihr macht euer Ding und ihr macht es gut, wie ihr es macht. Keine
Frage! Das ist wirklich nicht der Punkt. Der Punkt ist der, das ein
Verein erst mal Mehrarbeit bedeutet. Mehrarbeit, Verbindlichkeit,
Verantwortung und Durchhaltevermögen. Alles Dinge die ich euch auch nicht 
abspreche.

Meine Erfahrung ist das ungefähr 10-12% in einer Gruppe "Macher" sind;
weitere 30-40% "Wackelkandidaten" und der Rest lässt sich von den ersten
beiden Gruppen durchschleiffen. Das bedeutet: Ein Verein, der einiger maßen
lebendig sein sollte und wo die Ämter auf gesunde Weise durch rotieren, braucht
meines Erachtens mindestens 100 Mitglieder ("Mitglieder" - keine Kateilleichen)

Seid ich nach München gezogen bin, suche ich nach einer "neuen Heimat" hier.
Die OpenSource-Szene in Berlin ist eine völlig andere, als die hier. Und ich 
finde die Situation momentan wenig befriedigen, wie sie ist. Ich fühle mich hier
auch noch nicht wirklich angekommen. Ich bin durch aus bereit mich ein zu 
bringen mit Zeit, Wissen und auch mit Geld, wenn es denn eine Gruppe/Verein 
in München gäbe, wo ich mich richtig fühlte.

Zunächst die Negativliste, warum alle bisher existierenden Gruppen keine 
wirkliche Option für mich sind; und danach, die Positivliste was ich bräuchte...

   1. Gentoo Linux User Group
   2. Münchner Linux User Group bzw. Linux Stammtisch MUC
   3. Linux User Group Ottobrunn & München Süd-Ost
   4. Ubuntu Users Group
   5. LUG Erding   

Usergrups nach Distributionen oder mehrere in einem sehr kleinem Umkreis zu
gründen, halte ich für eine Schnapsidee. In den letzten 11 Jahren habe ich
schon so viele Distributionen kommen und gehen sehen. Distributionen sind
Schall und Rauch... Und in jedem Dorf eine eigen LUG, wo sich immer die selben 
3-6 Pappnasen gegenüber sitzen, finde ich auch dröge. Und man bekommt auch 
keine größeren Projekte mit 3-6 Leute gestemmt.

   6. Berkeley In Munich
   7. BSD Social Event München
   8. German Unix User Group
   9. Munich OpenSolaris User Group

Unix ist zwar älter als Linux aber Linux ist eindeutig bekannter und 
verbreiteter. Wenn man seine User-Group schon nach einem OS benenn muss,
halte ich Linux für die bessere Wahl. In jedemfall halte ich die Trennung
von Linux und Unix, für eine rein akademische. Mindestens 90% der Software
auf Unix- und Linux-Systemen ist identisch. 

Das gute Dutzend Gruppen, die sich mit freien Programmiersprachen und deren
Frameworks und Produkten beschäftigt... also da kann man sich jetzt streiten, 
ob es die braucht. Ich für mein Teil, finde es Quatsch. Ich habe schon mit
einem halben Dutzend Programmiersprachen Projekte in verschiedenen Dimensionen
gemacht. Es ist für mich erst mal sekundär ob ich mit C, C++, Python, Perl
C# oder was auch immer programmiere. Für mich ist in erster Linie von Bedeutung
ob die Sprache OpenSource ist, das Projekt an dem ich arbeite und die Plattform
für die es gedacht ist. Ich verstehe mich als OpenSourc-Programmierer und 
nicht als  C-, Python-, Perl- C#- oder weiß der Geier Programmiere.

So dann gibt es noch zahlreiche andere Gruppen die sich mit Freier Software,
freien Informationen, freien Content oder ähnlichem Beschäftigen...

