Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-03 Diskussionsfäden Henry Jensen
Hallo zusammen,

On Thu, 2 Dec 2010 17:22:38 +0100
Matthias Kirschner m...@fsfe.org wrote:

   Ich sehe nicht, dass es zwei unterschiedliche Gemeinschaften gibt. 
  
  Dann ist die Meinung der FSFE in diesem Punkt anders als die der FSF?
  Verstehe ich das richtig?
 
 Richard hat in letzter Zeit soweit ich gesehen habe nicht mehr von zwei
 unterschiedlichen Gemeinschaften gesprochen. Die FSFE hat dies nicht
 gemacht. Freie Software und Open Source sind Begriffe für ein und die
 selbe Sache. Wir verwenden den Begriff Freie Software
 http://www.fsfe.org/campaigns/whyfs/whyfs.de.html, aber wir sehen Leute
 die andere Begriffe verwenden nicht außerhalb unserer Gemeinschaft.

Der Artikel Why Open Source misses the point of Free Software auf 
http://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point.html ist m. E. recht 
aktuell

Insbesondere der Text unter dem Abschnitt Different Values Can Lead to Similar 
Conclusions…but Not Always ist lesenswert, da er den fundamentalen Unterschied 
aufführt.

Ein Open Source Anhänger wird proprietäre Software nicht ablehnen, wenn er sie 
gut
findet - er mag es zwar bedauern, dass das Programm nicht Open Source ist, aber 
er wird
keine Bedenken haben, es trotzdem einzusetzen.

Ein Anhänger der freien Software wird jedes proprietäre Programm ablehnen, egal 
wie 
toll es ist.

Ich habe das selbst schon öfters in Diskussionen mit OpenBSD-Leuten erlebt. Die 
OpenBSD-Anhänger sind (sicher zu recht) stolz darauf, dass ihr Betriebssystem 
frei von Blobs, 
offen und sicher ist. Aber sie haben (zumindest die Leute, mit denen ich 
geredet haben) 
keine Bedenken proprietäre Betriebssysteme auf den Clients und Workstations 
einzusetzen, 
solange der Server, die Firewall, etc., auf die der Client zugreift unter 
OpenBSD läuft.

Anderes Beispiel: Ich habe bei Aufkommen von MacOS X erlebt, wie viele Open 
Source Enthusiasten 
zu Mac-Anhängern wurden. Zwar ist der Kern (Darwin) von MacOS X frei, aber der 
gesamte grafische 
Überbau ist proprietär. Ich behaupte daher mal ganz platt: Aus Sicht der Open 
Source Community
ist MacOS X Windows vorzuziehen, aus Sicht der Free Software Community gibt 
es keinen Unterschied 
zwischen Windows und MacOS X - beides sind proprietäre Systeme.

Ganz aktuelles Beispiel: die zweite Keynote auf der Open Rhein Ruhr lautete 
Freies Wissen - Sammlung und Befreiung von Wissen. Der Vortrag wurde mit 
einem MacBook mit MacOS X präsentiert - weswegen ich den Vortrag wieder 
verlassen habe, denn der Vortragende machte sich 
damit in meinen Augen unglaubwürdig.

Das heißt nicht, dass die Open Source und Free Software Communities nicht 
zusammenarbeiten können, zumindest wenn es um die konkrete Entwicklung freier 
Software geht. Bei einer Podiumsdiskussion
oder gar in einem Gremium würde ich mich jedoch nicht drauf verlassen, dass ein 
Open Source Aktivist 
meine Positionen vertritt.


Viele Grüße,

Henry
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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-03 Diskussionsfäden Michael Kesper
Hallo,

On Thu, Dec 02, 2010 at 12:11:17PM +0100, Matthias Kirschner wrote:
  (FYI: Die Diskussion startete mit der Frage, worin konkret
   sich die Vorgehensweisen der Freie-Software-Community von
   der OpenSource-Community unterscheiden. Daher der Betreff.)
 
 Ich sehe nicht, dass es zwei unterschiedliche Gemeinschaften gibt. Ich
 sehe nur, dass es unterschiedliche Argumentation gibt. (Ich muss
 unbedingt den Artikel dazu schreiben...)

Siehe auch:
http://www.gnu.org/philosophy/free-software-for-freedom.html
http://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point.html
http://www.fsfe.org/campaigns/whyfs/whyfs.de.html

Viele Grüße
Michael
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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-03 Diskussionsfäden Michael Kesper
Hallo,

On Thu, Dec 02, 2010 at 02:20:13PM +0100, Jörg Schmidt wrote:
  andere den Punkt,
  dass Software angepasst werden kann, andere die Auswirkungen auf die
  Volkswirtschaft. Es müssen ja auch nicht alle komplett abgestimmt
  und mit der gleichen Strategie handeln. 
 
 Doch genau das sollten sie! Wiederum bin ich erschrocken sowas von einem 
 Vertreter einer Organisation zu hören die sich ja eigentlich genau dafür 
 verantwortlich fühlen sollte in solchen Dingen einheitliches, kraftvolles 
 Handeln zu organisieren.

