Am 6. Juni 2011 17:42 schrieb Frederik Ramm <frede...@remote.org>:
> Dass eine als einzelne Linie gezeichnete Grenze "genauer" ist als die
> Verwendung der Strassengeometrie, ist mitnichten erwiesen.


OK, verstanden. Gut, es gibt im OSM-Umfeld natürlich _alles_ ;-) Auf
dem Weg zu einer guten Annäherung ist man aber i.d.R. schon mit dem
gröbsten Wald näher als mit gar keiner "echten" Flächengrenze.


> Dass jemand keine Lust hat, eine Strassengeometrie zu verfeinern,
> wenn sich dadurch tonnenweise Ueberschneidungen mit dem angrenzenden Wald
> ergeben und er die von Hand zusaetzlich korrigieren muss.


Wieso sollte das jetzt ein Problem sein, wenn die Straße z.T. durch
das Waldpolygon führt (bis es jemand richtet), während bei der anderen
Methode die komplette Straße im Wald läuft? Man muss ja nicht alles
alleine machen, diese "tonnenweisen" Überschneidungen haben keine
negativen Auswirkungen, ausser, dass sie Ungenauigkeiten aufzeigen,
die man zukünftig noch durch Verfeinerung beheben kann.


> Ich glaube, Du hast da eine etwas verkorkste Perspektive. Du scheinst
> anzunehmen, dass alles, was jemand vom Luftbild abmalt, automatisch
> hochgenau und detailliert ist. Ich wage mal die Behauptung: Der Fehler, in
> Metern, den ich einbaue, wenn ich den Strassen-Way als Begrenzung meines
> Waldes nehme, ist im Durchschnitt geringer als der Fehler, den ich einbaue,
> wenn ich das (Bing-)Luftbild nicht vorher ordentlich an GPS-Tracks justiere.


Klar, die Lagegenauigkeit von Luftbildern ist nicht grundsätzlich gut,
und Fehler aus der Orthorektifizierung des Luftbilds kann man auch
durch nachträgliches Justieren (Verschieben) nicht mehr beheben. Da
haben wir in Italien einen gewissen Vorsprung, weil wir mit dem PCN
wirklich flächendeckend einheitliche Luftbilder haben (2006) und für
manche Gebiete auch von 2008, die sehr gut positioniert und
vorverarbeitet sind. Bing bietet einem im Vergleich in der Fläche
deutlich weniger und schlechter (Position/Alter) (in Rom aber z.B. z21
was für Details schon nicht zu verachten ist).

Viele Dinge kann man aber auch ohne Luftbilder genau zeichnen, oft
sogar aus dem Gedächtnis (bzw. anhand von Fotos und Aufzeichnungen,
die man vor Ort gemacht hat). Wie genau man mappt hat höchstens zu
einem Teil mit den Bildern zu tun, die man als Vorlage hat, eher mit
den Details, die einem bei der Begehung auffallen.


>> wenn man die Straßen zusätzlich als Flächen eintragen will, ist die
>> Lage sicher eindeutig.
> Das ist eine ganz andere Baustelle.


m.E. ist das genau dieselbe Baustelle: wenn man jetzt alle Flächen an
die Straßen hängt, wird man sie später alle wieder abhängen müssen.


> Informationen zur realen Form zu transportieren, ist unter Umstaenden aber
> etwas anderes als "sauberes Rendering". Und "sauberes Rendering" bekommt man
> ganz bestimmt auch ohne Strassen als Flaechen hin. Aber das ist, wie gesagt,
> wieder eine andere Geschichte.


jein, solange die Straßen regelmäßig sind, braucht man praktisch keine
Straßenflächen (selbst Spurerweiterungen -reduktionen folgen ja
Gesetzmäßigkeiten), wenn aber der Verkehrsraum seine Linearität
verliert und zu einer weitgehend ungerichteten Fläche wird, dann geht
es ohne natürlich nicht.


> Eine Karte ist kein Luftbild. Auch eine sehr gute Karte nicht.


+1.


>> Klar, ein Zaun der
>> an der Straße langläuft müsste evtl. verfeinert werden
>
> Wenn wir es mit einem Zaun zu tun haben, dann hoert das natuerlich auf, dass
> man die Strasse als Waldrand benutzen kann. Aber dann haben wir das gleiche
> Ding mit dem Zaun; man koennte dann einfach den Zaun als Waldrand benutzen,
> oder man koennte argumentieren, dies sei ungenau und der Zaun stehe ja
> ausserhalb des Waldes..


jetzt wirst Du allerdings ein bisschen rhetorisch ;-)
Ein Waldrand ist sicherlich nicht auf den cm oder einzelnen Meter
genau zu bestimmen. Sofern man aber zwischen Wald und xy noch etwas
anderes erkennen kann (dazu zähle ich auch z.B. Gestrüpp, einen
Straßengraben oder anderen Wasserlauf, eine Böschung, etc.), ist in
der "vorläufig endgültigen" Karte an dieser Stelle xy auch nicht mit
dem Wald verbunden.


> Du behauptest immer wieder, dass es ungenauer sei, den Strassen-Way als
> Waldrand zu verwenden, aber das ist eine unzulaessige Verallgemeinerung.
> Oder sagen wir: Es ist vielleicht genauer, aber nicht richtiger - genauso
> wie eine Loesung mit fuenf Nachkommastellen in der Matheklausur genauer ist,
> aber nicht richtiger.


Es freut mich schon, dass es wenigstens vielleicht (das bedeutet
vermutlich - s. Anfang D. Mail -, wenn es sorgfältig gemacht ist?)
genauer ist. Der Umkehrschluss ist dann, dass es (bei jeweils
sorgfältiger Herangehensweise) ungenauer ist, wenn man die Straße
verwendet. D.h. dass es zwar immer noch Gründe gibt, trotzdem die
Straße zu verwenden (Ersparnis von Aufwand), aber - solange man eine
genaue Karte anstrebt - dieser Zustand vermutlich eben doch nur ein
Übergangszustand sein wird.


>> Es geht nicht um rhetorische Spitzfindigkeiten, das Argument war, dass
>> echte Flächengrößen mehr Informationen transportieren als durch
>> Generalisierung vergrößerte.
>
> Der Unterschied duerfte im *Promillebereich* sein.


dann würde ich mich weniger engagieren, es ist schon mehr, vor allem,
wenn man den gegenwärtigen Stand betrachtet und alles mitrechnet, was
eigentlich per Multipolygon oder sonstwie rausgenommen werden müsste.
Wenn man nur Straßen durch den Wald betrachtet ist der
Flächen-Unterschied allerdings vermutlich in der Tat weniger relevant.

Mir ist übrigens noch ein weiterer Punkt eingefallen, warum Straßen
als Flächenbegrenzungen schlecht sind: Wälder haben meistens entlang
von Straßen offene Bereiche, oft partiell (z.B. Parkplätze, aber auch
sonstige Lichtungen). Wenn nun jemand wie ich kommt, und sowas bei
einer Fläche, die Straßen als Begrenzung verwendet, nachtragen will,
dann muss er für jede einzelne dieser Lichtungen die Straße in 3 Teile
splitten. Das verursacht neben dem Datenmüll der vielen Stücke auch
unnötig Versionen von der Straße, die eigentlich mit der Straße gar
nichts zu tun haben.

Gruß Martin

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