Juergen Fenn schrieb:
> 
> michael schrieb:
> 
>> Ich verstehe unter "Freier Software" solche, die unter einer Lizenz 
>> veröffentlicht wird, die die bekannten vier Freiheiten (use, study, 
>> share, improve) gewährleistet. Dies ist bei OOo und der LGPL fraglos
>> der Fall. OOo is free as in free speech.
> 
> Das wäre sozusagen der formelle Begriff von "Freier und
> Open-Source-Software"...
> 
>> Hier kommen wir, glaube ich, zum Kern des Diskurses: Es geht nicht um
>>  die Freiheit des Produktes, sondern die Verfasstheit des Projektes.
>>
>> Freie Software (im Sinne obiger Definition) wird in
>> unterschiedlichsten Formen geschaffen. Es gibt den "einsamen Hacker",
>> kleine Gruppen von unter einander gut bekannten Codern, aber auch
>> größere Einheiten von Menschen, die Freie Software schaffen und
>> veröffentlichen.
>>
>> Manche Gruppen werden von einem "wohlwollenden Diktatur", andere von 
>> einer "Meriokratie" geleitet, wiederum andere sind demokratisch 
>> verfasst, wobei gelegentlich lediglich eine Elite stimmberechtigt ist
>>  (bei Debian z.B: darf keineswegs jeder, der sich für das Projekt 
>> interessiert und irgendetwas dazu beiträgt, an Wahlen und
>> Abstimmungen teilnehmen). Andere Software wird von Unternehmen
>> geschaffen und unter einer Freien Lizenz veröffentlicht.
>>
>> Wenn man Debian, das GNU-Projekt, den Linuxkernel, MySQL, Java,
>> *ubuntu, OpenSuse oder eben auch OpenOffice.org anschaut, findet man
>> eine Vielfalt von Organisationsformen, wobei gerade die Vielfalt für
>> Viele den Charme der Free Software Community ausmacht.
> 
> Eric S. Raymond definiert in seinem Beitrag zur Britannica Online den
> Begriff "Open Source" von der Organisation des Projekts her folgendermaßen:
> 
> | social movement, begun by computer programmers, that rejects secrecy
> | and centralized control of creative work in favour of
> | decentralization, transparency, and unrestricted (“open”) sharing of
> | information. Source refers to the human-readable source code of
> | computer programs, as opposed to the compiled computer programming
> | language instructions, or object code, that run on computers but
> | cannot be easily understood or modified by people.
> |
> | In closed-source, or proprietary, software development, only the
> | object code is published; the source code is held secret in order to
> | control customers and markets. Open-source projects reject this
> | practice and publish all their source code on the Internet under
> | licenses that allow free redistribution. An important feature of
> | open-source development is that the resulting extensive peer review
> | seems to do a better job of minimizing computer bugs and computer
> | security risks than the typical in-house process of quality assurance
> | at closed-source vendors.
> |
> | Beyond computer software, the concept of open source has been used to
> | create free online databases and by commercial Internet vendors to
> | populate reviews of items for sale, such as books, music, and movies.
> 
> Diese Definition vom Gemeinschaftlichen her ist sozusagen der
> "materielle" Begriff von "Freier und Open-Source-Software": Quelltext,
> Urheberrecht und Zusammenarbeit.
> 

Es gibt da IMO einen gravierenden Unterschied zwischen "Open Source
Software" und "Freier Software" und zwar in der Perspektive.

Diejenigen, die bewusst den Begriff "Open Source Software" verwenden,
haben oft vor allem den Entwicklungsprozess im Blick. Etwas vereinfacht
gesagt ist "Open Source Software" danach Software, die nach dem
"Bazaar"-Prinzip entwickelt wird.

Wer bewusst von "Freier Software" spricht, hat den Nutzer (Lizenznehmer)
im Blick. "Freie Software" ist solche, deren Lizenz dem Nutzer die
genannten Freiheiten gewährt, wobei die Freiheit, die Software zu
verändern und zu verbessern, die Öffnung zum "Bazaar" beinhaltet.

Software ist "frei" unabhängig davon, ob sie in der "Kathedrale" oder im
"Bazaar" entstand, aber sie kann von den Lizenznehmern sowohl in einer
"Kathedrale" als auch in einem "Bazaar" weiterentwickelt werden.

Eric S. Raymond ist bekanntlich der Apologet der "Bazaar"-Methode. Er
hat damit IMO wichtige Anstöße für die Softwareentwicklung gegeben.
Welches Entwicklungskonzept für die jeweilige Software am Besten ist
(evt. auch eine Kombination von "Kathedrale" und "Bazaar"), erscheint
mir jedoch auch nach Lektüre seiner klassischen Schrift nicht endgültig,
für jede Software und für alle Zeiten ausgemacht.

Gruß
Michael


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