Um das mal ganz drastisch zu formulieren:
Freie Software bedeutet nicht Kommunismus / Sozialismus!
Die FSFE bekennt sich ... nachdrücklich zu den Prinzipien der Demokratie,
Transparenz, Pluralität, Konsistenz, Integrität und Zielgerichtetheit. [0]

Viele Grüße
Michael

[0] http://www.fsfe.org/about/principles.de.html
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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-03 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
Hallo Henry,

* Henry Jensen hjen...@gmx.de [2010-12-03 11:13:36 +0100]:

 Der Artikel Why Open Source misses the point of Free Software auf 
 http://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point.html ist m. E. 
 recht 
 aktuell

Wenn ich das richtig weiß, ist der größte Teil davon aus 2007. Leider
finde ich im Moment ein neueres Interview nicht mehr in dem Richard
nicht mehr von zwei unterschiedlichen Gemeinschaften spricht.

 Ein Open Source Anhänger wird proprietäre Software nicht ablehnen, wenn er 
 sie gut
 findet - er mag es zwar bedauern, dass das Programm nicht Open Source ist, 
 aber er wird
 keine Bedenken haben, es trotzdem einzusetzen.
 
 Ein Anhänger der freien Software wird jedes proprietäre Programm ablehnen, 
 egal wie 
 toll es ist.

Diese Unterscheidung ist nicht richtig. Ich kenne Menschen die Open
Source sagen und keine unfreie Software verwenden. Genaus gibt es Leute
die von Freier Software sprechen, jedoch unfreie Software verwenden.
Manchmal hat man auch nicht viele Möglichkeiten. Ich rede nur von Freier
Software, kann aber teilweise auch nicht auf unfreie Software
verzichten: Mein Mobiltelefon und mein OGG-Player beinhalten leider
unfreie Software. 

Die Unterscheidung liegt darin, dass Menschen die Open Source
verwenden, die Verfügbarkeit des Quellcodes hervorheben wohingegen
Menschen die Freie Software sagen hervorheben, dass man die Freiheit
hat Software für jeden Zweck verwenden, verstehen, verbreiten und
verbessern darf.

 Das heißt nicht, dass die Open Source und Free Software
 Communities nicht zusammenarbeiten können, zumindest wenn es um die
 konkrete Entwicklung freier Software geht. Bei einer Podiumsdiskussion

Warum sollten Leute, die einen anderen Begriff verwenden gleich eine
andere Gemeinschaft sein. Manche Leute haben heute Freie Software nur
als Open Source Software kennengelernt. Warum sollten wir diese von
vorne herein ausschließen? 

Viele Grüße
Matthias

-- 
Matthias Kirschner - Deutschlandkoordinator, Fellowshipkoordinator
Free Software Foundation Europe (fsfe.org)
Ist Ihnen Freie Software wichtig? Treten Sie heute bei! (fsfe.org/join)
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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden RA Stehmann
Volker Grabsch schrieb:
 Liebe Fellows,
 
 ich möchte kurz auf einen sehr lesenswerten Beitrag hinweisen,
 der kürzlich auf der linux-l-Liste veröffentlicht wurde. Ihr
 findet dem Beitrag im Anhang sowie im Archiv:
 
 http://mlists.in-berlin.de/pipermail/linux-l-mlists.in-berlin.de/2010-December/066692.html
 
 Der Beitrag übt eine interessante Kritik an der strategischen
 Vorgehensweise der Freie-Software-Gemeinschaft.
 
 Mich würde interessieren, inwiefern die angesprochenen Punkte
 tatsächlich die Positionen der FSF bzw. der FSFE darstellen,
 insbesondere in Bezug auf Oekonux. Auch wäre es interessant zu
 erfahren, ob sich an einigen Stellen die Positionen der FSF und
 der FSFE voneinander unterscheiden.
 
 Kann jemand was dazu sagen? Matthias?
 
 
 (FYI: Die Diskussion startete mit der Frage, worin konkret
  sich die Vorgehensweisen der Freie-Software-Community von
  der OpenSource-Community unterscheiden. Daher der Betreff.)
 
 
 Gruß
 Volker
 
Hallo,

vorab: ich schreibe hier als einfacher Fellow; ich kann nicht für die
FSFE sprechen.

1. Warum wir von Freier Software sprechen und nicht von von Open Source
Software ist hinlänglich bekannt.

Die durch die Lizenz dem Lizenznehmer eingeräumten Freiheiten
entscheiden, ob ein Programm Freie Software ist. Software
wird dann Frei genannt, wenn sie unter einer Lizenz verbreitet wird,
die die bekannten vier Freiheiten gewährt. Verstehen und Verbessern
bzw. Verändern, wozu der Zugang zum Quellcode notwendig ist, sind nur
zwei der vier Freiheiten. Der Zugang zum Quellcode gewährt auch diese
Freiheiten rechtlich nicht, sondern ist lediglich eine tatsächliche
Voraussetzung für den Gebrauch dieser Freiheiten, die durch die Lizenz
gewährt werden.

2. Die FSF, FSFE, FSFI, FSFLA sind voneinander unabhängige
Schwester-Organisation, die gleiche Ziele verfolgen. wie si diese
Ziele verfolgen, hängt vom jeweiligen kulterellen Umfeld ab. Dieses ist
im alten Europa ein anderes als in Nordamerika oder Indien oder
Lateinamerika.

3. Welche Ziele werden mit der Propagierung und Unterstützung Freier
Software verfolgt?

Geld spielt bekanntlich keine Rolle.

