Hi Martin,
Hallo Frederik,
hallo Liste,

die links unten sind in Ordnung, sie helfen, zu verstehen, wie die
Terminologie "land use" außerhalb von OSM genutzt wird.  Bei manchen
Karten ist man sich unsicher, ob die Datenrepräsentation nicht doch
gröber ist und die Straßen einfach nur "drüber" gerendert worden, aber
das ist erstmal nicht so wichtig.  Zu unterscheiden sind nach wie vor:

- Gebiete
- Grundstücksflächen

Fakt ist, das bisher in OSM, landuse=residential eher grob Verwendung
fand - die meisten Mapper, die landuse=residential neben die Straße
gezeichnet haben, haben das nicht getan, weil sie eine genaue
Grundstücksgrenze kannten, sondern weil sie nach dem Schema "jede Fläche
kriegt ihre eigene Grenze" verfahren sind.  Selbst wenn der Versuch
unternommen wurde, die Grundstücksgrenze zu erfassen, kann diese nur als
"good guess" erfasst worden sein, denn i.A. dürften amtliche Daten nicht
zur Verfügung gestanden haben.

Die meisten links deiner mail haben als Granularität aber die
Grundstücksfläche.  Diese Granularität gab es in OSM bisher nicht oder
sehr, sehr begrenzt.  Auch deswegen wuchs zumindest im deutschen Raum
die Verwendung von landuse=residential so, dass die meisten Gebiete,
welche das Tag tragen eben Gebiete und keine Grundstücksflächen sind.



Wir brauchen eine bessere Differenzierung des Wohngebietes (welchem
landuse=residential bisher hauptsächlich zurechenbar sein dürfte) auf
der einen und der Wohngrundstücksfläche (welche von der Begrifflichkeit
evtl. dem Tag "landuse=residential" sogar näher steht), auf der anderen
Seite.  Grund:

Wenn "official parcel data" demnächst zur Verfügung steht und die Leute
anfangen, die Grundstücksgrenzen automatisch zu importieren, wird sich
die Frage stellen, wie das zu taggen sei.  Die Wiki-Seite "Parcel" hat
dazu schonmal den dümmsten Vorschlag dazu gemacht, den man machen kann:

Importierte Daten mit "landuse=residential" zu schmücken verwässert die
bisherige Verwendung des Tags völlig.  Als Nutzer der Daten ist dann
nicht mehr zu entscheiden, ob das Tag nun eine Grenze meint, die ein
ortskundiger Mensch erstellt hat, oder ob es amtliche Daten sind.



Deine Lösung, /landuse=residential/ auf /place=xx/ umzumünzen, ist eine
brute-force Attacke auf das assoziative Gedächtnis der meisten
MapperInnen.  Da (exakte/amtliche/importierte) Grundstücksflächen noch
nicht häufig in OSM zu finden sind, schlage ich vor, einen Weg
geringeren Widerstands zu gehen und stattdessen vernünftige Tags für
eine Grundstücksgrenze (parcel) zu definieren.


Mein Vorschlag dazu:  Eine Grundstücks/grenze/ dürfte im Namensraum
/boundary/ anzusiedeln sein, da sie weder physisch ist, noch direkt die
Nutzung vorgibt (ich rede von der Grenze).  Die Grundstücks/fläche/ wäre
dann die Summe aus

    * Grundstücksgrenze (an administrative boundary?) und
    * unterliegender Flächennutzung
    -> da steckt ein wenig der OO-Gedanke dahinter (die Flächennutzung
vererbt sich auf das Gebiet innerhalb der Grenze), denn diesen haben wir
bereits an anderer Stelle

        * für eine Stadtgrenze tragen wir auch nicht explizit _ein_
landuse=*, d.h.

