Hi, > Ich muss zugeben, anfangs war ich auch nicht sonderlich erfreut über > diese "schwammigkeit". Nach einiger Zeit bin ich jedoch zur Ansicht > gekommen, dass es gar nicht anders geht. Die Welt IST schwammig. Ich > möchte nicht mit Bestimmtheit sagen müssen was für ein Typ die Strasse > vor meinem Haus hat oder was genau für ein Typ Wald derjenige am Ende > des Dorfes. Aber ich kann sagen, dass die Strasse vor meinem Haus mehr > oder weniger grosse Durchgangsstrasse ist und der Wald nicht wirklich > bewirtschaftet wird. Das reicht völlig aus. Ich bin davon überzeugt, > dass damit auch Routingprogramme zurecht kommen können, weil 1 + 1 = > 3, bei genügend grossem 1.
ich sehe es genau so. Wenn später jemand des Wäges kommt und mehr weiß als ich, kann er entweder mein Tagging korrigieren oder - was ich für wahrscheinlicher halte - es werden weitere Tags hinzukommen, um das Tagging zu verfeinern: "Diese Straße wird unterhalten von x", "Diese Straße hat die Oberflächenbeschaffenheit y" und "Diese Straße hat Bordsteine vom Typ z". Die Erfahrung zeigt, dass Mapper gerne so taggen, dass es in ihrem bevorzugten Renderer gut aussieht. Wenn jemand gerne wandert und es sich vorgenommen hat, alle Wanderwege des Schwarzwaldes zu mappen, dann wird er sich beim Taggen davon leiten lassen, was sein Lieblingsrenderer in die Karte malt. Wenn ein Renderer kommt der nur Straßen verwendet die mit Betonplatten belegt sind werden Mapper, die besonders an mit Beton belegten Straßen interessiert sind anfangen, die Straßen so zu mappen, wie der Spezialrenderer das am liebsten mag. Andersrum muss man beim Schreiben eines Renderers vielleicht erstmal anfangen, mit den vorhandenen Daten zu arbeiten, bevor man an die noch nicht existierenden Betonplattenstraßen gehen kann. Bei uns kann jeder taggen wie er lustig ist - einer der riesen Vorteile unserer Datenbank. Basisdemokratischer geht es kaum noch. Leute, die in der Lage sind Software für das Projekt zu schreiben (und da nehme ich mich mit meinen bescheidenen Kenntnissen komplett aus) sitzen prinzipbedingt in einer etwas stärkeren Position: Wer Editoren, Renderer und Router schreibt, kann wesentlich größeren Einfluß auf die Taggingregeln nehmen als das einem "Nur-Mapper" über Proposals im Wiki oder den Listen möglich ist. Das basisdemokratische Prinzip bleibt allerdings auch dabei gewahrt, denn die Mehrheit wird darüber entscheiden, ob sie die neue Software cool findet und verwendet. Für mich lauten die Folgerungen für die Kritiker der bisherigen Taggingregeln daher: * Wenn ihr bessere Vorschläge habt, dann macht Proposals im Wiki. Wenn diese gut sind, werden Mapper, Renderer und Router diese übernehmen * Wenn ihr selbst Software baut, dann schreibt Editoren, Renderer und Router die anders arbeiten. Mappt ein paar Daten, die auf die neuen Tools abgestimmt sind, stellt die Tools zur Verfügung und seht dann, ob die Leute es gut finden und übernehmen Ehrlich gesagt glaube ich aber kaum, dass es gelingen wird, ein komplett neues Konzept zu durchdenken das dann auf Anhieb perfekt funktionieren wird. OSM entwickelt sich jeden Tag fort. Und bedenkt bitte: das Tagging wird sich zwangsläufig verfeinern. Die Daten, die ihr heute einfordert, wird es aller Voraussicht sowieso geben. Ihr braucht nur etwas geduldiger zu sein, dann wird euch das alles in den Schoß fallen. Einer der richtig *coolen* Aspekte an OSM ist doch gerade der, dass wir mit unserer Datenbank, unterschiedlichen Renderern und Routern ganz unterschiedliche "Zielgruppen bedienen" können. Die Leute sind oftmals *genau deshalb* hier, weil die kommerziellen Anbieter spezielle Zielgruppen nicht bedienen möchten. Ich wurde gelegentlich dafür geprügelt, dass ich anfangs alle Wege, die ich mit dem Rad gefahren war, einfach als cycleway eingetragen habe. Klar, eigentlich nicht "richtig". Aber: Mir hätte die Kritik eigentlich wurscht sein können, denn ich wollte zum Ausdruck bringen "Hier kann man am Wochenende echt cool mit den Rad entlangfahren". Es interessierte mich dabei nicht sonderlich, dass das statisitische Bundesamt gerne gehabt hätte, dass ich die korrekte administrative Bedeutung hätte eintragen sollen. Ich wollte nur erreichen dass andere Radfahrer sehen können "ah, cool, da kann man mit dem Rad langfahren". Also: Das Routen nach administrativen Gesichtspunkten ist ein kleiner Teilaspekt des Projektes. Versucht über die Gestaltung eurer Software herauszubekommen, wieviele Leute das gleiche Ziel haben. Wenn es genügend sind, dann werdet ihr erfolgreich sein. Ich aber werde weiterhin so mappen, wie ich das für richtig halte, und ich werde mich dabei sicher nicht von einer "Vaporware" leiten lassen. Ich hoffe, dass uns allen dieses längliche Posting hilft, schneller zum Ziel zu kommen. Beste Grüße, ce _______________________________________________ Talk-de mailing list Talk-de@openstreetmap.org http://lists.openstreetmap.org/cgi-bin/mailman/listinfo/talk-de