„Viele Leute glauben, dass es im Sinne des GNU-Projektes wäre, dass man
kein Geld für den Vertrieb von Kopien von Software ver-langen dürfe,
oder dass man so wenig wie möglich verlangen solle -- gerade genug, um
die Kosten zu decken.
Tatsächlich aber ermutigen wir Leute, die Freie Software
weitervertreiben, so-gar, so viel Geld zu verlangen wie sie wollen bzw.
können.
Freie Programme werden manchmal kostenlos weitergegeben, und manchmal
für einen beachtlichen Preis vertrieben. Oftmals steht das selbe
Programm auf beide Arten von unterschiedlichen Anbietern zur Verfügung.
Das Programm ist frei, unabhängig vom Preis, weil Anwender Freiheiten
bei seiner Verwendung haben.“
Quelle:
Richard Stallman, Freie Software verkaufen, Übersetzung 2006 von Andreas
K. Foerster

http://www.gnu.org/philosophy/selling.de.html

Was dann?

Der Computer ist das wichtigste Werkzeug im 21. Jahrhundert. Adressat
Freier Software ist der mündige Nutzer dieses mächtigen Werkzeuges.
Dieser soll befähigt werden, den Computer und Computernetze nach seinen
Vorstellungen und Bedürfnissen einsetzen zu können. Er soll nicht vom
Computer beherrscht werden und damit von denjenigen die proprietäre
Software entwickeln und verbreiten.

Es geht also um die Freiheit des Computernutzers. Das ist politisch -
wie jedes Empowerment -, da eine bestimmte Verteilung von Macht
bewusst gewollt ist.

4. OpenOffice.org wird unter der LGPL (v3) verbreitet. Diese lässt zu,
dass Extensionen unter jeder, also auch einer proprietären oder einer
anderen Freien Lizenz (also beispielsweise auch der GPL) verbreitet werden.

Proprietäre Software ist ihrem Wesen nach etwas anderes als Freie
Software. Daher ist es Unsinn, insoweit mit dem Begriff der
Gleichberechtigung zu hantieren.

Es ist zutiefst intolerant, von einem Anhänger Freier Software zu
fordern, dass er proprietäre Software als gleichberechtigt mit Freier
Software gutheißt. Freie Software und proprietäre Software sind auf die
Freiheit und Mündigkeit des Nutzers eben nicht gleich_wertig_.

(Es ist im Übrigen zumindest höchst ungenau und eine starke
Vereinfachung, wenn es auf
http://extensions.services.openoffice.org/de
bei verschiedenen Extensionen heißt: Lizenz: Opensource.

Es gibt nämlich - zum Leidwesen vieler Anhänger Freier Software - ca.
150 verschiedene Freie Lizenzen.)

Gruß
Michael



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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden Torsten Grote
Hallo,

On Thursday 02 December 2010 09:06:20 Volker Grabsch wrote:
 Der Beitrag übt eine interessante Kritik an der strategischen
 Vorgehensweise der Freie-Software-Gemeinschaft.

Meiner Meinung nach handelt es sich bei der Freie-Software-Gemeinschaft 
nicht um eine klar abgegrenzte Personengruppe mit geregelter Zugehörigkeit. 
Jede kann sich davon ein Teil nennen, wenn sie denn will, und noch so absurde 
Forderungen stellen. Deswegen plädiere ich stark dafür, Einzelmeinungen nicht 
als Position der gesamten Bewegung anzusehen.

 Mich würde interessieren, inwiefern die angesprochenen Punkte
 tatsächlich die Positionen der FSF bzw. der FSFE darstellen,
 insbesondere in Bezug auf Oekonux.

Soweit ich weiß, ist Oekonux ist ein komplett eigenständiges Projekt 
unabhängig von den FSFs, was natürlich auch für deren Positionen gilt.

 (FYI: Die Diskussion startete mit der Frage, worin konkret
  sich die Vorgehensweisen der Freie-Software-Community von
  der OpenSource-Community unterscheiden. Daher der Betreff.)

Das wäre in möglicher Unterschied. In der FSF gab es Tendenzen, beide 
Communities als getrennt zu betrachten. Bei der FSFE habe ich den Eindruck 
bekommen, dass viele diese Trennung nicht vornehmen. Wichtig ist, dass sich 
jemand für Freie Software einsetzt.

On Wednesday 01 December 2010 20:02:07 Jörg Schmidt wrote:
 Ich messe dann die Leute in ihrem praktischen Handeln, z.B. wenn die FSF
 Community-Mitglieder gegen ihr eigens Projekt aufhetzt, so geschehen bei
 OOo, wo es der FSF ein Dorn im Auge war bei Extensions kommerzielle
 Aktivitäten als gleicchberechtigt zu aktzeptieren.

Wenn ich mich richtig erinnere, ging es nicht um kommerzielle Aktivitäten, 
sondern unfreie Erweiterungen. Das ist ein großer Unterschied. Die Art wie die 
FSF damit in die Öffentlichkeit ging unterscheidet sich meiner Meinung nach 
auch von der Art mit der es die FSFE tun würde.

freundliche Grüße,
Torsten


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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
Hallo Volker,

* Volker Grabsch v...@notjusthosting.com [2010-12-02 09:06:20 +0100]:

 Der Beitrag übt eine interessante Kritik an der strategischen
 Vorgehensweise der Freie-Software-Gemeinschaft.

Hier stimme ich Torsten zu: es gibt nicht _die_ strategische
Vorgehensweise der Freien-Software-Gemeinschaft. Unterschiedliche
Organisationen haben unterschiedliche Strategien. Manche betonen die
Verfügbarkeit von Quellcode, mache den Kostenaspekt, andere den Punkt,
dass Software angepasst werden kann, andere die Auswirkungen auf die
Volkswirtschaft. Es müssen ja auch nicht alle komplett abgestimmt
und mit der gleichen Strategie handeln. 