   10. Chaos Computer Club München
   11. Open-Source-Treffen
   12. Wikipedia: Wikipedia:München
   13. Openstreetmap openstreetmap.org - München
   14. /techtalks/ beim Open Source Press Verlag 
  
So und jetzt zur Positiv liste: Ich würde sofort (als Gründungsmitglied) einem
Verein beitreten, der sich einer universelleren Zielsetzung und Vision 
verschrieben hat. Ich sage bewusst "Vision". Für mich heißt "gemeinnützig" 
gesellschaftlich auch was an zu stossen und zu bewegen. Alle vier Wochen
bei einem kühlen Bier, sein Notebook ein zu schalten und sein freies 
Betriebssystem hoch zu fahren, ist für mich nicht "gemeinnützig". 

Das was die GNU mit der GPL angestossen hat, war/ist eine Vision die wirklich
etwas verändert hat in der Welt und in den Köpfen von Menschen. Ich möchte ein
Verein, wo Geselligkeit sein Platz hat, aber genauso das agieren in der 
Öffentlichkeit. Bei aller Sympathie für freie Software und freie 
Betriebssysteme. Möchte ich mich weder Auf BSD, noch auf Linux und schon 
gar nicht auf eine bestimmte Distribution oder Software festlegen! 

Ich möchte ein Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, freie Software,
freien Informationen und freie Inhalte zu fördern. Die gesellschaftlichen und
politischen Rahmenbedingungen dafür zu schützen und zu verbessern. Dadurch das
Menschen über die Chancen und Möglichkeiten von freie Software, freien 
Informationen und freie Inhalte informiert werden; Dadurch das Menschen angeregt
und unterstützt werden diese zu nutzen; Dadurch das politische 
Entscheidungsträger sensibilisiert werden für das Thema; und dadurch das neue
Impulse in der OpenSource-Szene erkannt, unterstütze und vernetzt werden.

Das war der abstrakte Teil. Jetzt zu konkreten. Ein Verein kann und sollte 
seinen Mitgliedern nicht seine Aktivitäten und Projekte vorschreiben. Themen
kommen und gehen. Mal wird Software-Patente brennendes Thema sein; und ein
paar Monate später "OpenSource in den Schulen". Die Aufgabe des Verein kann
nicht sein, seine Mitglieder für bestimmte Themen zu begeistern. Die 
Begeisterung muss schon von den Mitgliedern selber kommen. Wo ich die Aufgabe 
des Vereins sehe, ist in der Infrastruktur. Das geht los, bei dem Webserver, 
weiter mit Mailinglisten, Wikis, vielleicht auch mal ein 
Versionskontrollsystem oder ein FTP-Server. Ganz wichtig - meines Erachtens - 
sind eigene Räume. Ein Büro, wo die Akten liegen, die offizielle Anschrift 
ist, die Räumlichkeiten für Besprechungen und Vorträge; wo das Infomaterial 
gelagert wird; wo man auch mal Politiker einladen oder eine Presserkonferen
machen /könnte/ und so weiter und so weiter. 

Ich will die oben aufgelisteten Gruppen nicht platt machen. Wenn der neu
gegründete Verein sich aber wirklich so breit aufstellt, kann er - wenn
er den eigene Räume hat - der perfekte Gastgeber für mindesten gut die Hälfte 
der aufgezählten Gruppen sein. Der neue Verein könnte als Framwork fungieren,
der die ganzen Gruppen näher zusammenbringt und synagieefekte fördert. Wenn
es gelinkt, über den neuen Verein die einzelnen Gruppen besser zu vernetzen,
wird dieser Verein automatisch zu einem geschätzten Ansprechpartner, sowohl 
innerhalb der Szene, als auch von aussen.

Ab 1.8. wird sich bei mir beruflich einiges ändern. Ich werde nicht mehr
Schicht arbeiten und somit ein planbareres Leben haben und somit auch mehr
Verbindlichkeiten eingehen können. Das ich nicht nur ein Schwätzer bin, habe 
ich schon gezeigt - denke ich. Also wenn die "Marschrichtung" stimmt, würde
ich mich einklinken.

Gruß

Olaf Radicke 
 
 

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