        * will ich wissen, /wie/ die zur Stadt gehörige Fläche genutzt
wird, die innerhalb der Stadtgrenze liegt
            * nutze ich die Stadtgrenze als Polygon und arbeite dann mit
den ausgeschnittenen OSM-Daten weiter
            * mehrere landuses (die nichts mit den Grundstücken zu tun
haben!) sind i.d.R. im Ergebnis zu finden

        * gleiches sollte für eine Grundstücksgrenze gelten, denn
                a) auf einem großen Grundstück kann es durchaus
                    mehrere Flächennutzungen geben (z.B. farmland/farmyard
                    dürften Teil eines Grundstücks sein)
                b) eine Grundstücksgrenze unterteilt die Flächennutzung nach
                    Belieben - der Mensch schafft ja die Grundstücke, um
ein größeres
                    Gebiet, das zum Wohnen genutzt wird
(landuse=residential) zu unterteilen - nicht umgekehrt

D.h., nicht das Grundstück bestimmt die Nutzung, sondern /wo/ das
Grundstück liegt (in einem Wohngebiet/Industriegebiet/etc.).  Es gibt
daher keine Notwendigkeit, für jedes Grundstück (oder eine Reihe davon)
extra anzugeben, wie sie genutzt werden, solange das durch ihre Lage
ableitbar ist.  Vgl. dazu Stadtplanung - das Parzellieren erfolgt zum
Schluss, am Anfang steht _ein_ Gebiet und die Frage, was man damit
machen will.

Weiterhin würden wir strikt physische Nutzung von administrativer
Aufteilung eines Gebietes trennen.  Ich denke, damit sollte man arbeiten
können.

Es ermöglicht zudem die Erstellung klassischer "land use" Karten zu
denen Du Beispiele gegeben hast (e.g.:
    (s1) "rendere alle Gebiete",
    (s2) "rendere alle Straßen",
    (s3) "rendere alle Grenzen").

In dieser Reihenfolge ist es egal, ob in (s2) Straßen als Flächen
vorliegen, oder nicht - die Straße würde extra koloriert, genau wie auf
den "land use" Plänen.


Gruß,
Christian



Am 30.08.2011 20:23, schrieb Martin Koppenhoefer:
> Am 29. August 2011 01:49 schrieb Frederik Ramm <frede...@remote.org>:
>> On 08/29/2011 01:22 AM, Martin Koppenhoefer wrote:
>>> So könnte
>>> man bei Bedarf und Lust die Nutzung auch von einzelnen Grundstücken
>>> angeben (was m.E. der Sinn von landuse ist)
>> Meines Erachtens ist landuse fuer relativ grossflaechige
>> Flaechennutzungstypen. Vielleicht im Sinne eines Flaechennutzungsplans
>> (engl. land-use plan ist etwa das gleiche, wobei ich das ungern sklavisch
>> daran koppeln wuerde).
>
> Ich habe mir spasseshalber mal ein paar englische/amerikanische
> Landuse plans angesehen und festgestellt, dass das in der Tat ähnlich
> ist:
> da werden die Straßen ausgenommen, und natürlich sind einzelne in der
> Nutzung abweichende Grundstücke in den Planungen auch so
> gekennzeichnet (obwohl das Planungen sind, d.h. die idealisieren im
> Vergleich zur Realität naturgemäß):
> http://planning.city.cleveland.oh.us/cwp/glossary/images/land_usePlan.jpg
> http://www.franklincountyohio.gov/commissioners/edp/planning/southwest/moredocs/LandUsePlan_11x17(10.08).jpg
> http://www.countyofsb.org/ceo/RDA/images/Proposed_LU_ranges_July%207%202007.jpg
> http://cityofypsilanti.com/maps/images/mastermap2006www.jpg
> http://lrdp.ucmerced.edu/images/05-08-08%20eir%20framework/LandUse.jpg
> http://www.dublin.oh.us/planning/community/images/OfficialFutureLandUseMap.jpg
>
> darüberhinaus gibt es natürlich auch Beispiele aus der Raumplanung
> (general land use plan), das macht man AFAIK in Deutschland in
> Maßstäben um die 100.000 und die sind dementsprechend gröber. Oder
> Vorpläne im Entwurfsstadium (draft/preliminary) und Studien. Da ist
> dann aber auch nicht jedes Haus und jede Straße drin:
> http://www.co.contra-costa.ca.us/depart/cd/current/advance/GeneralPlan/image/GP-LandUseMap.gif
> http://www.co.cumberland.nc.us/planning/images/WadeRecomLUPMap.jpg
> http://www.scarborough.me.us/planning/documents/planrpt/rp05051z.jpg
> http://www.lafayettesquareareacoalition.org/link_25_2682392902.jpg
>
>
> Wobei m.E. auffallend ist, dass die Pläne alle eine gewisse
> Fragmentierung aufweisen. Die Welt ist nunmal vielfältig.
>
> Gruß Martin
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