 Mich würde interessieren, inwiefern die angesprochenen Punkte
 tatsächlich die Positionen der FSF bzw. der FSFE darstellen,
 insbesondere in Bezug auf Oekonux. Auch wäre es interessant zu
 erfahren, ob sich an einigen Stellen die Positionen der FSF und
 der FSFE voneinander unterscheiden.

Welche Punkte meinst du genau? Hast du konkrete Fragen, die ich
beantworten kann? 

 (FYI: Die Diskussion startete mit der Frage, worin konkret
  sich die Vorgehensweisen der Freie-Software-Community von
  der OpenSource-Community unterscheiden. Daher der Betreff.)

Ich sehe nicht, dass es zwei unterschiedliche Gemeinschaften gibt. Ich
sehe nur, dass es unterschiedliche Argumentation gibt. (Ich muss
unbedingt den Artikel dazu schreiben...)

Viele Grüße
Matthias


-- 
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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
Hallo Michael,

* RA Stehmann anw...@rechtsanwalt-stehmann.de [2010-12-02 10:27:37 +0100]:

 1. Warum wir von Freier Software sprechen und nicht von von Open Source
 Software ist hinlänglich bekannt.
 
 Die durch die Lizenz dem Lizenznehmer eingeräumten Freiheiten
 entscheiden, ob ein Programm Freie Software ist. 

Das würde ich nicht ganz so eng sehen. Manchmal gibt es Software, die
zwar eine Freie-Software-Lizenz hat, für den Anwender ist es aber
teilweise keine Freie Software mehr.

Z.B. kann es sein, dass ein Webmailer komplett unter GPL steht. Der
Anwender, der den Webmailer benutzt hat aber nichts von den Freiheiten,
sondern nur der Anbieter der Software. In dem Fall ist es für den
Anweder keine Freie Software. Wichtig ist, dass der Anwender die
Software für jeden Zweck verwenden, verstehen, verbreiten und verbessern
darf.

 2. Die FSF, FSFE, FSFI, FSFLA sind voneinander unabhängige
 Schwester-Organisation, die gleiche Ziele verfolgen. wie si diese
 Ziele verfolgen, hängt vom jeweiligen kulterellen Umfeld ab. Dieses ist
 im alten Europa ein anderes als in Nordamerika oder Indien oder
 Lateinamerika.

Siehe auch http://www.fsfe.org/about/fsfnetwork.de.html

 Der Computer ist das wichtigste Werkzeug im 21. Jahrhundert. Adressat
 Freier Software ist der mündige Nutzer dieses mächtigen Werkzeuges.
 Dieser soll befähigt werden, den Computer und Computernetze nach seinen
 Vorstellungen und Bedürfnissen einsetzen zu können. Er soll nicht vom
 Computer beherrscht werden und damit von denjenigen die proprietäre
 Software entwickeln und verbreiten.
 
 Es geht also um die Freiheit des Computernutzers. Das ist politisch -
 wie jedes Empowerment -, da eine bestimmte Verteilung von Macht
 bewusst gewollt ist.

Siehe dazu auch unseren Text zur Theodor Heuss Verleihung:
http://www.fsfe.org/freesoftware/society/democracy.de.html

Viele Grüße
Matthias

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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden Volker Grabsch
Hallo Matthias,

danke für deine Antwort.

Matthias Kirschner m...@fsfe.org schrieb:
 * Volker Grabsch v...@notjusthosting.com [2010-12-02 09:06:20 +0100]:
 
  Der Beitrag übt eine interessante Kritik an der strategischen
  Vorgehensweise der Freie-Software-Gemeinschaft.
 
 Hier stimme ich Torsten zu: es gibt nicht _die_ strategische
 Vorgehensweise der Freien-Software-Gemeinschaft.

Das ist schon klar. Aber es gibt solche, die allgemein anerkannt
sind (wie FSF, FSFE) und solche, von denen man sich besser
distanziert, weil sie den Begriff Freie Software für irgendeine
Ideologie missbrauchen, die mit den ursprünglichen Werten nichts
mehr zu tun hat.

 Ich sehe nicht, dass es zwei unterschiedliche Gemeinschaften gibt. Ich
 sehe nur, dass es unterschiedliche Argumentation gibt. (Ich muss
 unbedingt den Artikel dazu schreiben...)

Es geht mir nicht darum, welche Argumentationslinien nun besser
oder schlechter sind, sondern welche akzeptabel und welche
inakzeptabel sind. Das heißt, wo wird im Sinne der Freien Software
argumentiert, und wo wird der Begriff missbraucht?

Und was von beiden ist im Oekonux-Projekt der Fall?

 Welche Punkte meinst du genau? Hast du konkrete Fragen, die ich
 beantworten kann?

Mich interessiert konkret, welche Position die FSFE zu den folgenden
Punkten vertritt, bzw. zu welchen Punkten eine Diskussion und
Meinungsfindung innerhalb der FSFE noch aussteht. Oder zu welchen
Punkten es innerhalb der FSFE große Meinungsverschiedenheiten gibt,
sodass es öffentliche Position gar nicht möglich ist.

* Ist es sinnvoll, mit soziokultureller Teilnahme zu argumentieren,
  auch wenn sich dieses Argument eigentlich auf den Preis und nicht
  auf die Freiheit bezieht?

* Handelt das Ökunux-Projekt im Sinne der Freien Software oder nicht?
  (Öffentliche Unterstützung? Öffentliche Distanzierung? ...)

