Moin,

> Allerdings stoeren mich einige Dinge, ich finde, dass eine gute
> Uebersetzung auch wissen muss, wo sie zu uebersetzen aufhoeren sollte.

sehe ich ähnlich; allerdings muss der Grenzverlauf der Zielgruppe angepasst 
sein. Und bei JOSM heißt das für mich, nicht zwanghaft alles, aber so viel 
wie möglich zu übersetzen.

> Ich finde zum Beispiel, dass man auch einem deutschen Nutzer die Worte
> "Node" und "Way" zumuten sollte.

Da bin ich anderer Ansicht. »Node« ist so ein typisches Infomatikerwort. Das 
gilt zwar selbst dann noch, wenn man es als »Knoten« übersetzt, aber da hat 
der deutsche Nichtinformatiker noch eher die Chance zu begreifen, um was es 
geht. Als Nichtcomputerbenutzer frage ich mich, warum die Dinger nicht 
einfach Punkt oder Punktobjekt heißen.

> Es sind ohnehin Abstrakta - ein Way ist 
> ja nicht wirklich ein "Weg", sondern eben das, was in der OSM-Datenbank
> "Way" heisst, also ein lineares Konstrukt mit mehreren Stuetzpunkten.

Polygon, Kante, Linie, Linienobjekt. »Way« und »Weg« sind beide krank. »Path« 
wäre vielleicht im Englischen besser, würde aber die wörtliche Übersetzung 
ins Deutsche nciht besser machen :) .

> Ich finde, dass man, indem man auch solche Begriffe uebersetzt, unnoetig
> Barrieren aufbaut und es dem Benutzer (noch) schwerer macht, auch mal
> ein anderes, englischsprachiges Programm zu bedienen.

* Aus meiner beruflichen Erfahrung heraus weiß ich, wie hart es ist, eine 
wirklich gute Übersetzung hinzubekommen (wobei ich aus der Gegenrichtung, 
nämlich de - en komme). Wie Dirk schreibt könnte man manchmal Stunden damit 
verbringen, über einzelne Übersetzungen nachzudenken.

* Wichtig ist es, eine gewissen Konsistenz hinzubekommen. Ein Node ist ein 
Node *oder* ein Knoten *oder* ein Punktobjekt *oder* ein Punkt. Nicht mal so 
und mal so. Achtet man darauf nicht, baut man den Anwendern Hürden auf, die 
man selbst nie erwartet hätte.

* Je mehr Leute Interesse und Spaß an OSM finden, desto besser (denk an die 
Hausnummern ;-) . Wieso willst Du sie zwingen, sich intensiver mit OSM zu 
beschäftigen, als sie wollen? Im Zweifel erreichst Du, dass sich Leute mit 
einem "Dann halt eben nicht" wieder abwenden. Was unsereins gerne übersieht, 
ist die Tatsache, dass ein signifikanter Prozentsatz der Deutschen mit 
Englisch exakt überhaupt nichts anfangen kann. Sie lesen keine englischen 
Bücher, sie lesen keine englischen Webseiten, sie lesen keine englischen 
Handbücher und so weiter. Und kennen daher auch dict.leo.org und Konsorten 
genausowenig, wie sie ein Dictionary im Regal stehen haben.

> An einigen Stellen ist das ok - der OSM-Server heisst auch im deutschen
> JOSM OSM-Server und nicht irgendwie komisch.

Wobei ich »OSM-Zentralrechner« so falsch nicht fände.

> Die Balance stimmt 
> weitgehend, aber einige Details wuerde ich anders machen. So wuerde ich
> auch weiterhin von "Tags" sprechen und nicht von "Eigenschaften".

Geht mir ähnlich. Allerdings weiß ich auch, dass ein hoher Prozentsatz der 
Deutschen, die etwas Englisch beherrschen, mit Wörtern wie »Tag« 
und »Amenity« nichts anfangen können.

Ich tue mir mit eingedeutschten Sachen auch häufig schwer, das gilt auch und 
gerade für Betriebssysteme. Andererseits finde ich englische Begriffe in 
einer deutschen Benutzerführung genauso unschön wie wenn wir als Deutsche 
(mumaßlich) englische Begriffe verwenden, die es gar nicht gibt oder die 
nicht das bedeuten, was sich der kosmopolitische Anwender dabei gedacht hat. 
Wieso werben deutsche Händler mit »Bodybags« (Leichensack), wenn sie 
Rucksäcke verkaufen wollen? Wieso muss ich erst Englisch lernen, bevor ich 
bei OSM mitmachen darf? Wieso bedeutet eigentlich »Way« ausgerechnet bei 
einem Kartenprojekt nicht »Weg«, sondern »Datenobjekt, das aus mehreren 
geordneten Punkten besteht«?!?

> Ein 
> Button ist fuer mich auch auf Deutsch ein Button und nicht ein "Knopf"

»Knopf« finde ich persönlich ziemlich mißlungen. Was ist mit Schaltfläche? IMO 
die perfekte Übersetzung. Wobei dann die Frage bleibt, ob man die 
Schalkfläche jetzt klickt oder drückt:
»Klicken Sie auf den Button...«
»Drücken Sie auf den Button...«
»Klicken Sie auf die Schalkfläche...«
»Drücken Sie auf die Schalkfläche...«

Da bin ich dann doch eher für Klickern :) .

> (und ein Compiler ist fuer mich kein Uebersetzer und ein Linker kein
> Binder, nicht, dass das bei JOSM vorkaeme, das sind Worte aus fruehen
> Microsoft-Dokumenten).

Das sind ja auch bekannte Fachbegriffe einer Zielgruppe, in der ich 
Englischkenntnisse voraussezten muss. Wenn Mediziner sich unterhalten, 
versteht man als Außenstehender potentiell nicht mehr allzu viel (schon gar 
nicht die Witze :) . Das ist ja auch in Ordnung so. Die interessante Frage 
ist, ob selbige es hinterher schaffen, sich Nichtmedizinern gegenüber in 
verständlicher Sprache zu artikulieren.

> Wie sehen das die anderen? Uebersetzen, was das Zeug haelt, oder einige
> Begriffe stehen lassen?

Mit Gewalt jeden Begriff übersetzen zu wollen bringt natürlich nichts, das ist 
uns schätzungsweise allen klar. Andererseits kann man sehr weit kommen, wenn 
man sich Mühe gibt. Von einem Missionierungseifer der Art "Ich will dass die 
Leute lernen, wie unsere Infrasturuktur tickert..." halte ich nichts. Schon 
die 68er wollten alle Arbeiter zu Intellektuellen machen. Sie hatten dabei 
lediglich übersehen, dass die Arbeiter gar nicht wollten. Wenn ich über das 
Webinterface eines Carsharers (Übersetzer vor ;-) ein Auto buchen möchte, 
will ich eigentlich nicht darüber nachdenken, wie die Datenbanktabellen 
hinter dem Interface wohl aussehen mögen.

Dirk hat dem Projekt mit seiner Übersetzungsarbeit sicher etliche weitere 
Benutzer beschert; nicht zuletzt die übersetzten Presets machen es einigen 
Leuten überhaupt erst möglich, bei uns mitzumachen. Und dabei meine ich nicht 
erst die Generation 70+. Sondern schon die Generation 20+.

HTH,

c "Wie übersetzt man eigentlich HTH" e


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