Hallo,

Florian Effenberger schrieb:
> > Dagegen spricht derzeitig beispielsweise das die TDF die
> Rechte aus dem
> > SCA nicht adäquat verwenden würde, sofern Oracle dieses übertrüge.
>
> die TDF sagt ganz klar, dass sie kein Copyright Assignment für
> Codebeiträge an LibreOffice will.

Danke für diese Bestätigung. Klarheit ist auch dann gut wenn sie
schlechte Nachrichten beihaltet, und das ist eine.

Das ist übrigens keine von
> uns einfach
> so in die Welt gesetzte Meinung, sondern wird auf *breiter* Basis von
> den Entwicklern getragen.

Ja, genau, von den Entwicklern, und leider fast überwiegend nur von den
Entwicklern, denn diese haben tendenziell bei LO/TDF eine ähnliche
Machfülle inne wie der Hauptsponsor SUN oder Oracle bei OOo.

> Mit Copyright
> Assignment wäre
> die Bereitschaft vieler, am Projekt mitzuwirken, nicht
> gegeben.

Falsch, es geht nur um die Entwickler, andere wären nicht betroffen und
die Entwickler sind bei LO eine Mindertheit, zumindest war es bei OOo
immer so und ich kann mir bei ca. 120 Entwickler bei LO (das ist die
Zahl die man mir nannte) nicht vorstellen das es weniger als 120
sonstige Freiwillige gibt.

> Das ist
> nicht aus der Luft gegriffen, sondern Feedback, das wir
> insbesondere von
> den Entwicklern regelmäßig erhalten.

Sagen wir besser überwiegend nur von den Entwicklern und ihnen
persönlich Nahestehende stimmen aus Sympatie zu und 'normale'
Freiwillige beschäftigen sich inhaltlichn erst garnicht mit den Dingen.

> Die Frage, ob die TDF gewisse Rechte verwalten würde, und auf welcher
> Basis, würde ich davon zunächst einmal losgelöst betrachten.
> Diese
> Thematik hat sich so noch nicht gestellt.

Doch, sie stellt sich von Anfang an, weil man sie nämlich nicht mehr
dann organisieren kann wenn es Ernst wird.

Worum es geht ist eine verbindliche Zustimmung aller Codebetragengen zu
einer zentralen Rechteverteidigung und die kann völlig beliebig
erfolgen, nur sie muß erfolgen, denn sobald sie gebraucht wird ist es zu
spät, denn sie wird ja gerade dann gebraucht wenn irgendwann einmal
Uneinigkeit entsteht.

Das Spiel was die TDF hier treibt ist reine Vogelstraußpolitik,
vergleichbar damit das ich mich bei einer Eheschließung auch zusätzlich
per Ehe-Vertrag absichern kann, das aber nicht tue um die Braut zu
verschrecken und öffentlich groß und breit rausposaune es wäre ja
überhaupt kein Risiko da ich die Dinge ja später entsprechend regeln
kann.
Und Letzteres geht eben nicht, denn Regelungsbedarf entsteht ja nur im
Streitfalle, dann allerdings wird keiner mehr einen Vertrag
abschliessen, der ihm die Hände bindet.

> > Es schiene mir insbesondere übereilt das SCA in die Hände der TDF zu
> > legen _solange_ eine Chance besteht das ein Dritter sich findet der
> > beabsichtigt das SCA adäquat zu verwenden.
>
> Ich spreche hier auch gar nicht von Rechtsgütern, denn über
> diese können
> wir wirklich nicht diskutieren, das kann nur Oracle als
> Rechtsinhaber.

Das ist schade, denn genau hier lägen Aufgaben der TDF nämlich
gleichberechtigter Verhandlungspartner in solchen Fällen wie jetzt z.B.
Namensrechte oder SCA zu sein.

> Ich spreche davon, die zwei Projekte, unter dem Dach der TDF
> wieder zu
> vereinen.

Es kann doch kein ernstgemeinter Vorschlag sein einer Organisation
beizutreten von der Du gerade sagst sie will sich nicht der Aufgabe
stellen um Rechtsgüter zu verhandeln (oder nenne es wie Du willst),
gerade das wären Kernaufgaben der TDF, gerade z.B. mit Blick auf die
Markenrechte zu OOo.

ES tut mir Leid Florian, nur Deine Positionen kann ich immer weniger
nachvollziehen, denn entweder die TDF etabliert sich als starke
Organisation und auf gleicher Augenhöhe mit Marktteilnehmern die
Konkurrenzprodukte zum von der TDF vertretenen Office-Suite anbieten
oder sie ist irrelevant.
Eine TDF in Form eines Kaffekränzchens von OSS-Freizeit-Freaks braucht
jedenfalls niemand, außer diese Freaks selbst.

> Das deckt sich aber nicht mit der Aussage von Oracle, die das
> Projekt in
> die Hände der Community legen wollen, und sich dabei explizit
> auf eine
> nichtkommerzielle Entität bezieht.

Von 'nichtkommerzielle Entität' habe _ich_ "explizit" nichts gelesen.
Wenn Du es jetzt schreibst frage ich mich warum Dir gerade das ein so
wichtiger Punkt ist.
Ich jedenfalls hätte nichts gegen 'kommerziell' und hätte ich auch nur
eine mittelgroße Firma hätte ich längst Kontakt zu Oracle gesucht.
Ebenso hätte ich nichts gegen ein StartUp welches die jetzigen
OOo-Entwickler in Form eines Management-Buy-Outs umfasst und von
weiteren Partnern flankiert wäre, nur um ein Beispiel zu nennen.