* (OOo-Extensions - dieser Punkt entfällt, da Torsten ihn bereits
   geklärt hat)

* Wird die Entwicklung, dass Microsoft Freie Software fördert,
  wohlwollend zur Kenntnis genommen? Oder wird Microsoft dafür
  kritisiert?

* Worin besteht das größere Problem, im DOC-Format oder im OOXML-Format?

* Wird Microsofts eigenes ODF-Plugin für MS-Office begrüßt
  oder kritisiert?

* Sollte Microsofts ODF-Plugin an den gleichen Stellen vom ISO-ODF-Standard
  abweichen wie es OpenOffice tut, um Kompatibilität zu gewährleisten,
  oder sich lieber möglichst nah an den ISO-ODF-Standard halten?

Anmerkung: Ich hoffe, ich habe die von Jörg aufgebrachten Punkte
richtig wiedergegeben. Im Zweifelsfall bitte in die Original-E-Mail
schauen!



Gruß
Volker

-- 
Volker Grabsch
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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden RA Stehmann
Volker Grabsch schrieb:

Vorab nochmals der Disclaimer:
ich schreibe hier als einfacher Fellow; ich kann nicht für die
FSFE sprechen.
 
 * Ist es sinnvoll, mit soziokultureller Teilnahme zu argumentieren,
   auch wenn sich dieses Argument eigentlich auf den Preis und nicht
   auf die Freiheit bezieht?

Nunja, die Freiheit des Verteilens (Verbreitens) wurde gewährt,
damit ich meinem Nachbarn helfen kann

http://www.gnu.org/home.de.html

Soziokulturelle Teilhabe ist auch ein Empowerment, die Argumentation
damit also nicht fernliegend. Zu bedenken ist aber, dass die vier
Freiheiten Rechte gewähren. Es gibt somit keine Pflicht zum Verteilen.
Ein Teilhabeanspruch kann also weder gegen den Lizenzgeber noch gegen
den Lizenznehmer gerichtet werden.

 
 * Handelt das Ökunux-Projekt im Sinne der Freien Software oder nicht?
   (Öffentliche Unterstützung? Öffentliche Distanzierung? ...)

Der Begriff Freie Software trifft keine Aussage zum Entstehungsprozess
und den Entstehungsbedingungen derselben.

OpenSolaris bleibt beispielsweise Freie Software, wenn die neueren
Versionen weiter unter der bisherigen Lizenz verbreitet werden, auch
wenn Oracle die Community nicht mehr an der Entwicklung beteiligen will.
Der Autor Freier Software muss niemanden an der Entwicklung beteiligen.
Auch ist es unerheblich, ob ihn Gewinnstreben oder altruistische Motive
leiten, er die Einsamkeit, eine Firmanhierarchie oder das Kollektiv
bevorzugt etc..

Der Begriff Freie Software sagt somit nichts über die
Produktionsbedingungen aus und bewertet diese nicht.

Man kann Freie Software zum Aufbau einer anderen Gesellschaftsordnung
verwenden, muss es aber nicht, unbeschadet des Umstandes, dass eine
bestimmte Verteilung von Macht bewusst gewollt ist.

 * (OOo-Extensions - dieser Punkt entfällt, da Torsten ihn bereits
geklärt hat)
 
 * Wird die Entwicklung, dass Microsoft Freie Software fördert,
   wohlwollend zur Kenntnis genommen? Oder wird Microsoft dafür
   kritisiert?

S.o..

 * Worin besteht das größere Problem, im DOC-Format oder im OOXML-Format?
 
 * Wird Microsofts eigenes ODF-Plugin für MS-Office begrüßt
   oder kritisiert?
 
 * Sollte Microsofts ODF-Plugin an den gleichen Stellen vom ISO-ODF-Standard
   abweichen wie es OpenOffice tut, um Kompatibilität zu gewährleisten,
   oder sich lieber möglichst nah an den ISO-ODF-Standard halten?

Die Verwendung Freier und Offener Standards auch in proprietärer
Software wird grundsätzlich begrüßt.

Deren Weiterentwicklung ebenfalls. Dass es unterschiedliche
Entwicklungsstände von Standards gibt, gehört zur Normalität.

Entscheidend ist die Freiheit (insbesondere von Patentansprüchen) und
Offenheit von Standards.

 Anmerkung: Ich hoffe, ich habe die von Jörg aufgebrachten Punkte
 richtig wiedergegeben. Im Zweifelsfall bitte in die Original-E-Mail
 schauen!
 

Meiner Erfahrung nach hat Jörg nur sehr schwammige Vorstellungen von
Freier Software, Community, dem Open-Source-Gedanken etc..

Gruß
Michael



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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden RA Stehmann
Matthias Kirschner schrieb:
 Hallo Michael,
 
 * RA Stehmann anw...@rechtsanwalt-stehmann.de [2010-12-02 10:27:37 +0100]:
 
 1. Warum wir von Freier Software sprechen und nicht von von Open Source
 Software ist hinlänglich bekannt.

 Die durch die Lizenz dem Lizenznehmer eingeräumten Freiheiten
 entscheiden, ob ein Programm Freie Software ist. 
 
 Das würde ich nicht ganz so eng sehen. Manchmal gibt es Software, die
 zwar eine Freie-Software-Lizenz hat, für den Anwender ist es aber
 teilweise keine Freie Software mehr.
 
