hoppla! also, wie solche threads aus fast nichts entsteht bleibt mir
nach wie vor ein rätsel.
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zur motivation der texter würde ich mitunter vermuten: den (gelungenen)
versuch, durch abweichung salienz zu erreichen.
sehr viel informationen - ob visuelle, auditive oder andere
sinneseindrücke, wird vom gehirn (bzw nervensystem) auf relativ
einfacher ebene (vor-)verarbeitet, ohne dass sie deswegen ins zentrum
der aufmerksamkeit gerückt oder bewusst werden müsste.
eines der kriterien für die zuteilung von aufmerksamkeit scheint - neben
persönlicher (und/oder biologischer) wichtigkeit - die abweichung vom
bekannten oder zumindest von der umgebung (bzw kontext) zu sein. was
ungewöhnlich ist springt einem mit nacktem hintern ins gesicht und wird
besser gemerkt.
... und das ist schließlich ja das hauptziel jeglicher werbung.
und ein falsch geschriebenes wort wird eher ein zweites mal gwlesen.
so'ne kognitionspsychologische theorien gehören, glaub ich, zum
handwerkszeug erfolgreicher werbemenschen.
zur allgemeinen diskussion würde ich anmerken wollen: ich finde die
frage der richtigkeit, also der schlichten einhaltung der spielregeln,
deutlich weniger interessant als die frage nach den folgen. auf welche
weise verändert eine gewandelte sprache die wahrnehmung? betont der
dativ (ggü dem genitiv) die rolle des besitzenden auch in der
wahrnehmung/bewertung der sprechenden? oder: wie verändern z.b.
euphemismen oder standardisierte wendungen die (emotionale) bewertung
von informationen? unter welchen bedingungen wird ein euphemismus als
zynisch empfunden? wie werden, durch die (fähigkeit zur) einhaltung von
"regeln" (gerade in der sprache) - oder z.b. durch dialekte - soziale
gefüge konstruiert/aufrechterhalten? und auch die frage, die evelyn
aufwarf: wie werden die menschen wahrgenommen, die da auf bestimmte
weise sprechen und in welchem kontext?
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außerdem denke ich, dass da, wo die regeln eines mediums/systems
gebrochen oder "verfremdet" werden, sei es durch mutation oder durch
dekonstruktion, der quell jeglicher entwicklung liegt, ob in sprache,
kunst oder im sozialen.. (obwohl mir die progressivität und
gesellschaftliche relevanz von "ich hasse teuer" zweifelhaft scheint...
und man natürlich auch berechtigterweise nachfragen kann, wohin
entwicklungen führen.)
beste wünsche,
ab.
"alles scheint mir eine frage des richtigen codes zur falschen und des
falschen codes zur richtigen zeit zu sein."
- f. rodenbusch
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Alexander Novak schrieb:
ich denke auch, dass diese aussage im alltag nicht besonders auffällig
ist und man derartige formulierungen dauernd irgendwo zu hören
bekommt. daher finde ich es auch nicht leicht, den kontext
festzumachen, in dem ich diese aussage erwarte, oder was ich über eine
person die so eine formulierung wählt, denke.
mich interessiert allerdings die motivation der redblue werbetexter,
die sich ja bestimmt bewusst dafür entschieden haben, "wir hassen
teuer" und nicht etwa "wir hassen teures" oder "wir hassen's teuer" zu
verwenden.
soll es möglichst nahe an der umgangssprache der zielgruppe sein, ist
es klanglich ansprechender oder was könnte sonst der grund sein?
siehe: http://www.youtube.com/watch?v=sbKSgczsUy8
Evelyn Fürlinger wrote:
2. richtig oder falsch ist hier die falsche fragestellung.
viel interessanter fände ich zu wissen, was wir über eine person, die so
etwas sagt, denken? in welchem kontext würden wir so eine formulierung
vermuten? warum?
im alltäglichen sprachgebrauch ist so einen aussage nicht weiter
auffällig, denke ich. im schularbeitsheft eines viertklässlers würde ich
sie allerdings anstreichen oder mindestene eine wellenlinie drunter
machen
und 'stil!' dazu schreiben.