Frederik Ramm schrieb: > Hallo talk-de-Liste, > > ich komme gerade von der "State of the Map"-Konferenz in Limerick > zurueck und erzaehle hier kurz, wie es war. Es soll kein Blogeintrag > werden, daher verkneife ich mir, ueber die Bahn, die Luftfahrt, die > irischen Strassen oder die Qualitaet des Tees im Hotel zu sprechen und > erzaehle nur mal so von ein paar Vortraegen, die ich bemerkenswert fand. > > Frueher oder spaeter wird es alle Vortraege mit Folien+Video+Ton im Netz > geben. > > Am Samstag eroeffnete Robert Barr mit einer Fabel ueber eine > Strassenschilder-Firma, die finanzschwachen Staedten anbietet, kostenlos > alle Strassen ordentlich zu beschildern - erst nach Unterschreiben des > Vertrags stellt die Stadt fest, dass die Schilder fuer den Normalbuerger > unlesbar sind, wenn er nicht die exklusive Spezialbrille kauft, die von > derselben Firma herausgegeben wird. Die Firma verspricht der Stadt einen > Anteil am Gewinn aus dem Brillenverkauf, und alle sind gluecklich (bis > auf den Normalbuerger). > > John McKerrell von Multimap (gehoert jetzt zu Microsoft) erzaehlte, wie > sie verschiedene Crowdsource-Daten in ihr Kartenangebot einbinden - > Wikipedia, Flickr, und auch testweise OSM, aber da sind sich die > Multimap-Anwaelte nicht sicher, ob das mit der Lizenz geht, und daher > ist das nicht oeffenlich. Ed Freyfogle von der Immobilienplattform > "Nestoria" (gibt es bald auch in .de) war da etwas unbesorgter; sein > Problem mit OSM war eher, dass einige Sachen nicht ganz leicht zu nutzen > sind ("gib mir alle U-Bahn-Stationen in Deutschland" - fuer den Perl- > oder PostGIS-Hacker eventuell einfach machbar, aber nicht fuer den > unbedarften Nutzer). Er sagte, dass seine Firma auch gern mit Geld > nachhilft, wenn jemand OSM auf dem Weg zu besserer Nutzbarkeit > weiterbringen will. (Ich persoenlich finde die Nutzbarkeit gegenueber > den Endnutzern eigentlich weniger wichtig als die Nutzbarkeit gegenueber > den Mappern, aber das kommt halt drauf an, wen man fragt.) > > Dair Grant sorgte mit seinem Vortrag fuer etwas Ernuechterung. Vor etwa > einem halben Jahr hatte er mal eine Untersuchung in der Naehe seines > Wohnortes gemacht und war dabei auf rund 80 Fehler in TeleAtlas-Daten > gestossen (die bei OSM besser waren). Nun ist er umgezogen und hat das > gleiche mal in einer etwa gleich grossen und oberflaechlich auch > "vollstandig" aussehenden Gegend in Edinburg gemacht und fand bei > OpenStreetMap etwa doppelt so viele Fehler wie im TeleAtlas-Material > seines alten Wohnortes. Er fand das zwar nicht schlimm, aber natuerlich > piekst einen sowas schon ein bisschen. (Sollten wir in Deutschland auch > mal machen, stichprobenartig - zufaellig einen Bereich auswaehlen und > ganz gruendlich OSM und TeleAtlas und Realitaet vergleichen. Leider ein > zu langweiliges Thema fuer den Wettbewerb, fuerchte ich...) > > Peter Miller arbeitet fuer die Firma ITO, die Verkehrsanalysen und > -Projekte fuer Transportunternehmen macht. Er hat alle ueberrascht mit > einem Tool, mit dem man vieles von dem vorwegnehmen kann, was API 0.6 > bringen soll: Bestimmte Gebiete "subscriben" und - derzeit nur > woechentlich, spaeter aber taeglich - Informaionen dazu sehen, wer wann > was wo darin veraendert hat. Man muss sich bei dem Service anmelden und > die Rechtecke spezifizieren, die man will, und danach kann man > verschiedene Feeds bekommen und Analysen zusammenklicken. Sieht sehr > vielversprechend aus; derzeit nur .uk im Datenbestand, aber bis Ende des > Monats die Welt. (http://www.itoworld.com/ -> "OSM Mapper".) > > Jani Patoallio von Wikitravel hat erzaehlt, wie sie OSM-Daten nutzen, um > ihre On-Demand-Buecher zu drucken. Das Pfiffige dabei ist, dass sie eine > automatische Verknuepfung aus dem Text- in den Kartenteil gebaut haben > (wenn im Text-Listing "Hotel Ernst" vorkommt, sucht deren Programm das > passende Hotel im OSM-Ausschnitt und macht einen Nummernmarker hin). > > Sebastian Schmitz hat den Euch allen schon bekannten > openrouteservice.org vorgestellt, und die Leute koennen es kaum > erwarten, dass es das fuer .uk auch gibt ;-) > > Ich habe in meinem Vortrag ein bisschen ueber moegliche Risiken > fabuliert, denen OSM in der Zukunft ausgesetzt sein koennte: Was, wenn > die "Boesen" uns inflitrieren und verklagen, wenn sich die rechtliche > Situation aendert, wenn unsere Server alle am Anschlag ist, wenn die > Community sich auseinanderlebt undsoweiter. Ich habe mich aber auf das > Aufwerfen laestiger Fragen beschraenkt, die Antworten mussten die Leute > schon selber finden ;) > > Am Sonntag kam dann die Begruessungsrede von Steve Coast - am Samstag > frueh war der noch aus den USA unterwegs. Nicht viel neues, ausser, dass > er halt massiv in den USA "evangelizing" betreibt und dass seine Firma > einen Style-Editor fuer Mapnik gemacht hat (wann/wie der "rauskommt" ist > aber noch unklar). Steve sagte unter anderem auch: Wenn ihr ueberlegt, > einen neuen Renderer, Editor oder Router fuer OpenStreetMap zu > schreiben, dann denkt doch lieber mal darueber nach, wie ihr das > existierende verbessern koennt. - Das entspricht nicht meiner Meinung, > ich finde, jeder darf seinen eigenen OSM-Editor schreiben, wenn er will. > > Ed Parsons, Kartenchef von Google, versuchte, die Wogen ein bisschen zu > glaetten: Map Maker sei kein Angriff auf OSM, sondern mehr eine > Verzweiflungstat - Google *wuerde* ja Daten von Island, Zypern oder der > Karibik kaufen, wenn ihnen jemand welcher verkaufte - aber es gebe ja > keine, also der Map Maker. Die Software dahinter ist mehr oder weniger > das gleiche, was Google seit langem intern zur Datenerhebung z.B. in > Indien oder Burma einsetzt. Google lasse sich derzeit von den Nutzern > alle Rechte abtreten, aber nur so habe Google spaeter auch die > Moeglichkeit, eine "offene" Lizenz zu waehlen, die ihnen geeignet > erscheint. Er halte es durchaus fuer moeglich, dass die Daten irgendwann > "frei" werden, und sie wollen OSM auch weiterhin unterstuetzen. - Er > erzaehlte, dass auch Google viel Stress mit Zypern hat. Fuer die > Luftbilder der Gebiete, die fuer Map Maker freigeschaltet sind, hat > Google extra die Lizenz aufgestockt - normalerweise haben sie nur eine > Anzeigelizenz, und fuer diese Gebiete haben sie jetzt auch eine > Abdigitalisier-Lizenz. Auf den Vorschlag, man koennte doch diese > Abdigitalisier-Lizenz dann an OSM weitergeben als "nette Geste" > antwortete er aber, das dass nicht so ohne weiteres moeglich sei. Also > mein persoenliches Fazit: Nett, dass Es (wieder) da war, es zeigt > immerhin, dass sie uns dafuer ernst genug nehmen, aber ob es viel mehr > bedeutet, weiss ich nicht. > > Andy Allan berichtete von der Cycle Map (seine treuesten User sind die > Deutschen, wie es scheint). Die Daten, die er durch die Gegend > schaufelt, sind betraechtlich - besonders, weil die Tiles wohl immer > noch auf