 Z.B. kann es sein, dass ein Webmailer komplett unter GPL steht. Der
 Anwender, der den Webmailer benutzt hat aber nichts von den Freiheiten,
 sondern nur der Anbieter der Software. In dem Fall ist es für den
 Anweder keine Freie Software. Wichtig ist, dass der Anwender die
 Software für jeden Zweck verwenden, verstehen, verbreiten und verbessern
 darf.
 
Das ist ein weites Feld und schwierig dazu. Versuchen wir es einmal mit
Beispielen:

Mein Hoster (oder ich selbst) benutzen als Webserver den Apachen. Der
ist Freie Software; der Leser oder Betrachter der Webseiten hat jedoch
keine Möglichkeit meinen Apachen zu verändern. Ist der Apache für den
Leser oder Betrachter dadurch keine Freie Software? Wie ist dies bei
einem Shopsystem für den Kaufinteressierten?

Nächstes Beispiel: Ein Unternehmen setzt OpenOffice.org ein
(LGPL-lizensiert). Es verbietet jedoch seinen Angestellten neuere,
ältere oder veränderte Versionen von OpenOffice.org auf den
Firmenrechnern zu installieren. Ist OpenOffice.org damit in diesem
Unternehmen keine Freie Software mehr? Darf eine Freie-Software-Lizenz
umgekehrt fordern, dass der Unternehmer seinen Angestellten die Änderung
der im Unternehmen eingesetzten Software erlauben _muss_?

Ist der Begriff der Freien Software somit relativ je nach dem, welche
Befugnisse, Rechte oder Möglichkeiten jemand auf einer bestimmten
Hardware oder in einer bestimmten Situation hat?

Im Extremfall: Ist GNU/Hurd unfrei, weil ich es nicht auf dem Rechner
meines Nachbarn installieren darf, der gesagt hat, ich solle die Finger
von seinem Rechner lassen?

Oder ist OpenOffice.org unfrei, weil der Staat mich bestraft, wenn ich
Erpresserbriefe damit schreibe?

Ich bin der Meinung, dass man, um einen klaren Begriff zu haben, allein
auf die Lizenz abstellen sollte. Es kommt allein darauf an, was diese
den Lizenznehmern erlaubt, und nicht darauf, was diesen aus anderen
Gründen erlaubt oder verboten oder nicht möglich ist.

Sonst müssten wir Klausel fordern, die weit über ein Copy-Left
hinausgehen und die die Verwendungsmöglichkeiten der Software wieder
einschränken.

Gruß
Michael





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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
hallo Michael,

* RA Stehmann anw...@rechtsanwalt-stehmann.de [2010-12-02 14:23:03 +0100]:

  Das würde ich nicht ganz so eng sehen. Manchmal gibt es Software, die
  zwar eine Freie-Software-Lizenz hat, für den Anwender ist es aber
  teilweise keine Freie Software mehr.
  
  Z.B. kann es sein, dass ein Webmailer komplett unter GPL steht. Der
  Anwender, der den Webmailer benutzt hat aber nichts von den Freiheiten,
  sondern nur der Anbieter der Software. In dem Fall ist es für den
  Anweder keine Freie Software. Wichtig ist, dass der Anwender die
  Software für jeden Zweck verwenden, verstehen, verbreiten und verbessern
  darf.
  
 Das ist ein weites Feld und schwierig dazu. Versuchen wir es einmal mit
 Beispielen:

[...]

Was ich damit sagen wollte ist, dass es nicht immer mit der Lizenz
_alleine_ ankommt, sondern wie es nachher wirklich pratkisch aussieht.


Ein Mailprogram, welches du lokal auf deinem Rechner installiert hast und
unter einer Freien-Software-Lizenz steht, ist für dich Freie Software. 

Ein Mailprogram, welches auf du auf deinem Server installierst und
welches du anderen Leuten zur Benutzung anbietest ist für diese Anwender
evtl. keine Freie Software mehr. 

Wenn ich einen Webshop benutze, dann stört mich das nicht, dass die
Software dort für mich unfrei ist. Aber der Händler sollte
sicherstellen, dass es für ihn Freie Software ist, weil er sonst
Nachteile hat. 

Wenn ich E-Mails in meiner Firma bearbeite, will ich, dass die Software
nicht nur für meinen E-Mail-Anbieter, sondern auch für mich frei ist
(z.B. wegen Sicherheit, Herstellerunabhängigkeit, ...).

[...]

 Ist der Begriff der Freien Software somit relativ je nach dem, welche
 Befugnisse, Rechte oder Möglichkeiten jemand auf einer bestimmten
 Hardware oder in einer bestimmten Situation hat?

[...]

 Ich bin der Meinung, dass man, um einen klaren Begriff zu haben, allein
 auf die Lizenz abstellen sollte. Es kommt allein darauf an, was diese
 den Lizenznehmern erlaubt, und nicht darauf, was diesen aus anderen
 Gründen erlaubt oder verboten oder nicht möglich ist.

Und wie siehst du das in Verbindung mit
http://en.wikipedia.org/wiki/Tivoization ?

Viele Grüße
Matthias

-- 
Matthias Kirschner - Deutschlandkoordinator, Fellowshipkoordinator
Free Software Foundation Europe (fsfe.org)
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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden Jörg Schmidt
Hallo *,

Matthias Kirschner schrieb:
  Der Beitrag übt eine interessante Kritik an der strategischen
  Vorgehensweise der Freie-Software-Gemeinschaft.
 
 Hier stimme ich Torsten zu: es gibt nicht _die_ strategische
 Vorgehensweise der Freien-Software-Gemeinschaft. 

