michael wrote:
> Fakt ist ferner, dass SUN - ebenfalls dankenswerterweise -
> weiterhin
> üegendender Contributor und Hauptsponsor von OpenOffice.org ist.
> Erst durch SUN konnte OpenOffice.org zu einem Leuchtturmprojekt
> Freier
> Software werden.
> 
> [...]
> 
> Kein Verstänis habe ich aber fü hysterisch anmutende Art und
> Weise, wie Michael Meeks diese im Kern nachvollziehbaren Sorgen
> äert.
>
> [...]
> 
> Vertrauen aber auch in die Fahig- und Möchkeiten der Community und
> ihrer Unterstü die Situation zu meistern, sollte SUN irgendwann
> einmal - aus welchen Grüauch immer - das Engagement
> füpenOffice.org zurüren mü
>
Hi Michael,

hm, ein etwas l"angerer Post, der eine etwas l"angere Antwort
rechtfertigt, hoffe ich. ;) Ich beziehe mich der Reihe nach auf die
zitierten Abschnitte.

Der Ausdruck "freie Software" ist ganz interessant, weil im Englischen
bekanntermassen mehrschichtig (free speech - free beer), und hier
durchaus zutreffend: Sun macht mit OpenOffice.org im Kern freie
Software im Sinne von frei in der Benutzung. In der Vergangenheit und
gerade auch zum jetzigen Zeitpunkt versucht Sun aber, die Arbeit am
Projekt zu kontrollieren (das ist erstmal wertneutral). 

Das ist aber *nicht* das, was gemeinhin unter einem OpenSource-Projekt
verstanden wird (http://www.opensource.org/ f"ur eine Definition) -
Debian & der Linux-Kernel sind Paradebeispiele daf"ur, und in gewisser
Weise auch Ubuntu (die den Mut hatten, jeden Prozess & jedes Gremium
offen zu gestalten - siehe auch die Cathedral vs. Bazaar-Metapher). 
Bei OpenOffice.org darf man in den Sourcecode schauen, die 
eigentlichen, wichtigen Entscheidungen werden aber in Hamburg 
getroffen - der Begriff "Community" hat in den K"opfen der Entscheider
meistens nur am Rande Platz, im Vordergrund stehen eigene strategische
und wirtschaftliche Erw"agungen (mancher mag sagen, dass sei gutes
Recht desjenigen, der den L"owenanteil der Arbeit leistet - dazu unten 
mehr).
 
Und die Crux bei diesem Setup ist nun, dass OOo damit zwangsweise in
der Abh"angigkeit Suns gehalten wird, und sich eben *kein* echtes
Community-Leben entwickelt hat. Ich will wirklich die Arbeit von Dir
und den vielen anderen Freiwilligen nicht schm"alern, und die
Bereiche l10n/NL-Governance/QA/Marketing sind sicherlich vorbildlich,
und funktionieren - aber vielleicht nur deswegen, weil Sun sich da 
nicht gross einmischt, sondern das als willkommenen Mehrwert 
mitnimmt?

In der Entwicklung ist das nicht so, und das kann ich sicher mit
einiger Autorit"at sagen. Von zwei grossen kommerziellen Mitstreitern
im Projekt, die mit grosser Euphorie angek"undigt worden sind, habe
ich bisher wenig, oder nur veralteten Code gesehen. Und wieviele
Freiwillige kennst Du, denen Du Arbeit an der OOo-Core zutraust? Mir
f"allt spontan eine Handvoll ein, die noch aktiv sind. Insofern ist
die Art und Weise, wie OOo momentan verwaltet wird, ein Teufelskreis.

Was Michael will, ist ein OpenSource-Projekt im Sinne der obigen
Definition, bei dem die Last auf m"oglichst viele Schultern verteilt
wird, das auch attraktiv f"ur Firmen wie RedHat, Intel, Google
etc. ist, mit m"oglichst niedrigen Schranken zum Einstieg (es gibt
eben Leute, insbes. Firmen, die ein Problem mit SCA haben). Und ich
teile diese Vision, weil ich m"ochte, dass OOo auch in Zukunft
prosperiert und mit den Anforderungen der Zeit mithalten kann (und
daf"ur gibt es, verdammt nochmal, *unglaublich* viel zu tun im Code
- definitiv mehr, als wir momentan Entwickler haben). Ich kann daran
nichts Hysterisches erkennen, und die Wortwahl - ich h"atte das eine
oder andere anders formuliert, aber im Debian-Projekt oder auf der 
LKML fallen durchaus auch mal deutliche Worte. ;)

Um den Kreis zu schliessen: ich denke nicht, dass sich die
Freiwilligen der OOo-Community Sun gegen"uber in stiller Dankbarkeit
bescheiden m"ussen; denn Sun profitiert in den genannten,
erfolgreichen Bereichen ganz erheblich von der Community. Insofern
finde ich es immer problematisch, wenn jemand nach Gutd"unken "uber
das kollektive Arbeitsprodukt von vielen tausend Freiwilligen
entscheiden kann, ohne die dann moralisch geschuldete Offenheit und
Mitwirkbarkeit in den Entscheidungswegen.

Viele Gr"usse,

-- Thorsten

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