> > Mir erscheint eine Zukunft des jetzigen OOo-Projekts
> allgemein durchaus
> > sehr ungewiss, aber ohne SCA+Namensrechte quasi an seiner
> Seite zu haben
> > (was man nicht zu eng auslegen sollte) scheint sie mir faktisch
> > unmöglich.
>
> Ein Projekt definiert sich v.a. durch die darin Aktiven,
> nicht nur durch
> seinen Namen.

WARUM bist Du dann hier und versuchst zu überzeugen? _Personen_ kommen
ohnehin zu LO wenn sie das selbst wollen.

Du bist hingegen hier auf der Liste u.A. genau weil Du weißt wie
hilfreich es für die TDF wäre wenn ihr die OOo-Namensrechte zufielen.
Und falls Du deswegen nicht hier wärst fände ich es falsch und naiv.


Ich will hier nicht streiten und habe auch leider nicht viel Zeit zum
Diskutieren, aber ich habe nicht übersehen das Dein (Florian)
Eingangspost einiges an Emotionen enthielt, so möchte ich hier auch
einmal etwas emotional werden:

Ich erinnere mich lebhaft an das erste Treffen der de.OOo-Community im
Linux-Hotel in Essen, die Stimmung war phantastisch die gemeinsamen
Versionen nahezu grenzenlos, ich war rundrum begeistert.

Ich erinnere mich gleichfalls als ich das erste Mal von LO/TDF hörte und
ich erinnere mich an mein Gespräch mit Jacqueline und Thomas in Bonn
dazu - und auch hier war ich voll Begeisterung, wenn auch schon voll
Sorge, denn inzwischen (verglichen mit obigem Treffen in Essen) lebe ich
ja vom Support für OOo etc..

Meine Begeisterung ist inzwischen abgekühlt denn was ich erlebe ist
einerseits:

-ein Projekt welches über hervorragende, fähige Entwickler verfügt
-ein Projekt welches über eine aktive Community verfügt
-ein Projekt welches sehr weit vorangekommen ist

aber eben auch:

-ein Projekt welches von Entwicklern augenscheinlich dominiert wird,
obwohl diese (nach Köpfen) eine Minderheit in der Gesamtcommunity sind,
und obwohl diese besser von Organisationsfragen die Finger lassen
sollten
-ein Projekt das bestimmte ideologische Positionen zu OSS, die bei OOo
ziemlich gemäßigt waren, zu seinem Nachteil aktzeptiert
-ein Projekt das latent wirtschaftskritisch bis feindlich eingestellt
ist, wenn man betrachtet was die Basis in großen Teilen denkt
- ein Projekt das in Organisationsfragen (ganz allgemein gesprochen und
im Gegensatz zu technischen Fragen wo ich LO für hervoragend halte)
insgesamt leider enttäuscht und sich mehr an Harmonie, denn
Erfordernissen orientiert und glaubt bestehen zu können nach dem Motto:
'allen wohl und niemandem weh'

Oh, ich bin nicht blind und ich nehme deshalb natürlich auch wahr, das
es auch bei LO Community-Mitglieder gibt die sich eine
wirtschaftsfreundliche und von Negativideologien freie Haltung bewahrt
haben, allein schmerzt es mich zu sehen wie sehr sich diese Leute in
Richtungsdiskussionen zurückhalten, vielleicht(?) in der Annahme mehr
Communitymitglieder wären wichtiger als Klarheit in den Köpfen Aller.

Ich kann, zu diesem Themenkreis, nur (sinngemäß) Reinhard Wiesemann
(Linux-Hotel, Essen) zitieren, der einmal sagte:

'im Linuxhotel sind wir der Meinung, daß es wenig Sinn macht, wenn
intelligente Menschen ihre Arbeitskapazität überwiegend für irgendwas
anderes einsetzen, und nur in der übrigbleibenden Freizeit Freie
Software weiterbringen.
Viele andere haben eine m.E. seltsame Einstellung zur Frage des
Geldverdienens. Das muß "irgendwoher kommen", aber bloß nicht dadurch,
daß man etwas tut, mit dem anderen im Bereich Freier Software geholfen
wird. Ich denke, mit dieser Einstellung wird großer Schaden angerichtet,
weil intelligente Menschen den Löwenanteil ihrer Fähigkeiten und ihrer
Zeit dann zwangsläufig außerhalb des Bereichs Freier Software einsetzen
müssen.'


Und solange sich das nicht ändert steht zu befürchten das sich LO in der
Nische wiederfindet in der Desktop-Linux seit Jahren ist: technisch
durchaus auf der Höhe der Zeit, in der Realität jedoch ohne Bedeutung
weil ohne nennenswerten Marktanteil.
Das ist natürlich keine generelle Anklage, denn wenn eine solche
Position im Markt von TDF/LO-Community gewünscht wäre, ist das auch OK
(ich verwies ja an anderer Stelle schon auf die Beispiele Scribus und
Latex), einzig kann ich sagen das _mir_ eine solche Position nicht
genügen würde und für mich ein harter Grund wäre mich nicht an LO zu
beteiligen.

Ich habe mich insgesamt in den letzten Monaten sehr um Klärung bemüht,
in genau der Hinsicht die André hier im Thread völlig berechtigt nennt,
nämlich mit Blick auf wirtschaftliche Möglichkeiten von LO, und für mich
ist da Vieles derzeitig mit Fragezeichen besetzt.



Gruß
Jörg


-- 
-----------------------------------------------------------------
To unsubscribe send email to dev-unsubscr...@de.openoffice.org
For additional commands send email to sy...@de.openoffice.org
with Subject: help

Antwort per Email an