Sicher nicht, nur heißt das ja nicht weil sich _die_ Strategie nicht ausmachen 
ließe das es garkeine erkennbare Strategie im Sinne der überwiegend 
angewendeten, akzeptiereten Strategie gäbe.

 Unterschiedliche
 Organisationen haben unterschiedliche Strategien. 

Ja sicher. Und der Satz sagt mir nun das ein Vertreter der FSFE glaubt für 
seine Organisation nicht konkret antworten zu können und lieber allgemein 
bleibt?

 Manche betonen die
 Verfügbarkeit von Quellcode, mache den Kostenaspekt, 

Was eigentlich tut die FSFE gegen Letzteres? Ich hatte im von Volker zitierten 
Thread angesprochen wie negativ eine solche Sichtweise ist.

 andere den Punkt,
 dass Software angepasst werden kann, andere die Auswirkungen auf die
 Volkswirtschaft. Es müssen ja auch nicht alle komplett abgestimmt
 und mit der gleichen Strategie handeln. 

Doch genau das sollten sie! Wiederum bin ich erschrocken sowas von einem 
Vertreter einer Organisation zu hören die sich ja eigentlich genau dafür 
verantwortlich fühlen sollte in solchen Dingen einheitliches, kraftvolles 
Handeln zu organisieren.

  Mich würde interessieren, inwiefern die angesprochenen Punkte
  tatsächlich die Positionen der FSF bzw. der FSFE darstellen,
  insbesondere in Bezug auf Oekonux. Auch wäre es interessant zu
  erfahren, ob sich an einigen Stellen die Positionen der FSF und
  der FSFE voneinander unterscheiden.
 
 Welche Punkte meinst du genau? Hast du konkrete Fragen, die ich
 beantworten kann? 

Die Theorien die das Ökonux-Projekt verbreitet [1] sind öffentlich einsehbar, 
wie steht die FSFE dazu? Oder ist die Frage zu schwer?

siehe _z.B._:
http://www.oekonux.de/einfuehrung/kladde/index.html 

  (FYI: Die Diskussion startete mit der Frage, worin konkret
   sich die Vorgehensweisen der Freie-Software-Community von
   der OpenSource-Community unterscheiden. Daher der Betreff.)
 
 Ich sehe nicht, dass es zwei unterschiedliche Gemeinschaften gibt. 

Dann ist die Meinung der FSFE in diesem Punkt anders als die der FSF? Verstehe 
ich das richtig?

Die FSF betont jedenfalls in vielen ihrer Veröffentlichungen [1] den 
Unterschied zwischen OpenSource und Freier Software und damit ist klar das sie 
auch zwei Gemeinschaften sieht. 
(Hinweis: wenn zwei Gemeinschaften heißt das lange nicht das eine strikte 
Trennung existiert, aber das zwei Gemeinschaften existieren)

[1]
_z.B._:
http://www.gnu.org/philosophy/open-source-misses-the-point.html


Genau das ist nämlich das Problem der FSF, denn die Anhänger von OpenSource 
sehen sich allgemein nicht in Widerspruch zu freier Software, allein wollen sie 
freie Software am MARKT im REALEN WETTBEWERB verbreiten und reden deshalb von 
OpenSource, ganz ähnlich dem das es z.B. in DE üblich ist von Gewinn zu reden 
wenn man Profit meint, in anderen Ländern ist hingegen Profit kein 
'Un-Wort'.

Und wenn die FSF vor diesem Hintergrund dauernd andeutet das Verrtreter von 
OpenSource eigentlich den Begriff freier Software aufweichen wollen ist das 
schlicht nicht richtig.

Wie ist es denn gewesen bei der, wirklich unschönen Extension-Kampage der FSF 
gegen OOo? [1] Da wurden genau Teile der FOSS-freundlichen Wirtschaft gebasht. 
Wie eigentlich steht die FSF zum Wettbewerb am Markt, wenn doch in solchen 
Kampagnen deutlich wird das man Wettbewerb fürchtet?
WEnn ich sehe das in Verzeichnissen [2] der FSF solche Firmen wie .riess [3], 
die Vieles vorangebracht haben, nun plötzlich quasi am Pranger stehen, allein 
dafür weil sie der Gemeinschaft Dinge zur Verfügung stellen bei denen der FSF 
die Lizenz nicht passt, will mir das jeden falls nicht behagen.

Dankbar bin ich jedenfalls eingedenk der klaren Abfuhr [4] den das CC von OOo 
dieserart Bestrebungen der FSF erteilt hat. 

[1]
http://www.fsf.org/news/fsf-launches-free-software-extension-listing-for-openoffice.org

[2]
http://libreplanet.org/wiki/Group:OpenOfficeExtensions/NonFree

[3]
www.riess.de

[4]
http://www.openoffice.org/servlets/ReadMsg?list=announcemsgNo=417



Gruß
Jörg

--
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Re: Fwd: OpenSource-Strategien

2010-12-02 Diskussionsfäden Matthias Kirschner
Hallo Jörg,

* Jörg Schmidt joesc...@web.de [2010-12-02 14:20:13 +0100]:

 Sicher nicht, nur heißt das ja nicht weil sich _die_ Strategie nicht
 ausmachen ließe das es garkeine erkennbare Strategie im Sinne der
 überwiegend angewendeten, akzeptiereten Strategie gäbe.

Was meinst du mit einer überwiegend angewendeten, akzeptierten
Strategie? Von wem überwiegend angewendet und von wem akzeptiert?