seinem Heim-PC errechnet und dann in die USA auf den Server > kopiert werden muessen. (Und das, obwohl er inzwischen Technikchef von > Cloudmade ist.) > > Ben Clayton von HP erzaehlte ueber "Pervasive Computing", das ist eine > schmuckvolle Ausrede fuer die Entwicklung von Computerspielen auf > mobilen Geraeten (sag ich mal so ganz platt). Sie haben eine Software > gemacht, mit der man ortsabhaengige Spiele definieren kann, die dann auf > sowas wie einem N95 oder N810 laufen. Ein Beispiel dafuer ist z.B. > "Escape from the Tower", es spielt im Londoner Tower, und wenn man mit > dem Geraet in die Naehe bestimmter Punkte kommt, laufen kleine Filmchen > ab, auf denen beruehmte Ex-Gefangene ihre Flucht schildern. Die "Beef > Eaters" hatten dann kleine Bluetooth-Sender in der Tasche, und wenn ma > ihnen zu nahe kam, war man "gefangen". Deren > Spiel-Konstruktions-Software kann wohl auch OSM-Daten nutzen, und man > kann auch Spiele herstellen, die nicht ein einen speziellen Ort gebunden > sind, sondern beim Spiel-Start automatisch z.B. eine nahegelegene > Kneipe, eine nahegelegene Kirche und eine vielbefahrene Strasse (o.ae.) > anhand der OSM-Tags als Spielorte auswaehlen. Klang alles sehr spannend > fuer mich (ich mag Spiele), eventuell kann man das auch staerker mit OSM > verknuepfen: www.mscapers.org > > (Einige Vortraege, darunter den von Torsten Rahn ueber Marble, hab ich > verpasst, weil ich parallel einen Relations-Workshop abgehalten habe.) > > Ziemlich interessant, wenn auch etwas lang, war auch der Vortrag von > Mikel Maron ueber Indien. Er hat zusammen mit Schuyler Erle und > finanziert von ein paar interessierten Organisationen in Indien eine > einmonatige Indien-Rundreise gemacht und dabei in 7 Staedten jeweils > OSM-Einfuehrungen und Mapping Parties abgehalten. Einerseits gab es da > eine Menge interessanter kultureller Einsichten (zum Beispiel die, dass > OSM zuweilen weit mehr ist als nur "du kannst eine Karte selbermachen" - > OSM ist in etwas konservativeren Gesellschaften auch ein "du kannst > *ueberhaupt* was selbermachen"). Andererseits auch spannend, dass man > sowas tatsaechlich finanziert bekommt - also wenn irgendeiner von Euch > irgendwelche Verbindungen in ein Land hat, in dem bislang wenig OSM > gemacht wird, stellt doch auch mal sowas auf die Beine. Schuyler und > Mikel sind wohl ueberall als grosse Experten gefeiert worden und mussten > immer erst langwierig erklaeren, dass sie nur "ganz normale Mapper" sind. > > Ausserdem gab es eine Menge "lightning talks" und eine Menge "State of > ..."-Talks ueber bestimmte Laender, allen voran natuerlich Jochens > 10-Minuten-Turbo-Talk ueber unsere grandiosen Erfolge in .de - von den > vier Weinflaschen, die Ivan aus Spanien mitgebracht hatte, ging am Ende > auch eine an "die Deutschen" fuer ihre herausragende Leistung. Wir haben > sie stellvertretend fuer Euch ausgetrunken ;-) insgesamt waren glaube > ich so ca. 10 Leute aus Deutschland und 2 aus Oesterreich da, bei einer > Gesamtteilnehmerzahl von rund 120. > > > Soviel mal dazu. Es wurde die Devise ausgegeben, alle Fotos und > sonstiges Zeug, das man ins Netz hochlaedt, mit "SOTM08" zu taggen, also > evtl. werden ihr bei den einschlaegigen Web2.0-Seiten fuendig. > > Bye > Frederik > > Danke für die gute Zusammenfassung, klingt sehr interessant. Ich freue mich schon auf das Bild/Film-Material. Gruß Jonas
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