Hallo Frank,
Frank Stähr ſchrieb am 24.01.2010 16:07 Uhr:
Ich danke euch für eure Mühen (vor allem Dennis) und hoffe, ihr nehmt es mir
jetzt nicht übel, dass ich nicht xetex verwenden werde.
Kein Problem, jeder muſs nach ſeiner eigenen Façon glücklich werden :).
Aber es ist gut, dass Du deine Entscheidung auch begründest, daraus kann
man besser lernen.
1. Schwache Dokumentation. Man schaue nur mal auf
http://wiki.ubuntuusers.de/XeTeX – das erklärt auch einige der überflüssigen
Zeilen in meiner Datei.
Okay, diese Seite ist wirklich massiv ausbaufähig. Die dortige Präambel
ist redundant (warum hat man xltxtra bloß nicht xetex genannt!
Vielleicht sollten wir eine xetex.sty mit \RequirePackage{xltxtra} auf
CTAN plazieren ;)), nicht genug erklärt (die Option cm-default für
fontspec bewirkt, dass eben /nicht/ die CM benutzt wird) und
unvollständig (kein Wort über polyglossia).
Ich schaue mir mit »texdoc packet-name« meistens direkt die
Originaldokumentationen an, aber das setzt natürlich schon ein gewisses
Wissen darüber voraus, wo man dies und jenes wohl finden wird.
Aber unser Wiki ist (auch mit dem SVN) nur unwesentlich besser.
Stimmt, das könnte man wohl noch überarbeiten und verbessern.
Andererseits sind wir kein LaTeX-Wiki, da gibt es andere Anlaufpunkte im
Netz … wobei ich unter den gefühlten tausenden von LaTeX-Einführungen
für Anfänger noch keine gesehen habe, die konsequent auf XeTeX setzt und
etwa Babel ignoriert. Wäre vielleicht ein guter Feature-request für die
de.comp.text.tex ;).
2. Es fehlen definitiv mehrere Pakete. Selbst die Installation von
texlive-latex-extra bringt nichts. Die 400 MB Download von texlive-full wollte
ich mir mal ersparen, meine Wahl hatte immerhin auch schon fast 100 MB.
Das ist allerdings primär ein TeXLive-Problem, die unter Windows
verbreitete MiKTeX-Distribution ist da weiter. Ich habe mir MiKTeX 2.8
probeweise diesmal nicht komplett, sondern nur in der Standardversion
heruntergeladen, und wenn da beim Kompilieren ein Paket fehlt, wird es
einfach online nachgeladen und selbstständig installiert. Das
funktioniert problemlos, auch bei komplizierteren Abhängigkeiten (die
dann ebenfalls installiert werden). Verkehrte Welt, eigentlich ist
Paketmanagement doch eine Stärke von Linux. Dafür fehlen bei MikTeX
derzeitig noch die ganzen Lua-Executables und -Pakete … hat alles seine
Vor- wie Nachteile.
Dazu kommt noch die Sache mit den Schriftarten. Das ist für einen Anfänger auch
nicht so leicht …
Wenn Du das ganze Thema Schriften ignorrierst und die entsprechenden
Befehle weglässt, wird einfach für alles die gewohnte CM genommen und
gut is. Nur für viele ist halt weniger der Unicode-Support das
XeTeX-Killerfeature, sondern dass man halt ›endlich‹ seine
LaTeX-Dokumente in »Comic Sans« setzen kann ;).
Letztlich klappte es doch nicht. Ich weiß nicht warum, vermutlich fehlte
einfach noch etwas oder ich hatte nicht die aktuellste Version (von Tex).
Das bei Ubuntu noch standardmässig TeXLife 2007 dabei ist, ist wirklich
nicht sehr schön. Das ist aber ein Ubuntu/Debian/WasAuchImmer-Problem.
Die Sache ist einfach die, dass Linux leider keinen schönen Paketmanager für
latex hat
Stimmt völlig,
und xetex nun mal noch nicht fertig ist (?).
Nein, das würde ich nicht sagen, man kann XeTeX durchaus schon produktiv
einsetzen! Bis auf Microtype gibt es auch kaum Probleme mit ›alten‹
Paketen – wie Du selber gesehen hast: Koma-Script ist bspw. die
TeX-Engine herzlich egal :). Es ist sicherlich nicht so fertig wie
Knuths TeX, aber wenn Du das als Maßstab ansetzt, ist kaum eine Software
›fertig‹. Praktisch gesehen ist XeTeX für den ›normalen‹ Einsatz
vollkommen ausgereift.
Ich würde glatt behaupten, dass nicht nur ich den Weg des geringsten
Widerstandes gehen möchte. Die uniinput-Datei aus dem SVN reicht mir
vollkommen. Sie sollte weiter gepflegt werden (es fehlt z. B.
interessanterweise das ſ ^^)
Das ist leider wahr und zeigt die Grenzen der uniinput auf: Es gibt
leider in der CM (oder einer ihrer ›Kinder‹) keine eigene Glyphe für das
lange s (ſ) (@Arno: Wo muss ich den Fehlerbericht einreichen?).
Natürlich könnte man ſ auf s mappen, aber das wäre witzlos … bei XeTeX
kann man einfach eine passende Schrift (Linux Libertine, Kurrent, …)
einstellen und los’ geht der Spaß :).
und wir könnten in Betracht ziehen, allen Anfängern und Unentschlossenen
ausdrücklich auch diese tex-Variante zu empfehlen.
Äh … nein, da sind wir inhaltlich unterschiedlicher Auffassung. Diese
Möglichkeit steht im Wiki und ist auch erklärt, aber ausdrücklich
empfehlen würde ich sie nicht (wie auch, wenn das ſ fehlt ;)), und erst
recht nicht Anfängern. Die sollte man nicht mit alten Paketen belasten,
wo XeTeX schön sauber alles bietet, was der normale Nutzer braucht. Für
»Alt-TeXies«, die in ihren bisherigen eingetrammpelten Pfaden bleiben
wollen ist das vollkommen okay, aber wenn ich heutzutage einen Anfänger
in TeX einführen würde, würde ich ihm zu XeTeX raten (mehr Features als
pdflatex, aber trotzdem sehr gut abwärtskompatibel, aber ausgereifter
als das noch in der Entwicklung befindliche LuaTeX), genauso wie ich ihm
zu TikZ statt pstricks raten würde. Ich will mich nicht streiten, aber
da sind wir unterschiedlicher Meinung. Ich plädiere grundsätzlich eher
für modernes (La)TeX.
Ach und Dennis, ich höre natürlich sehr gerne, dass du dich an Linux probierst.
Lass dich von der Compose nicht entmutigen, abgesehen von latex halte ich Linux
in jeder Hinsicht für leichter zu bedienen als Windows.
Vielen Dank für die Aufmunterung! Aber es ist ehrlich gesagt doch eine
ziemliche Umstellung … ich habe zu Weihnachten ein Netbook geschenkt
bekommen und als erste Amtshandlung die Festplatte mit dem
vorinstallierten WindowsXP plattpartioniert, um gar nicht erst in
Versuchung zu kommen ;). Richtig glücklich bin ich mit Linux noch nicht,
aber ich bin fest entschlossen, ihm eine Chance zu geben :).
Viele Grüße,
Dennis-ſ