  Unterschiedliche Organisationen haben unterschiedliche Strategien. 
 
 Ja sicher. Und der Satz sagt mir nun das ein Vertreter der FSFE glaubt
 für seine Organisation nicht konkret antworten zu können und lieber
 allgemein bleibt?

Was ist deine konkrete Frage auf die ich dir antworten kann?

  Manche betonen die Verfügbarkeit von Quellcode, mache den
  Kostenaspekt, 
 
 Was eigentlich tut die FSFE gegen Letzteres? 

Gegen das Argument, dass Freie Software auf lange Frist weniger Geld
kostet? Wir erklären folgende Punkte: 1. Freie Software ist nicht
kostenlose Software sondern definiert sich dadurch, dass sie für jeden
Zweck verwendet, verstanden, verbreitet und verbessert wedern darf 2.
Freie Software kann kurz- und mittelfristig auch mehr Geld kosten 3.
langfristig spart man mit Freier Software (Wegfall von
Dienstleistungsmonopolen, ...)

Mehr dazu gibt es unter
http://www.intevation.de/~bernhard/publications/200408-hmd/200408-wandel_der_it_20j_fs.html
5. Chancen Freier Software, 5.1 Kosten und Migration. Das ist
deckungsgleich mit der Position der FSFE. Daneben erklärt auch 
http://www.fsfe.org/freesoftware/enterprise/freesoftwarecompany.en.html
ziemlich gut unsere Position zu den wirtschaftlichen Aspekten.

  andere den Punkt, dass Software angepasst werden kann, andere die
  Auswirkungen auf die Volkswirtschaft. Es müssen ja auch nicht alle
  komplett abgestimmt und mit der gleichen Strategie handeln. 
 
 Doch genau das sollten sie! Wiederum bin ich erschrocken sowas von
 einem Vertreter einer Organisation zu hören die sich ja eigentlich
 genau dafür verantwortlich fühlen sollte in solchen Dingen
 einheitliches, kraftvolles Handeln zu organisieren.

Die Aufgabe der FSFE ist es nicht, anderen Organisationen
vorzuschreiben, welche Strategie sie verfolgen sollen. Wir erklären
anderen warum Freie Software wichtig ist und ermutigen sie dazu selbst
zu denken und selbst zu handeln. Wir wollen keine Mitläufer, sondern
eigenständig kritisch denkende Unterstützer.

  Welche Punkte meinst du genau? Hast du konkrete Fragen, die ich
  beantworten kann? 
 
 Die Theorien die das Ökonux-Projekt verbreitet [1] sind öffentlich
 einsehbar, wie steht die FSFE dazu? Oder ist die Frage zu schwer?

 siehe _z.B._:
 http://www.oekonux.de/einfuehrung/kladde/index.html 

Ja, die Frage ist nicht so einfach. Auf der Webseite steht ziemlich viel
und wenn ich hab nicht Zeit alles von der Webseite zu kommentieren. Des
Weiten verstehe ich manche Dinge nicht, weil es nur Stichpunktartig
aufgeschrieben ist. 

Hier ein paar Beispiele:

  Produktionsweise Freier Software

  Sehr wichtiges Charakteristikum
  - Geldfrei EntwicklerInnen finanzieren sich auf anderem Wege Ähnlich
anderen Hobbies

Das ist kein gutes Argument, das es genauso kommerzielle Freie Software
gibt. Die FSFE ermutigt jeden mit Freier Software Geld zu verdienen.

  - Anstrengung erfolgt auf freiwilliger Grundlage
- Notwendigkeit konkreter Problemlösungen
- Selbstentfaltung der EntwicklerInnen Programmieren macht (manchen)
  Spaß Andere Tätigkeiten können ebenfalls der Selbstentfaltung
  dienen
  - Vielfältig selbstorganisiert in kleinen, unabhängigen Gruppen
  - International im Internet

Freie Software kann auch ganz regional entwickelt werden. Hier ist denke
ich wieder das Problem, dass Autoren Entwicklungs-, Geschäfts-, und
Softwaremodell vermischen (siehe Artikel oben).

Unter Einfach und Doppelt Freie Software: Diese Unterscheidung ist
nicht hilfreich und wird von der FSFE nicht verwendet. Wir vermeiden es
auch von Produzenten zu sprechen (siehe dazu auch
http://www.gnu.org/philosophy/words-to-avoid.html#Consumer).

Unter Freie Software und kommerzielle Einflüsse:

  Freie Software kann nur geldfrei entstehen

Freie Software entsteht auch für Geld und wie gesagt ermutigen und
helfen wir Freien-Software-Entwicklerninnen mit Freier Software Geld zu
verdienen.


Frag bitte, wenn du zu einer bestimmten Position eine Frage hast.

  Ich sehe nicht, dass es zwei unterschiedliche Gemeinschaften gibt. 
 
 Dann ist die Meinung der FSFE in diesem Punkt anders als die der FSF?
 Verstehe ich das richtig?

Richard hat in letzter Zeit soweit ich gesehen habe nicht mehr von zwei
unterschiedlichen Gemeinschaften gesprochen. Die FSFE hat dies nicht
gemacht. Freie Software und Open Source sind Begriffe für ein und die
selbe Sache. Wir verwenden den Begriff Freie Software
http://www.fsfe.org/campaigns/whyfs/whyfs.de.html, aber wir sehen Leute
die andere Begriffe verwenden nicht außerhalb unserer Gemeinschaft.

 Genau das ist nämlich das Problem der FSF, denn die Anhänger